Donnerstag, 14. Dezember 2017

Kräht der Hahn am Mist, ändert sich's Wetter, oder es bleibt wie's ist!

Ja ja, das Wetter ist ein prima Thema, um ein Gespräch anzufangen. Mal ist es zu warm, mal ist es zu kalt, mal regnet es zu viel, mal zu wenig, mal wartet man auf den Schnee, mal geht er einem auf die Nerven. Was mich betrifft, ich bin kein großer Fan dieses beliebten Small-Talk-Themas. Viel lieber rede ich über Filme. Auch über Horrorfilme. Wobei ich subtile Thriller und unvergessliche Klassiker den plakativen Splatter-Filmen vorziehe. Der beste Horrorfilm aller Zeiten ist für mich nach wie vor Nosferatu - Symphonie des Grauens. Fast hundert Jahre alt, funktioniert der Film bis heute, und das ohne Ton und in Schwarz-Weiß. Was mich zu meinem heutigen Thema bringt. Ich habe diesen Artikel etwas umgeschrieben, da die erste Version ziemlich unausgegoren war. Im Wesentlichen geht es aber um dasselbe - um Logikfehler in Horrorfilmen. Inspiriert zu dieser Idee hat mich übrigens ein alter Artikel von Umberto Eco, bei dem es um Logikfehler in Westernfilmen ging. Und eine Diskussion in einer Horrorfilm-Gruppe bei Facebook, die ich mit Freunden fortgeführt habe. Das Ergebnis liegt in folgendem Artikel vor.

Was man von Horrorfilmen lernen kann

1. Prinzipiell gilt:
  • Komische Leute sind gefährlich
  • Kinder sind gefährlich
  • Videokassetten sind gefährlich
  • Autoreifen sind gefährlich
  • Hühner sind gefährlich
  • Das Internet ist gefährlich
  • Hölzerne Spielbretter sind gefährlich
  • Puppen sind gefährlich
  • SMS sind gefährlich
  • Anrufe sind gefährlich
  • schwarzhaarige Mädchen sind gefährlich
  • Masken, Pakete, Wälder, Autos, Erbsen...
... also gib dich niemals der Illusion hin "Mir kann ja gar nichts passieren" ...

2. Wenn dir jemand sagt: "Gehe niemals an diesen und jenen Ort", geh sofort hin! Besonders ratsam ist es, in verlassenen Häusern oder dunklen Wäldern herumzuirren. Am besten alleine - ansonsten könnte dich ja jemand retten. Wenn man zu zweit oder in Gruppen unterwegs ist, tendieren die anderen aber sowieso oft dazu, schwerhörig zu sein ("Habt ihr was gehört?" - "Nein, was denn?"). Wichtig ist es auch, mindestens einmal wegen einer Katze, einem Vogel oder irgend einem anderen harmlosen Kleintier zu erschrecken.

3. Autos starten immer erst nach mehreren Versuchen, und Telefonleitungen sind grundsätzlich tot - auch wenn man noch so viel drauf herumhämmert. Wenn ihr schon im Handy-Zeitalter angekommen seid, ist grundsätzlich kein Empfang oder der Akku ist leer.

4. Nimm immer irgendeine kleine Funzel mit, eine Mini-Taschenlampe oder eine Kerze. ACHTUNG: Kerze immer genau vors Gesicht halten, ansonsten siehst du zu viel! Solltest du dich in einem Haus befinden, ja nicht das Licht anmachen - eine Kerze oder Taschenlampe macht viel mehr Stimmung! Außerdem fallen die sowieso immer aus der Hand - und sind dann auch meist kaputt.

5. Wenn man
  • eine sexy Blondine
  • ein gut aussehender, aber hirnloser Athlet oder
  • Angehöriger einer ethnischen Minderheit ist,
stirbt man immer zuerst.

