Dienstag, 25. August 2020

Die Verpackungsindustrie packt die Sachen so ein, als ob sie nie wieder ausgepackt werden müssten


(c) vousvoyez

Und ich muss zugeben, dass ich mich, auch wenn ich mit Aufreißfäden umgehen kann, selbst auch schon über so manche besonders, ähem, unzerstörbare Verpackung geärgert habe. Na ja, egal.

Ich erlebe in letzter Zeit oft Leute, die sich via Internet Sachen bestellen, die sie als Kinder unbedingt haben wollten. Das finde ich auch okay - ich bin nur halt nicht so. Ich habe als Kind nichts Wichtiges entbehrt, und die Sachen, die ich wollte und nicht bekommen habe, wurden irgendwann einmal uninteressant. Meine Eltern waren wohl auch klug genug, um das zu wissen - zumal es den Grundsatz "Was alle haben, muss ich auch haben" für sie sowieso nicht gab. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal zu meinem Vater sagte: "Der Florian hat so einen schönen Autobahnteppich!" Die Antwort meines Vaters war: "Schön, dann kannst du ja immer zum Florian gehen und dort damit spielen!" Er hat sich davon überhaupt nicht beeindrucken lassen. Heute hab ich kein Bedürfnis mehr nach einem Autobahnteppich - ich würde mir damit vorkommen wie in der Spielecke eines Wartezimmers. Aber da ich immer noch Dinge aus meiner Kindheit und Jugend auf meiner Liste habe, möchte ich diese heute mal fortsetzen. Also, wie man bei uns in Österreich sagt: Gehen wir's an!

1. Die Slinkies und die "magische Treppe"

Wer kennt sie nicht, die Schraubenfedern, die eigentlich komplett sinnlos sind, aber trotzdem irrsinnig lustig. Das Ding kommt immer wieder in Mode - wobei das Parade-Kunststück natürlich darin besteht, das Slinky die Treppe runtersteigen zu lassen. Während die Erwachsenen eher die Metallspirale favorisieren, sind Kinder vor allem von der bunten Kunststoff-Version begeistert. Ich selbst hatte kein Slinky, aber meine Cousins von nebenan hatten mehrere in bunten Regenbogenfarben. Dafür hatten sie keine Treppe in der Wohnung und ich schon - eine Win-Win-Situation, sozusagen. Obwohl die Erwachsenen es gar nicht gerne sahen, wenn wir auf der Treppe spielten, aber das hielt uns nicht davon ab. Unser Lieblingsspiel hieß übrigens "der entscheidendste Schnitt von allen", das eigentlich ein Batman-und-Robin-Spiel war: Wir teilten uns auf in Gute und Böse, die Guten wurden mit Wollfäden aus dem Handarbeitskoffer an die Treppe gefesselt, die Bösen hängten meinen roten Hüpfball vom obersten Treppenabsatz. Sobald einer der Bösen die Schnur durchschnitt, an der der Ball hing, mussten die Guten die Wollfäden zerreißen und zur Seite springen, ehe sie vom Hüpfball, der in unserer Phantasie ein Felsbrocken war, erwischt wurden. Ich wollte am liebsten Catwoman spielen, aber meine Cousins bettelten immer, dass ich Batgirl sein sollte. Meine Schwester redet immer noch davon, dass ich immer jammerte: "Ich will aber nicht immer das Batgirl sein!" Aber die Slinkies ließen wir auch gerne hüpfen - obwohl das natürlich ein gewisses Geschick erforderte. Slinky wurde übrigens 1945 von einem Ingenieur in Philadelphia erfunden, als er Federn entwickelte, die empfindliche Instrumente stabilisieren sollten - dabei stieß er eine um, die daraufhin die Treppe hinunterhüpfte. So wurde das beliebte Spielzeug geboren.

2. Schnuller

Meine Mutter mochte keine Schnuller, deswegen hatte ich als Baby keinen - stattdessen habe ich am Daumen gelutscht. Meine Großmutter hatte mehrere Wilhelm-Busch-Alben, die wir immer zusammen lasen - in einem kam die Geschichte Der Schnuller vor, die von einem Baby namens Willi handelt, dessen Schnuller ihm von zwei jungen Hunden und einer Wespe streitig gemacht wird. Allerdings handelte es sich nicht um einen modernen Gummischnuller, sondern um einen Lutschbeutel, wie er im 19. Jahrhundert vielerorts noch üblich war - ein zusammengeschnürtes Leinentuch, das mit einer süßen Masse aus Brot, Zwieback, Mehl und einem Brei aus Äpfeln und Karotten, manchmal auch Mohn gefüllt wurde. Ab und zu wurden die Beutel in Branntwein getaucht - wohl, um das Kind zu beruhigen. Durch die mangelnde Hygiene in vielen Haushalten war der Schnuller damals jedoch noch umstrittener als heute. In den 1990ern war der Schnuller allerdings weitaus mehr als nur ein Mittel, um Babys zu beruhigen - eine Zeit lang war es aus unerfindlichen Gründen auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Mode, sich durchsichtige Plastikschnuller in allen erdenklichen Größen und Leuchtfarben an einer Schnur um den Hals zu hängen. Und nicht nur das - es gab auch Schnuller als Ohrringe, auf Armbändern und als Ringe, und es gab Schnuller, die statt eines Gummisaugers einen Zutz aus einem Material wie Fruchtbonbon hatten. Da war man dann acht, zwölf oder gar fünfzehn Jahre alt, und auf einmal lutschte man wieder am Schnuller! Nun ja, der Trend verschwand zumindest so schnell, wie er gekommen war.

3. Mode

Obwohl ich nie eine war, die sich zwanghaft nach der letzten Mode kleiden musste, erkenne auch ich sie als Momentaufnahme einer stets im Wandel befindlichen Zeit. Und so habe auch ich im Laufe meines Lebens schon Modewellen kommen und gehen gesehen. Wobei ja aktuell die Mode meiner eigenen Jugend so langsam wieder schick wird - eine Entwicklung, die ich, offen gestanden, mit gemischten Gefühlen betrachte. Ich war schon nicht begeistert über die Rückkehr der Karottenhosen aus den 1980ern, ein Schnitt, den ich absolut schrecklich finde - jetzt sieht man schon wieder diese Plateau-Turnschuhe Marke Buffalo auf den Straßen, die ich schon in den Neunzigern absolut schrecklich fand!
Wie ich schon häufig erzählt habe, gingen die Vorstellungen meiner Mutter von dem, was schön ist, und meine eigenen häufig weit auseinander. So mochte ich keine niedlichen Kleider anziehen; wenn meine Mutter mir eine Spange ins Haar steckte, riss ich sie unter wütendem Protest runter, ebenso verfuhr ich, wenn sie mir ein Kopftuch umband, was damals bei Mädchen und Frauen noch nicht mit "Islamisierung" verbunden wurde. Ich erinnere mich noch daran, als mir die Friseurin, als ich etwa zwölf war, unbedingt einen Haarreifen aufsetzen wollte - nachdem mein Protest nichts nützte, schüttelte ich so heftig den Kopf, dass sie aufgeben musste. Als ich bei einem Jungen aus meiner Kindergartengruppe Turnschuhe von Converse sah und auch welche haben wollte, sagte meine Mutter: "Solche Tennisschuhe kaufe ich dir nicht!" Etwa sechs oder sieben Jahre später hat sie mir dann doch gekauft, nachdem sie eingesehen hatte, dass das gemessen an der Schuhmode der damaligen Zeit noch das kleinste Übel war. In der Volksschulzeit waren etwa Turnschuhe mit Klettverschluss extrem wichtig, und am Beginn der Pubertät trug ich stolz meine schwarzen Basketballschuhe von Nike. Als ich älter wurde, waren neben den Converse-Schuhen auch Schnürstiefel von Dr. Martens extrem wichtig - die ich im Prinzip auch heute noch liebe, das Problem ist nur, dass sie, obwohl sie nach wie vor unglaublich teuer sind, qualitativ deutlich nachgelassen haben. Geliebt habe ich auch die Adidas-Schuhe des Modells Superstar, die neben ihres unverswechselbaren Aussehens auch noch enorm strapazierfähig waren - meine ersten trug ich sage und schreibe fünf Jahre lang. Wenn es nach meiner Mutter gegangen wäre, hätte ich allerdings wohl ausschließlich Lackschühchen tragen müssen.
In meiner Kindheit war außerdem die Dauerwelle für Frauen ein Muss; in den Neunzigern sah man dann in der Bravo oder im Fernsehen ständig junge Mädels mit aufgezwirbelten Haaren oder Krepp-Strähnchen. Beliebt war es auch, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden, dabei aber links und rechts neben der Stirn je ein Strähnchen herunterhängen zu lassen. Außerdem musste sich jeder Jugendliche mindestens einmal im Leben die Haare in einer möglichst unmöglichen Farbe gefärbt haben. Ich hatte als Kind kurze Haare, die immer länger wurden, je älter ich wurde. Mit vierzehn hatte ich dann kinnlange Haare mit Ponyfransen - Prinz Eisenherz lässt grüßen. Dann ließ ich sie mir abschneiden zu einer Frisur, die ich absolut furchtbar finde, wenn ich mir die alten Fotos so ansehe. Seit ich etwa siebzehn bin, trage ich sie im wesentlichen so wie noch heute - lang und mit Mittelscheitel, ab und zu zusammengebunden oder mit Spangen aus dem Gesicht gehalten. Wobei ich sie in den letzten Jahren kaum je mal anders getragen habe als offen - ich mag es eben möglichst unkompliziert, weil es für mich nichts Langweiligeres gibt, als stundenlang an seinen Haaren herumzufummeln. Dafür kehrte ich mit fünfzehn von meinem ersten England-Aufenthalt mit knallrotem Haar zurück.
Was mir von den Achtzigern am stärksten in Erinnerung geblieben sind, sind weiße Tennissocken bei Jungs und Schulterpolster bei Frauen. Ich sehe heute noch vor mir, wie meine Mutter sich morgens im Bad die Schulterpolster in den Pullover stopfte. Unvergesslich auch die Ray-Ban-Sonnenbrillen im Pilotenstyle, ohne die kein cooler Typ damals auskam und die heute wieder in Mode sind - ich hatte selbst mal eine, ehe ich vor meiner Kurzsichtigkeit kapitulieren musste. In den Neunzigern waren dann Mikro-Sonnenbrillen mit getönten Gläsern der heißeste Scheiß. Eine Zeit lang trug ich auch eine Sonnenbrille mit kreisrunden Gläsern, obwohl mir das überhaupt nicht steht - mein damaliger Freund hat immer gemeckert, dass ich damit wie die Micky Maus aussehe.
Bemerkenswert sind auch die Kosmetik-Trends: In den Neunzigern trug man beispielsweise gern neonfarbenes Make-Up, was ich allerdings nie getan habe. Ich hatte jedoch eine Phase, in der ich mir gemäß dem damaligen Trend Glitzer auf die Wangen tupfte. Um 2000 war es außerdem total in, sich die Augenbrauen zu einem schmalen Streifen zu zupfen - was ich allerdings wirklich nie gemacht habe, da ich immer stolz auf die kräftigen Augenbrauen war, die mir mein Vater vererbt hat. Und das ist mir bis heute geblieben.
Was ich immer geliebt habe und bis heute liebe, sind Jeans - obwohl ich zugeben muss, dass mir der immer noch trendende Skinny-Schnitt fürchterlich zum Hals raushängt, weil er nur den wenigsten wirklich steht. Ich hoffe, dass das endlich bald vorbei ist. Jedenfalls wollte ich als kleines Kind am liebsten Jeans tragen, auch wenn ich so oft wie möglich niedliche Kleidchen anziehen sollte (ja, ich weiß, ich meckere oft darüber, aber das hat mich wirklich traumatisiert). In meiner Jugend trugen vor allem die Jungs ihre Jeans mindestens drei Nummern zu groß; sie wurden gerade so von den Hüftknochen an ihrem Platz gehalten, während die Unterhose auch was von der Welt sehen wollte und der Schritt bis zu den Knien hing. Vor allem aber war die Qualität mit der heutigen nicht zu vergleichen - während Jeans damals Jahrzehnte überdauerten, kann man heute froh sein, wenn man nach einem Jahr keine neue braucht. Obwohl es durch die damalige Grunge-Mode auch schon damals viele Teenager gab, deren Jeans vor allem an den Knien zerrissen waren. Der Unterschied: Heute bekommt man die Jeans schon zerrissen zu kaufen, damals musste man mit Messer und Schere noch nachhelfen. Zu Beginn der 2000er gab es dann ein Revival der Schlaghosen - die mussten aber möglichst tief auf den Hüften sitzen, damit String-Tanga und Arschgeweih schön zur Geltung kamen. Eines steht jedenfalls fest - Mode ist zu allen Zeiten ein Kapitel für sich.

