Mitarbeiter von BILLA, SPAR und Co. sind ja dieser Tage die Helden und Innen der Nation - da sie zu den wenigen gehören, die immer noch arbeiten, während die meisten anderen zu Hause bleiben müssen. So wie ich zum Beispiel. Eigentlich wollte ich zu dem Thema, das uns alle beschäftigt, auch noch was schreiben, aber ich habe so das Gefühl, dass es uns momentan allen ein bisschen reicht. Mir jedenfalls schon. Und da wir ohnehin schon von allen Seiten damit zugetextet werden, denke ich, besinnen wir uns lieber auf die Dinge, die uns Freude machen und derer wir momentan in aller Ausgiebigkeit frönen können. Zum Beispiel - genau, Filme schauen!
Mein Medium sind ja generell zuallererst die Bücher - aber wer mich kennt, weiß, dass ich auch einen guten Film nicht verschmähe. Und wer diesen Blog schon länger verfolgt, dem müsste inzwischen auch klar sein, dass der Film sozusagen meine zweite Passion ist. Und ja - auch ich gehöre zu denen, die Filmadaptionen von Büchern in der Regel eher unbefriedigend finden. In meinem allerersten Blog-Eintrag hab ich schon mal erwähnt, dass das daran liegt, dass diese an ein anderes Medium angepasst sind und auch, dass sie die Interpretation der Filmemacher sind, die mit den Vorstellungen des Rezipienten eher selten übereinstimmt. Und doch gibt es auch gute Adaptionen von Büchern, ganz selten gibt es sogar welche, die die Literaturvorlage sogar übertreffen. Klar - auch ich habe Verfilmungen von Büchern, die mich begeistert haben, gesehen, die mich bitter enttäuscht haben. Als Beispiel sei hier etwa Das Geisterhaus von Isabel Allende zu nennen oder Garp und wie er die Welt sah von John Irving. Ich habe beide Romane geliebt und liebe sie immer noch - die Filme finde ich leider schrecklich, obwohl ich sowohl das schauspielerische Talent von Meryl Streep als auch das von Robin Williams eigentlich sehr zu schätzen weiß. Aber ich muss zugeben, dass es ein paar Rollen gab, wo mich Robin Williams nicht ganz so begeistert hat - ich kann zum Beispiel mit diesem übertrieben witzigen Humor von Filmen wie Flubber überhaupt nichts anfangen. Aber das liegt wohl eher an den Filmen als am Schauspieler - Williams ist ein Teil meiner Kindheit und Jugend, und dämlichen Filmen wie Flubber stehen zahlreiche großartige wie Good Morning Vietnam, Good Will Hunting oder Der Club der toten Dichter gegenüber. Neben den Filmadaptionen, die mich enttäuscht haben, gibt es andererseits aber auch welche, die der Buchvorlage durchaus gerecht werden - beispielsweise die Verfilmung von Max Frischs Roman Homo Faber, die beweist, dass man eine Geschichte auch auf unterschiedliche Art erzählen kann, ohne dass sie an Qualität verliert. Und ich finde, dass auch die Harry-Potter-Romane verhältnismäßig gut verfilmt wurden, auch wenn es gerade bei Fantasy-Geschichten schwierig ist, die Qualität zu halten. Als Beispiel fällt mir da Die Unendliche Geschichte ein, deren Problem auch darin besteht, dass die Handlung des Buches zeitversetzt und mit verschiedenen Schauspielern umgesetzt wurde - während der dritte Teil schon gar nichts mehr mit Michael Endes Roman zu tun hat. Bestes Beispiel für einen Film, der tatsächlich besser ist als die Buchvorlage, ist A Clockwork Orange, Stanley Kubricks geniale Adaption des ebenfalls großartigen Romans von Anthony Burgess, die durch das Weglassen des letzten Kapitels eine neue Dimension gewinnt. Aber Regisseure wie Kubrick, die so etwas wirklich können - und tatsächlich schafft er das mit jedem Film -, sind nun mal selten.