6. Wer Sex hast, stirbt meist zuerst! Außerdem wird man als Frau häufig angegriffen, wenn man kaum etwas anhat

7. Eine großartige Idee ist es auch, in ein Haus zu ziehen, in dem schon mehrere Leute auf mysteriöse Art verstorben sind. Im übrigen flieht man auch grundsätzlich nie aus dem Haus, sondern immer in die oberen Stockwerke oder in den Keller! Am besten in den Keller, denn dort gibt es grundsätzlich kaum oder kein Licht. Wenn dort übrigens seltsame Geräusche, kein Licht oder rotes Licht, plötzlich Wasser oder auf einmal Nebel ist, muss man sofort nachschauen! Sonst steht einem ein langweiliger Abend bevor. Wenn ihr euch verstecken wollt, dann am besten in Schränken. Das ist so originell, da sieht garantiert nie jemand nach. Eine super Idee ist es auch, eine Türklinke mit einem Stuhl zu blockieren - das hält selbst tonnenschwere Monster eine Zeitlang auf.

8. Wenn ihr draußen in der Natur seid - Flüsse enden immer in einem Wasserfall und Höhlen stürzen grundsätzlich ein, wenn man sie verlassen will!

9. Intelligent ist es, ganz laut Sachen wie "Hallo?" und "Ist da jemand?" zu rufen. Sollte man jemanden verfolgen, ist es besonders wichtig, "Bleib stehen!" zu schreien. Das gilt übrigens auch für Cartoons.

10. Wenn ihr seht, dass aus einem Badezimmer Wasser, Blut, Nebel etc. hervorsickert, müsst ihr die Tür sofort aufmachen! Blutspuren sollten immer mit Interesse verfolgt, Schleimspuren immer angefasst und zwischen den Fingern zerrieben werden.

11. Wenn ihr wegrennt, ist es ratsam
  • erst einmal stehen zu bleiben und ein erschrockenes Gesicht zu machen,
  • immer wieder stehen zu bleiben und euch umzudrehen, um zu sehen, ob der Killer auch nachkommt
  • alle paar Meter hinzufallen
  • vorher noch die Katze zu retten
12. Wenn ihr zu Fuß vor einem Auto davonlauft, müsst ihr immer schön mitten auf der Straße rennen und dürft nicht in unwegsames Gelände ausweichen!

13. Gruppen müssen sich grundsätzlich immer trennen; Monster in Gruppen greifen nie gleichzeitig an, sondern immer einer nach dem anderen, sonst sind alle verwirrt.

14. Monster bleiben immer gerne unter extrem schweren Gegenständen stehen, die nur mit einem Seil an der Decke befestigt sind.

15. Wenn ihr den Killer überwältigt, solltet ihr die Waffe immer neben ihm liegen lassen! Grundsätzlich sterben die nie beim ersten Anlauf, und so ist es eine gute Idee, ihm gleich eine Waffe frei Haus zu liefern!

16. Bevor der Killer zur Tat schreitet, erklärt er seinem Opfer gerne lang und breit, was er vorhat und warum.

17. Und schließlich und endlich: Wenn eine Frau umgebracht wird, muss sie immer so laut wie möglich schreien. Das hilft in dieser Situation ungemein.

So, ich hoffe, ihr habt was gelernt. Und um das Maß noch voll zu machen, will ich mit einem Zitat aus Joseph Conrads Herz der Finsternis schließen: "The Horror, the Horror!"

vousvoyez

Sonntag, 10. Dezember 2017

Die Soldaten entblößten sich mit ihren Schwertern

(c) vousvoyez
Das war wohl einer der besten Übersetzungsfehler, passiert bei einer Lateinschularbeit in meiner damaligen Klasse. Der eigentliche Satz hätte lauten sollen: "Die Soldaten zogen ihre Schwerter." Wörtlich "Die Soldaten entblößten ihre Schwerter". Also so weit hergeholt ist das gar nicht. Wobei böse Zungen auch behaupten könnten, dass Freud dabei wohl auch eine Rolle spielt; denn welche Gedanken treiben ein sechzehnjähriges Mädchen wohl um?

