![]() |
©vousvoyez |
Hallo, schön dass du hergefunden hast! Ich lade dich ein auf eine Reise. Eine Reise in die Welt pointierter Aussagen des alltäglichen Wahnsinns. Und durch die komplizierten Windungen meiner Gedanken dazu. Das Ziel kann ich nicht benennen; ich glaube, es ist für jeden anders. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!
Labels
Mittwoch, 27. Oktober 2021
Wirr ist das Volk
Dienstag, 26. Oktober 2021
Fridays for Future war mir lieber als Saturdays for Tin Foil Hats
![]() |
©vousvoyez |
Mittwoch, 20. Oktober 2021
Michael Wendler findet sich so toll, dass er sich selbst stündlich fünf Autogramme gibt
![]() |
©vousvoyez |
Top-Eierer Numero 34: "Wegen eurer Elektroautos müssen Kinder leiden"
Anlass ist natürlich jene Doku von ZDFinfo, die kürzlich auf Social Media angepriesen wurde: Darin geht es um das Kobalt für Elektroauto-Batterien, das angeblich daran schuld ist, dass Kinder im Kongo unter Tage arbeiten müssen. Nun - dass der Abbau von Rohstoffen in armen Ländern ein Riesenproblem ist, was Menschenrechte und auch die Umweltproblematik betrifft, ist natürlich schon lange kein Geheimnis mehr. Das Ding ist doch aber: Das ist kein Problem, das explizit die Fahrer von Elektroautos betrifft, und überdies ist es ohnehin nur nur die halbe Wahrheit. Und mal abgesehen davon, schlägt ZDFinfo damit in dieselbe Kerbe wie diejenigen, die krampfhaft nach jeder noch so blödsinnigen Ausrede suchen, um zu rechtfertigen, warum sie auf gar keinen Fall etwas an ihrem Lebensstil ändern können. Das sind dieselben Leute, die angesichts des Klimawandels erklären, dass es immer schon mal wärmer war und dass die junge Generation erst dann das Recht auf eine eigene Meinung hat, wenn sie sich in die Riege der Steuerzahler eingereiht hat. Ein solcher Beitrag bringt lediglich Applaus von jenen, denen es in Wirklichkeit vollkommen egal ist, unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden, solange sie zu Primark rennen und sich dort für zwanzig Euro neu einkleiden können, solange es morgens genug Kaffee und im Supermarkt preiswerte Bananen gibt, solange man sich jährlich das neueste Handy kaufen und sich wöchentlich mit dem SUV das McDonald's-Menü gönnen kann. Sobald es aber um Dinge geht, die man doof findet, wie eben etwa das Elektroauto, werden sofort literweise Krokodilstränen vergossen wegen der armen Kinder, die im übrigen bequem weit weg in Afrika leben - setzen diese sich dann aber in ein Schlauchboot, weil sie auch am Wohlstand partizipieren wollen, dem auf ihrem Rücken gefrönt wird, oder schaffen sie es gar bis vor unsere Haustüre, dann sind das alles Sozialschmarotzer oder potenzielle Vergewaltiger. Aber solange sie nur für mitleiderregende Fotos posieren, sind sie natürlich furchtbar praktisch für all jene, die glauben, sie hätten die dummen Gutmenschen "durchschaut", die sich in Wirklichkeit ja nur über andere erheben wollen. Und die sich gleichzeitig über die junge Generation erheben, indem sie Fotos von Steine schleppenden Nachkriegskindern teilen und damit ausdrücken wollen, dass die Fridays-for-Future-Demonstranten gar nicht das Recht hätten, für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen, weil es früheren Generationen noch schlechter gegangen wäre. Dass eben diese Kinder genau das getan haben, was der heutigen Jugend bevorsteht, wenn wir so weitermachen wie bisher, nämlich den Dreck aufgeräumt, den Ältere gemacht haben, das wird eher selten bedacht. Ebenso wenig, wie gefragt wird, woher die Rohstoffe für das Gerät stammen, mit dem solche Bildchen geteilt werden. Und bevor hier jemand aufschreit: Ja, ich weiß, auch ich nutze Handy und Laptop, aber zumindest bin ich nicht ständig geil darauf, immer die aktuellsten Modelle haben zu müssen. Liebe Top-Eierer Numero 34: Es geht nicht aller Welt darum, sich moralisch über euch zu erheben, also hört endlich mit dieser Doppelmoral auf!