4. Dinosaurier

Um Anfang bis Mitte der 1990er Jahre brach das Dinosaurier-Fieber aus. Die Ursache für das plötzliche Interesse an den Urzeit-Giganten war vor allem ein Film - Jurassic Park von Stephen Spielberg aus dem Jahr 1993, der vor allem technisch ein Meilenstein war. Ich war damals furchtbar enttäuscht, dass ich den Film nicht sehen durfte, weil ich zu jung dafür war - im Gegensatz zu zwei Freunden, die jünger waren als ich. Als ich ihn dann ein paar Jahre später trotzdem sah, musste ich jedoch feststellen, dass er trotz aller technischer Innovation nicht wirklich was Besonderes war. Ich hab dann die Fortsetzung The Lost World: Jurassic Park im Kino gesehen - die war allerdings so schlecht, dass ich mich kaum noch an etwas daraus erinnern kann. Weitaus mehr berührte mich der Zeichentrickfilm The Land Before Time (In einem Land vor unserer Zeit) von Don Bluth - die Geschichte des kleinen Brontosauriers Littlefoot, dessen Mutter von einem Tyrannosaurus rex getötet wird, woraufhin er sich mit ein paar anderen Dinosaurierkindern, die bei einem Erdbeben von ihren Eltern getrennt worden waren, auf den Weg in das sagenumwobene "Große Tal" macht, in das sich alle Dinosaurier vor der sich ausbreitenden Dürre geflüchtet haben. Jedenfalls hatte ich im Grundschulalter eine ausgesprochene Dinosaurier-Phase - ich las ein Dinosaurier-Magazin, von dem jede Ausgabe ein Stück von einem T-Rex-Modell enthielt, besaß mehrere Bücher über die prähistorische Tierwelt sowie eine Sammlung von Plastik-Dinosauriern in allen Größen. Zur Zeit des Jurassic-Park-Hypes gab es außerdem Dino-Eier aus Plastik zu kaufen, die ein Säckchen mit viel zu harten, geschmacklosen Bonbons sowie eine kleine Dino-Spielfigur enthielten - ich kaufte sie hauptsächlich wegen der Figuren.

5. Lavalampe

Meine Mathe-Nachhilfelehrerin hatte in ihrer Wohnung eine Lavalampe stehen, deren wabernde Flüssigkeit im Inneren mich damals restlos faszinierte. Nachdem die Dinger in den 1970ern in vielen Wohnungen zu finden waren, erlebten sie in den 1990ern ein Revival. Der Effekt der aufsteigenden Blasen in dem Gefäß der Lavalampe kommt dadurch zustande, dass sich daran zwei ineinander nicht lösliche Stoffe befinden (ein wasserlöslicher und ein nicht wasserlöslicher), die bei Erwärmung flüssig werden, sich dabei aber unterschiedlich stark ausdehnen. Meist ist es ein Wachs oder Öl in Kombination mit Isopropanol oder Ethylenglycol, das mit einem Farbstoff versetzt ist. Der Inhalt wird durch eine Glühlampe erwärmt und beleuchtet, die unter dem Gefäß angebracht ist - der Stoff mit der größeren Wärmeausdehnung steigt in Blasen auf, die wieder absinken, sobald sie den oberen Bereich des Gefäßes erreicht haben, der kühler ist. Die erste Lavalampe tauchte nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Pub in England auf - die Idee wurde von einem in Singapur geborenen Engländer namens Edward Craven Walker aufgegriffen, für dessen Produkt sich jedoch niemand zu interessieren schien, ehe es 1965 von zwei Unternehmern aus Chicago auf einer Produktmesse in Hamburg entdeckt wurde. Sie gaben dem Gegenstand den Namen "Lavalampe" und die Lampe zu einem Kultobjekt. In den 1980ern kam sie zunehmend aus der Mode, aber Anfang der 1990er entdeckte eine neue Generation sie auf Flohmärkten für sich, so dass sie bald wieder neu hergestellt wurde und eine neue Blütezeit erlebte. Ich hätte damals gerne eine gehabt, aber es war dasselbe wie mit dem leuchtenden Globus - ich bekam sie nie. Weshalb ich selbstverständlich schwer gestört bin.

6. Telefon

Phantastisch finde ich auch, wie sich allein das Telefon in meinen 36 Lebensjahren verändert hat - als ich klein war, hieß "mobil telefonieren" größtenteils noch, dass das Kabel vom Festnetz-Telefon lang genug war, dass man telefonierend den Raum wechseln konnte. Handys waren nahezu unbezahlbar und überdies so schwer, dass man jemanden damit erschlagen hätte können, für Fotos und Videos gab es eigene Geräte, Botschaften schrieb man auf Papier und das Internet war Zukunftsmusik. Als ich im Gymnasium war, sagten die Lehrer immer: "Lernt kopfrechnen, ihr werdet nicht immer einen Taschenrechner dabei haben!" Denen haben wir es aber gezeigt!
In meiner Kindheit waren die meisten Haushalte noch mit dem guten alten Wählscheiben-Telefon ausgestattet, während die drei Geräte bei uns daheim schon mit einem stylishen Tastenfeld aufwarten konnte. Und das war schon purer Luxus, denn die meisten Haushalte hatten nur ein Telefon! Und nicht nur das - als meine Mutter noch ein Kind war, musste man sich die Telefonleitung auch noch mit anderen Haushalten teilen! Das heißt, wenn der Nachbar telefonierte, musstest du warten, bis er fertig war. Abgesehen davon waren Telefongespräche im Vergleich zu heute auch lächerlich teuer - vor allem, wenn man ins Ausland oder gar nach Übersee telefonieren wollte! Ich erinnere mich, wie mühsam es noch vor etwa fünfzehn Jahren war, mit jemandem zu sprechen, der etwa in Afrika war! Hölle Hölle Hölle!
Ende der Achtziger hatte mein Vater einen Ford Scorpio mit Autotelefon, was damals noch was ganz Luxuriöses war. In den 1990er Jahren dann tauchten immer mehr Handys im Alltag auf. Lange Zeit waren die Dinger aber außer bei Geschäftsleuten hauptsächlich bei Angebern üblich, die zusätzlich noch mit fetten Autos und Markenkleidung zeigen wollten, dass sie was Besseres waren. Ende des Jahrzehnts wurden dann Handys auch für den Durchschnittsmenschen erschwinglich, und nachdem man zuvor über Handybesitzer gemeckert hatte, besaß man nun selbst eins. Und nachdem Jugendliche immer bessere Spielkonsolen ihr eigen nennen konnten, fanden sie auf einmal Spaß daran, Snake zu spielen - ein Spiel in Schwarz-Weiß, das wie zu Zeiten des Videospiels Pong im Prinzip nur aus einem Punkt und einem Strich bestand. Mein erstes Handy bekam ich mit sechzehn - ein Nokia 3210, das damit beworben wurde, dass man das Cover wechseln konnte. Zur damaligen Zeit war es noch wichtig, dass das Telefon möglichst klein und handlich wurde. Bald jedoch kamen schon die ersten Handys mit farbigem Bildschirm auf dem Markt - dem folgten integrierte Foto- und Videokameras, bald gab es auch eine Internet-Funktion, die jedoch so teuer war, dass kaum jemand sie nutzte. Als die Jugend immer häufiger mit Handys ausgestattet war, gehörte das Schreiben von SMS immer mehr zum guten Ton. Davor gab es Pager, die jedoch in Österreich kaum zu sehen waren. Das Schreiben von SMS etablierte eine Kurzschrift, da einem nur eine begrenzte Anzahl von Zeichen zur Verfügung stand und man überdies noch auf einer Zahlentastatur das richtige finden musste. Mitte der Nullerjahre waren dann Klapphandys besonders schick, und 2008 revolutionierte das erste iPhone den Handymarkt. Seitdem werden die Geräte wieder größer, dafür aber immer flacher. Eines ist aber gewiss: Kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, was es heißt, nur auf ein nicht-mobiles Gerät zugreifen zu müssen und zu hoffen, dass die Person, die man erreichen will, sich in der Nähe befindet.

7. Computer

Überhaupt hat sich gerade in Sachen Computertechnik in den Jahren, die ich schon auf der Welt bin, irrsinnig viel getan. Zumal sich diese Technologie irrsinnig schnell entwickelte - schneller, als viele von uns es sich wohl träumen hätten können. Und dabei ist das Konzept des Computers bereits älter, als die meisten von uns sich wohl gedacht haben - denn der Abakus, die erste mechanische Rechenhilfe, entstand um etwa 1100 v. Chr. im indochinesischen Raum. Basierend auf John Napiers Logarithmentafel baute Wilhelm Schickard die erste Vier-Spezies-Maschine, eine mechanische Rechenmaschine, die heute als Beginn der Computer-Ära gesehen wird. Mit dem binären Zahlensystem (Dualsystem) schuf Gottfried Wilhelm Leibniz in der Folge die Grundlage für die Digitalrechner und die digitale Revolution. Ab dem 18. Jahrhundert wurden zunehmend Lochkartensysteme zur Datenverarbeitung verwendet, ehe diese ab den 1960er Jahren zunehmend durch magnetische Datenträger ersetzt wurden. In den 1970er Jahren wurden Computer durch die Erfindung des Mikroprozessors schließlich immer kleiner, leistungsfähiger und preisgünstiger. Meine frühe Kindheit war die Blütezeit der Heimcomputer, die zum ersten Mal breitere Bevölkerungsschichten mit Computern in Kontakt brachte, nachdem diese nur wenige Jahre zuvor nur für Fachpersonal zugänglich gewesen waren. Und so bekam auch der jüngere meiner beiden Brüder mit etwa vierzehn Jahren seinen ersten Computer geschenkt - gegen den Widerstand meiner Mutter, die keinen Sinn darin sah, doch sie hatte Unrecht, denn heute verdient er seinen Lebensunterhalt in der IT-Branche. Etwa parallel dazu verlief die Entwicklung von Spielkonsolen und Computerspielen, über die ich an anderer Stelle bereits berichtet habe.
Auch ich kam irgendwann in die Phase, in der ich mir einen Computer wünschte, nachdem ich über ein Jahr lang die mechanische Schreibmaschine meines Großvaters benutzt hatte, und wieder war meine Mutter dagegen. Trotzdem fand, als ich zwölf Jahre alt war, der erste Computer seit dem Auszug meiner Brüder Eingang in unseren Haushalt - ein gebrauchter Laptop mit dem damals bereits veralteten Windows-3.0-Betriebssystem und Schwarzweiß-Display, aber das spielte für mich keine Rolle. Auch wenn der zugehörige Nadeldrucker, den ich bis in die Uni-Zeit verwenden musste, für mich das nervigste Gerät auf Gottes Erden ist. Er ist einfach viel zu groß, viel zu laut, braucht viel zu lange, hat ein viel zu hässliches Schriftbild und ist nur mit komischem Papier kompatibel. Den Laptop nutzte ich gute zwei Jahre lang und machte dort in der Folge auch meine ersten "Gehversuche" im Internet, ehe ich einen - ebenfalls gebrauchten - Stand-PC bekam, der nicht im Schlafzimmer meiner Eltern stand, sondern in meinem eigenen und den ich daher mit niemandem mehr teilen musste. Wie schon angedeutet, wurden wir in der Schule jedoch nicht allzu optimal auf das sich bereits damals überdeutlich angekündigte Digital-Zeitalter vorbereitet - Informatik war ein Jahr lang Pflichtfach, und das für zwei Wochenstunden, in denen wir hauptsächlich ein bisschen mit Word und Excel auf PCs ohne Internet herumstümperten. Sachen, die ich tatsächlich brauchen kann, habe ich da eher selten gelernt. Trotzdem war die Schule der erste Ort, in der man normalerweise mit dem Internet in Berührung kam, denn damals war ein Internetanschluss in einem normalen Haushalt noch keine Selbstverständlichkeit. Das Internet lief damals noch über die Telefonleitung, via Modem musste man sich einwählen, und exzessives Surfen wie heutzutage war sowieso nicht vorstellbar, weil es dafür zu teuer war. Auch ich nutzte das Internet anfangs hauptsächlich in der Schule und dann an der Uni. Hier fand ich auch erstmals Zugang zu Social Media - mein erster Account war auf studiVZ, bis irgendwann einer nach dem anderen (auch ich) zu Facebook abwanderte. Heute sind Computer aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken - und trotzdem gibt es noch Leute, die diese nutzen, um zu erklären, dass sie nicht an die Wissenschaft glauben.

