Mittwoch, 23. November 2022

"Pretty in Plüsch" ist schlimmer, als die Muppets auf Wish zu bestellen

© vousvoyez
Tatsächlich frage ich mich, was die Produzenten geraucht haben müssen, um so eine Show zu erfinden. Ich habe zwar nicht viel davon gesehen, aber mir ist tatsächlich aufgefallen, dass diese Puppen und Stoffviecher alle so aussehen wie fehlkonstruierte Muppetfiguren. Und die Muppets gehörten ebenso zu meiner Kindheit wie regelmäßige Zoobesuche.

Als ich ein Kind war, wandelten sich die winzigen Käfige, die ursprünglich für Zootiere üblich waren, langsam in großzügigere Gehege - und die Tiere wurden weniger als Objekte und mehr als Lebewesen angesehen. Ich erinnere mich an ältere Fotos, die einer meiner Brüder geschossen hat und die die schmiedeeisernen Käfige im Tiergarten Schönbrunn zeigen, in die noch in den 1970er Jahren Großkatzen eingesperrt wurden - wofür es übrigens schon damals heftige Kritik gab. Ein paar der alten denkmalgeschützten Gebäude, etwa der Bärenzwinger, existieren übrigens heute noch - werden aber nicht mehr so genutzt wie ursprünglich gedacht, beispielsweise wird der alte Kaiserpavillon, in dem früher die Papageien untergebracht worden waren, heute als Café und Restaurant genutzt, während der Bärenzwinger schon seit Ewigkeiten leer steht. Und so habe ich bei meinen Besuchen in Schönbrunn eine moderne Tiergarten-Anlage mit weitläufigen Gehegen vorgefunden, die das barocke Ambiente mit moderner Wildtierhaltung kombiniert. Wie viele Kinder, so bin auch ich gerne in den Zoo gegangen, weil ich Tiere mochte. Heute allerdings stelle ich mir die Frage: Sind Zoos eigentlich noch zeitgemäß?

Frühformen zoologischer Gärten gab es laut archäologischen Funden bereits im alten Ägypten und im antiken China; im Alten Orient wurden schon damals exotische Tiere unter den jeweiligen Herrschern ausgetauscht oder als "Zahlungsmittel" eingesetzt. Aus dem 15./16. Jahrhundert ist der den späteren Menagerien ähnliche Zoo des Aztekenherrschers Moctezuma II. bekannt. In Europa wurden sehr häufig Wild und Geflügel aus den nahen Alpenregionen in Klöstern gehalten, im weltlichen Bereich dienten Tiergehege größtenteils der Jagd. Schon damals gab es allerdings auch Menagerien, die der Zurschaustellung von Tieren dienten; die meisten befanden sich in Besitz von adeligen Höfen - berühmt war etwa die königliche Menagerie im Tower of London, welche unter Heinrich III. eingerichtet wurde. Durch Ludwig XIV., der im Schlosspark von Versailles Gehege für exotische Tiere errichten ließ,, kam es zu einer Blütezeit der höfischen Menagerien, die in der frühen Neuzeit zu einer Art Statussymbol wurden, mittels dessen absolutistische Herrscher ihren Reichtum und ihre Exklusivität zur Schau stellten. Diese Tiergärten waren allerdings adeligem Publikum vorbehalten.

Allmählich entwickelte sich auch das Interesse an der wissenschaftlichen Erforschung und Beobachtung lebendiger Tiere - die nicht artgerechte Haltung in den höfischen Menagerien war dabei jedoch nicht von Vorteil, da sich die Tiere dort selbstverständlich nicht ihrer Natur gemäß verhielten. Die sukzessive Auflösung fürstlicher Privatmenagerien um 1800 förderte die Entstehung wandernder Tiersammlungen, die sich immer mehr an der Schaulust des Publikums orientierten. Der älteste Zoo, der von Beginn an wissenschaftlichen Interessen diente, war die Ménagerie du Jardin des Plantes, eine Art Nachfolge-Zoo der Versailler Menagerie der von Anfang an für jeden offen stand und Forschungsmöglichkeiten für namhafte Wissenschaftler bot. Die erste Anlage, welche die Bezeichnung "Zoologischer Garten" führte (womit auf die wissenschaftliche Ausrichtung hingewiesen werden sollte), war der Londoner Zoo.

