Wobei man sagen muss, dass Körperfunktionen bzw. Gesundheit in Filmen ja bekanntlich anderen Regeln folgen als im wirklichen Leben. Was ich in einem anderen Artikel schon ausführlich erklärt habe. Und da ich in letzter Zeit ja eher ernsthaftere Themen angesprochen habe, habe ich mir gedacht, ich lockere das alles wieder mal ein bisschen auf und setze meine Liste von Logikfehlern und Klischees fort. Das freut mich, und ich glaube, es freut euch genauso.
Filme folgen eigenen Gesetzen
1. Ich weiß nicht, ob es an der Prüderie des amerikanischen Erziehungssystems liegt, aber ist euch auch schon aufgefallen, dass Frauen seit geraumer Zeit beim Sex immer den BH anbehalten? Im wirklichen Leben ist dies doch eines der Kleidungsstücke, die zuallererst ausgezogen werden, oder habe ich etwa was anderes erlebt als ihr?
2. Wenn die Filme in Amerika spielen, sprechen alle immer perfekt Deutsch, bis auf den Mexikaner; der spricht dann gebrochenes Deutsch. In alten deutschsprachigen Filmen spricht man in Amerika auch Deutsch, allerdings mit aufgesetztem amerikanischem Akzent. In diesen Filmen sind in New York von allen Seiten immer das Empire State Building, die Freiheitsstatue und die Brooklyn Bridge zu sehen, während man in Paris von allen Fenstern aus den Eiffelturm sehen kann.
3. Frauen haben prinzipiell nie ihre Periode, selbst wenn sie monatelang im Urwald oder in der Wüste herumirren, ja sogar, wenn sie auf einem Schiffswrack treiben und nichts bei sich haben bis auf die Kleider, die sie am Leib tragen. In älteren Filmen tragen sie dann auch nach Wochen immer noch eine blütenweiße Bluse und sind perfekt geschminkt und frisiert. Im neuen King-Kong-Film steht die Heldin in Stilettos und luftigem Kleidchen auf dem winterlichen Empire-State-Building und hat hinterher nicht einmal einen Schnupfen! Was ich mich auch immer frage - wie kriegen es diese Frauen immer hin, dass ihre Unterwäsche zusammenpasst? Und dass sie nicht, wie unsereins, morgens aussehen wie ein explodierter Wellensittich?
4. Aus irgendeinem Grund gelten auch die üblichen Kommunikationsregeln im Film nicht. Ich habe beispielsweise schon oft beobachtet, dass Leute zwar Ja sagen, dazu aber den Kopf schütteln. Ansonsten folgen Dialoge sehr oft festen Regeln. Bei Verhören muss man beispielsweise immer sagen: "Das müssen Sie mir glauben!" (wenn Sie so insistieren, bleibt uns ja nichts anderes übrig), und wenn jemand stirbt, schreit immer jemand: "Du darfst nicht sterben!" (Ja, ok, ist gut, wenn du es mir verbietest, lebe ich halt noch weiter.) Geiselnehmer sagen gerne: "Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug!" (yippieh, das hab ich mir immer schon gewünscht, meine Freizeit mit einem Psychopathen zu verbringen!), und das Übermenschliche, was der Actionheld gleich leisten wird, wird meist durch den ängstlichen Kommentar des Begleiters angekündigt: "Aber das ist Wahnsinn!" Ich werde noch öfter auf intellektuell anspruchsvolle Dialoge wie diese zurückkommen.
5. In den alten James-Bond-Filmen saß der Anzug von 007 auch nach den heftigsten Action-Szenen noch perfekt, und selbst in Extremsituationen, wo ein normaler Mann bereits an Männergrippe verendet wäre, hat er immer noch die Frauen verführt.