8. Fernsehen

Wenn wir über die Vergangenheit reden, dürfen wir natürlich auch das Fernsehen nicht vergessen - auch wenn dieses angesichts der Streaming-Dienste und Internet-Portale allmählich aus der Mode kommt. Und das, obwohl es uns schon seit den 1950er Jahren begleitet. Ich vergleiche die Diskrepanz zwischen der heutigen Jugend und unserer eigenen gerne mit der zwischen uns und der Kinder und Jugendlichen der fünfziger Jahre. In meiner Kindheit und frühen Jugend nutzte man Festnetztelefone, und das Internet war ein Luxusgut. In der Kindheit meiner Eltern besaß in jedem Stadtviertel oder Dorf nur ein Haushalt ein Fernsehgerät. Das österreichische Fernsehen sendete erst ab 1956 regelmäßig und nur zwölf Stunden täglich. Wenn jemand einen Fernseher besaß, sah man ihn dazu verpflichtet, die gesamte Nachbarschaft einzuladen, sobald eine bestimmte Sendung lief. Eine der ältesten Sendungen, die es bis heute gibt, ist die Zeit im Bild, das Pendant zur deutschen Tagesschau. Ab 1961 hatte der ORF zwei Programme, und das waren die, die ich als Kind auch gesehen habe - denn nur wenige besaßen damals eine Satellitenschüssel oder Kabelanschluss. Schon 1974 gab es Vorschläge zur Einführung von Privatfernsehen in Österreich, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Meine ersten Fernseh-Erinnerungen fallen in die Zeit von Generalintendant Taddäus Podgorski, unter dessen Leitung Sendungen wie Bundesland heute, Wurlitzer, D.O.R.F. und X-Large (Letztere war der Beginn von Arabella Kiesbauers Fernsehkarriere) ausgestrahlt wurden, außerdem auch die Sendung Heimat, fremde Heimat für die kroatischen und slowenischen Volksgruppen in Österreich. Eine meiner liebsten Sendereihen war und ist Universum, die ich schon als Kind geliebt habe und die anspruchsvolle Naturdokumentationen zeigt. Sprich: Der ORF zeige damals durchaus eine recht akzeptable Mischung an anspruchsvoller und leichterer Unterhaltung. Und es gab noch einen Sendeschluss, ehe Gerhard Zeiler 1994 zum Generalintendanten ernannt wurde und das 24-Stunden-Programm einführte. Mit dem EU-Beitritt Österreichs verlor der ORF seine Monopol-Stellung im Land, leider wurden jedoch auch viele Qualitätssendungen nach und nach eingestellt. Am meisten ärgerte mich das Ende der Sendung Kunst-Stücke im Jahr 2004, die immer Raum für die Arbeiten österreichischer Avantgarde- und Experimentalfilmmacher geboten hatte und darüber hinaus ein eigenes Comedy-Format betreute, das für viele Newcomer ein Sprungbrett war. Im Jahr 2003 ging mit ATV der erste österreichische Privatsender auf Sendung, dessen Qualität jedoch eher mit dem des deutschen RTL vergleichbar ist.
Bemerkenswert ist auch die Revolution der Fernsehgeräte, die ich hautnah miterlebte: Hatten in meiner Kindheit und Jugend noch Röhrenfernseher das Monopol, so erfreuten sich etwa ab der Jahrtausendwende Plasma-Fernseher mit flachem Bildschirm, von den Landsleuten meines Partners als "Gilette" bezeichnet, immer größerer Beliebtheit. Ich hielt jahrelang an meinem kleinen Röhrenfernseher fest, obwohl das viele nicht verstanden - aber im Gegensatz zu vielen anderen Geräten hielt er wirklich Jahrzehnte lang. Lustig finde ich auch, dass das Gejammer der älteren Generation sich immer ähnelt - zuerst hieß es, die Jugend gehe nicht mehr raus, weil sie nur noch vor dem Fernseher hänge; dann hieß es, die Jugend gehe nicht mehr raus, weil sie sich nur noch für ihre Spielkonsolen interessiere; heute behauptet man, die Jugend gehe nicht mehr raus, weil sie nur noch am Smartphone herumtippe.

9. Bücher

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Büchermensch bin - ich kann gar nicht genug Bücher um mich herum haben, und häufig bin ich da für Vernunft auch nicht mehr zugänglich. Obwohl ich in den letzten Jahren einige Bücher entsorgt habe, weil ich da wirklich nicht mehr reinschaue. Und nur wenige Bücher aus meiner Kindheit diese kontinuierlichen Sauber-Aktionen überlebt haben. Ich habe ja bereits vom Struwwelpeter erzählt, der im deutschsprachigen Raum wohl die meisten Kinder geprägt hat. Daneben kam ich durch meine Großmutter, die mehrere Alben hatte, auch schon früh mit Wilhelm Busch in Berührung, allen voran seine wohl bekannteste Bildergeschichte Max und Moritz, dessen Sprüche ("Aber wehe, wehe, wehe!/ Wenn ich auf das Ende sehe!") inzwischen in den allgemeinen Sprachschatz eingegangen sind. Bekanntlich ist dies die Geschichte zweier Buben, die den Bewohnern ihres Dorfes wilde Streiche spielen, ehe sie erwischt, zu Korn zerschrotet und von Enten aufgefressen werden. Natürlich waren Bilderbücher in der Zeit, in der ich noch nicht lesen konnte, wichtig - ich liebte damals die Bücher des amerikanischen Autors und Illustrators Richard Scarry, dessen Zeichnungen in den allermeisten Fällen vermenschlichte Tiere darstellen - die Absicht dahinter war, dass die Bücher, da durch die Tierfiguren die ethnische Zugehörigkeit wegfiel, einem breiteren Publikum zugänglich waren. Andererseits führte dies manchmal auch zu grotesken Situationen, beispielsweise die Darstellung eines Schweins,das als Metzer Würste und Speck verkauft. Mir fiel das als kleines Kind nicht so auf - ich mochte die Bücher, weil ich Tiere mochte. Und da ich den Namen des Autors kannte, mir dafür aber die Bärin "Fräulein Zuckertortel" im Gedächtnis geblieben war, hießen die Bücher bei mir ebenfalls alle "Zuckertortel". In Erinnerung blieb mir vor allem der Wurm Egon, der in praktisch allen Büchern mit dabei ist und eine blaue Hose mit nur einem Bein, einen einzelnen Schuh, ein grünes Oberteil ohne Ärmel und einen Tirolerhut trägt. Sehr geprägt hat michZuckertortel". In Erinnerung blieb mir vor allem der Wurm Egon, der in praktisch allen Büchern mit dabei ist und eine blaue Hose mit nur einem Bein, einen einzelnen Schuh, ein grünes Oberteil ohne Ärmel und einen Tirolerhut trägt. Sehr geprägt hat michZuckertortel". In Erinnerung blieb mir vor allem der Wurm Egon, der in praktisch allen Büchern mit dabei ist und eine blaue Hose mit nur einem Bein, einen einzelnen Schuh, ein grünes Oberteil ohne Ärmel und einen Tirolerhut trägt. Sehr geprägt hat michDie Sternenmühle, ein illustriertes Buch der österreichischen Lyrikerin Christine Busta. Die von Busta geschriebenen Gedichte sind wunderbar kindgerecht, dafür in ihrem Reimschema jedoch erstaunlich komplex. Die von Johannes Grüger gezeichneten Illustrationen ergänzen sie auf so wunderbare Weise, dass ich noch heute das Bild des Mondmannes im Kopf habe, der mit der Laterne durch die Nacht geht, während die beiden Kinder ihn durch das Fenster beobachten. Außerdem kannte ich die Bücher von Mira Lobe wie Bärli hupf!, Die Geggis, Bimbuli, Die Omama im Apfelbaum und Lollo. Letzteres mochte ich besonders gern, weil die Zeichnungen, die nur aus den Farben Schwarz, Weiß und Rot bestanden, einen besonderen Reiz für mich hatten. Es ist die Geschichte einer schwarzen Puppe, die sich mit ihrem Schicksal, auf dem Müll gelandet zu sein, nicht abfinden will - zusammen mit einem einbeinigen Puppenjungen gründet sie ein Krankenhaus für ausrangiertes Spielzeug und schließlich eine Schachtelstadt und setzt damit bereits im Jahre 1985 ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. Außerdem gab es noch Ottfried Preußler, dessen Kinderromane wie Der Räuber Hotzenplotz, Das kleine Gespenst, Die kleine Hexe und Der kleine Wassermann Kult-Status erreichten. Ich habe ebenfalls bereits von meiner Prägung durch die Andersen-Märchen erzählt. Als ich ins Grundschul-Alter kam, wurden die Kinderbücher von Erich Kästner interessant, außerdem die Blitz-Reihe von Walter Farley, die Kinderbücher von Roald Dahl und Astrid Lindgren, die Alice-Bücher von Lewis Carroll, Christine Nöstlinger und viele, viele mehr. Als Teenager las ich gern die Bücher des Schweizer Autors Werner J. Egli und Jugendbuch-Klassiker wie Die Welle. Als ich etwa zwölf oder dreizehn war, begann ich auch, vermehrt Kurzgeschichten für Erwachsene zu lesen. Irgendwann dann entdeckte ich John Steinbeck, Jack Kerouac und Hermann Hesse - so nahm die Geschichte ihren Lauf. Vielleicht nähere ich mich dem Thema noch einmal an - wir werden sehen.

10. Bärenwald

Als ich klein war, hatte ich Spielzeug von einer Serie, deren Produktion leider irgendwann eingestellt wurde, was ich bis heute sehr schade finde. Das Spielzeug bestand aus Figuren, die ich viel lieber mochte als etwa Barbie-Puppen - etwa handgroße Tierfiguren aus Kunststoff mit einem samtigen Bezug, beweglichen Gliedern und mit Kleidung, die meist aus "Familien" bestanden, also Vater, Mutter und meist zwei Kindern, manchmal auch Großeltern. Leider habe ich die Figuren als Teenager alle verschenkt. Ich hatte vor allem Bären, aber auch Mäuse, Schweine, Krokodile, Nashörner, Hühner, Hasen und Schafe. Die Figuren stammten von der Firma Simba und hießen Bear Family, auf Deutsch Bärenwald. Leider wurde dieses liebenswerte Spielzeug irgendwann nicht mehr hergestellt, so dass ich mich mit dem begnügen musste, was ich hatte. Ich bastelte aber allen möglichen Krimskrams aus Bau-Spielzeug und Karton für meine Tiere, Jahre nachdem es sie nicht mehr auf dem Markt gab.

11. Süßigkeiten

Zu einer glücklichen Kindheit gehören natürlich auch Süßigkeiten. Viele, viele Süßigkeiten. Auch wenn man nie so viele bekommt, wie man gerne hätte - immerhin würde man dann wahrscheinlich nur noch Süßigkeiten essen. Und die sind bekanntermaßen furchtbar ungesund und schlecht für die Zähne. Wobei sie uns nicht geschadet haben - da wir ansonsten mit gesundem Essen versorgt wurden und die Erwachsenen auch immer darauf schauten, dass wir es nicht übertrieben. Mir fallen da beispielsweise die Halsketten und Armbänder aus Traubenzucker-Dragees ein, die auf ein Gummiband gefädelt wurde. Da konnte man den Schmuck gleichzeitig tragen und essen - auch wenn man sich an den harten Dingern fast die Zähne ausgebissen hat. Aus dem gleichen Zucker waren auch die Lippenstifte aus Plastikhüllen mit tiefrosa Inhalt. Vergessen darf man auch das Eis nicht,nach dem wir im Sommer immer lange Zähne bekamen - bestimmten Eissorten trauere ich heute noch nach. Was in DeutschlandLagnese ist, ist in Österreich Eskimo - denn beide Marken gehören zu Unilever, haben ein ähnliches Logo, und auch das Eis von Eskimo wird größtenteils aus Deutschland importiert. Obwohl es die Klassiker - Jolly, Twinni, Brickerl, Nogger und Cornetto - nach wie vor noch gibt. Beliebt war außerdem das BumBum-Eis der Marke Schöller - ein Eislutscher aus Vanille und Erdbeere, mit einer festen roten Masse überzogen, die meine Mutter als "Plastik" bezeichnet hat, und einem Stiel aus Kaugummi, der so hart war, dass man sich fast die Zähne ausbiss. Trotzdem war man im siebten Himmel bei der seltenen Gelegenheit, ein BumBum zu bekommen! Ich habe es vor Jahren wieder mal probiert - das Eis war kleiner als in meiner Erinnerung (wohl, weil ich größer geworden bin) und schmeckte ekelhaft. Man kann sich halt auf seine Erinnerungen nicht immer verlassen! Dafür war Bubble Gum ebenfalls enorm wichtig, auch wenn ich Jahre gebraucht habe, um zu kapieren, wie man Kaugummiblasen erzeugt. In Erinnerung geblieben ist mir außer Hubba Bubba, von dem jahrelang ein Werbe-Aufkleber bei unserem Greißler am Eck zu sehen war, die Plastiktube Tubble Gum, aus der man den synthetisch-rosafarbenen Kaugummi direkt in den Mund quetschen konnte. Und natürlich durften Lutscher nicht fehlen - große runde Zuckerguss-Lutscher mit schönen Blumen- oder Fruchtmotiven, Kirsch-Lutscher mit Kaugummi darin, Cola-Lutscher mit Brause-Füllung, Traubenzucker-Lutscher, zungenförmige Lutscher mit Limo-Geschmack oder Chupa-Chups in jeder Geschmacksrichtung. In letzter Zeit ist auch immer wieder von dem doppelten Karamell-Schokoriegel Raider die Rede, der seit Anfang der 1990er Jahre Twix heißt - der von Mars Inc. hergestellte Schokoriegel hieß im deutschsprachigen Raum Raider, bis man sich entschloss, den Markennamen global zu vereinheitlichen. Nicht zu vergessen die Süßigkeiten von Manner, die, wie schon gesagt, viel beliebter sind als die weltweit bekannten Mozartkugeln. Zu diesen gehören auch Marken wie Casali, von der vor allem die flüssig gefüllten Rum-Kokos-Kugeln aus Schokolade sowie die Schoko-Bananen bekannt sind, Ildefonso mit der viereckigen Schicht-Bonbonniere sowie Neapel mit seinen Dragee-Keksi.