Der erste Zoo, welcher annähernd modernen Standards entsprach, war Hagenbecks Tierpark in Hamburg. Der Name Carl Hagenbeck ist uns aus einem anderen Artikel bereits bekannt - er stellte nicht nur exotische Tiere, sondern auch Menschen in seinen Zoos aus. Heute bemühen sich Zoos vermehrt, ihre Architektur den Bedürfnissen der Tiere anzupassen - was nicht immer ganz einfach ist, da bei historischen Zoos aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert häufig Tier- und Denkmalschutz kollidieren, so etwa im Zoologischen Garten Berlin oder im bereits erwähnten Tiergaren Schönbrunn, wo die Tiere oft als eine Art Accessoire für interessante architektonische Einfälle benutzt werden. Ansonsten hat sich seit den 1990er Jahren eher die in den USA entwickelte Erlebnisarchitektur durchgesetzt, bei der die Tiergehege deren in ihrer Heimat vorgesehenen Lebensraum nachbilden. Manche Anlagen bauen auch auf das Konzept des Geozoos, in dem sich geographisch zueinander passende Tiere die Gehege teilen. Außerdem gibt es natürlich auch die Zoos, die sich auf bestimmte Lebensräume spezialisiert haben, wie Reptilienzoos, Aquarien, Safariparks oder Schmetterlingszoos. Zu Letzteren gehört auch das Schmetterlingshaus im Wiener Burggarten, das in einem Flügel des berühmten Palmenhauses untergebracht ist. Ich war als Kind einmal drin und musste feststellen, dass Schmetterlinge sich überhaupt nicht gern fotografieren lassen - außer sie sind aufgespießt, aber das wollen wir ja nicht. Auch heute stelle ich übrigens immer wieder fest, dass vor allem Tagfalter nicht gnädig darauf warten, bis du deine Foto-App geöffnet hast. In vielen größeren Zoos befinden sich auch Streichelzooanlagen, die Haustiere beherbergen, die auch angefasst und gefüttert werden dürfen. Zu erwähnen sind außerdem Themenzoos, die sich bestimmten Tierarten widmen, oder Privatzoos, die allerdings ein Kapitel für sich sind.

Womit ich auf die eigentliche Frage zurückkomme: nämlich, ob Zoos in der heutigen Zeit noch sinnvoll sind. Nun kennen wir die Argumente von Zoobefürwortern, die immer wieder hervorgekramt werden, sobald man versucht, ernsthaft über dieses Thema zu diskutieren: Der Zoo diene den Besuchern zur Erholung und Bildung, außerdem der wissenschaftlichen Forschung sowie dem Artenschutz bzw. Arterhalt. Abgesehen davon bietet der Zoo Wildtieren ein längeres und entspannteres Leben, als sie es in freier Wildbahn hätten. Die Frage ist allerdings, inwieweit das zutrifft und wie viele dieser Argumente noch übrig bleiben, wenn man sie genauer betrachtet und auf ihre Validität überprüft.

Kommen wir als erstes zum Thema Artenschutz und wie viel der Zoo wirklich dazu beiträgt. Gerade in Zeiten wie diesen, wo pro Tag etwa 20.000 bis 100.000 Spezies ausgerottet werden und wir auf eine Klimakatastrophe zusteuern, deren Ausmaß wir noch nicht absehen können, ist das natürlich ein Argument, das zählt. Und es gibt tatsächlich auch Tierarten, die ohne Zoos nicht mehr existieren würden - so gab es erfolgreiche Auswilderungsprojekte etwa des Goldenen Löwenäffchens, des Europäischen Wisent, des Przewalski-Pferdes oder des Kalifornischen Kondors. Natürlich wären diese Projekte ohne den schädlichen Eingriff des Menschen in die Lebensräume dieser Tiere nicht notwendig gewesen, aber das ist nochmal eine andere Geschichte. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Tierarten, die nicht mehr ausgewildert werden können und daher nur noch im Zoo existieren - so etwa der Davidhirsch, der Warzenhonigfresser oder die Pinta-Riesenschildkröte. Hier stellt sich natürlich die Frage, was für einen Sinn es hat, diese Tiere sozusagen als lebende Fossilien im Zoo zu konservieren.