Wobei das ja von den Jungs ja oft noch getoppt wird. Und heute sind Mädchen sowieso generell früher dran. Natürlich gab es schon zu jeder Zeit frühreife Dreizehnjährige, die eine längere Liste an Verflossenen hatten als manch andere in ihrem ganzen Leben. Aber in letzter Zeit kommt es mir so vor, als hätte es sich gehäuft. Damals, als ich sechzehn war, hatte ein ein Jahr jüngerer Freund von mir seinen ersten Sex mit einer Dreizehnjährigen, die aussah wie mindestens siebzehn und am Strand gern ihre Brüste entblößte. Ein gefundenes Fressen für alle anderen Mütter - ihre eigene war bei jenem Urlaub gar nicht dabei -, die ihr Befremden über das jugendliche Busenwunder nur allzu lautstark kundtaten. Der einzige Kommentar meiner eigenen Mutter, die älter war als die meisten anderen, war, dass sie doch einen schönen Busen hätte. Und das stimmte auch - körperlich war sie nahezu absurd ausgereift. Es gab auch eine Menge Zickenkrieg zwischen ihr, mir und meinen Freundinnen. Heute verstehe ich mich ausgezeichnet mit ihr - irgendwann wird man halt doch erwachsen.

Obgleich ich es ehrlich gesagt befremdlich finde, dass Mädchen sich in einem Alter, in dem manche meines Jahrgangs noch mit Puppen gespielt haben, schon wie Erwachsene zu verhalten versuchen. Kindheit gibt es nur einmal - wenn sie vorbei ist, ist sie vorbei und kommt nie wieder. Und die gleichen Leute, die ihre achtjährigen Töchter in Miniröcken und ausgeschnittenen Oberteilen herumlaufen lassen, kriegen fast einen Anfall, wenn es darum geht, eine Dreijährige mit unbedeckter Brust im Schwimmbad herumlaufen zu lassen - aus Angst vor Pädophilen. Der erste Trend kommt von den Hollywood-Stars, den zweiten gab es vor zwanzig Jahren auch nur in den USA, als ein zehnjähriger Junge wegen sexueller Belästigung vor Gericht stand, obwohl er seiner Schwester nur beim Pipimachen geholfen hat.

Ich weiß, dass ich als Kinderlose nicht das Recht habe, Müttern vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder zu erziehen haben. Und ich weiß, dass man als Elternteil auch mit der Zeit gehen muss - aber man kann es auch übertreiben. Übertrieben ist für mich, wenn Sechsjährige in der Straßenbahn mit dem Smartphone spielen. Wenn Zehnjährige sich anziehen wie Pubertierende. Wenn Kinder ständig bespaßt werden müssen, weil sie sich nur ja nicht langweilen dürfen - und als Erwachsene können sie dann nicht mit Frustration umgehen. Wenn man seine Kinder möglichst in lückenlose Terminpläne zwängt - und dann die Beziehung darunter leidet. Wenn man Kinder nicht Kinder sein lässt, wie sie es eigentlich verdienen.

Erinnert euch doch an eure eigene Kindheit!

vousvoyez

Freitag, 1. Dezember 2017

Mein Großvater hatte zwei Gebisse: Eins für zu Hause und eins fürs Finanzamt

(c) vousvoyez
Zugegeben, er war nicht wirklich mein Großvater, sondern der zweite Ehemann meiner Großmutter mütterlicherseits. Mein leiblicher Großvater starb bereits im Alter von 26 Jahren im Zweiten Weltkrieg. Der Stiefvater meiner Mutter bekam zwei Pensionen; jedes Jahr ging er in seinem schäbigsten Anzug, mit einem löchrigen Hut und einem lockeren Gebiss zum Finanzamt, um zu beweisen, dass er auf die beiden Pensionen angewiesen war.