12. Wasserbomben
Der Hit jeden Sommers waren außerdem die dünnwandigen Ballons, die man mit Wasser füllen konnte. Sie waren leicht zu zerstören, aber dafür der Hit jeder Strandparty, denn andere damit zu bewerfen verursachte keine Schmerzen, aber man wurde ordentlich nass dabei - und das war besonders bei heißem Wetter kein Malheur. Wir hatten die Bomben immer in Grado - sie waren in Plastiksäckchen zu kaufen und wurden mit Wasser aus den alle paar Meter angebauten Süßwasserhähnen gefüllt. Es war einer der vielen, vielen Hypes, die im Sommer für Aufsehen sorgte.

Dies ist also vorläufig das Ende meiner Reise zu den Dingen meiner Kindheit - vielleicht erkennt ihr euch ja darin wieder. Inzwischen hat sich wieder vieles angesammelt, was ich bearbeiten kann - macht euch also in Zukunft auf etwas gefasst. Bon voyage!

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Donnerstag, 20. August 2020

Ich gehe nicht auf die Vierzig zu - vor ein paar Monaten war ich noch neununddreißig.

Der Satz stammt diesmal von Mick Jagger - zumindest laut der Biographie von Philip Norman. Wobei ich Normans Rock-Biographien nur wärmstens empfehlen kann. Und Jaggers Musik natürlich auch. Es ist ja allgemein bekannt, dass die Beatles und die Rolling Stones, mit Sicherheit die beiden größten Bands der 1960er Jahre, große Konkurrenten gewesen sein sollen. Das stimmt allerdings nur zum Teil - während es unter den Fans eine Charakterfrage war, ob man auf die Beatles stand oder auf die Stones, waren die Mitglieder beider Bands gut befreundet. Und es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie königlich sich die jungen Engländer über die Kabbeleien ihrer jeweiligen Fans amüsiert haben müssen. Auch das Image der "braven" Beatles und der "wilden" Stones war zum größten Teil PR - kaum jemand, der sich nicht dafür interessiert, weiß, dass die Beatles einst mit schwarzer Lederkluft in Clubs des Hamburger Rotlichtviertels heißen Rock'n'Roll spielten, während die Rolling Stones als Blues-Formation in einem Jazzclub in der Londoner Oxford Street auftraten. Erst später steckte man die Beatles in Anzüge, um die Plattenfirmen nicht abzuschrecken, während man den Stones ein Rebellen-Outfit verpasste, damit sie sich von den Beatles unterschieden.

Nun - die Beatles gibt es seit nunmehr fünfzig Jahren nicht mehr, während die Rolling Stones bisher schon eine beachtliche Anzahl letzter Konzerte bestritten haben. Aber keiner, der diese aufregende Zeit erlebt hat, als beide Bands noch den Olymp der Rock- und Popmusik einnahmen, hat sie je wieder vergessen - vor allem aber war dies die Zeit, als das Fernsehen so nach und nach in den meisten Haushalten Einzug erhielt. Was natürlich auch die erste Blütezeit des Kinderfernsehens bedingte. Ich habe in meinem letzten Artikel über Disney-Filme ja schon erwähnt, dass ich Lust hätte, mich auch einmal mit den Nippon-Animation-Serien zu beschäftigen, die unsere Kindheit geprägt haben. Deshalb möchte ich das auch an dieser Stelle tun und habe mir dafür speziell ein paar Serien ausgesucht, mit denen ich aufgewachsen bin und die mir noch in Erinnerung geblieben sind.

Das japanische Zeichentrickfilm-Studio Nippon Animations, das seinen Sitz in Tama, einer Stadt innerhalb der Präfektur Tokio, hat, entstand aus dem Trickstudio Zuiyo Enterprises, das in den 1970er Jahren verschiedene Zeichentrick-Serien produzierte, ehe es 1975 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und sich in zwei Teilfirmen aufteilte, wobei Nippon Animation die Produktion der Serien fortsetzte. Bekannt waren vor allem die Serien, die in Kooperation mit europäischen Fernsehsendern entstanden und die Kinderbuchklassiker adaptierten - Klassiker, die vielen Leuten heutzutage nicht in der literarischen Fassung, sondern in der Serien-Version in Erinnerung geblieben sind. Im Zuge der ersten drei Produktionen gründete Nippon Animation im Jahr 1975 das World Masterpiece Theater, das bis 1997 jährlich eine Serie auf der Grundlage eines internationalen literarischen Werkes herausbrachte.

Die erste dieser Serien wurde 1972 bis 1974 produziert und basiert auf der zwischen 1963 und 1993 veröffentlichten Kinderbuchreihe Vickie Viking des schwedischen Autors und Journalisten Runer Jonsson, die von Ewert Karlsson illustriert wurde im deutschsprachigen Raum unter dem Namen Wickie und die starken Männer bekannt ist. Jonsson erfand die Geschichte ursprünglich für seinen Sohn und ließ sich einerseits von den Isländersagas, andererseits von Fans G. Bengtssons damals populärem Entwicklungsroman Die Abenteuer des Röde Orm inspirieren. Das Besondere an diesen Geschichten ist, dass es sich hierbei nicht um ehrfürchtige Heldengeschichten handelt, sondern um eine Parodie - sozusagen eine Anti-Saga. Wickie wurde 1964 auch im deutschsprachigen Raum veröffentlicht und 1965 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Der Erfolg des ersten Buches brachte von 1966 bis 1973 fünf weitere Bände der Wikinger-Geschichten hervor; im Jahr 1993 folgte dann ein weiteres, in dem Wickie bereits Häuptling von Flake ist.

Die Geschichte selbst handelt von Wickie, dem Sohn von Halvar, der der Häuptling des Wikingerdorfes Flake ist. Wickie ist ängstlich und nicht besonders stark, kann sich aber mit Schlauheit immer wieder aus brenzligen Situationen retten. Nachdem er seinem Vater von seiner geistigen Überlegenheit überzeugt hat, willigt dieser ein, ihn an den Beutefahrten der Wikinger teilnehmen zu lassen. Die folgenden Geschichten variieren immer wieder das Grundmotiv der starken, aber nicht besonders intelligenten Wikinger, die sich durch ihr Draufgängertum immer wieder in brenzlige Situationen manövrieren und nur von den Ideen des kleinen Wickie gerettet werden können. 

1965 wurde Wickie und die starken Männer vom Westdeutschen Rundfunk als Hörspiel herausgegeben, mit dem jungen Marius Müller-Westerhagen in der Rolle des Wickie. In den 1970er Jahren wurde dann im Auftrag des ZDF in Japan die bekannte Zeichentrickserie produziert, die unabhängig von der Buchvorlage ins kollektive Gedächtnis ganzer Generationen einging. Sowohl in der Handlung als auch in der Darstellung der Figuren war sie stark an die literarische Vorlage angelehnt. 2008 folgte ein Spielfilm unter der Regie von Michael "Bully" Herbig, der so erfolgreich war, dass 2011 eine Fortsetzung unter der Regie von Christian Ditter gedreht wurde - Wickie auf großer Fahrt war außerdem die erste deutsche 3D-Film-Produktion. 2014 wurde die Serie komplett neu in computeranimierter Fassung in Deutschland, Österreich und Frankreich produziert.

Die zweite Serie, die von Zuiyo Enterprise produziert wurde, ist Heidi aus dem Jahr 1974. Vorlage sind die beiden Romane Heidis Lehr- und Wanderjahre sowie Heidi kann brauchen, was es gelernt hat der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri aus den Jahren 1880 und 1881. Es wird vermutet, dass Spyri sich von der Erzählung Adelaide - Mädchen vom Alpengebirge des deutschen Pädagogen und Schriftstellers Hermann Adam von Kamp  (dem Verfasser des Liedes Alles neu macht der Mai) inspirieren ließ. Die Romane schufen die Grundlage für ein noch heute weit verbreitetes romantisch-verklärtes Idealbild der Schweiz, das vor allem in Japan gepflegt wird. Außerdem erinnert vor allem das Motiv der Stadt-Land-Gegenüberstellung, wobei die Stadt das Negative und das Land das Positive verkörpert, an die vor allem in der Nachkriegszeit beliebten Heimatfilme. Der Erfolg der beiden Bücher ermöglichte Spyri vor allem einen recht komfortablen Lebensabend.

Die Geschichte handelt von dem Waisenmädchen Adelheid, genannt Heidi, das als Fünfjährige von seiner Tante in die Obhut seines Großvaters gebracht wird - dieser wird Alpöhi oder Almöhi genannt und lebt zurückgezogen in einer Berghütte oberhalb von Maienfeld im Schweizer Kanton Graubünden. Trotz seiner einsiedlerischen Lebensweise schließt er das kleine Mädchen schnell ins Herz; Heidi freundet sich mit dem Geißenpeter an, einem elfjährigen Ziegenhirten, und auch mit dessen blinder Großmutter, und führt ein freies, unbeschwertes Leben in den Bergen. Nachdem sich der Großvater jedoch weigert, sie zur Schule zu schicken, wird sie mit acht Jahren von ihrer Tante nach Frankfurt am Main gebracht, wo sie fortan bei der gut situierten Familie Sesemann als Gesellschafterin der gelähmten Tochter Klara lebt und Privatunterricht erhält. Sie freundet sich schnell mit Klara an, ist jedoch in der Stadt nicht glücklich, und besonders das strenge Hausmädchen Fräulein Rottenmeier, das sie für eine Wilde hält, macht ihr das Leben schwer. Einzig Klaras Großmutter, die manchmal zu Besuch ist, kann das eintönige Leben ein wenig aufhellen und ermutigt Heidi dazu, endlich lesen zu lernen. Doch als das Heimweh die Gesundheit des Mädchens anzugreifen beginnt, schickt Herr Sesemann sie auf Anraten des Arztes zurück in die Berge. Damit endet das erste Buch; im zweiten ist sie zu ihrem Großvater zurückgekehrt, der sein Haus im Dörfli instand setzt, damit er während der Wintermonate mit Heidi dort leben und sie die Schule besuchen kann. Trotz der Bedenken schafft es Heidi, ihren Großvater und auch die Sesemanns zu überzeugen, Klara den Sommer ebenfalls bei ihr in den Bergen verbringen zu können. Die gesunde Umgebung tut auch bei dem gelähmten Mädchen ihre Wirkung, und in Folge lernt sie das Gehen.

Heidi wurde zu einem Klassiker der Weltliteratur und war auch in den USA sehr erfolgreich; Parallelen zur Heidi-Geschichte sind unter anderem auch in Frances Hodgson Burnetts Roman The Secret Garden von 1909, der ebenfalls zum Klassiker avancierte, zu finden. Im Jahr 1920 wurde die Geschichte erstmals verfilmt - es folgten mehrere Filme, die teilweise sehr lose auf dem Grundmotiv basierten. 1974 folgte die japanische Fernsehserie, für die intensive Recherche-Arbeiten in Angriff genommen wurden. Mittels Reisen an Originalschauplätzen wurde nach hoher Authentizität und bestmöglichem Realismus gestrebt, und man bemühte sich, die Alpen so naturgetreu wie möglich nachzuempfinden. In der Serie wurden allen Haupt- und Nebenhandlungen des Romans aufgenommen, auch wenn Heidis Tierliebe und die Rolle der Natur stärker im Fokus stehen und der Geißenpeter ein wenig sympathischer dargestellt wird. Außerdem entfallen die religiös aufgeladenen Motive von Schuld, Sühne und Vergebung, da diese einem shintoistisch bzw. buddhistisch geprägten Publikum unverständlich gewesen wären. In der Serie wird die Sehnsucht der Japaner nach der unberührten Natur zum Ausdruck gebracht, gepaart mit der Unschuld des Mädchens Heidi, das nach dem Motiv des sich damals gerade etablierenden Kawaii gezeichnet wurde, einer der japanischen Kultur typischen Niedlichkeitsästhetik, die auch in Maskottchen wie Pikachu oder Hello Kitty ihren Ausdruck findet und innerhalb der westlichen Welt manchmal befremdlich wirkt, auch wenn es hier immer mehr Einzug erhält.

Die Serie erzielt in Japan bis heute noch beachtliche Einschaltquoten, der Jodler aus der japanischen Titelmelodien ist nach wie vor noch in Karaoke-Bars zu hören. In Europa war Heidi von der Kritik an japanischen Film- und Fernsehproduktionen ausgenommen, die vor allem in Frankreich und Italien aufkam. Die Serie war der Auftakt für den langjährigen Erfolg der World-Masterpiece-Theater-Produktionen und begründete die Beliebtheit japanischer Animes in Europa, wobei im Gegensatz zu anderen Serien hier noch großen Wert auf einen international verständlichen Zeichenstil gelegt wurde.  Im Jahr 2015 kam eine computeranimierte Fassung ins Fernsehen, die sich jedoch stark an dem Stil der Zeichentrickserie orientierte.