Bestimmte Romane, aber auch Sagen, Legenden oder historische Ereignisse wurden in der langen Tradition des Films ja auch durchaus öfter verfilmt - weshalb spätere Adaptionen gern als "Remakes" bezeichnet werden, auch wenn sie es eigentlich nicht sind, wenn man davon ausgeht, dass Remakes sich an einem oder mehreren Vorgängerfilmen orientieren. Wir leben ja in einer Zeit, in der besonders in den USA ein Remake nach dem anderen rausgehauen wird - was mich, offen gestanden, schon langsam ein bisschen nervt. Aber Remakes haben halt rein finanziell einige Vorteile - ihre Vorbilder sind bereits etabliert, so dass das Risiko kleiner ist, auf Altbewährtes zurückzugreifen, als etwas Neues auszuprobieren, und da bereits eine Vorlage existiert, spart man bei der Ausarbeitung eines Remakes mehr Geld, als wenn man etwas Neues beginnt. Abgesehen davon neigt sich die Zeit der großen Erfolgsregisseure New Hollywoods, deren Namen allein schon einen Kassenschlager versprechen, unmissverständlich dem Ende zu. Ich muss gestehen, mich hat im letzten Jahrzehnt kaum ein Hollywoodfilm ins Kino gelockt - außer er kam von Quentin Tarantino oder vielleicht noch Woody Allen. Und dabei war ich in jungen Jahren eine begeisterte Kinogängerin. In meiner Kindheit musste man einen Disney-Film, sobald er ins Kino kam, unbedingt gesehen haben - sowohl die neuen, die damals gedreht wurden, als auch die alten, die in den Neunzigern in restaurierter Fassung neu veröffentlicht wurden. Als wir älter wurden, war es dann extrem wichtig, Filme anzusehen, die noch nicht für unser Alter geeignet waren - wer mit zehn von sich behaupten konnte, einen Film ab 16 oder gar ab 18 schon gesehen zu haben, der war der Boss. Und dabei wurden auch die alten Edgar-Wallace-Filme, die man sich heutzutage eher zur Belustigung reinzieht, einst als nicht jugendfrei eingestuft. Heute gehöre ich auch außerhalb der Quarantäne nicht zu denjenigen, die wegen jeder Neuverfilmung alter Disney-Klassiker ins Kino rennen - wobei wir hier wieder bei den Remakes wären, von denen ich eigentlich genug habe. Um es richtigzustellen - ich habe kein Problem damit, wenn andere Leute ihre Freude mit diesen Filmen haben. Und ich weiß, dass ich nicht gezwungen bin, sie zu sehen. Man kommt halt trotzdem nicht an der Diskussion vorbei - und ja, ich nehme mir das Recht heraus, meine Meinung nicht für mich zu behalten, wie mir vor allem auf Social Media oft nicht geraten, sondern geradezu befohlen wird. Genau wie es anderen zusteht, sie nicht zu teilen. Und warum rechtfertige ich mich eigentlich? Egal - ich lass es jetzt trotzdem stehen. Stellt euch einfach vor, wie ich unschuldig pfeifend zur Seite schaue.
Ich muss hier trotzdem mal eines klar stellen - ich finde Remakes keineswegs immer schlecht oder sinnlos. Ganz abgesehen davon, dass Remakes keine ganz neue Erfindung sind, die erst in den letzten Jahren aufgekommen ist - sie sind schon lange ein fester Bestandteil der Filmgeschichte. Sehr wenige wissen zum Beispiel, dass der Kassenschlager Ben Hur mit Charlton Heston aus dem Jahr 1959, der im Jahr 2016 neu verfilmt worden ist, bereits ein Remake war - denn der Stoff schaffte es schon im Jahr 1925 als Stummfilm auf die Leinwand, und das auch als Remake, denn eine weitere Verfilmung der Ben-Hur-Geschichte entstand bereits im Jahr 1907. Trotzdem haben Remakes besonders in den letzten Jahren keinen besonders guten Ruf, und das liegt nicht nur daran, dass diese momentan etwas zu oft entstehen - es hat vor allem auch damit zu tun, dass besonders Neuverfilmungen altbekannter Klassiker, die in ihrer "Urform" bestens funktionieren, häufig auf ganzer Linie versagen, sowohl qualitativ als auch quantitativ: Man erinnere sich an Alfred Hitchcocks zu Recht unvergessenen Film Psycho, der 1998 neu verfilmt wurde, und das auch noch in Farbe. Dass dieser weitgehend in Vergessenheit geriet, zeigt, dass Remakes häufig eben kein Garant für den Erfolg sind - auf ein paar Kinohits kommt eine hohe Zahl an Neuverfilmungen, die sang- und klanglos untergehen. Das Problem sehe ich allerdings nicht ausschließlich in der mangelnden Qualität - es ist auch oftmals der Eindruck, dass man das schon gesehen hat. Warum soll ich mir etwas ansehen, was ich ohnehin schon kenne und das in der älteren Fassung bereits funktioniert hat? Dann gibt es wieder Filme, die ein Kind der jeweiligen Zeit sind, in der sie entstanden - beispielsweise Conan, der Barbar von 1982 oder Total Recall von 1990. Solche Filme sind halt einfach nicht das, was in der heutigen Zeit funktioniert - und ich fürchte, dass dasselbe Problem bei einer eventuellen Neuverfilmung von Rambo auftreten wird. Ich habe ja schon einmal von den großen Action-Helden der achtziger und neunziger Jahre erzählt - diese Art von Helden sind heutzutage einfach aus der Mode. Ähnlich verhält es sich auch mit den Filmmonstern vergangener Tage wie King Kong oder Godzilla - trotz der hypermodernen CGI-Technik machen sie heute auf der Leinwand nicht denselben Eindruck wie während der Zwischenkriegszeit, als der Film als Massenmedium noch verhältnismäßig neu war und man so begeistert von den Möglichkeiten des Bewegtbilds war, dass auch Kostüme und Techniken, die heute vergleichsweise lächerlich wirken, die Leute scharenweise ins Kino lockten. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier - aber halt auch nur dann, wenn die alten Filme nicht eins zu eins nachgedreht werden. Und es gibt natürlich die amerikanischen Remakes europäischer Filme, die hauptsächlich deshalb entstehen, weil ausländische Filme in den USA nicht synchronisiert werden und nicht jeder Lust auf Untertitel hat. Was mich an amerikanischen Remakes französischer Filme bisweilen ärgert, ist, dass häufig nur noch diese im Fernsehen gezeigt werden und nicht das Original, das ich viel lieber gesehen hätte - wie es beispielsweise bei Mein Vater, der Held von 1991 der Fall ist.
Demgegenüber gibt es allerdings auch Remakes, die, wie gesagt, durchaus ihre Berechtigung haben. Dazu zählen beispielsweise Horrorfilme, von denen manche mit dem Älterwerden ihren Gruselfaktor verlieren. Wobei man auch hier den Nutzen ab und zu abwägen muss - das Problem bei der CGI-Technik ist, dass diese immer besser wird und daher nicht so gut altert. Den Unterschied habe ich gemerkt, als ich mir letztens Das fünfte Element angesehen habe, der zwar nicht Horror, sondern Science-Fiction ist, aber auch ein Paradebeispiel für einen gut gealterten Film, auch wenn manche Merkmale typisch für die Zeit sind, in der er entstand - gut gealtert aber vor allem deshalb, weil man auf phantasievolle Kostüme setzte und nicht auf ausufernde Computertechnik. Und gewiss auch, weil die Tatsache, dass die Kostüme von Jean-Paul Gaultier entworfen wurden, eine Besonderheit ist. Prinzipiell können Remakes aber eine Möglichkeit sein, bestimmte Inhalte auch einem jüngeren Publikum näher zu bringen.
Das Problem des fehlenden Verständnisses bei jüngerem Kinopublikum erkenne ich gerade in einem Alter, in dem man sich eher nicht mehr zur Jugend zählt, immer mehr. Trotz der Begeisterung für Vintage, die aktuell vorherrscht, ist es halt zeitweise schwierig, jungen Menschen bestimmte Filme näher zu bringen, auch wenn sie noch so gut sind. Mir erging es selbst bei den ersten Filmen von Rainer Werner Fassbinder so - mir wollte es nicht in den Kopf, warum ich mir eineinhalb Stunden lang irgendwelche Leute anschauen soll, die herumstehen und rauchen. Bei jüngeren Leuten merke ich das beispielsweise, wenn ich mich mit anderen Horrorfilm-Fans über Blair Witch Project unterhalte - Personen unter 30 finden den zumeist blöd, und obwohl ich das nach wie vor nicht denke, kann ich das auch verstehen. Da ist zum einen die Wackelkamera, die in der Tat ein wenig anstrengend sein kann, und zum anderen das Fehlen jeglicher Effekte, die in der heutigen Zeit nun mal oft für wichtig erachtet werden. Es ist verständlich, dass jemand, der die späten Neunziger nicht oder nicht bewusst erlebt hat, mit Found-Footage-Filmen nichts anfangen kann. Zur damaligen Zeit wurden die technischen Möglichkeiten des Mediums Film immer besser, was dazu führte, dass sehr viele Filme nahezu mit Technik überladen waren, oft so sehr, dass eine unterhaltsame Handlung oder gute schauspielerische Leistung keine so große Rolle mehr spielten - ein Trend, den ich leider auch heute noch beobachte. Der Hype der Handkameraästhetik war sozusagen eine Gegenbewegung dazu - ein Beispiel ist da das Manifest Dogma 95 von Thomas Vinterberg und Lars von Trier. Wobei vor allem die frühen Dogma-Filme die Grenze des Erträglichen oft deutlich überschritten. Was Blair Witch Project selbst betrifft, war es 1999 nicht nur der Film selbst, der die Leute scharenweise in die Kinos lockte, sondern auch die Tatsache, dass die Regisseure via Internet das Gerücht in die Welt setzten, was man hier zu sehen bekam, sei alles echt. Sie konstruierten mit viel Phantasie eine Legende um den Film und schufen so den richtigen Anreiz, ehe sie irgendwann zugaben, dass alles nur erfunden war. Mir persönlich hat dieser Film auch mit dem Wissen, dass es eine erfundene Geschichte ist, sehr viel Spannung beschert - und ehrlich gesagt gefallen mir Filme, die das ohne großen technischen Aufwand schaffen, in der Regel sowieso besser, als wenn sie mit Effekten überladen sind.
