Die Antwort meiner Französisch-Lehrerin aus dem Gymnasium auf die Frage, wie man auf Französisch nach McDonalds-Gutscheinen fragt. Wobei ihr Kampf gegen die Amerikanisierung der Gesellschaft von vorn herein zum Scheitern verurteilt war. Aber es gibt Kämpfe, die, wie ich hoffe, nicht ganz so aussichtslos sind. Beispielsweise der Kampf gegen Rassismus - oder für die Gleichberechtigung der LGBTQ+-Bewegung.
Jaja, der Sommer hat begonnen, aber obwohl wir uns redlich bemühen, den Alltag so gut wie möglich am Laufen zu halten, ist vieles natürlich nicht so wie sonst. Beispielsweise haben wir bald den Christopher Street Day - bei mir zu Hause normalerweise ein Grund zum Feiern. Dieses Jahr wird das meiste allerdings wohl größtenteils online stattfinden - auch wenn ich zuversichtlich bin, dass auch meine Stadt in diesem Jahr wieder in Regenbogenfarben erstrahlen wird. Ich mag Regenbögen - auch wenn ich keinerlei nicht-heterosexuelle Anwandlungen habe. Aber man kann auch als langweiliges Hetero-Weibchen (ein Scherz, natürlich!) Solidarität mit Leuten zeigen, die ungerechterweise immer noch gegen Diskriminierung kämpfen. Und deswegen möchte ich heute mal mit ein paar altbekannten Vorurteilen aufräumen. Dabei möchte ich allerdings im Vorfeld noch anmerken - ich bin keine Expertin in diesen Dingen, und ich kann auch nicht alle Mitglieder der Community berücksichtigen. Dieser Artikel beruht zum größten Teil auf meinen persönlichen Erfahrungen; also bitte seid mir nicht böse, wenn ich vielleicht den einen oder anderen "Schnitzer" begehe - ich werde mich nach Kräften bemühen, euren Kampf um Gleichberechtigung zu unterstützen, auch wenn meine Hilfe vielleicht unzureichend ist.
Dass es aber notwendig ist, und dass da nicht nur die Community, sondern wir alle in gewisser Weise gefragt sind, steht fest. Ich erkenne das jedes Mal, wenn die CSD-Parade in Graz oder die Regenbogenparade in Wien angekündigt ist: Immer dann laufen diejenigen, die ja nicht homophob sind, aber ... Sturm, weil sowas geht ja gar nicht, dass da so Leute herumlaufen, die ihre sexuelle Orientierung zur Schau stellen! Was sollen denn die Kinder da lernen! Immer, wenn ich solchen Mist höre oder lese, wird mir klar, dass gerade diese Leute den Sinn solcher Pride-Paraden nicht verstanden haben. Diese finden nicht statt, um die Leute zu ärgern - sondern weil es sich hierbei um eine verhältnismäßig kleine Community handelt, die dem hetero-normativen CIS-Menschen von nebenan zeigen will, dass sie auch da ist, und nicht nur das: Sie wollen zeigen, dass sie nicht gefährlich sind, dass sie ganz normale Menschen sind wie alle anderen auch - und dass man, anstatt daneben zu stehen und missbilligend den Kopf zu schütteln, genauso auch einfach mitfeiern und lachen kann. Vor allem aber wollen sie mit Vorurteilen aufräumen, die einem immer wieder begegnen - und von denen man häufig gar nicht merkt, dass sie da sind. Deswegen will ich euch heute mal mit der Nase drauf stoßen - und keine Angst: Ich bin selbst auch nicht zu hundert Prozent davor gefeit - ja, auch ich bin leider nicht unfehlbar!
Du findest lesbischen Sex geil, während schwuler Sex in dir ein Gefühl des Ekels hervorruft? Dann bist du hier genau richtig! Und ich kann dir versichern: Es liegt nicht an den anderen, es liegt an dir. Ja, sorry, ich weiß, dass du das nicht gern hörst, aber so ist es nun mal. Im Prinzip ist es ja auch deine Sache, was du geil findest und was nicht - du musst aber halt damit klar kommen, dass die Welt sich nicht nach deinen sexuellen und ästhetischen Vorlieben richtet. In der Regel kommst du ja eh nicht mit sexuellen Handlungen anderer Personen in Berührung, außer du legst es halt gezielt darauf an. Und gleichzeitig könntest du auch in Betracht ziehen, dass Schwule sich dasselbe möglicherweise auch über heterosexuelle Handlungen denken. Was mich betrifft - ich will weder Schwulen, noch Lesben, noch Heteros oder sonst jemandem dabei zusehen, genauso wenig, wie ich will, dass mir jemand zusieht. Ja, es tut mir leid, ich bin nun mal so furchtbar langweilig und spießig, dass ich mich auf das Recht auf meine eigene Privatsphäre berufe.