Die dritte Serie, über die ich an dieser Stelle berichten möchte, ist wie der Film Bambi, über den ich hier schon geschrieben habe, die Adaption von Kindergeschichten, die von einem prägenden Autor der deutschsprachigen literarischen Moderne verfasst wurden. Ich spreche hier von der Serie Die Biene Maja von 1975, die auf den beiden Romanen Die Biene Maja und ihre Abenteuer (1912) und Himmelsvolk (1915) des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels basieren. Wobei mich wundert, dass in der aktuellen Debatte noch niemand den offenen Antisemitismus dieses Autors thematisiert hat, der in der Anfangszeit von Nazi-Deutschland die Juden für die vermeintliche Vernichtung der deutschen Kultur verantwortlich machte, aber das ist wohl eine andere Geschichte. In den 1920er Jahren der am meisten gelesene Autor, verarbeitete er in den Biene-Maja-Geschichten seine Kindheitserlebnisse in freier Natur in Ahrensburg sowie seine Naturbeobachtungen als Erwachsener. Es waren die einzigen Kinderbücher, die er schrieb, und bei weitem seine erfolgreichsten.

Die Geschichte erzählt, wie die Biene Maja von ihrer Erzieherin Kassandra auf ihren ersten Ausflug vorbereitet wird, von dem sie jedoch nicht, wie vorgesehen, in den Bienenstock zurückkehrt - stattdessen entdeckt sie die Natur und begegnet dabei vielen anderen Insekten, Würmern und Käfern. Sowohl von Kassandra als auch von den anderen Tieren erfährt sie immer wieder von den Menschen und wünscht sich, diese Lebewesen einmal zu sehen - ein Blumenelf kann ihr diesen Wunsch erfüllen, und nicht nur das, sie begegnet gleich zwei sich liebenden Menschen in einer Gartenlaube. Dann jedoch wird sie von den Hornissen gefangen genommen und erfährt von Kriegsvorbereitungen gegen ihr Volk. Sie kann ausbrechen und den Bienenstock warnen, so dass die Bienen sich auf den Angriff der Hornissen vorbereiten und ihn abwehren können. Aufgrund dessen wird Maja verziehen, dass sie ausgerissen ist, und Kassandra ernennt sie zu ihrer Beraterin. Das zweite Buch Himmelsvolk wiederum handelt von dem Blumenelfen, der Maja das Liebespaar gezeigt hat - er ist so vertieft in den Anblick der Liebenden, dass er vergessen hat, rechtzeitig ins Elfenreich zurückzukehren. Möglich soll ihm das nur sein, wenn er eine größere Liebe als diese zu Gesicht bekommt. Nachdem er ein Jahr auf einer Waldwiese verbracht und Freud und Leid des irdischen Lebens kennengelernt hat, erzählt ihm eine alte Linde die Geschichte von Jesus Christus, der sein Leben gegeben hat für eine Liebe, die größer ist als alle vergänglichen Werte - somit erkennt der Blumenelf eine noch größere Liebe als die des Liebespaares und kann ins Elfenreich zurückkehren. Der spirituelle Aspekt von Himmelsvolk fehlt in der Serie natürlich ganz, außerdem bekommen namenlose Figuren Namen, etwa der Grashüpfer Flip und der Regenwurm Max, und es tauchen auch neue Figuren auf, wie die Drohne Willi oder die Zwergmaus Alexander.

Nachdem Waldemar Bonsels nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den englischen und britischen Besatzungszonen mit einem Publikationsverbot belegt wurde, und nach seinem Tod im Jahre 1949 geriet der Autor weitgehend in Vergessenheit, ehe die Serie in den 1970er Jahren ins Fernsehen kam. 1975 wurde sie in Japan ausgestrahlt, 1976 folgten Deutschland und Österreich; sie entwickelte sich zu der bisher erfolgreichsten Zeichentrickserie des ZDF. Das von Karel Gott gesungene Titellied erreichte Anfang 1977 Platz eins der NDR-Schlagerparade. Neben Wickie, Heidi und Pinocchio gehörte Die Biene Maja zu den ersten breitenwirksamen japanischen Zeichentrickserien in Deutschland und Österreich und führten dazu, dass ORF, ZDF und auch andere deutsche Sender auch noch andere Serien in Japan produzierten oder von dort einkauften, was von journalistischer Seite allerdings auch zu Kritik führte. Auch diese Serie wurde 2013 in computeranimierter Fassung neu veröffentlicht - wobei der Titelsong von Helene Fischer neu gesungen wurde.

Ich glaube, ich habe an anderer Stelle schon einmal angedeutet, dass ich über die 3-D-Fassungen nicht allzu glücklich bin. Aber es war wohl die Begeisterung für die neue Technik, die dazu veranlasste, aus dem alten Stoff noch einmal Kapital zu schlagen. Was jedoch mich und meine Generation betrifft (und die davor) - wir werden wohl immer die alten Fassungen mit unserer Kindheit in Verbindung bringen. Wobei ich gestehen muss, dass ich die Heidi-Serie immer etwas langweilig fand - bis auf die Folgen mit Fräulein Rottenmeier, über die ich immer lachen musste - so geht es mir übrigens bis heute mit affektierten, gouvernantenhaften Damen. Ich fand auch das Fräulein Andacht in der alten Filmversion von Pünktchen und Anton immer äußerst witzig.

Dies waren drei ausgewählte Nippon-Animation-Serien, die mir, obwohl ich Jahre nach ihrer Erstausstrahlung geboren wurde, aus der Kindheit noch in Erinnerung geblieben sind. Wahrscheinlich kommt noch ein zweiter Teil - wir werden sehen. Aber eines ist gewiss: Ich komme wieder - keine Frage!

vousvoyez

Mittwoch, 12. August 2020

Heute kommst du mit Drogen nicht ins Q, früher bist du ohne Drogen nicht reingekommen

(c) vousvoyez
Mit Q ist natürlich nicht diese unsägliche QAnon-Bewegung gemeint, über die ich ja schon berichtet habe, sondern ein legendäres Nachtlokal aus meiner Heimatstadt, das früher vor allem Metalheads, Punks und Goths angezogen hat und das sogar bereits von Kurt Cobain besucht worden sein soll. Heute wird hier mitunter auch Techno gespielt, was ich nicht so toll finde, das Lokal selbst allerdings mag ich nach wie vor ganz gern, weil es praktisch jeder Stimmung ihren Platz lässt: Wer es ruhiger mag, setzt sich in den Barbereich, wer ein bisschen aufdrehen will, stürzt sich auf die Tanzfläche. Wobei Tanzlokale aktuell ja zu den Leidtragenden der Corona-Krise gehören - den Kulturbereich erwischt es momentan ganz allgemein am härtesten. Dafür haben nervige Leute gerade Hochkonjunktur. Und deswegen möchte ich heute meine Eierer-Liste wieder fortsetzen - auch wenn ich das Thema mit dem großen C nach Möglichkeit aussparen will. Das nervt mich nämlich gerade so sehr, dass ich nicht mal mehr Lust habe, darüber zu bloggen - und ich glaube, ihr seid auch froh, wenn ihr nicht überall davon hören müsst, immerhin ist es aktuell ja eh immer das gleicche. Es geht also vorwiegend um Eierer, denen man auch außerhalb der Corona-Krise immer wieder mal begegnet.

Top-Eierer Numero 13: I bims 1 Eierer

Die "Vong-Sprache" war ja vor allem Mitte des letzten Jahrzehnts bei Jugendlichen sehr beliebt - sprich, ich bin selbstverständlich schon zu alt dafür. Die Vong-Sprache parodiert vor allem die fehlende Schreibkompetenz mancher Internetnutzer plus die inflationäre Verwendung von Anglizismen - weshalb Sätze in diesem Idiom so wirken, als stammten sie von einer sehr jungen, minderbemittelten Person, die weder des Deutschen noch des Englischen wirklich mächtig ist. Ich gehöre jetzt nicht zu denen, die behaupten, die Sprache hätte die junge Generation verdummt - wer eine Sprache verfälschen will, muss sie bekanntlich erst mal beherrschen. Eigentlich fand ich die Idee an sich und ihre Stilblüten sogar recht lustig. 2017 wurde eine Phrase aus dieser Jugendsprache, nämlich "I bims", sogar zum "Jugendwort des Jahres" erklärt. Damit war die Vong-Sprache endgültig im Mainstream angekommen, und als dann auch noch Marketing-Betreiber anfingen, mittels Vong-Sprache Werbung zu machen, wurde sie für Jugendliche zunehmend uninteressant - was auch nicht weiter verwunderlich ist, da Jugendsprache ja der Abgrenzung von der Erwachsenenwelt ist, welche nicht mehr gegeben ist, wenn jeder x-beliebige Werbefritze sie schon verwendet.
Dennoch hat sich das Gespenst der Vong-Sprache nach wie vor auf Social Media niedergeschlagen - viele Leute können ganz offensichtlich nicht mehr richtig schreiben. Versteht mich nicht falsch - ich komme aus einer Familie mit einigen Legasthenikern, ich selbst hatte immer schon Anzeichen von Dyskalkulie, sprich, ich kann nachvollziehen, wie es ist, wenn man ständig das Gefühl bekommt, nicht gut genug zu sein, weil man nicht perfekt schreiben oder rechnen kann. Deswegen behalte ich es in der Regel auch für mich, wenn ich in einem Text Fehler entdecke. Zumal ich selbst auch nicht unfehlbar bin - zurzeit schaue ich etappenweise alte Artikel in diesem Blog noch einmal durch und finde ständig irgendwelche Tipp- und Flüchtigkeitsfehler. Was mich aber extrem ungeduldig macht, sind Leute, die einfach irgendwas (in ihrer Muttersprache, wohlgemerkt) hinrotzen und denen es augenscheinlich scheißegal ist, ob es für diejenigen, die das lesen sollen, auch verständlich ist. Noch schlimmer finde ich es, wenn man die Person so vorsichtig und respektvoll wie möglich darum bittet, ihr Anliegen doch bitte, bitte ein klein wenig verständlicher zu formulieren und dann ein Mob von zwanzig Leuten über einen herfällt, weil du angeblich überheblich agierst gegenüber einer Person mit Schreibproblemen. Und da muss ich ganz ehrlich sagen: Nein, den Schuh ziehe ich mir nicht an. Liebe Top-Eierer Numero 13: Ein Text muss nicht absolut perfekt und fehlerfrei sein, aber er sollte zumindest den Inhalt verständlich transportieren, aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich verbal so deutlich wie möglich artikuliere - das hat etwas mit Respekt dem Leser gegenüber zu tun.

Top-Eierer Numero 14: Kindische Dummchen, die sich so unglaublich säääääcksi vorkommen

Ich habe in meinem Artikel über Britney Spears schon angesprochen, dass mir dieses Kleinmädchen-Getue unglaublich auf die Nerven geht. Aber Britney war auch erst siebzehn, als sie mit Liedern wie Baby One More Time den sexy Schulmädchen-Look etablierte - da ist es noch irgendwie okay. Viel anstrengender finde ich allerdings Frauen meines Alters oder gar noch älter, die sich immer noch wie Siebzehnjährige anziehen. Oder generell erwachsene Frauen, die sich absichtlich besonders dumm stellen - die nicht in der Lage sind, sich wie ein normaler Mensch zu artikulieren, sondern in so einer aufgesetzten Babysprache reden, Sachen wie Pipimann, Töff-Töff und Puddeling sagen, weil sie glauben, das sei wahnsinnig sääääcksi. Und diejenigen, die mit Anfang Vierzig noch mit selbst gehäkeltem Babydoll und Doppelzöpfchen herumlaufen und häufig auch noch einen Lolly bei sich haben, weil sie glauben, sie seien totaaaaal niedlich. Gerne sprechen sie auch in Verniedlichungen: Schoki statt Schokolade, Kindi statt Kindergarten, Männi statt Mann, Pullermann statt Penis. Immer, wenn ich solche Damen sehe, frage ich mich, ob das tatsächlich das ist, wofür die Feministinnen seit Beginn des vorigen Jahrhunderts gekämpft haben. Liebe Top-Eierer Numero 14: Werdet bitte endlich erwachsen!

Top-Eierer Numero 15: "Ich habe ja nichts gegen XY, aber ..."

Man trifft sie heutzutage überall: Leute, die Vorurteile haben, es aber nicht zugeben wollen, und deswegen behaupten, sie nicht zu haben, aber ... und dann folgen eben genau jene Klischees, von denen sie zuvor behauptet haben, sie nicht zu reproduzieren. Etwa über die Ausländer, die alle kriminell sind, nicht arbeiten wollen, dem Inländer aber gleichzeitig die Arbeit wegnehmen und sich überhaupt nicht integrieren wollen. Oder die Homosexuellen, die gegen ein vermeintliches Naturgesetz verstoßen, nur Aufmerksamkeit wollen, beziehungsunfähig sind und ständig Sex brauchen. Oder die Feministinnen, die Männer hassen, alle lesbisch und "Mannweiber" sind. Und hinterher kommt dann meist auch noch der Satz "Das wird man wohl doch noch sagen dürfen!" Natürlich will keiner als rassistisch, homophob oder sonst wie feindselig gegen Minderheiten wahrgenommen werden - nein, man versteht sich als "guter Bürger", der sich lediglich auszusprechen traut, was seiner Ansicht nach sowieso alle denken. Man reproduziert also Vorurteile, will sich dies jedoch im gleichen Zug nicht eingestehen. Viele von ihnen sind zudem noch mit Top-Eierer Numero 13 verwandt: Während sie von Ausländern vollständige Integration, wenn nicht gar totale Assimilation verlangen (am besten sollten sich Nicht-Weiße wahrscheinlich auch noch mit Schmirgelpapier abreiben, weil es geht ja  nicht, dass die eine andere Hautfarbe haben!), bringen sie es häufig nicht einmal zustande, einen einzigen Satz in ihrem geliebten Deutsch fehlerfrei zu schreiben. Zusammengefasst. So ein Satz ist eine Strategie, das Gewissen zu beruhigen, nur um hinterher umso ungehemmter über diejenigen, gegen die man ja angeblich nichts hat, herziehen zu können. Dabei spielen persönliche Befindlichkeiten in der Regel eine größere Rolle als tatsächliches Faktenwissen oder eigene Erfahrungen. Im Prinzip sind solche Leute ein exemplarisches Beispiel für unsere Maybe-Gesellschaft, in der man sich auf nichts festlegen will, zu nichts steht und keine Entscheidungen treffen kann - und Sachverhalte relativiert, die offensichtlich sind. 

