Meine Großmutter war übrigens auch technisch versierter als viele andere in ihrem Alter - so nahm sie beispielsweise Radiosendungen auf Kassette auf, indem sie das Radio und den Kassettenrecorder aneinanderstellte. Dann hörte man sie immer im Hintergrund gehen und kommentieren. Ein paar Jahre vor ihrem Tod bekam sie sogar einen Videorecorder geschenkt, mit dem sie auch umgehen konnte. So nahm sie sehr oft Filme und Fernsehserien für mich auf.
Dass ich ein großer Filmfreak bin, ist inzwischen wohl hinlänglich bekannt. Und auch, dass ich dadurch verdorben wurde, dass Freunde von mir schon früh Zugriff auf Streifen hatten, die für Kinderaugen eigentlich gar nicht geeignet sind. Aber andererseits - was ist für Kinderaugen heutzutage schon geeignet? Eine britische Mutter kämpft unter #metoo dafür, "Dornröschen" für Kinder zu verbieten - ihrer Meinung nach ist dieses Märchen frauenfeindlich, weil der Prinz die Prinzessin mit einem Kuss weckt. In einer älteren Version aus Italien (Sonne, Mond und Thalia) wird die Prinzessin übrigens nicht geküsst, sondern vergewaltigt. Das ist natürlich überhaupt nicht frauenfeindlich.
Aber da es euch offenbar so gut gefällt, wenn ich Horrorfilme auf Logikfehler hin untersuche, habe ich mal gehirngestürmt (zu deutsch braingestormt) und mich bei anderen Genres auch mal schlau gemacht. Für mich übrigens nichts Neues - schon als Kind habe ich mich gerne über Klischees in Historienfilmen und alten Edgar-Wallace-Filmen lustig gemacht. Deshalb ist meine Liste auch etwas zu lang, um sie nur in einem Post abzuhandeln. Freut euch also auf mehrere Posts zu dem Thema.
Was bei Filmen ausgesprochen wichtig ist - allgemein
1. Ich glaube, den meisten ist schon mal aufgefallen, dass in Filmen nur äußerst selten wer aufs Klo muss, und auch gegessen und getrunken wird in der Regel nicht viel - außer, es handelt sich um hochprozentigen Alkohol. Doch selbst wenn der Held mehrere Gläser Whisky kippt, ist er nie so betrunken, dass er die Kontrolle verliert. Das passiert immer nur den anderen.
2. In vielen amerikanischen Filmen steht man nachts gern auf, um Milch direkt aus der Flasche zu trinken. Dabei wird nie das Licht angemacht, dafür bleibt die Tür des stets vollgefüllten Kühlschranks ewig lang offen, ohne dass jemand schimpft.
3. Im übrigen wird auf alltägliche Verrichtungen nie sehr viel Wert gelegt. So sind Wohnungen immer blitzsauber, aber man sieht nie jemanden putzen. Außerdem sitzen Hollywood-Schauspieler mit Vorliebe mit Straßenschuhen auf dem Bett oder auf Polstermöbeln.
4. Alle wohnen in einem Loft oder Penthouse, selbst wenn sie einen Beruf haben, mit dem das im echten Leben nicht leistbar wäre. Gearbeitet wird so oder so selten, selbst wenn man jemanden am Arbeitsplatz sieht. Stattdessen wird Kaffee aus Plastikbechern getrunken, über das Privatleben geplaudert oder mit dem Kollegen/der Kollegin angebändelt. Trotzdem darf man nie vergessen, sich so oft wie möglich über seinen stressigen Job zu beschweren. Bei der Polizei darf man auch nie vergessen, zu bemängeln, wie grausig der Kaffee schmeckt.
6. Raumschiffe haben weder Badezimmer noch Klo (wahrscheinlich rennen die Statisten deswegen immer so hektisch durch die Gegend). Es gibt auch keine Besatzungsmitglieder, die für die sanitären Dienste verantwortlich sind - trotzdem sehen Raumschiffe immer so aus, als könne man da vom Boden essen.
7. Darsteller, die klitschnass aus dem Wasser kommen, sind nach wenigen Minuten wieder knochentrocken. Außerdem sitzt die Frisur immer perfekt, selbst nach actionreichen Kampfszenen. Frauen sind immer perfekt geschminkt und tragen oft Frisuren, die normalerweise zwei Stunden beim Friseur brauchen - selbst wenn sie gerade aus dem Bett aufgestanden sind oder mehrere Tage/Wochen/Monate in der Wildnis verbracht haben. Sogar frisch operiert im Krankenhaus sitzt die Frisur einwandfrei!
8. Frauen haben nie dort Haare, wo sie nicht hingehören - selbst im Konzentrationslager oder im Mittelalter haben sie immer perfekt rasierte Beine! Im übrigen haben die Leute immer, egal zu welcher Zeit, auch als mittelalterliche Bauern, perfekte Zähne und saubere Fingernägel.
9. Nach dem Sex wird nie geduscht, dafür sitzt auch hier die Frisur der Dame wieder perfekt, und die Darsteller liegen immer so, dass die Frau bis zu den Schultern, der Mann aber nur bis zur Hüfte zugedeckt ist. Außerdem steigen die Männer auch mit Vorliebe ohne Unterhose in die Jeans.
10. Und im übrigen: Ist euch schon mal aufgefallen, dass so genannte "Mauerblümchen" in Teeniefilmen in Wirklichkeit ausgesprochen attraktive Mädchen sind, die lediglich möglichst unvorteilhaft frisiert und gekleidet und im Zweifelsfall auch noch mit einer altmodischen Brille entstellt werden? Kein Wunder, dass auch für die angeblich "hässlichen Entlein" das Happy-End als schöner Schwan vorprogrammiert ist!
Okay, das waren einmal die ersten Klischees und Logikfehler, die mir so untergekommen sind. Wer mag, kann mir gerne auch noch Anregungen geben - ich bin für alles offen, und zum Gehirnstürmen hole ich ohnehin immer Expertenmeinungen ein. Also, genießt die letzten Tage des Jahres 2018, vielleicht sogar mit einem guten Film! (oder Dinner for One)
vousvoyez