Ja, richtig, ich möchte meine Serie von Klischees und Filmfehlern endlich wieder fortsetzen! Ich habe mich inzwischen lange genug darüber ausgelassen, was mir so unter den Nägeln brennt. Allmählich sollte der Spaß wieder mehr im Vordergrund stehen. Deswegen hier weitere Beobachtungen, die ich im Laufe der Zeit so gesammelt habe.
Weitere wichtige Punkte, die bei Filmen nicht zu kurz kommen dürfen
1. Ich habe ja schon einmal dargelegt, dass Leute, die vor dem Bösen fliehen, meist noch vorher die Katze retten müssen. Manche wiederum suchen noch schnell was, bevor sie loslaufen - sonst haben sie ja einen viel zu großen Vorsprung! Offenbar haben diese Personen niemals die obligatorische Brandschutzübung hinter sich gebracht, wo einem genau davon abgeraten wird.
2. Wenn es draußen dunkel und windig ist, müssen sofort alle Fenster aufgerissen werden. Wenn es regnet, muss es gleichzeitig immer blitzen und donnern. Außerdem ist der Regen immer stark und schwer - und wenn eine Person aus dem Regen ins Haus kommt, ist sie in Sekundenschnelle wieder trocken. Überhaupt ist Regen ein wichtiges dramaturgisches Element - bei Beerdigungen muss es auch immer regnen, und nachts sind die Straßen prinzipiell immer nass, besonders, wenn eine Verfolgungsjagd mit dem Auto ansteht. Wäre sonst ja auch langweilig. Besonders in Horrorfilmen und ihren Untergenres ist nachts immer Vollmond, und bei Familienfilmen ist zu Weihnachten immer dichtes Schneegestöber - obwohl ich persönlich auch als kleines Kind nur höchst selten weiße Weihnachten erlebt habe.
3. Apropos Verfolgungsjagden mit dem Auto: Autoreifen müssen immer quietschen, auch auf Schotter oder Sand. Ein Auto, das ein Hindernis rammt, muss sich überschlagen, außerdem überstehen Autos unbeschadet erstaunlich weite Sprünge. Erwischt man einen Hydranten, entsteht immer eine Wasserfontäne. Außerdem haben die Fahrer wohl nie gelernt, dass man sich anschnallen muss, trotzdem bleiben sie immer fest im Fahrersitz und überstehen auch Unfälle ohne gröbere Verletzungen. Wenn ein Auto brennend liegenbleibt, explodiert es immer - häufig sogar, nachdem es ins Wasser gefallen ist. Auch von Rückspiegeln scheinen diese Leute nie etwas gehört zu haben - oder warum müssen sie sich immer umdrehen, um zu sehen, ob der Verfolger noch hinter ihnen ist? Dieser kann übrigens die letzte Rostschüssel haben - er bleibt dem Verfolgten stets dicht auf den Fersen, selbst wenn dieser einen neuwertigen Sportwagen fährt.
4. Die Bösen im Film sind immer genau erkennbar: Seit Rauchen als Coolness-Faktor allmählich aus der Mode gekommen ist, rauchen fast ausschließlich die Bösewichte. Von den Guten unterscheiden sie sich außerdem meist dadurch, dass die schwarze Kleidung bevorzugen, in amerikanischen Filmen oft auch schwarze Hüte. Charakterlich sind sie immer das genaue Gegenteil des Helden. Außerdem neigen sie dazu, alle Brandschutzvorschriften zu ignorieren. Gerne tragen sie auch dunkle Sonnenbrillen, wobei sie dazu neigen, die Brillen ihrer Opfer absichtlich zu zertreten. Wenn ein Böser sein Opfer am Ende gestellt hat, muss er ewig lang reden, damit der Gute ihn am Ende doch noch zur Strecke bringen kann. Da der Böse am Ende sowieso stirbt, wird er auch nie für seine Taten zur Verantwortung gezogen.
5. Der beliebte österreichische Schauspieler Otto Schenk hat in seinem Bühnenmonolog Die Sternstunde des Josef Bieder die Bemerkung fallen lassen, dass, wenn ein Akteur im ersten Akt hustet, man ihn spätestens im dritten Akt los ist. Ähnlich verhält es sich auch in Filmen - Husten ist immer der Vorbote einer tödlichen Krankheit.
6. Untypisch für eine Frau, bin ich übrigens eine große Western-Liebhaberin. Am liebsten mag ich die 70er-Jahre-Italo-Western von Sergio Leone - nicht zuletzt wegen der tollen Soundtracks von Ennio Morricone. Auffällig in vielen Western ist, dass es nur in den Hüten Einschusslöcher gibt. Trommelrevolver scheinen nie nachgeladen werden zu müssen, nur für den entscheidenden Schuss ist keine Patrone da. Der Westernheld trifft prinzipiell immer, selbst von einem galoppierenden Pferd.