Top-Eierer Numero 16: "...aber die anderen!"

Das sind die nächsten Verwandten von Top-Eierer Numero 15: Leute, die ein Problem relativeren wollen, indem sie erklären, dass andere auch so etwas oder zumindest sowas Ähnliches gemacht hätten. Häufig erlebte ich Top-Eierer Numero 16 im letzten Jahr nach dem Ibiza-Skandal, als Anhänger der blauen Partei verzweifelt versuchten, zu erklären, dass es in anderen Parteien schließlich auch Korruption gegeben hätte und dass man Herrn Strache und Herrn Gudenus deshalb nicht kritisieren dürfe. Man begegnet ihnen aber auch,wenn man über Rechtsradikalismus oder rechte Gewalt diskutiert; nach dem Argument "Linksradikalismus ist aber auch schlimm" oder "und was ist mit linker Gewalt?" kann man schon fast die Uhr stellen. Keine Buch- oder Filmrezension eines Werkes über rechte Gewalt, ohne dass darunter etliche Leute sich aufregen, dass man nicht über linke Gewalt schreibe. Das beste Beispiel ist die aktuelle Diskussion über Rassismus - diese ruft besonders viele Exemplare von Top-Eierer Numero 16 auf den Plan. "Black Lives Matter" wird zu "All Lives Matter", George Floyd soll angeblich ein Schwerverbrecher sein, jegliche Diskussion über rassistische Stereotype in älteren literarischen Werken ist Cancel Culture und jedes Mal, wenn es um Rassismus gegen Schwarze geht, kommt todsicher irgendjemand daher und jammert: "Aber was ist mit Rassismus gegen Weiße?"
Solche Argumente tragen natürlich nicht dazu bei, die Situation zu entspannen - im Gegenteil. Wer permanent die Diskussion über einen bestimmtes Problem torpediert mit dem Hinweis, dass es auch andere Probleme gibt (ob tatsächlich existent oder nicht, ist in erster Linie mal irrelevant), der hat kein Interesse an einer Lösung des diskutierten Problems. Ein Arzt kann einem Krebskranken schließlich nicht erklären, dass AIDS auch tödlich enden kann und damit dann entschuldigen, dass er ihn nicht behandelt. Mit solchen Scheinargumenten löst man kein Problem - stattdessen nimmt man anderen die Möglichkeit, eine Lösung zu finden, indem man versucht, das Thematisieren des Problems zu illegitimieren. Und so ganz nebenbei: Ja, es gab und gibt auch Verbrechen aus dem linken Spektrum, aktuell ist rechte Gewalt aber ganz offensichtlich das größere Problem. Und ja, es gibt auch Nicht-Weiße, die Weiße diskriminieren, da aber die Unterdrückungsmechanismen nicht die gleichen sind, hat das mit Rassismus, wie er seit Jahrhunderten vor allem gegen Schwarze praktiziert wird, nichts zu tun. Liebe Top-Eierer Numero 16: Keiner behauptet, dass ihr alle es immer ganz leicht gehabt hättet, aber bitte hört auf, in jede Diskussion, die euch nicht gefällt, reinzugrätschen!

Top-Eierer Numero 17: Leute, die sooooooo cresi sind

Sie sind eng verwandt mit Top-Eierer Numero 10, und man trifft sie ebenfalls praktisch überall: Leute, die ständig betonen müssen, wie verrückt und crazy sie doch sind, obwohl meist genau das Gegenteil der Fall ist. Erlebt man auch oft in Casting-Shows: Gerade diejenigen, die ständig erzählen, wie crazy und ausgeflippt sie sind, sind am Ende so ziemlich die Langweiligsten von allen. Oder sie benutzen ihre vermeintliche "Crazyness", um sich wie die Axt im Walde aufzuführen und permanent zu beweisen, dass sie im Grunde genommen nur Arschlöcher sind, mit denen eigentlich niemand was zu tun haben will. Im Grunde genommen ist diese "Crazyness" jedoch vor allem eines, nämlich Gier nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, der eigenen Biederkeit zu entkommen. Deswegen hält man sich auch für total crazy, wenn man mal ein bisschen Farbe in sein Leben bringt - und nachdem Renate aus Attnang-Puchheim ihr Essen mit Lebensmittelfarbe behandelt und hinterher auf Facebook gepostet hat, fährt sie nach Völcklabruck zu ihrem lustigen schwulen Friseur Pietro, um sich freche Strähnchen in Knallrot ins Haar machen zu lassen. Und währenddessen postet der Gerald aus Leibnitz ein Foto auf Facebook, auf dem er ganz cool mit Joint zwischen den Lippen abgebildet ist - und während die einen Kommentatoren ihn ganz empört in der Luft zerreißen, wird er von den anderen dafür gelobt, so als hätte noch nie zuvor jemals jemand gekifft. Und Määäändi aus Mistelbach schüttet sich gerade aus vor lauter Lachen über ein wahnsinnig witziges Erlebnis, das sie gerade der Social-Media-Gemeinde erzählt hat, die gerade darüber rätselt, was denn daran so witzig sein soll. Inzwischen plaudert Irene aus Hollabrunn gerade über ein Erlebnis, das ihr wahnsinnig peinlich ist - so peinlich, dass sie es gleich überall herumerzählen muss, bevorzugt wildfremden Leuten. Sprich - solche Leute sind so crazy unkonventionell, wie wenn Oma Edeltraud für einen Tag die Kreuzstichdeckerl im Wohnzimmer abgehängt hat. Aber wage es ja nicht, die Crazyness solcher Leute zu kritisieren oder gar anzuzweifeln - denn ansonsten musst du dir natürlich Ewigkeiten lang anhören, wie spießig, verklemmt und frustriert du doch bist. Weil man ja natürlich nur dann voll crazy ist, wenn andere es nicht sind. Der Schreibfehler im Titel ist übrigens beabsichtigt - er stammt ursprünglich von einer dieser cresi Personen, die des Schreibens offensichtlich nur rudimentär mächtig war. Liebe Top-Eierer Numero 17: Man ist nicht voll cresi, nur weil man es ständig behauptet!

Ich muss euch sagen - es tut ab und zu ganz gut, über nervige Leute mal so richtig Dampf abzulassen! Und keine Sorge - ich weiß, dass ich auch schon Leuten auf die Nerven gegangen bin. Sehr vielen Leuten sogar! Falls irgendwer mich persönlich also in seine Eierer-Liste aufnehmen will - nur zu! Ich schicke euch sogar noch Blumen - ich gehe mir nämlich mitunter selbst auch ganz ordentlich auf den Keks.

vousvoyez

Freitag, 7. August 2020

Der Kreisky befruchtet die Eier nicht!

Der Hll

Wobei hier selbstverständlich nicht der auch "Sonnenkönig" genannte SPÖ-Politiker Bruno Kreisky gemeint ist, der von 1970 bis 1983 österreichischer Bundeskanzler war, sondern ein nach ihm benannter Wellensittich. Ich habe so den Eindruck, dass es eine Zeit lang Mode gewesen zu sein scheint, seine Haustiere nach Politikern zu benennen - eine mit meiner befreundete Familie hatte einen Hund namens Gorbatschow und eine Katze namens Bush, und der von Til Schweiger gespielte Axel aus dem Film Der bewegte Mann von 1994 hatte einen Vogel im Käfig namens Schewardnadse. Und nachdem wir schon wieder bei der Vergangenheit sind, möchte ich meine Liste an Dingen aus meiner Kindheit gerne fortsetzen - zumal sie, wie schon so oft, doch länger wird als ursprünglich geplant.

1. Zaubertroll

Ein Spielzeug, das ich neben der Barbie am wenigsten mochte. Ich bekam zum Geburtstag ein Trollpüppchen mit neongelben Haaren und Leuchtaugen geschenkt - ich muss allerdings gestehen, dass ich es in irgendeiner Schublade versteckte und nicht mehr ansah. Auch wenn es andere Spielzeuge gab, die hässlich waren und die ich trotzdem unbedingt haben musste - aber davon später.
Der erste Zaubertroll wurde 1959 von dem dänischen Holzschnitzer Thomas Dam aus Holz hergestellt, mit Haaren aus Schafwolle und Augen aus Glas. Er schenkte ihn seiner kleinen Tochter, die ihn in die Schule mitnahm, woraufhin ihre Freundinnen sich auch solche Trollpuppen wünschten - obwohl diese eigentlich sogar noch hässlicher waren als die Kunststoff-Version meiner Kindheit, aber zumindest war es gute handwerkliche Arbeit. Schon bald begann Dam, die Figuren professionell herzustellen und zu vertreiben, woraufhin die Püppchen Mitte der 1960er Jahre zum ersten Mal in Europa in Mode kamen. In den 1970ern waren Nachahmungen der originalen Dam-Produkte auch in den USA erfolgreich, und in den 1990ern feierten Troll-Püppchen aus Plastik mit nach oben stehenden Haaren, zeitgemäß in leuchtenden Neonfarben, in allen Größen von der Firma Hasbro ihren Siegeszug in den Kinderzimmern. Da ich, wie schon gesagt, eine Mädchenschule besuchte, war ich von diesen hässlichen Püppchen täglich nahezu umzingelt. Das Besondere an diesen Trollen war, dass sie Mädchen begeisterten, obwohl sie nach keinerlei ästhetischen Kriterien gestaltet waren. In den Neunzigern versuchte man zwar immer wieder, auch Jungs für die Trolle zu begeistern, aber dies war von eher mäßigem Erfolg gekrönt. Irgendwann verschwanden diese Dinger, wie sie gekommen waren, obgleich 2016 der computeranimierte Film Trolls in die Kinos kam. Im Zuge der Neunziger-Nostalgie-Welle halte ich ein Revival dieser hässlichen Püppchen allerdings durchaus für möglich.