Natürlich beteiligen sich Zoos finanziell auch an Artenschutzprogrammen - aber nur ein Bruchteil ihrer Einnahmen wird wirklich darauf verwendet. Dafür kostet die Zoohaltung etwa gleich viel wie die Errichtung von Schutzgebieten, mittels derer Artenschutz auch vor Ort stattfinden könnte. Darüber hinaus werden nach wie vor wilde Tiere für Zoos gefangen und exportiert - und auch wenn sie häufig geschmuggelte Tiere bei sich aufnehmen, initiierten sie andererseits Tierschmuggel auch selbst. Insgesamt gelang den Zoos die Bewahrung von etwa 50 Tierarten vor dem Aussterben, was ja doch nicht allzu viel ist. Dafür wird in Zoos eine weitaus größere Anzahl an Tierarten gehalten, die gar nicht akut vom Aussterben bedroht sind - insgesamt sind das etwa 80 % aller im Zoo lebenden Tierarten.

Der zoologische Artenschutz konzentriert sich außerdem hauptsächlich auf Tiere, die auch Besucher anlocken - und das sind in den meisten Fällen Säugetiere und Vögel. Nun gibt es die meisten bedrohten Arten wahrscheinlich bei den Amphibien, aber Frösche und Salamander sind natürlich lange nicht so beliebt wie Pandabären oder Kondore, und auch mit Würmern, Insekten und Muscheln lockt man keine Leute in den Zoo. Leider schaffen wir es immer noch nicht, der nächsten Generation klarzumachen, dass Tiere auch dann wichtig für das Ökosystem sind, wenn sie nicht putzig, schön oder lustig sind. Wie es aussieht, wird das Erbmaterial von so manchem Exemplar in Zukunft nur noch in sogenannten Tiefkühlzoos existieren - vorausgesetzt natürlich, wir bringen überhaupt noch genügend Energieressourcen auf, um diese Lager langfristig versorgen zu können, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Da ist die nächste Geschichte noch der Bildungsauftrag, vor allem betreffend der Kinder, die schließlich nicht alle einen Urwald oder eine Savanne vor der Haustür haben. Wird dieser tatsächlich erfüllt? Nun, die Studien mit den positivsten Ergebnissen, die diese Argumentation untersucht haben, wurden - Überraschung!, Überraschung! - von Zoos herausgegeben. Fest steht, dass die Ergebnisse von Zoobesuchen bei Kindern in Begleitung einer Lehrperson augenscheinlich besser ist als ohne. Klar gibt es Zoos, die so viel Authentizität wie möglich schaffen wollen, etwa indem sie ganze Körperteile statt nur zerteiltes Fleisch an Raubtiere verfüttern, um zu zeigen, dass das auch zur Natur dazugehört und dass für Fleisch immer ein Tier sterben muss. Manche verabreichen auch keine Verhütungshormone, damit die Zoo-Insassen ihrem natürlichen Paarungstrieb nachgehen können - überzählige Tiere, die nicht an andere Zoos vermittelt werden können, werden dann getötet und manchmal auch an die Raubtiere verfüttert. Dies geschieht übrigens auch mit bedrohten Arten - man will auf diese Weise Inzucht vermeiden und eine gesunde Population erhalten. Eine Geschichte, die ich selbst noch vage auf dem Schirm habe, ist die Tötung des Giraffenbullen Marius im Kopenhagener Zoo mit anschließender Zerteilung vor Publikum, um das Fleisch an die Löwen zu verfüttern - sie verursachte 2014 einen Skandal, der in wüsten Beschimpfungen, Forderungen der Schließung des Zoos oder Entlassung des Zoodirektors und sogar Morddrohungen gipfelte. Selbstverständlich hauptsächlich online - was auch sonst? Und auch im US-Fernsehen, wo sich Leute echauffierten, die garantiert nicht alle Veganer waren. Aber okay, Doppelmoral ist auch nichts Neues. Natürlich ging es da auch um die armen Kinder, die so etwas mit ansehen mussten, anstatt in dem Glauben gelassen zu werden, Fleisch wachse in Supermarktregalen. Manche Zoos bieten auch Versteckmöglichkeiten für die Tiere, so dass man sie vielleicht auch mal nicht sehen kann, und die allermeisten in unseren Breiten erlauben kaum direkten Kontakt mit den Tieren, so dass Kinder lernen, dass Wildtiere keine Streicheltiere sind, auch wenn sie noch so süß aussehen - was angesichts der Tatsache, dass wir seit Jahrtausenden Geschichten erzählt bekommen von Tieren, die sich wie Menschen verhalten, entschieden ein Fortschritt ist. Was nicht bedeutet, dass man diese Geschichten nicht mehr erzählen darf - solange die Kinder lernen, Realität von Fiktion zu unterscheiden, werden sie auch verstehen, dass das nur Geschichten sind. Statt dessen sollte man ihnen vermitteln, dass nicht nur Rehlein und Häslein Respekt verdienen, sondern auch Raubtiere Teil eines funktionierenden Ökosystems sind. Aber braucht es für all das unbedingt einen Zoo? Schließlich gibt es heutzutage genügend andere Möglichkeiten, zu erfahren, wie ein Löwe aussieht - Fernsehen, Kino, Internet, Bücher, Spiele, Dokumentationen. Darüber hinaus kann man mit Kindern auch durchaus mal öfter in die Natur gehen und mit ihnen zusammen die heimische Tierwelt entdecken. Ich habe das als Kind erlebt, und obwohl ich den Zoo mochte, fand ich es mit der Zeit noch viel cooler und aufregender, mit dem Fernglas an einem Berghang eine Gemse zu erspähen (ich weiß, man schreibt jetzt Gämse, aber das sieht so hässlich aus), bei einem Waldspaziergang auf einen Feuersalamander zu stoßen oder beim Schnorcheln die Unterwasserwelt zu entdecken, als auch die exotischsten Tiere wie auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Auch das ist eine gute Lektion fürs Leben - manches ist einfach besser, wenn man etwas dafür getan hat. Und ich habe in den Naturdokumentationen der Reihe Universum weitaus mehr über Tiere und ihre Lebensräume gelernt als im Zoo, der die natürliche Umgebung bestenfalls nachahmen kann, aber nie so sein kann wie sie. Tatsächlich ist nach einem Zoobesuch keine unmittelbare Verhaltensänderung der Besucher gegenüber Natur und Tieren feststellbar.