7. Nicht nur in Western, sondern vor allem in Krimis und Actionfilmen muss immer kräftig geknallt werden. Dabei gilt: Für die Guten sind Treppengeländer immer ein passendes Versteck, da die Kugeln einfach daran abprallen. Die Bösen allerdings werden immer getroffen. Diese schießen ständig, treffen aber nie, während die Guten mit nur wenigen Schüssen mehrere Böse erwischen - und das, obwohl sie meist weitaus weniger gut ausgestattet sind als die Bösen. Auffallend ist, dass Schusswaffen nach Gebrauch oft einfach weggeworfen werden. Komisch, wenn man bedenkt, was so ein Ding kostet. Wenn ein Guter tödlich getroffen wird, muss er erst ein paar Schritte taumeln, möglicherweise noch einmal schießen und ein paar bedeutungsschwangere letzte Worte sagen, bevor er umfällt. Der Held wird natürlich nie getroffen - und wenn er einmal einen Schuss ins Herz erleidet, rettet ihn meist ein Anhänger mit dem Bildnis seiner Geliebten, den die Kugel trifft.
8. Zeitbomben müssen bei ihrer Aktivierung immer ein tickendes Geräusch von sich geben. Außerdem haben sie stets eine Digitalanzeige, die zeigt, wie viele Sekunden noch bleiben, nicht zu vergessen die Drähte in verschiedenen Farben und die blinkenden Lichter. Natürlich darf so eine Bombe erst eine Sekunde vor ihrer Explosion entschärft werden. Selbstverständlich holt der Held keine Spezialeinheit, sondern entschärft die Bombe selbst - zwar weiß er selten, welchem Draht er zuerst durchtrennen muss, entscheidet sich aber intuitiv für den richtigen. Countdowns - natürlich auch die von Zeitbomben - dauern immer länger, als die Anzeige behauptet, und natürlich genauso lange, wie der Held braucht, um die Bombe zu entschärfen. Sollte trotz allem eine Bombe mal explodieren, schafft er es natürlich immer, sich mit einem gewagten Sprung zu retten. Und die männlichsten aller männlichen Männer, von denen ich schon berichtet habe, sind viel zu cool, um sich umzudrehen, nachdem sie ein Haus zur Explosion gebracht haben; sie halten höchstens die Fernbedienung lässig in die Luft.
9. Frauen tragen immer High Heels, in denen sie selbstverständlich problemlos laufen können, ohne jemals mit den dünnen Absätzen zu stolpern oder hängen zu bleiben, beispielsweise in einem Kanalgitter. In Hollywood stöhnen auch nur sie beim Sex, und ihr Lippenstift verwischt nie - nur beim Küssen hinterlässt er verräterische Spuren. Im übrigen sind in Filmen, die in den Bergen spielen, kletternde Frauen immer in Lebensgefahr - normalerweise müssen sie in der Berghütte sitzen und mit bangem Blick Wetterverschlechterungen beobachten.
10. Da ich neulich über Empathie geschrieben habe: Viele Horrorfilm-Fans bleiben ungerührt, wenn in einem Film Menschen sterben, bangen aber darum, dass der Hund überlebt. In Katastrophenfilmen überleben Hunde und Kinder immer - Kinder bringen sich stets selbst in brenzlige Situationen und werden dann vom Helden gerettet.
11. In Slasher-Filmen, einer Unterkategorie des Horrorfilms, dadurch gekennzeichnet, dass die Protagonisten Teenager sind, gibt es immer einen sympathischen Sonny-Boy, einen möchtegern-coolen Checker, eine Streberin, eine Schlampe, einen Kiffer und einen Schwarzen. Die Streberin steht auf den Checker, ohne zu bemerken, dass der Sonny-Boy auf sie steht. Der Checker ist mit der Schlampe zusammen, erwischt sie aber mit dem Schwarzen. Als der Killer oder das Monster da ist, stirbt zuerst der Schwarze. Dann stirbt die Schlampe, nachdem sie sich mit dem Checker versöhnt hat und die beiden gerade beim Bumsen sind; natürlich ist sie dabei leicht oder auch gar nicht bekleidet. Dazwischen entdeckt die Streberin ganz plötzlich ihre ausgeflippte Seite und raucht zusammen mit dem Kiffer einen Joint. Dann stirbt der Kiffer, während er gerade etwas selten Dämliches macht. Der Checker entdeckt plötzlich seine altruistische Seite und stirbt, rettet aber dabei das Leben des Sonny-Boys und der Streberin. Sonny-Boy und Streberin überleben und sind am Ende ein glückliches Paar.
12. Wenn Eltern mit den Zukunftsplänen des Nachwuchses nicht einverstanden sind, muss dieser dem Erziehungsberechtigten immer den bedeutungsschwangeren Satz "Du hattest nie Träume, oder?" vor den Latz knallen. Zu Beginn eines Films, in dem Zombies, Monster oder gefährliche Tiere vorkommen, muss das erste Opfer immer sagen: "Das Viech hat mich gebissen!" Häufig beginnt eine Actionszene mit den panischen Worten "Ich weiß nicht, was es ist, aber es kommt direkt auf uns zu!" Wenn der extrem coole Held eine blutende Fleischwunde hat, sagt er selbstverständlich "Ach, das ist nur ein Kratzer!"
So. liebe Leute, ich hoffe, ihr lest dieses bescheuerte Zeug mit genauso viel Spaß, wie es mir gemacht hat, es zu schreiben! Sicherlich werdet ihr das eine oder andere auch schon beobachtet haben. Ich verfüge immer noch über einige Themen, die ich mal bearbeiten möchte - lustige und auch ernste. Vielleicht kommt auch wieder spontan was Neues, wie meist, wenn ich wieder mal das Bedürfnis habe, in die Tasten zu hauen. Bon voyage!
vousvoyez