Da die Menschen immer älter werden, sind Zähne mitunter ein ernsthaftes Problem. Daran ist unter anderem aber auch schlechte Ernährung schuld. Was mich zum eigentlichen Thema bringt.

Wir leben ja in einer Zeit, in der Essen nicht allein der Ernährung dient, sondern zu einem Lifestyle geworden ist. Jeder kocht, und jeder ist Anhänger einer bestimmten Ernährungsweise, und jeder Zweite fotografiert sein Essen, um es in den Social Medias zu posten. Ich muss zugeben, ich habe noch nie meine Mahlzeiten auf Facebook gepostet. Vielleicht auch, weil mir bei weitem zu viel anderer Blödsinn einfällt. Und weil jeder Simpsons-Fan weiß, dass man mit Salat keine Freunde findet. Aber letztens feierten wir mit meiner Mutter deren Geburtstag in einem heimischen Restaurant, und ich beobachtete, wie am Nachbartisch zwei junge Herren, bevor sie das Essen auch nur anrührten, ihre vollen Teller eine Ewigkeit mit Spiegelreflex-Kameras fotografierten. Ich denke, als Food-Blogger läuft man Gefahr, zu verhungern, bevor man das richtige Foto gemacht hat.

Aber das Leben ist eben einfach nicht fair. So habe ich beispielsweise einen Arbeitskollegen, der zur Mittagsjause vier mit fettigen Aufstrichen belegte Weckerln verdrücken kann, dabei aber spindeldürr bleibt, während ich manchmal das Gefühl habe, dass ich ein Salatblatt nur anschauen muss, und schon nehme ich einen halben Kilo zu. Die Sache ist nur die: Wenn jemand dick ist, traut sich niemand, etwas über sein Gewicht zu sagen. Wenn jemand dünn ist, glauben alle, sie müssen ihren Senf dazugeben. Der beste Ratschlag ist ja, mehr zu essen. Aber helfen tut das niemandem. Wer trotz hoher Kalorienzufuhr nicht zunimmt, kann sowieso nichts machen. Und Magersüchtige können nicht einfach wieder zu essen anfangen, weil der Körper sich an das Hungern gewöhnt hat - und weil die Krankheit ja suggeriert, dass man zu dick ist, obwohl man nur noch ein Strich in der Landschaft ist. Und überdies finde ich auch, niemanden geht es etwas an, ob der andere zu dick oder zu dünn ist.

Andererseits weigere ich mich aber auch, auf der Trendwelle der Ernährungsreligion mitzuschwimmen. Zugegeben, ich versuche, wenig Fleisch und viel Gemüse zu essen. Aber das Wort "Flexitarier" klingt für mich eher wie irgendeine religiöse Sekte - so wie Frutarier. Ernährung als Lifestyle treibt die kuriosesten Blüten. So gibt es Menschen, die ihre Hunde und Katzen vegan ernähren und auch noch behaupten, das sei völlig natürlich. Und das, obwohl ich noch nie eine Wildkatze Blätter oder Früchte fressen gesehen habe - sie fressen nur Gras, um die Verdauung anzuregen und das, was sie nicht verdauen können, wie Haare oder Knochen, wieder herauszuwürgen. Wie ein erwachsener Mensch sich ernährt, ist seine Sache. Aber Fleisch fressende Tiere vegan zu ernähren, ist für mich Tierquälerei. Wer nicht damit fertig wird, dass ein Hund oder eine Katze Fleisch frisst, soll sich so ein Tier nicht anschaffen. Sich Tierfreund zu nennen und so etwas zu tun, ist nichts als Doppelmoral.

So, das war's dann wieder. Ich hoffe, dass ich bald wieder richtig in Stimmung bin, um eine weitere Bombe an Weisheit platzen lassen zu können.

vousvoyez