Bleibt also nur das Totschlagargument der Zoos selbst - nämlich, dass sie den armen Tieren ein längeres und besseres Leben bescheren können als in der gefährlichen Natur. Und ich weiß auch, dass die Pfleger in den Zoos den Tieren nichts Böses wollen - ganz im Gegenteil -, und sie lieben die Tiere auch. Sie sind überzeugt von dem, was sie tun, und das ist auch ihr gutes Recht - genauso wie ich anderer Meinung bin und damit nicht allein dastehe. Tatsächlich haben etliche Wildtiere wie Löwe, Spitzhörnchen und Weißwedelhirsch in Gefangenschaft eine höhere Lebenserwartung - andere hingegen leben in Zoohaltung deutlich kürzer, beispielsweise werden Zoo-Elefanten nur halb so alt wie die in Freiheit. Ganz abgesehen davon kann man sich natürlich fragen, ob ein längeres Leben auch zwangsläufig besser oder glücklicher ist. Tatsächlich zeigen sich nämlich bei vielen Zootieren Verhaltensauffälligkeiten - so beispielsweise bei Schimpansen, die in Gefangenschaft häufig zu Verhaltensabnormitäten wie Koprophagie oder Selbstverletzung neigen. Das Problem ist, dass die artgerechte Haltung mancher Tiere auch mit noch so viel Mühe einfach nicht möglich ist - gerade etwa bei Eisbären oder Elefanten, die einen enormen Bewegungsradius haben. Hinzu kommt, dass Elefanten in freier Wildbahn ständig mit irgendwas beschäftigt sind, während sie im Zoo viel Zeit mit Herumstehen verbringen. Das Problem ist, dass uns Menschen das unterschwellige Leid der Tiere oft gar nicht bewusst ist - beispielsweise, weil viele über keine Mimik verfügen und deswegen immer glücklich aussehen, während sie das in Wirklichkeit gar nicht sind. Ein Faultier ist beispielsweise nicht immer tiefenentspannt, nur weil es diesen Gesichtsausdruck hat, und Delphine sehen zwar immer so aus, als würden sie lachen, aber das heißt nicht, dass sie es auch tun. Und auch ein funktionierendes Paarungsverhalten sagt nicht zwangsläufig etwas über das Wohlbefinden der Tiere aus. Schon allein die Notwendigkeit eines "Enrichments", wie es schon seit längerer Zeit in Zoos praktiziert wird, also das Beschäftigen der Tiere mit immer neuen Spielen, zeigt, dass manche einfach nicht für Zoohaltung geeignet sind.

