Sonntag, 19. November 2017

Waschen tun sich nur dreckige Leute

(c) vousvoyez
Dieser Satz stammt von meinem Vater und war eine Antwort auf die Bitte meiner Mutter, sich doch endlich duschen zu gehen. Neben einem Ausdruck von Faulheit war dies auch noch eine harsche Kritik an einem Übermaß an Hygiene. Wenn wir zu Zeiten der Pest mehr Hygiene betrieben hätten, dann hätte es die Pest nicht gegeben. Aber dem heutigen Übermaß an Hygiene verdanken wir unsere ganzen Allergien und Intoleranzen. Ich bin da schon beinahe nicht auf der Höhe der Zeit, denn ich habe weder das eine noch das andere - und das, obwohl ich jeden Tag dusche. Muss ich allerdings auch, denn bei meiner derzeitigen Tätigkeit bleibt man nicht sauber.

Ständig werden neue Waschmittel, Pflegeprodukte, Putzmittel angeboten. Da sie nicht mehr können, als sauber zu machen, muss man ihnen noch hunderttausend Eigenschaften andichten, damit sie sich doch noch von anderen Produkten unterscheiden. Schon in meiner Kindheit rühmten sich Waschmittel damit, "nicht nur sauber" zu waschen - was zum Teufel sollen sie denn tun, außer die Wäsche sauber zu machen, kruzifix? Und weil Pulver und Flüssigwaschmittel zu langweilig sind, werden dann auch noch irgendwelche Tabs oder Megapearls erfunden, um den Leuten weiszumachen, dass sie noch sauberer als sauber waschen - hey, das gibt es doch überhaupt nicht, ihr Vollpfosten!

Überhaupt hat die Werbung manchmal einen Hauch von Surrealismus. Eine Supermarktkette wirbt beispielsweise mit dem Attribut "Freunde". Ich soll also Leute, die ich nie gesehen habe, als meine Freunde anerkennen? Noch besser - die Konzerne wollen uns weismachen, unsere Familie zu sein. Um Mitglied zu werden, braucht man nur eine Plastikkarte oder ein Stück gefaltetes Papier, in das Rabattmarken eingeklebt werden. Da kommen dann noch so Sätze wie "Sammeln Sie Treuepunkte?" Nein, ich sammle keine Treuepunkte! Wieso auch? Das wäre eine Lüge, und das wissen sowohl der Kassier als auch ich - denn ich bin kein treuer Supermarktkunde. Wenn ich in einem Geschäft ein bestimmtes Produkt nicht finde, gehe ich in eines mit einem anderen Namen. Dafür bekomme ich für meine Nicht-Treue dann irgendwelches Geschirr oder ein hässliches Stofftier mit viel zu großem Kopf. So als ob ich mir nichts sehnlicher wünschen würde! Und dann soll man auch noch bei irgendwelchen Gewinnspielen mitmachen - bei denen in Wirklichkeit nicht der Mitspieler gewinnt, sondern diejenigen, die dir das Gewinnspiel andrehen. Es ist wohl kein Zufall, dass mein Vater das Ausgeben von Geld für einen Lottoschein als "Deppensteuer" bezeichnet hat.

Apropos Lotto: Mich nerven Lottospieler kolossal. Denn immer, wenn ich Zigaretten kaufen will (ja ich rauche, verurteilt mich doch!) und es eilig habe, steht in der Schlange vor mir einer von ihnen und drückt der Kassierin einen Stapel Lottoscheine in die Hand, die sie dann einzeln durch ein Gerät durchziehen muss. Und dann kauft er auch noch fünf verschiedene Lottoscheine, Rubbellose und Brieflose, nur um dann endlos im Münzfach seiner Geldtasche herumzukramen. Raaaaaaaaaaah!!!! Habe ich früher übrigens auch oft im Supermarkt erlebt: Steht man an der Kassa, vor dir nur eine einzige alte Dame, die mit ihren gichtigen Fingern die letzten paar Cents aus der Geldtasche puhlt: "Warten's, ich hab's genau!" Das stellt auch meine sprichwörtliche Geduld auf die Probe.

So, jetzt ist es raus. Ich hoffe, ich lenke jetzt nicht den Hass der Nichtraucher und Lottospieler auf mich. Wenn doch: Viel Spaß und bon voyage!

vousvoyez