6. In Filmen halten Frauen auch selten viel aus. Wenn man eine Leiche entdeckt, wird immer wie am Spieß geschrien - obwohl einem ein Toter ja ohnehin nichts mehr tun kann. Auch bei Gefahr wird immer laut gekreischt - auch oder gerade, wenn dies der eigenen Sicherheit eher abträglich ist. In älteren Filmen fällt man als weibliches Wesen prinzipiell gern in Ohnmacht und hält sich dabei den Handrücken an die Stirn. Wenn man dann aus der Ohnmacht aufwacht, muss man immer fragen: "Wo bin ich?" Außerdem neigen Frauen beim Flüchten immer dazu, oft hinzufallen.
7. In Restaurants muss nie bezahlt werden, oder man sagt "Stimmt so." Wenn man Essen bestellt, haut man auch oft ab, ohne einen Bissen genommen zu haben. Überhaupt wird bei Szenen, in denen gegessen wird, meist eher gestochert, und der Teller bleibt immer voll. Sparsam ist man auch nicht - es wird mehr Essen bestellt als selbst gekocht.
8. Als Ausgleich zu all den Heulsusen und Kreischweibern scheinen intelligente Frauen weitaus schneller zu lernen als Männer, jedenfalls sind etwa Nuklearwissenschaftlerinnen oder Astrophysikerinnen immer blutjung.
9. Neugeborene sind meistens schon so groß, dass man unwillkürlich Mitleid mit der Frau bekommt, die diesen Riesenbrocken auf die Welt bringen musste. Auch scheinen Krankenschwestern und -pfleger eher mit den privaten als mit den gesundheitlichen Problemen der Patienten beschäftigt zu sein - und diese beschränken sich auch nicht unbedingt aufs Krankenhaus.
10. Überhaupt spielen in Krankenhäusern auch die privaten Probleme des Personals eine größere Rolle als ihre Arbeit - obwohl auch hier oft gejammert wird, wie stressig der Job ist. Klar, Kaffee trinken und durch die Gänge laufen ist ja auch nicht einfach!
11. Ein Patient, der jahrelang im Koma lag, ist nach dem Erwachen sofort in der Lage, problemlos zu sprechen und aufzustehen. Nach einem Erste-Hilfe-Kurs war mir übrigens auch klar, dass die Patientin nach Wiederbelebungsmaßnahmen wie Herz-Rhythmus-Massage und Mund-zu-Mund-Beatmung nicht sofort die Augen aufschlägt und "Wo bin ich?" (sic) fragt
12. Überhaupt scheint der Defibrillator ein Wundergerät zu sein, jedenfalls kann man offenbar selbst Opfer eines schweren Verkehrsunfalls damit heilen, wobei auch dies nach festen Regeln abläuft: So muss immer dreimal die Spannung erhöht werden, während man dazwischen immer "Komm schon! Verdammt, komm schon!" sagen muss. Außerdem muss der Defibrillator immer fürchterlich knallen. Wenn die Reanimation erfolgreich war, ist der Patient sofort wieder pumperlg'sund; ansonsten muss man verzweifelt "Wir verlieren ihn!", rufen. Meist wacht er Patient noch ein mal für ein paar bedeutungsschwere letzte Worte auf, ehe unter dramatischer Musik der Tod erklärt wurde.
13. Der Action-Hero verletzt sich natürlich nur noch selten, und wenn, dann erklärt er angesichts einer Fleischwunde wegwerfend: "Ach, das ist nur ein Kratzer!" Blutungen werden prinzipiell nur durch Abbinden des entsprechenden Körperteils gestillt; besonders beliebt ist ein Stück vom Hemd des Helden, natürlich um effektiv seine muskulöse Brust freilegen zu können.
So, dies war schon der dritte Streich. Ich hoffe, es macht euch weiterhin so viel Spaß wie mir. Falls wem noch was einfällt, kann er bzw. sie mir das mitteilen, ansonsten werde ich bei Gelegenheit vielleicht noch ein bisschen gehirnstürmen - wobei meine Liste immer noch ziemlich lang ist, also war's das noch lange nicht. Also macht's gut und bon voyage!
vousvoyez