Die Idee, Legenden via Internet zu verbreiten, war damals noch relativ neu, weil das Internet neu war - und mir fällt ad hoc auch kein früheres Beispiel ein, wo mittels einer so akribisch konstruierten Geschichte Werbung gemacht wurde. Die Idee selbst wurde damals natürlich noch häufig kopiert - wie es halt so oft der Fall ist. Es gab aber auch zuvor schon, besonders bei Horrorfilmen, bestimmte Aufhänger, die die Leute in die Kinos locken sollten. Als Beispiel fällt mir da Der Exorzist von 1973 ein, ein Film, der durchaus in die Kategorie "gut gealtert" gepackt werden kann, denn er erzielt immer noch seine Wirkung, was vor allem an den überhöhten Sound-Effekten liegt, die auch heute noch unter die Haut gehen. Damals wurde behauptet, dass die Zuschauer bei der Europapremiere in London reihenweise in Ohnmacht gefallen seien und dass viele vorzeitig den Kinosaal verlassen hätten müssen. Es gab sogar Gerüchte über Fehlgeburten bei schwangeren Zuschauerinnen. Irgendwann hab ich mal gehört, dass all diese Geschichten auf dem Ohnmachtsanfall einer einzigen Person bei der Premiere in London beruhen - leider ist es mir jedoch aktuell nicht möglich, hierzu eine Quelle zu finden. Nichtsdestotrotz ist dieser Film auch heute nichts für zartbesaitete Gemüter, auch wenn es kein Zufall ist, dass er ausgerechnet in den frühen Siebzigern entstand - in einer Zeit, in der die Generationen sich voneinander entfernt hatten, spielt er mit der Ur-Angst von Eltern, deren süßes, verschmustes Kind sich zu einem rebellierenden Teenager entwickelt. Irgendwie muss ich dabei immer an die Doku-Soap Die strengsten Eltern der Welt aus den späten 2000ern und frühen 2010ern denken, die ich ab und zu schaute, wo die Eltern der Problem-Jugendlichen, die zur Läuterung in ein afrikanisches Dorf oder in die sibirische Pampa geschickt werden sollen, am Anfang jeder Folge immer das Familienalbum aufschlagen und darüber klagen, was für ein süßes und braves Kind ihr Terror-Teenie doch einst gewesen sei. Außerdem denke ich in diesem Zusammenhang auch an den weitaus weniger bekannten Film Macabre von William Castle aus dem Jahr 1958, den ich, offen gestanden, nie gesehen habe, auch wenn die Handlung, soweit mir bekannt, durchaus Potenzial für einen soliden Psychothriller hätte - ein kleines Mädchen, das entführt und lebendig begraben wird, und ein Vater, der seine Tochter finden und befreien muss, ehe sie erstickt. Um die Zuschauer ins Kino zu locken, verkaufte Castle zusätzlich zu den Kinokarten eine Lebensversicherung über tausend Dollar, sollte jemand beim Konsum dieses Films vor Angst sterben. Hämische Kritiker meinten daraufhin, der Zuschauer liefe eher Gefahr, vor Langeweile zu sterben.
Was mich betrifft - ich bin eigentlich schon wieder reif für etwas Neues, das ich noch nicht kenne. Und da hege ich, offen gestanden, momentan nicht mehr allzu viel Hoffnung, was die US-Filmindustrie betrifft. Aber wer weiß, vielleicht entsteht auch hier etwas, das wir jetzt noch nicht erahnen können. Einstweilen greife ich eher auf Filme jenseits des Mainstreams zurück - auch wenn die aktuelle Situation mich um ein Filmfestival gebracht hat, auf das ich mich schon sehr gefreut hatte. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Macht's gut und leckt keine Toilettensitze ab - das gilt auch für die Zeit nach dem Ende der aktuellen Krise! Zum Glück ist unser Geist immer noch frei, sich an jeden Ort zu begeben, den er wünscht, also bon voyage!
vousvoyez