Du denkst, alles, was nicht heterosexuell ist, ist wider der Natur? Nun - dann wüsste ich gerne, ob du ab und zu mal was bei
Amorelie bestellst. Abgesehen davon möchte ich dich daran erinnern, dass es auch im Tierreich nicht-heterosexuellen Sex gibt - und so sehr du dich auch dagegen sträubst, letztendlich unterscheiden wir uns genetisch doch nicht so sehr von den Tieren, wie wir es gerne hätten. Zudem ist der Mensch noch weitaus stärker von seinen Urinstinkten geprägt, als wir es in der Regel für möglich halten - am besten sieht man das an Neugeborenen, die ausschließlich davon geleitet werden. Selbst Geschlechtsumwandlungen werden im Tierreich beobachtet - beispielsweise bei Clownsfischen. Die Ursachen nicht-heterosexueller Orientierung sind, soweit ich das sehe, zwar noch nicht hinreichend erforscht, aber
hier und
hier könnt ihr euch ein bisschen dazu schlau machen. Da aber das Ausleben der Sexualität zum natürlichen Leben gehört, kannst du dich darauf verlassen, dass es im Gegenteil "unnatürlich" wäre, würden Nicht-Heterosexuelle sich in Hetero-Beziehungen stürzen, um der Gesellschaft zu gefallen. Vielleicht denkst du ja sogar, alles, was nicht heterosexuell ist, ist krank? Nun, dann möchte ich dir mitteilen, dass diese Behauptung bereits im 19. Jahrhundert angezweifelt wurde. Auch Freuds These, dass alle Menschen bisexuell zur Welt kämen und erst die Entwicklung und Sozialisation die spätere sexuelle Identität bestimmt, ist längst widerlegt. Fest steht allerdings, dass jeder Versuch, Homosexualität zu "heilen", sehr viel unnötiges Leid verursacht - eben weil es keine Krankheit ist, die man "heilen" kann, und sind wir uns doch ehrlich, das Problem ist nicht die "Andersartigkeit" Nicht-Heterosexueller, sondern die gesellschaftliche Akzeptanz. Aus diesem Grund ist die "Heilung" Homosexueller in Deutschland übrigens verboten - in Österreich leider noch nicht.
Ebenso verhält es sich auch mit Trans-Personen. Das Dümmste, was ich gelesen habe, als man über eigene Toiletten für das diverse Geschlecht spekuliert hat, war, die könnten doch eh auf die Behindertentoilette gehen. Auf meinen Hinweis, dass das diskriminierend sei, warf mir die Person vor, Behinderte zu diskriminieren - nachdem sie selbst es geschafft hatte, sowohl Menschen mit Behinderung als auch Personen des dritten Geschlechts zu diskriminieren. Zumal Behindertentoiletten eher für körperlich eingeschränkte Personen gedacht sind, um ihnen den Toilettengang zu erleichtern, aber das ist eine andere Geschichte. Und nicht nur, dass es sich bei Transgender um keine Behinderung handelt - es ist auch nicht so, dass Trans-Männer immer auf Frauen und Trans-Frauen immer auf Männer stehen. Die sexuelle und die Geschlechts-Identität sind tatsächlich zwei Paar Schuhe - weshalb sich auch nicht alle Trans-Personen der LGBTQ+-Community zugehörig fühlen. Und im übrigen "beschließen" Trans-Personen nicht eines Tages, trans zu sein - genauso, wie Homosexuelle nicht irgendwann "entscheiden", dass sie homosexuell sein wollen.
Und da Homosexualität keine Krankheit ist, kann man auch nicht homosexuell werden, wenn man mit Homosexuellen Kontakt hat - eine Angst, die, soweit ich das mitbekomme, vor allem unter heterosexuellen Männern weit verbreitet ist. Es kursiert ja die These, dass gerade Männer, die sich ihrer Sexualität nicht sicher sind, am meisten Probleme mit Schwulen haben. Nun, ob das immer zutrifft, kann ich nicht sagen - aber ich muss zugeben, die Idee hat schon was für sich. Die Eltern, die immer von "Frühsexualisierung" schwafeln, glauben ja oft auch, wenn Kinder über Homosexualität aufgeklärt werden, werden sie homosexuell "gemacht" - klar, weil es ja, bevor Kinder in der Schule aufgeklärt wurden, überhaupt keine Homosexuellen gab. Da wüsste ich gerne, warum ich, obwohl ich von Kindheit an Kontakt zu Homosexuellen habe, immer noch nicht lesbisch bin. Diese Angst vor "Ansteckung" herrscht in Wirklichkeit nur bei jenen vor, die sich nie die Mühe gemacht haben, mit Nicht-Heteros in Kontakt zu treten und herauszufinden, dass diese in Wirklichkeit ganz normale Menschen sind, die genau das wollen, was du auch willst und in der Regel auch tust - nämlich selbst über ihr Privatleben entscheiden. Darüber hinaus "wird", wie gesagt, auch keiner homosexuell, der dazu nicht veranlagt ist. Dass Homosexualität auf eine mangelnde Vaterfigur, Kindheitstraumata oder "falsche" Erziehung zurückzuführen ist, ist ein Trugschluss - nicht jeder Junge, der mit Puppen spielt, wird später schwul. Wie ihr wisst, wäre ich als Kind selbst gern ein Junge gewesen, aber heute bin ich weder Trans-Mann noch lesbisch.