Top-Eierer Numero 35: Längst überholte Fernsehshows
Angesichts der aktuellen Staffel von Das Supertalent, die offenbar ziemlich langweilig ist und die anscheinend auch keinen mehr so richtig interessieren, wage ich es, die steile These aufzustellen, dass Casting-Shows anscheinend nicht mehr in die heutige Zeit passen. Wir leben ja aktuell in so einer Zeit, in der man ganz offensichtlich versucht, seine Angst vor der Zukunft zu kompensieren, indem man an Vergangenem festhält. So plant man ganz offensichtlich eine Neuauflage von Wetten, dass ...?, die wieder von Thomas Gottschalk moderiert werden soll. Nun, ganz abgesehen davon, dass Gottschalks Einstieg in die Jury von Deutschland sucht den Superstar am Beginn dieses Jahres den ohnehin nicht allzu guten Einschaltquoten eher abträglich war, scheint auch das Interesse an der einst so populären Spieleshow in den letzten Jahren deutlich nachgelassen zu haben. Was auch verständlich ist - in meiner Kindheit und Jugend war Wetten dass ...? noch ein Ereignis für die ganze Familie, über das man sich noch montags in der Schule angeregt unterhalten hat. Aber dann ist eine neue Jugend gekommen, die ganz andere Interessen hatte - so weit, so normal. Und aktuell kämpft das Fernsehen damit, dass es für junge Leute, die ihren Medienkonsum fast nur noch über das Internet beziehen, zunehmend an Bedeutung verliert. Und so verlieren sie anscheinend auch immer mehr das Interesse an jenem Format, das vor zwanzig Jahren noch neu und aufregend war - den Casting-Shows. Als ich Teenager war, veränderten sich die Vorstellungen davon, wie man es schaffen könnte, ein Star zu werden, ganz massiv. Zuvor haben sich ein paar pickelige, besoffene und eingerauchte Kids mit Instrumenten vom Flohmarkt in Garagen zusammengefunden und versucht, gemeinsam irgendetwas zu produzieren, das annähernd wie Musik klang, um sich dann in düsteren, verrauchten Kellerspelunken zu genialen Bands zu entwickeln und irgendwann einmal gefeierte Stars zu werden, deren Namen man noch kennt, wenn sie selbst schon längst in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind. Tatsächlich haben die meisten namhaften Bands, seien es nun die Beatles, die Rolling Stones, die Toten Hosen, Nirvana oder wer auch immer, genau so angefangen: als ein Haufen unbekümmerter Jugendlicher, die scheiße gespielt haben, aber fest davon überzeugt waren, die Welt aus den Angeln heben zu können. Entsprechend haben es die Teilnehmer von DSDS & Co. auch selten geschafft, ihren Zuschauern im Gedächtnis zu bleiben, von Ausnahmen wie Christina Stürmer (die bei Starmania nur zweite wurde) oder den No Angels mal abgesehen. Trotzdem suggerieren Casting-Shows immer noch, dass es möglich sei, mit einem eher geringen Maß an Individualität und minimal harter Arbeit zu gefeierten Superstars zu werden. Nun gut, manche von ihnen landen hinterher in der Z-Promi-Ecke und bevölkern das Dschungelcamp - aber das ist ja nicht wirklich etwas, womit man so gern angibt. Im übrigen scheinen viele auch nicht zu verstehen, dass es bei Kunst in erster Linie nicht darum geht, berühmt zu werden, sondern darum, eine eigene Ausdrucksform zu finden. Vor allem aber ist eines noch immer nicht ganz klar: Nicht jeder kann ein Superstar werden. Selbstverständlich steckt in jedem von uns irgendein Talent und eine Besonderheit, aber nur die wenigsten werden zu Stars - so ist unsere Welt nun mal. Und ja - auch ich war mal jung und habe geglaubt, es gehe wirklich darum, den neuen Superstar, das neue Supertalent oder das neue Topmodel zu finden und dass tatsächlich immer der bzw. die Beste oder zumindest Beliebteste