Klar - viele werden jetzt einwenden, dass "normale" Leute gerne mal exotische Tiere live erleben möchten statt nur auf dem Bildschirm - oder auch mit neueren technischen Möglichkeiten wie Holographie oder Virtual Reality. Und diesen Wunsch kann ich sogar verstehen - andererseits gibt es auf der Welt (noch) so viele Tierarten, dass alle Zoos der Welt nicht ausreichen, damit man alle davon "in echt" zu Gesicht bekommen kann. Abgesehen davon finde ich nicht, dass es das gottgegebene Recht eines jeden siebenjährigen Kevin aus Obergail ist, mal einen echten Eisbären zu Gesicht zu bekommen - sie werden trotzdem immer wissen, wie ein Eisbär aussieht, und wenn es irgendwann keine Eisbären mehr gibt, nützt es uns auch nichts, wenn ein paar Exemplare noch in Zoos dahinvegetieren. Und ich denke auch nicht, dass man Tiere unbedingt live gesehen haben muss, um zu verstehen, dass sie schützenswert sind - immerhin haben es die Dinosaurier geschafft, das Herz vieler menschlicher Fans zu erobern, obwohl man heute nur noch erahnen kann, wie sie aussahen. Und diejenigen, die sich um die Zootiere kümmern, wollen im Grunde nur das Beste für sie. Die Sache ist halt die, dass Zoos zu einem großen Teil immer noch kommerzielle Interessen verfolgen - das heißt, dass es immer wieder einen Publikumsmagneten geben muss, und dazu eignen sich halt vor allem Jungtiere. Viele von euch werden sich bestimmt noch an den Hype um das Eisbärenbaby Knut aus dem Berliner Zoo erinnern, und auch der kleine Pandabär Fu Long lockte viele Besucher in den Tiergarten Schönbrunn.