Und nein, LGBTQA+ ist keine "Modeerscheinung" - wie zuvor schon erläutert, gab und gibt es andere sexuelle Orientierungen in jedem Land, in jeder Kultur, Gesellschaftsschicht, Epoche und Generation. Der Unterschied ist, dass Nicht-Heterosexuelle heutzutage nicht mehr verfolgt werden dürfen, auch wenn sie manchmal noch mit Diskriminierung zu kämpfen haben. Aber sie sind sich ihrer Rechte weitaus bewusster als noch vor einem halben Jahrhundert, weshalb sie ihre sexuelle Identität heute auch viel offener ausleben und sich nicht mehr dafür schämen - auch wenn es leider immer noch Menschen gibt, die sie nur im Verborgenen ausleben können. Ich habe mal von jemandem gehört, in Afrika gäbe es keine Schwulen - das ist ein Irrtum, in den meisten afrikanischen Ländern werden Homosexuelle allerdings immer noch verfolgt, weshalb sie sich nicht öffentlich dazu bekennen können.
Natürlich reden Schwule auch immer so gekünstelt-nasal mit höherer Tonlage und gestikulieren mit abgeknicktem Handgelenk - und natürlich sind sie immer der schwule beste Freund einer Frau und ganz allgemein eher Memmen. Lesben hingegen haben immer kurze Haare, sind Mannweiber und hassen Männer ganz allgemein - sie wollen die Alleinherrschaft der Frau ohne Rücksicht auf Verluste. Echt?
Nun - die einzige Männer hassende "Kampflesbe", die mir spontan einfällt, ist
Valerie Solanas, jene Schriftstellerin, die durch ihr radikal-feministisches Manifest
S. C. U. M. bekannt wurde, sowie dadurch, dass sie im Jahr 1968 mit einer Pistole auf den Pop-Art-Künstler Andy Warhol sowie den Kunstkritiker Mario Amaya schoss. Natürlich habe ich ab und an mal eine lesbische Frau kennengelernt, die maskuliner war als der Durchschnitt, aber ebenso habe ich schon viele getroffen, denen man die sexuelle Orientierung nicht ansieht. Und ihr werdet es nicht für möglich halten - nicht alle Lesben haben kurze Haare, und nicht alle Frauen mit kurzen Haaren sind Lesben! Erstaunlich, gell?
Selbstverständlich habe auch ich schon Bekanntschaft gemacht mit Schwulen, die sich der oben genannten affektierten Verhaltensweisen bedienten, aber ebenso oft habe ich auch solche kennengelernt, die vom Aussehen und Verhalten her keineswegs als "schwul" klassifiziert werden könnten. Ich denke da immer an den afghanischen Flüchtling, der abgeschoben werden sollte, weil er nach Aussage der zuständigen Behörden nicht "schwul genug" aussah, und an die Graphik, die daraufhin im Netz auftauchte und die auf ironische Art und Weise "schwule" Körperhaltungen darstellte, um zu zeigen, wie bescheuert diese Aussage ist. Im übrigen können die meisten schwulen Männer, die ich kenne, durchaus "ihren Mann stehen", wie man so schön sagt. Klar sind Freundschaften homosexueller Männer zu Frauen auch nichts Ungewöhnliches - es ist doch ganz angenehm, einerseits dem blöden Konkurrenzdruck, der zwischen Frauen vorherrscht, zu entgehen, andererseits aber auch Freundschaften ohne sexuelle Erwartungshaltung pflegen zu können. Aber der "schwule beste Freund" ist weder eine Trophäe, mit der man zeigen kann, wie wahnsinnig tolerant man doch ist, noch ein "Seelenklo", dem man endlos sein Leid klagen kann, weil die ja alle so wahnsinnig verständnisvoll sind.
Und natürlich ist in gleichgeschlechtlichen Beziehungen immer einer die "Frau" und einer der "Mann", oder? Komisch - solche Paare kenne ich fast nicht, obwohl ich schon häufiger Bekanntschaft mit homosexuellen Paaren gemacht habe. Vielleicht liegt das daran, dass eine Beziehung nicht zwangsläufig auf Geschlechterrollen aufgebaut sein muss?