gewinnt. In Wirklichkeit ist der eigentliche Verlierer jedoch die Person, die die Staffel gewinnt - und sich am Ende in einem Knebelvertrag wiederfindet, der sie als neue Hochleistungskuh des Unterhaltungsfernsehens ausweist, die irgendwann einmal auf dem Schlachthof des Vergessens landet, sobald sie nicht mehr gemolken werden kann. Aber nicht nur die vermeintlichen Gewinner, sondern gerade auch diejenigen, die am Anfang schon ausgemustert werden, sind Opfer dieser Unterhaltungsmaschinerie - inzwischen haben sich schon einige von ihnen trotz Schweigegebots an die Öffentlichkeit gewandt und ausgepackt, etwa jener junge Mann, der 2019 aufgrund seiner Homosexualität gezwungen wurde, in High Heels zum DSDS-Casting zu erscheinen, oder die junge Frau, die von der britischen Casting-Show X-Factor fast in den Selbstmord getrieben wurde. Natürlich kann man die Kandidaten da nicht ganz aus der Verantwortung nehmen - bevor du einen Vertrag unterschreibst, solltest du ihn besser auch lesen, und du solltest dir auch ganz genau überlegen, ob du das, was darin steht, auch wirklich tun willst. Generell möchte ich aber sagen: Wer wirklich Talent hat und damit auch etwas erreichen will, sollte sich besser nicht auf Casting-Shows verlassen. Generell scheint es aber so zu sein, dass immer weniger Leute wirklich Interesse an diesen Sendungen haben - warum sonst steckt man Kandidaten in Plüschtierkostüme oder setzt auf das altbewährte Mittel der Nacktheit, um Quoten einzufahren? Liebe Top-Eierer Numero 35: Es scheint, als seid ihr bald Geschichte, also findet euch lieber damit ab.
Top-Eierer Numero 36: Leute, von denen man nicht so richtig weiß, warum sie berühmt sind
Kommen wir also zu jenen, von denen wir meistens nicht so genau wissen, warum die jetzt berühmt sind, die aber jeder zu kennen scheint - selbst wenn er weder Klatschpresse liest noch Trash-TV schaut. So wie eben die titelgebende Person dieses Artikels - denn sind wir uns ehrlich, die meisten kennen Herrn Wendler doch eher wegen seiner Schwurbel-Eskapaden, möglicherweise kannten sie ihn zuvor noch als irgendeinen Typen, der eine gerade mal volljährige Frau geheiratet hat und öfter mal von Oliver Kalkofe parodiert wurde, oder als Running Gag in Jan Böhmermanns Sendung (so wie ich). Aber ich möchte mich da nicht ausnehmen - wir alle vergessen mitunter, wie wertvoll unsere Aufmerksamkeit ist, und schenken sie gerne jenen, bei denen es besser gewesen wäre, man hätte sie ignoriert. Manche haben sich dieses Phänomen zunutze gemacht - und sind jetzt Trash-TV-Stars oder Influencer. Die einen scheinen nie der frühkindlichen Trotzphase entwachsen zu sein und denken: "Negative Aufmerksamkeit ist besser als gar keine Aufmerksamkeit." Die anderen haben für sich ein super Konzept gefunden, um sich teure, sinnlose Produkte leisten zu können, ohne dafür einen konventionellen Job annehmen zu müssen - und auf einmal schauen Leute ganz freiwillig endlose Werbevideos. Und wollen am liebsten alles haben, was darin gezeigt wird - denn wer noch sehr jung ist, durchschaut natürlich nicht, dass sein Idol damit Geld verdient. Vor allem dann nicht, wenn suggeriert wird, der Influencer habe eine persönliche Beziehung zu seinem Publikum. Eine eigene Meinung darf man dann halt nicht mehr haben - sonst läuft man nämlich Gefahr, seine Follower vor den Kopf zu stoßen. Manchen ist offenbar alles so egal, dass sie Werbedeals mit den dubiosesten Firmen eingehen, um Reichweite zu generieren, und in ein Land ziehen, das permanent Menschenrechte mit Füßen tritt, um Steuern zu sparen. Die Menge an Information, die wir heute zur Verfügung haben, macht, dass