Alles in allem sind Zoos meiner Meinung nach ein Relikt aus einer kolonialen Vergangenheit, in der das exotische Großwild als Trophäe noch zum guten Ton gehörte. Andererseits weiß ich jedoch, dass Zoos wohl nicht so bald abgeschafft werden, egal wie viele dagegen sind - deswegen würde ich eine Verbesserung der Zookultur schon als Fortschritt sehen. Beispielsweise eben der Verzicht auf Tiere, deren Lebensqualität in Zoohaltung deutlich beeinträchtigt wird, und die Fokussierung der Zucht von Tieren, die man hinterher auswildern kann, anstatt ständig Jungtiere zu produzieren, die niemals die Freiheit sehen werden können, nur weil sie süß sind. Vor allem aber finde ich, man sollte sich weiterhin an das sich immer mehr durchsetzende Prinzip halten, dass Tiere eben keine Menschen sind - und dass  wilde Tiere weder Spielzeug noch Kuscheltiere sind. Zumindest in Europa wäre mir glücklicherweise kein Zoo bekannt, der sich nicht daran hält - ein anderes Kapitel sind da allerdings Privatzoos, wie man sie beispielsweise in den USA oder arabischen Ländern oft findet - vor allem in Dubai. Diese sind häufig rein kommerziell ausgelegt und daher eher selten wirklich an Tierwohl interessiert. Im Gegensatz zu Zoos, die nach modernem Standard geführt werden, werben sie oft mit der Möglichkeit, mit Wildtieren zu spielen, sich mit Großkatzen fotografieren zu lassen oder Raubkatzenbabys zu streicheln. Häufig machen Stars aus Fernsehen und Internet mit ihrem Besuch Werbung für solche Zoos, beliebt ist etwa der Famepark in Dubai, der schon Stars wie Jérôme Boateng, Rihanna oder Mariah Carey empfing. Häufig dienen dort Tierbabys als Aushängeschild, um Besucher anzulocken - was mit diesen geschieht, sobald sie groß und gefährlich geworden ist, ist allerdings nicht immer ganz klar. Bestenfalls landen sie in anderen Privatzoos, die sich als "Rescue Center" inszenieren, etwa der des Prinzen Marcus von Anhalt - was allerdings den Nachteil hat, dass noch mehr Privatpersonen sich dazu inspirieren lassen, Wildtierbabys aufzunehmen, immerhin kann man sie ja in diese "Rescue Center" abschieben, wenn sie unbequem geworden sind. Ganz zu schweigen davon, dass die Besitzer dieser Zoos auch nicht unbedingt Vorbilder im Umgang mit Tieren sind - wie etwa jener schon erwähnte Prinz, der seiner Tochter zu Weihnachten ein Pavian-Baby geschenkt hat, während hierzulande Tierheime jedes Jahr davor warnen, Kindern lebende Tiere als Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu setzen. Generell ist Dubai bekannt dafür, dass reiche Privatpersonen, die dort leben, Großkatzen als Statussymbol benutzen, indem sie sie als Haustiere halten. Ähnlich fassungslos machen mich auch die auf YouTube in großer Zahl zu findenden Videos von Affenbabys, die in Privathaushalten gehalten und wie Menschen behandelt werden - was mit ihnen geschieht, sobald sie erwachsen sind, ist allerdings eine andere Frage. Ganz zu schweigen davon, dass oftmals ganze Affenfamilien getötet werden müssen, um ein einzelnes Baby an Privatpersonen verkaufen zu können, weil die Familien diese unverständlicherweise nicht freiwillig hergeben.

Mit anderen Worten: Die Seriosität von Zoos erkennt man vor allem daran, wie viel direkter Kontakt zu Wildtieren möglich ist. Kein Zoo, der sich an moderne Standards hält, wirbt mit dem Streicheln von Löwenbabys oder Spielen mit Äffchen. Deswegen beherbergen Wildtierzoos oft auch noch Gehege mit Haustieren, die man füttern und streicheln kann. Darüber hinaus muss man sich, wie gesagt, nicht unbedingt auf exotische Tiere fixieren - man kann sogar mit domestizierten Tieren ein einmaliges Tierpark-Erlebnis schaffen, etwa mit der Präsentation alter Haustierrassen wie dem Mangalica-Schwein, dem Ennstaler Bergscheckenrind, dem Tiroler Steinschaf, dem Sulmtaler Huhn oder dem Noriker-Pferd, um nur ein paar zu nennen, die beispielsweise bei mir zu Hause wieder ein Comeback erleben. Die sind oft genauso süß wie die Exoten, und im Gegensatz zu Wildtieren kann man sie auch streicheln und füttern. Im essbaren Tiergarten der Zotter-Schokoladenmanufaktur kann man sogar im angrenzenden Restaurant ihr Fleisch verkosten - was anfangs zu Riesenskandalen geführt hat, inzwischen aber zur Normalität gehört. Und Kinder lernen so vor allem, dass ihr Schnitzel von einem lebenden Tier stammt. Empfehlen kann ich in meiner Gegend auch eine kleine Aufzuchtstation für Wildtiere, die gesund gepflegt und nach Möglichkeit wieder freigelassen werden.

Alles in allem gehen die Meinungen bei diesem Thema weit auseinander, und wer wirklich Recht hat, ist nicht immer zu ergründen. Zumal die Diskussionskultur heutzutage ja sehr zu wünschen übrig lässt - aber das ist eine andere Geschichte, die wir ein andermal ergründen werden. Bis dahin wünsche ich euch alles Gute und dass wir uns ganz bald wieder lesen. Ich jedenfalls habe schon wieder sehr viele Themen, denen ich mich in nächster Zeit widmen will. Bon voyage!

vousvoyez