2. Mal- und Schreibwaren

Ein beliebter und auch geförderter Zeitvertreib für Kinder ist ja bekanntlich Malen und Zeichnen, und spätestens ab dem Schuleintritt kommt natürlich auch das Schreiben dazu. Deshalb halte ich es durchaus für keinen Fehler, den Bleistiften, Buntstiften, Kugelschreibern, Füllfedern, Finelinern, Gelstiften, Filzstiften und Malfarben der Kindheit ein paar Zeilen zu widmen. Zur Zeit meines Schuleintritts gab es ja - wohl durch das Problem mit dem sich vergrößernden Ozonloch - ein neues Bewusstsein für den Umweltschutz. Es gab sogar Kinderserien, die sich damit befassten - ich erinnere hier an die Superhelden-Serie Captain Planet. In meinem Alltag machte sich durch das seltsame ungebleichte Umweltschutzpapier bemerkbar, das ich benutzte. Sowohl meine Zeichenblöcke als auch meine Schulhefte waren einige Jahre lang alle aus diesem komischen graubraunen Papier. Was ja nicht schlimm war - viel schlimmer war dieses kratzige Toilettenpapier, auf dem in grüner Schrift Danke stand und das vor allem in den Schultoiletten sehr häufig verfügbar war. Sehr freundlich, dass sich dein Klopapier wenigstens dafür bedankt, dass es dir den Hintern wund kratzen darf! Wunde Hintern für die Rettung des Planeten, wer sich das nur ausgedacht hat!
Besonders wichtig waren aber natürlich die Malfarben, die wir verwendeten. Die Marke, die vor allem in den Schultaschen österreichischer Volksschulkinder von den 1960er Jahren bis heute sehr oft zu finden ist, ist Jolly, die zu dem österreichischen Unternehmen Brevillier Urban & Sachs gehört. Erkennungszeichen ist die auf jedem Produkt abgebildete Jolly-Figur, die eine Art Hanswurst mit grüner Glöckchen-Haube darstellt. Am begehrtesten waren bei uns die Jolly-Kinderfest-Sechskant-Buntstifte in der Blechschachtel, weil sie tatsächlich von guter Qualität waren und bis heute sind - vor allem sind sie sehr robust, das Holz splittert nicht und widersteht den nicht immer sanftmütigen Händchen und Zähnchen von Kindern. Dabei sind die Farben auch noch sehr kräftig und entfalten beim Ablecken der Mine sogar noch mehr Leuchtkraft. Manche Mädchen befeuchteten auch ihre Fingernägel mit Speichel und "lackierten" sie dann mit dem rosa Farbstift. Am tollsten war aber immer die Farbvielfalt - mein sehnlichster Wunsch war jahrelang, einmal die Schachtel mit allen 36 Farben zu besitzen. Da aber schon die kleinen Schachteln sehr teuer waren, hat er sich nie erfüllt. Beliebt waren auch die Jolly-Superstar-Buntstifte mit der gelben Verschlusskappe, oder als Duo-Version (dick und dünn) mit geriffelter weißer Kappe. Sehr begehrt außerdem die Stifte mit verschiedenfarbigen Minen - manche konnte man per Knopfdruck wechseln, während andere verschiedene Minen zum Aufstecken hatten. Nicht zu vergessen die Malkreiden aus echtem Bienenwachs und der klassische Wasserfarben-Malkasten, die im Kunstunterricht nicht fehlen durften - wobei im Malkasten immer eine kleine Tube Deckweiß enthalten war. Im Kindergartenalter durfte ich nur unter Aufsicht eines Erwachsenen mit Wasserfarben hantieren - wenn aber das Wasserglas von der letzten Mal-Session stehengeblieben war, saß ich schon auf dem Tisch und war ganz in meine künstlerische Tätigkeit vertieft, bis meine Mutter, die Banausin, hinzukam und schimpfte, weil ich wieder einmal von Kopf bis Fuß mit Farbe vollgeschmiert war, und mich in die Badewanne steckte. Jaja, so ein Künstlerleben ist hart!
Ab der zweiten Volksschulklasse durfte außerdem auch die obligatorische Füllfeder nicht fehlen - als Linkshänderin besaß ich natürlich die Linkshänderfeder von Lamy, die mit kurzen Tintenpatronen aus Plastik aufgefüllt wurde. Selbstverständlich immer begleitet von dem rosa Löschpapier, das jedem Schulheft beigefügt war, und dem Tintenkiller, der immer so komisch roch - aber die Frau Lehrerin hat immer geschimpft, wenn ich mit Tinte und Killer kreative Experimente anstellte. Auch sie - kein Verständnis für hohe Kunst!
Im Laufe des Unterstufengymnasiums wich die Füllfeder zunehmend dem praktischeren Kugelschreiber, das bunte Federpennal der frühen Jahre, in das die Stifte immer einzeln eingeordnet wurden, wurde abgelöst von kleineren Federmäppchen aus Blech oder Leder, wobei man Letztere nach Herzenslust bekritzeln konnte, sofern das Leder hell genug war. Das Lästige war, dass proportional zur Zunahme an Größe und Körpergewicht die Schultasche immer leichter wurde - entsprechend hatte ich in der Volksschule noch die grün-blaue Riesentasche von IKEA, die in der Unterstufe einem noch größeren grünen Walker-Rucksack wich und in der Oberstufe einem kleinen blauen Kipling-Rucksack. In den letzten beiden Jahren nutzte ich statt tausend verschiedener Hefte dann auch nur noch einen einzelnen College-Block zum Mitschreiben, der mich in Folge auch an der Uni begleitete. Ich bewunderte als Schülerin immer diejenigen, die es im Gegensatz zu mir schafften, ihre Schulhefte tadellos in Ordnung zu halten. Und während ich mich bereits im ersten Uni-Semester schon mit College-Block und Kugelschreiber begnügte, hatten manche noch ein wohl gefülltes Federpennal und hoben die Überschriften farbig hervor - ich muss zugeben, dass ich auch diese Leute trotz meines damals stilisierten Understatements insgeheim bewunderte.

3. Spielkonsolen

Obgleich ich nie eine eigene besaß, waren sie in meiner Kindheit natürlich allgegenwärtig. Die ersten, die vor allem die Jungs nutzten, waren die Handheld-Konsolen namens Tric O Tronic, die vor allem in den 1980ern in den Kinderzimmern zu finden waren, teilweise aber auch noch in den 1990ern. Meine Freunde und meine Cousins tippten ständig auf diesen Dingern herum, aber welche genau das waren, kann ich heute beim besten Willen nicht mehr sagen. Ich erinnere mich nur an eines, das ein Freund von mir im Weißensee-Urlaub mit hatte und das immer auf extrem nervige Art und Weise Oh Susanna abspielte - eine Melodie, die ich im selben Jahr auf der Blockflöte verbrochen hatte. Im Jahr 1989 brachte die japanische Firma Nintendo den ersten Game Boy heraus, die legendäre Handheld-Konsole mit dem hellgrauen Gehäuse, die die Kinderzimmer dieser Welt im Sturm eroberte. In Österreich schlug er allerdings erst zwei bis drei Jahre später so richtig ein. Ich erinnere mich, dass anfangs vor allem Kinder, die ein paar Jahre älter waren als ich, einen Game Boy besaßen. Der Vorteil gegenüber dem Tric O Tronic war, dass das Spiel nicht in die Konsole integriert war - sprich, man konnte via Diskette verschiedene Spiele darauf spielen. Zwar kamen nicht lange danach auch andere Konsolen dieses Typus heraus, etwa Sega Game Gear oder Atari Lynx, die waren aber weitaus weniger handlich, verbrauchten viel mehr Strom und waren auch viel teurer. Zudem lagen die Rechte der begehrtesten Spiele alle bei Nintendo, so dass sich jeder nur für den Game Boy interessierte. Und das, obwohl der Atari Lynx, der ungefähr zeitgleich auf den Markt kam, bereits über einen Farbdisplay verfügte, während der Game Boy bis zur Markteinführung des Game Boy Colour im Jahr 1998 nur mit Schwarzweiß aufwarten konnte.
In meiner Volksschulzeit gab es irgendwann einmal ein Weihnachten, nach dem nahezu jedes zweite Kind, das ich kannte, plötzlich einen Game Boy besaß. Ich war wieder einmal am Weißensee auf Urlaub, und die beiden Söhne der Familie, mit der wir immer fuhren - damals waren sie etwa acht und sechs Jahre alt - hatten zu zweit ein solches Gerät bekommen. In Kombination mit dem Game Boy wurde damals auch das Spiel Tetris verkauft, dessen Melodie ich bis heute im Ohr habe - außerdem hatten die beiden, soweit ich mich erinnern kann, Duck Tales, das sie besonders gern spielten, und Robo Cop. Das Weihnachtsgeschenk hatte allerdings einen Nachteil: Da es sich zwei kleine Jungen teilen mussten, gab es täglich Streit, wer jetzt spielen durfte - pausenlos schrie einer, während daneben die typischen Spielmelodien zu hören waren. Manchmal war es der Mutter dann zu viel - dann nahm sie den beiden ihr Spielzeug weg und spielte Tetris. Jahre später stritten sie sich dann um den Game Boy Advance der kleinen Schwester eines Freundes - ganz erwachsen wird man wohl nie.
Den Handheld- folgten auf dem Wunschzettel die stationären Konsolen - bereits ein halbes Jahr nach dem Debakel mit dem Game Boy wünschte sich der ältere der beiden Jungs zum Geburtstag einen Super Nintendo, und obgleich dieser erst im Dezember war, sprach er bereits im August nur noch davon und ging seinem jüngeren Bruder und mir damit so sehr auf die Nerven, dass wir anfingen, Spottlieder auf den Super Nintendo zu dichten. Ein paar Jahre später folgte dann die PlayStation von Sony, und als Teenager verbrachten wir einen verregneten Sommerurlaub in Grado vorwiegend an den Automaten der Spielhöllen. Ich selbst habe mir abgesehen davon manchmal einen Game Boy von jemand anders ausgeliehen oder eine Partie auf einer XBOX oder PlayStation mitgespielt, ansonsten konnte ich mich für das digitale Spielvergnügen aber nie so richtig begeistern.

4. Lego

Und natürlich kam auch ich nicht an dem dänischen Spielzeugriesen LEGO vorbei, der seit 1932 einen festen Platz in den Kinderzimmern einnimmt. Die typischen bunten Klemmbausteine aus Kunststoff mit den Noppen an der Oberseite wurden erstmals 1949 eingeführt - allerdings noch mit hohler Unterseite, was der Stabilität der gebauten Modelle eher abträglich war, weshalb man in dem Hohlraum zusätzlich kleine Röhren integrierte, ein Prinzip, das 1958 patentiert wurde. In meiner Kindheit hatten wir neben dem klassischen Lego, das wir "kleines Lego" nannten, auch noch LEGO Duplo, von uns auch "großes Lego" genannt, dessen Bausteine weitaus größer und daher für kleinere Kinder besser geeignet waren, da das kleine Lego natürlich viele verschluckbare Kleinteile hat. Zusätzlich hatten meine Brüder auch noch Bausätze der wesentlich anspruchsvolleren und raffinierteren LEGO-Technic-Reihe, die eher für ältere und eben technikaffine Kinder interessant ist. Ich erinnere mich, dass ich von Duplo ein Familienhaus samt Einrichtung und Bewohnern - Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Baby und ein Hund - besaß. Die Figuren und die verschiedenen Zimmer bekam ich einzeln nacheinander und erst am Schluss das Haus - es gibt ein Foto von mir an meinem dritten Geburtstag neben der Schachtel mit dem Duplo-Haus, in einem Pullover, den meine Mutter gestrickt hatte. Was das "kleine Lego" betrifft, so liebten meine Schwester und ich am meisten die Figuren der Fabuland-Reihe, die alle Tierköpfe hatten. Eine dieser Figuren war ein weißer Hund mit Polizeimütze, den ich "den Hll" mit langem L und ohne Vokal nannte - ich weiß nicht, wie ich das versinnbildlichen kann. Ich weiß aber noch, dass es mich immer störte, dass der Kopf vom Hll zu schwer für den Körper war. Außerdem hatten wir ein einbeiniges Schwein - das andere ist abgebrochen, nachdem meine Mutter einmal versehentlich drauf getreten ist. Wir waren schwer enttäuscht, als die Fabuland-Serie 1989 nicht mehr produziert wurde, aber die Figuren hatte ich noch lange.

5. Tamagotchi

Das aus Japan stammende Elektronikspielzeug war im Sommer 1997 der heißeste Scheiß des Jahres, verschwand aber kurz nach Schulbeginn so schnell, wie es gekommen war. Das Tamagotchi hatte die Größe eines Schlüsselanhängers und bestand im Wesentlichen aus einem Plastik-Ei mit drei Knöpfen unter einem Schwarzweiß-Bildschirm plus einem zusätzlichen Reset-Knopf auf der Rückseite, den man nur mit einem dünnen Gegenstand, etwa einem Kugelschreiber, bedienen konnte. Nachdem man auf diesen Knopf gedrückt hat, erscheint auf dem Bildschirm ein Ei - aus diesem schlüpft nach einiger Zeit ein virtuelles Küken, um das man sich wie um ein echtes Haustier kümmern muss, sprich, man muss es füttern, mit ihm spielen und es schlafen legen; manchmal wird es auch krank, und man muss ihm Medizin geben. Wenn es nach Zuwendung verlangt, meldet es sich mit einem Piepsen - sollte man es vernachlässigen, stirbt es, und man muss das Spiel mittels Reset-Knopf neu beginnen. Ich besaß allerdings nicht das Original-Tamagotchi, sondern ein Plagiat namens Dog Gotchi, das einen Hund darstellte - doch obgleich ich mich den ganzen Sommer über aufopferungsvoll um es kümmerte, wurde es nie alt und starb schnell. Der einzige, den ich kannte, bei dem das Tamagotchi über einen Monat überlebte, war ein Freund von mir, der das Original besaß. Während des Sommerurlaubs 1997 hatten fast alle meine Freunde ein Tamagotchi, und es gab eine Mutter, die, wenn wir schwimmen gingen, alle babysittete und oft umgeben von lauter Plastik-Eiern im Liegestuhl saß. Das Tamagotchi war so ziemlich das letzte Spielzeug, das ich unbedingt haben musste - ich war bereits dreizehn, und als ich dann wieder sechs Stunden in der Schule saß, nicht mehr jederzeit nach meinem Tamagotchi sehen konnte und die Piepserei zudem im Unterricht störte, verschwand es irgendwann in einer Schublade. Übrig geblieben ist von dem Hype ein weiterer gräulicher Eurodance-Song der deutschen Gruppe Sqeezer (ja, die schreibt man wirklich so).

6. Setzkasten

Beliebt für Kinderzimmer waren auch Setzkästen - kleine hölzerne Kästen mit Fächern, die meist an die Wand gehängt und mit Deko-Figuren vollgeräumt wurden. Meine Schwester hatte einen blauen Setzkasten voller Porzellantiere, mit denen ich immer spielte, wenn sie nicht da war - wenn sie mich allerdings dabei erwischte, wurde sie sauer. Als sie dem Kinderzimmer entwuchs, vererbte sie mir jedoch den Setzkasten samt Inhalt - wobei ich ihrer Sammlung das ein oder andere Stück hinzufügte. Ich glaube, dass die Tiere noch irgendwo in einer Schachtel zu finden sind.