rund um die Uhr um unsere Aufmerksamkeit gebuhlt wird - und wir von allen Seiten mit Anfragen bombardiert werden. Und irgendwann verlernen wir, pure Berieselung von echter Information zu unterscheiden - und am Ende bekommt ein veganer Koch, der seine antisemitischen Gewaltphantasien in Caps Lock auf Telegram herausplärrt, mehr Aufmerksamkeit als ein seriöser Wissenschaftler, der erklärt, warum es für Covid-Impfungen keine "Notfallzulassung" gab. Und eine junge Dame mit Schlauchbootlippen, die ein überteuertes Haarshampoo bewirbt, generiert tausendmal mehr Follower als ein haariger Typ, der mit gut recherchierten YouTube-Videos versucht, die Köpfe junger Leute mit ein wenig Inhalt zu füllen. Und am Ende weiß ich, dass Sarah und Pietro Lombardi sich getrennt haben, weil Social Media mich monatelang mit dieser Information vergewaltigt hat, aber um zu wissen, wie es um den Klimawandel steht, muss ich immer noch selber aktiv werden. Deshalb kommentiere ich auch so viel - weil ich mitbekomme, dass der eine oder andere doch irgendwann einmal anfängt, nachzudenken. Liebe Top-Eierer Numero 36: Könnt ihr nicht zur Abwechslung mal etwas Vernünftiges tun?
Top-Eierer Numero 37: Leute, die langweiligen Dingen einen fancy Namen verpassen
Bevor ich Fahrrad fahren lernte, fuhr ich ab und zu mit einem ausrangierten Tretroller, der in unserer Garage stand - wem er ursprünglich gehört hatte, weiß ich nicht mehr. Er war rot, mit einem Rahmen aus Eisen, einem Trittbrett aus Holz und kleinen Gummireifen. Außer mir fuhr aber kaum noch jemand mit diesem Gefährt - denn Tretroller waren uncool, und wer was auf sich hielt, fuhr BMX oder später Mountainbike, ansonsten nutzte man Go-Carts oder Inline-Skates. Tretroller waren ein Relikt aus der Nachkriegszeit, als man nichts hatte und Roller zu den wenigen Spielgeräten gehörten, die Kindern zur Verfügung standen - jedenfalls erzählte man uns das so. Dann kam die Jahrtausendwende, und auf einmal sah man überall in der Stadt die obligatorischen Klapproller aus Leichtmetall, die nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen genutzt wurden. Und damit sie das dröge Image verloren, bekamen sie auch einen neuen Namen: Scooter. Das klingt natürlich ganz anders als "Tretroller"! Und auf diese Weise wurde aus jenen altmodischen Gefährten, die in den Achtzigern und Neunzigern in den hintersten Winkeln von Garagen verstaubten, ein hippes Tool, das jeder haben musste. Jaja! Und nicht nur der Tretroller bekam durch einen fancy Namen ein neues Image - die Methode, etwas Langweiliges zum neuen heißen Scheiß zu machen, indem man ihm einen cool klingenden fremdsprachigen, meistens englischen Namen verpasst, hat inzwischen schon längst Schule gemacht. Generationen von Kindern durften bei Magenschmerzen nur ekligen Haferschleim essen - bis es im letzten Jahrzehnt plötzlich Mode wurde, zum Frühstück Porridge bzw. Oatmeal zu essen. Nun muss ich zugeben - ich esse morgens selbst gern eine Schüssel Haferbrei, schön mit Hafermilch angerührt und mit frischen Früchten und einer Handvoll Nüssen garniert. Und natürlich klingen "Haferschleim" und "Hafergrütze" auch nicht sonderlich appetitlich - ersteres klingt doch sehr nach Körpersekreten, letzteres nach Entenscheiße. Aber auch das weitaus angenehmere Wort "Haferbrei" stinkt neben einem fancy englischen Namen doch ganz schön ab. Ähnlich uncool klingt "altrosa" - ein Wort, das man mit Oma-Strickjacken, Kittelschürzen und Kreuzstich-Deckerln in alten Bauernhäusern verbindet. "Millennial Pink" ist zwar dasselbe, aber nachdem die coolen Influencer es für sich entdeckt hatten, war es Ende des letzten