Außerdem sind Männer, die sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, immer total sexbesessen, reden pausenlos nur über Sex und haben ständig wechselnde Partner, während homosexuelle Frauen total frigide sind. Wirklich? Nun, immer, wenn ich so was höre, muss ich an die Männer denken, die tatsächlich geglaubt haben, mich dadurch beeindrucken zu können, dass sie lang und breit von ihren vielen Sexpartnerinnen erzählt haben. Und angesichts dessen, wie toll manche heterosexuellen Männer doch anscheinend lesbischen Sex finden, frage ich mich, warum man davon ausgeht, dass sie eigentlich gar keinen Sex wollen - liegt das vielleicht daran, dass sie an DIR kein Interesse hat, Erich? Darüber hinaus habe ich doch tatsächlich schon homosexuelle Paare kennengelernt, die über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg tatsächlich eine glückliche und erfüllte Beziehung führen und ja, man kann auch in einer nicht-heterosexuellen Beziehung glücklich sein, stell dir vor! Abgesehen davon - geht es dich eigentlich was an, wie andere ihr Sexleben gestalten? Na eben!
Last but not least will ich noch die ganz bösen Klischees in meine Liste mit aufnehmen. Beispielsweise kam früher oft auf meine Frage, was Schwule denn anderen Menschen tun, wenn sie ihre Sexualität ausleben, das Argument, dass viele heiraten, Kinder kriegen, "schwul werden" und dann ihre Familie für einen anderen Mann verlassen. Nun - wir sind uns doch inzwischen einig, dass man nicht "schwul werden" kann. Diese Männer waren sich ihrer Homosexualität vielleicht gar nicht bewusst, bis sie den Richtigen gefunden haben. Ich gehe stark davon aus, da diese Argumente oft von Leuten kommen, die in einer Zeit aufgewachsen sind, in der Homosexualität noch illegal war. Darüber hinaus - ist das wirklich so viel schlimmer, als wenn ein Mann seine Familie wegen einer anderen Frau verlässt? Und natürlich darf auch die Sache mit dem AIDS nicht fehlen - es ist noch nicht lange her, dass auf den Hinweis, jemand sei an AIDS gestorben, noch der Zusatz "er war schwul" kam, so als hätte das irgendwas damit zu tun. Die Behauptung, AIDS sei eine reine "Homosexuellen-Krankheit" und nahezu jeder Homosexuelle habe AIDS, dürfen wir getrost auf der Müllhalde der Achtzigerjahre zurücklassen, tief vergraben unter den Hitler-Tagebüchern und dem Glauben, man könne "Atom" mit Wasser abwaschen. Es reicht doch schon, dass das Klischee immer noch so tief sitzt, dass Homosexuelle in Deutschland und Österreich kein Blut spenden dürfen.
Im übrigen sind Homosexuelle, die um Gleichberechtigung kämpfen, nicht mit Pädophilen oder Zoophilen gleichzusetzen, die ihre sexuellen Vorlieben ungestraft ausleben wollen, und ich finde es ehrlich gesagt beschämend, dass man das heutzutage noch erklären muss. Bei Pädophilie und Zoophilie geht es aber ausschließlich um sexuelle Neigungen, die nicht einvernehmlich ausgelebt werden können, egal ob das jemand behauptet oder nicht. Bei Homosexualität geht es aber um einvernehmlichen Sex zwischen mündigen Personen - warum sollte das ein Problem sein, nur weil es nicht unserer Lebenswelt entspricht? Und nein, Homosexualität ist NICHT dasselbe wie Pädophilie - ich finde es beschämend, dass manche das immer noch gleichsetzen und als Argument benutzen, weshalb Homosexuelle keine Kinder großziehen oder betreuen dürfen sollen.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ich in den letzten Absätzen hauptsächlich von meinen persönlichen Erfahrungen ausgegangen bin und mir auch nicht anmaße, das Monopol auf die einzig richtige Wahrheit zu haben. Alles, was ich erreichen will, ist, dass man ein bisschen mehr aufeinander zugeht und sich ein bisschen weniger einbildet, die eigene sexuelle Orientierung sei die einzig richtige beziehungsweise es ginge uns irgendetwas an, wie andere lieben möchten. Versucht, auch in Bezug auf die sexuelle Orientierung anderer ein wenig mehr Offenheit zu zeigen, sie nicht auszugrenzen und nicht so zu tun, als hätten sie eine ansteckende Krankheit - ich sage immer, egal auf welche Weise, was diese Welt vor allem braucht, ist mehr Liebe!
vousvoyez