7. Stammbuch/Poesiealbum

Was bei Grundschulkindern, insbesondere Mädchen, aber auch Jungen, nicht fehlen durfte, war das obligatorische Stammbuch oder Poesiealbum, das man an Freunde weiterreichte, die sich darin verewigen sollten. Während in ein Poesiealbum eher Reime und Verse, oft mit Zeichnungen, Ornamenten oder auch Stickern verziert, eingetragen wurden, bestand das Stammbuch oder Freundschaftsalbum aus Doppelseiten mit vorgedruckten Fragen zu der Person, die sich eintragen sollte, manchmal auch mit Foto. Auch im Poesiealbum stand jedem Eintragenden eine Doppelseite zur Verfügung - auf die eine wurde ein Gedicht niedergeschrieben, wobei es Tausende langweilige, oft schrecklich antiquierte Vorlagen gab, die zeitweise ein fürchterlich altmodisches Frauenbild transportierten ("Blüh an deiner Eltern Seite,/wachse tugendhaft heran,/und ein Engel Gottes leite/dich auf deiner Lebensbahn."). Die andere diente der künstlerischen Gestaltung, wobei weniger kreative Zeitgenossen gerne auf Vorlagen zum Abpausen oder auch Sticker zurückgriffen. Im Stammbuch wiederum, das schon bei Studenten zur Reformationszeit beliebt war, wurden eher Fragen zur Person beantwortet - Name, Alter, Wohnadresse, Schule, Lieblingsfach, Lieblingsessen, Lieblings-Popgruppe, Hobbys, Berufswunsch und so weiter. Als ich mein Stammbuch nach vielen Jahren wieder zur Hand nahm, entdeckte ich, dass zwei Mädchen, die beste Freundinnen waren, teilweise eins zu eins die gleichen Antworten gegeben hatten. Manchmal frage ich mich, was aus all diesen Kindern wohl geworden ist.

8. Sticker

Eines der Dinge, die heutzutage jede Person, die ihre Kindheit oder zumindest einen Teil davon in den 1990er Jahren verbracht hat, nennen kann: Der legendäre Trend, Sticker in Alben zu sammeln. Sticker heißen in Österreich übrigens Pickerl - weshalb das Sticker-Album für uns das Pickerlheft war. Auch die Autobahn-Vignette, die man auf Österreichs Schnellstraßen braucht, wenn man keine Maut zahlen will, heißt umgangssprachlich "Autobahn-Pickerl" oder auch nur "Pickerl". Bezogen auf die Kinderwelt von damals kenne ich niemanden, der nicht mindestens eines dieser Pickerlhefte besaß. Da wurde dann in den Pausen zwischen den Schulstunden fieberhaft geblättert, sortiert und getauscht. Sehr begehrt waren natürlich die Pickerl mit Glitzer, aus Stoff oder Kork; bei den Motiven waren vor allem Tiere ganz vorn dabei. Das Sammeln von Pickerln wird zwar allgemein eher als Mädchensache gesehen, ich kannte aber auch etliche Jungs, die dieser Leidenschaft verfallen waren. Zwar gab es auch damals durchaus noch Kinder, die Briefmarken sammelten - ich hatte selbst drei Alben -, das war aber nicht so sehr in Mode wie das Pickerlsammeln. Später wurden die Pickerl allmählich von den Pokémon-Karten abgelöst - da war ich allerdings schon ein Teenager, weshalb ich nicht mehr in die Zielgruppe fiel. Bezüglich dessen habe ich allerdings mal ein recht interessantes Video gesehen, in dem erklärt wurde, dass der Sammeltrieb zu den Urtrieben der Menschen gehört - und wie alles, was mit unseren Urinstikten zu tun hat, sieht man diesen auch in der Tierwelt - denken wir nur an die Hamster, die selbst in Gefangenschaft ihr Futter sammeln, weil sie nicht kapieren, dass sie als Haustiere wohl eher selten Not leiden werden. Und natürlich ist es eine uralte Strategie, den Menschen über diesen Sammeltrieb an ein bestimmtes Produkt zu binden.

9. Teenage Mutant Ninja Turtles

Da ich zwar ein Mädchen war, mich aber eher für "Jungssachen" interessierte, war auch ich eine Zeit lang ein Fan von Superhelden-Geschichten. Das begann im Kindergarten, als Batman gerade im Trend war, und erreichte seinen Höhepunkt etwa im Alter zwischen sieben und neun mit den Teenage Mutant Ninja Turtles, im deutschsprachigen Raum Teenage Mutant Hero Turtles genannt. Die von Kevin Eastman und Peter Laird entwickelte Comic-Serie erscheint bereits seit 1984 und war ursprünglich als Parodie auf damals populäre Comic-Serien gedacht. Es ist die Geschichte einer mutierten, sprechenden Ratte, die vier ebenfalls mutierte Schildkröten, die sie nach vier der großen italienischen Renaissance-Künstler Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo benannt sind, in die Kunst des Ninjuitsu unterwiesen hat. Zusammen leben sie in der Kanalisation New Yorks, wobei die Turtles über die Nachrichten-Reporterin April Kontakt zur Oberwelt halten, wo sie natürlich gegen das Böse kämpfen. Mittlerweile gibt es Filme, Serien und Videospiele - in meiner Kindheit gab es neben den Comics allen möglichen Merchandise und Spielzeug, außerdem eine Zeichentrickserie und die ersten drei Realfilme. Ich kam über die Freunde, die sich um den Game Boy stritten, zu den Turtles - sie besaßen, ehe ich diese überhaupt kannte, schon Action-Figuren, eine Hörspielkassette, ein Buch, Armbanduhren und ich weiß nicht was alles noch. Während eines unserer obligatorischen Grado-Urlaube zu Pfingsten mussten wir dann unbedingt Gummi-Turtles zum Aufblasen haben, wobei meiner ziemlich schnell kaputt ging. Meine Cousins und ich bastelten später sogar Turtle-Waffen aus Holz und Klebeband und spielten damit im Garten - die Turtle-Serie war in der Videothek auf VHS erhältlich zu je zwei Folgen pro Kassette - legendär war vor allem das von Frank Zander gesungene Intro. Später habe ich mir dann auch zusammen mit den, sagen wir mal, "Game-Boy-Brüdern" den ersten Realfilm von 1990 unter der Regie von Steve Barron auf Video angesehen. Da die CGI-Technik damals noch ganz am Anfang stand, wurden die Turtles von Schauspielern gespielt, in Kostümen, die eher an Jim-Henson-Figuren erinnerten. Der Turtle-Hype dauerte allerdings nur ein paar Jahre - ich verlor ziemlich schnell das Interesse, so dass ich die neueren Erzeugnisse gar nicht mehr kenne. Finde ich aber nicht weiter schlimm - soll die nächste Generation ihre Freude daran haben. Ich persönlich finde es heute eher witzig, wie unglaublich cool und erwachsen ich diese Superhelden als Kind doch fand.

10. Wasserpistole

Besonders im Sommer ist die Wasserpistole oder Spritzpistole natürlich eine feine Sache. Überhaupt war man in meiner Kindheit noch viel lockerer, was Kriegsspielzeug betraf - sogar Spielzeugwaffen, die echten Schusswaffen nachempfunden waren, durften in keinem Kinderzimmer fehlen. Beliebt waren natürlich die Platzpatronen-Colts, die im Aussehen und Geruch an den Wilden Westen erinnerten. Ich hatte eine kleine Wasserpistole aus rotem, durchsichtigem Plastik; später kamen dann die Super Soaker auf, die eher an Gewehre erinnerten und mit denen man weiter spritzen und genauer zielen konnte. Außerdem konnte man mittels einer Patrone über dem Lauf, aber auch durch einen Tornister, den man sich auf den Rücken schnallte und der aus zwei großen Behältern bestand, weitaus mehr Wasser transportieren.

11. McDonald's

Die in Österreich scherzhaft als "Schachtelwirt" bezeichnete Schnellrestaurantkette war bereits in meiner Kindheit umstritten. Damals waren die Werbestrategien von McDonald's noch weitaus mehr auf Kinder zugeschnitten, zumal ihr Erfolgskonzept ohnehin in der Familienfreundlichkeit bestand, die in anderen Restaurants in den 1940er Jahren, als McDonald's gegründet wurde, noch nicht so sehr gegeben war - die Restaurants hatten in der Regel lustig bunte Fassaden, der Clown Ronald McDonald war allgegenwärtig, und es gab ein Kindergeburtstags-Angebot. Besonders das Happy Meal, das in meiner Kindheit noch "Juniortüte" hieß und das besonders durch die Beigabe eines Spielzeugs attraktiv gemacht wurde und wird - auch ich wollte als Kind bei den seltenen Gelegenheiten, an denen ich bei McDonald's essen durfte, selbstverständlich immer die Juniortüte, selbst wenn das Zeug, was man dazu bekam, meistens Schrott war, aber ich war dennoch im siebten Himmel. Damals waren die Burger-Verpackungen auch noch aus Styropor und die Strohhalme aus Plastik - die kleinen Burger waren allerdings immer schon nur in Papier gewickelt. Die Juniortüte bestand damals aus einem Softdrink, einem kleinen Burger und einer kleinen Portion Pommes - heute wird statt des Softdrinks ein Fruchtsaft angeboten, aber so viel "gesünder" ist das Zeug trotzdem nicht. Die Spielecken und Spielplätze gibt es immer noch, ebenso wie die Ronald-McDonald-Häuser, die Familien schwer kranker Kinder eine Unterbringung in der Umgebung von Krankenhäusern während der Behandlung ermöglicht. Ansonsten bemüht man sich heute, auch sonst ein wenig mehr "political correctness" walten zu lassen - nachdem es viel Kritik gab, weil das Zeug die Kinder süchtig macht und außerdem Übergewicht fördert, sind die bunten Fassaden von früher heute einem neutralen Hipster-Grau gewichen, und die goldenen Bögen des Logos erstrahlen nicht mehr auf rotem, sondern auf grünem Grund. Außerdem wird viel von Nachhaltigkeit und "gesunden Alternativen" gesprochen - aber jeder, der nicht ganz doof ist, weiß natürlich, dass dies eine Mogelpackung ist. Fazit: Nicht nur, dass das Essen bei McDonald's nach wie vor teuer und ungesund ist - jetzt darf man sich nicht mehr gepflegt seinem schlechten Gewissen hingeben. Was mich betrifft - für mich als Kind lag der Reiz an McDonald's vor allem darin, dass meine Eltern dagegen waren und ich nur sehr selten dorthin kam. Als ich dann über eigenes Geld verfügte, verlor ich nach einer Weile die Lust auf das Zeug von dort - aber ich gebe zu, dass ich mir immer noch manchmal einen McDonald's-Kaffee genehmige.

12. Magazine

Selbstverständlich gehörten zu meiner Kindheit und Jugend auch die obligatorischen Magazine - umgangssprachlich "Heftln" genannt, meine Eltern sagten auch gern "Schund-Heftln". Meine Großmutter kaufte sie mir oft heimlich - obwohl meine Eltern es natürlich wussten, aber sie sagten nichts dagegen, und heute, wo meine Mutter selbst Großmutter ist, tut sie dasselbe. Als ich klein war, mochte ich Micky Maus und Garfield, außerdem ein deutsches Magazin für Vorschulkinder namens Bussi Bär. Später las ich vor allem französische und belgische Comics, allen voran Asterix und Lucky Luke, eine Zeit lang auch Tim und Struppi, wobei ich den zeitweise doch sehr rassistische Unterton in den frühen Bänden weitaus schlimmer finde als die tradierten Klischees in Büchern wie Jim Knopf oder Pippi Langstrumpf. Außerdem konsumierte ich noch die bereits erwähnten Turtles und in meiner Pferde-Phase auch Wendy, von deren Comic-Geschichten ich Parodien anfertigte, in denen die Pferde sich untereinander ständig über ihre Reiter beschweren. Als ich dem allen entwachsen war, las ich natürlich Bravo, das auch in den 1990ern natürlich die Jugendzeitschrift Nummer 1 war, außerdem Bravo Girl, Mädchen, Popcorn, 16 und den österreichischen Rennbahn-Express. Mit etwa sechzehn entdeckte ich meine "intellektuelle" Ader und begann, die Literaturzeitschriften manuskripte und Lichtungen zu lesen - erst nach Ende meiner Schulzeit gönnte ich mir im Urlaub in einem Anflug von Nostalgie wieder die eine oder andere Bravo. Beim Friseur blättere ich auch mal die eine oder andere Frauenzeitschrift durch, obwohl immer dasselbe drin steht: Zuerst Artikel, die dir sagen, dass du dich so akzeptieren sollst, wie du bist, dann die neueste Diät der Stars und am Schluss leckere Kuchenrezepte - im Prinzip bekommt man da aber nur zu lesen, dass man nicht gut genug ist. Ich weiß allerdings aus zuverlässiger Quelle, dass es bei spezifischen Magazinen von Männern nicht anders ist.

Wie ihr also seht, habe ich noch weiterhin viel zu erzählen - so viel, dass ich noch einen dritten Teil in Aussicht stelle. Vielleicht kommt er gleich als nächstes, vielleicht auch später - ich weiß es noch nicht. Mal sehen, was inzwischen noch passiert. Jedenfalls hoffe ich, dass ihr bis dahin auf der sicheren Seite bleibt und euch von all dem, was momentan so passiert, nicht irre machen lasst. Es kommen auch wieder bessere Zeiten!

vousvoyez