Jahrzehnts auf einmal total cool, sein Outfit mit freshem Millennial Pink aufzupeppen. Ändert zwar nichts daran, dass ich es immer noch hässlich finde, aber wenigstens hat es einen Namen, der so richtig nach In-Crowd klingt. Und es muss auch nicht immer Englisch sein: Als man auf die Idee kam, die in Vergessenheit geratene Rauke bei ihrem italienischen Namen Rucola zu nennen, erlebte der wegen seines scharfen Geschmacks vormals nicht besonders beliebte Salat im Zuge des Trends zu mediterraner Küche Anfang der 2000er eine fulminante Renaissance, und auf einmal durfte Rucola in keinem Salat, Risotto oder Pesto und auf keiner Pizza mehr fehlen. Und denken wir nur an die Modetrends: Es vergeht kaum noch ein Jahr, in dem man nicht ständig über bisher unbekannte englische Bezeichnungen stolpert, bei denen sich hinterher herausstellt, dass sie Kleidungsstücke benennen, wie man sie selbst schon im eigenen Schrank hängen hatte oder zumindest auf der Straße sah: Die Röhrenhose wurde zur Skinny Jeans, das langärmlige T-Shirt zum Longsleeve und der Einteiler hießt heute Onesie. Aber da wir ja alle mit Werbung aufgewachsen sind, haben wir uns daran gewöhnt - und wenn irgendetwas, das wir im letzten Jahr noch total langweilig fanden, auf einmal einen aufregenden, internäschonäll klingenden Namen hat, finden wir es auf einmal total fresh und fancy! Eigentlich traurig, dass wir so leicht zu durchschauen sind. Liebe Top-Eierer Numero 37: Ihr habt das Spiel verstanden!
Und nachdem ich mir wieder mal ordentlich Luft gemacht habe, kann ich euch ohne schlechtes Gewissen bis zum nächsten Mal verabschieden. Und hoffen, dass ihr euch bis dahin ordentlich aufführt und keinen Müll kauft. Bon voyage!
vousvoyez
Mittwoch, 13. Oktober 2021
Die Corona-Infektion eines Tigers dürfte das geringste Problem sein, wenn der Abstand von 1,5 m unterschritten wird
https://unsplash.com/@bennyrotlevy |
Schon kurz nachdem Ofarims Video viral ging, veröffentlichte diese nämlich ein Statement auf ihrem Instragram-Account. Schon dieses war äußerst seltsam, da Antisemitismus hier nicht einmal thematisiert wurde; stattdessen fiel das Wort "integrieren", wobei man sich fragt, was es bei einem gebürtigen Deutschen zu integrieren gibt. Noch peinlicher wurde es allerdings später am Tag, als sich Mitarbeiter hinter einem Banner vor das Hotel stellten - das Banner zeigte die Israel-Flagge sowie den muslimischen Halbmond. Wie um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, fand anschließend eine Kundgebung statt, für die Sicherheitsleute der Pro GSL beauftragt wurden, von der bekannt ist, dass ihre Geschäftsführung nicht nur in der rechtsextremen Szene involviert ist, sondern auch Verbindungen zu militanten Neonazi-Gruppierungen hat.
Ähnlich wie der Anschlag in Halle an der Saale im Jahr 2019, so hat auch dieser Vorfall eines deutlich gemacht - nämlich, dass Antisemitismus kein Problem der Vergangenheit ist, sondern immer noch fortdauert. Bevor aber hier wieder Leute Schnappatmung bekommen, möchte ich eines klarstellen: Es geht mir weder darum, mich in Schuldgefühlen zu suhlen, noch möchte ich, dass ihr euch schlecht fühlt. Mir ist bewusst, dass der Zweite Weltkrieg seit mehr als einem dreiviertel Jahrhundert vorbei ist, und ich weiß, dass niemand von uns, die wir viel später geboren wurden, am damaligen Völkermord an den Juden schuld ist. Es geht mir darum, antisemitische Strukturen aufzuzeigen und zu erklären - wir sind nicht verantwortlich für die Vergangenheit, aber wir sind verantwortlich für die Zukunft. Und ich hoffe, dass ich den einen oder anderen ein wenig für dieses Thema sensibilisieren kann.
Nun, ich denke, es ist für niemanden mehr neu, dass Judenfeindlichkeit keine Erfindung von Hitler und den Nazis ist. Und auch heute betrifft sie nicht ausschließlich Nazis und Rechte, sondern durchaus auch Leute, die sich selbst eher im linken Spektrum verorten. Antisemitismus ist schon so alt und auch so globalisiert, dass früher oder später auch jeder Verschwörungsmythos damit in Berührung kommt. So kennt man antisemitische Vorurteile bereits aus der Spätantike und dem Urchristentum. Die Gründe für den Hass gegen Juden sind vielfältig, sie können religiöser, sozialer, politischer, kultureller genauso wie verschwörungsideologischer Natur sein - generell ist Antisemitismus aber so ungewöhnlich anpassungsfähig, dass die Tendenz, den Juden die Schuld für alles Schlechte in der Welt zu geben, bis heute nicht ausgestorben ist. Auch antijüdische Stereotype ähneln sich über die Jahrhunderte hinweg immer stark, selbst wenn sie mit der Realität nichts zu tun haben. Schon der Begriff "Antisemitismus" zeigt die pseudowissenschaftlichen Tendenzen dieser Ideologie: Der Begriff "Semiten" bezeichnet seit dem 18. Jahrhundert eine Sprach- und Völkergruppe, um sie von jener der "Arier" zu unterscheiden. Christian Lassen und Ernest Renan etablierten den ideologischen Begriff des Semitismus, um der vermeintlichen Minderwertigkeit jener Bevölkerungsgruppe wissenschaftliche Legitimation zu verliehen. Wie wir es ja auch vom Kolonialismus schon kennen.
Bereits die Lektüre der Thora und des Alten Testaments lässt erkennen, dass die Israeliten sich stets als Fremdkörper in einer feindlichen Umgebung begriffen. Bis 1945 gingen viele Historiker und Theologen davon aus, dass Judenfeindlichkeit einzig daraus resultierte, dass das Volk Israel sich als von Gott auserwählt verstand - was angesichts dessen, dass sich nahezu jede Religion als die einzig richtige sieht, allerdings mehr als merkwürdig liest. Festgestellt werden kann allerdings, dass der jüdische Monotheismus um 1000 v. Chr. inmitten all der anderen polytheistischen und synkretistischen Kulturen eine Sonderstellung einnahm - und ein wesentliches Element für Juden im Exil war, um die eigene Identität zu bewahren. Der christliche Antijudaismus wiederum entwickelte sich etwa um 100 n. Chr. durch die zunehmende Eigenständigkeit des Christentums und die darauffolgende Christianisierung Europas. Seit dem 4. Jahrhundert, jener Zeit, in der das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion erhoben wurde, wurden Juden in Europa rechtlich, sozial und ökonomisch benachteiligt, ausgegrenzt und in der Folge auch vertrieben und ermordet. Gerechtfertigt wurde dies in erster Linie damit, dass die Juden Jesus Christus als Erlöser abgelehnt und seinen Tod herbeigeführt hätten. Entsprechend sah man die Geschichte der Judenverfolgung als "Strafe Gottes" an und kultivierte gleichzeitig das Bild des kriminellen, mordlustigen Juden.
Im Mittelalter genossen Juden in Frankreich als Händler besondere Privilegien, weshalb in anderen Regionen, in denen ihnen nach wie vor misstraut wurde, geglaubt wurde, allen Juden gehe es besser als dem Rest der Bevölkerung. Da für die meisten von ihnen nur das wenig angesehene Geldwesen übrig blieb, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und deshalb viele Christen Schulden bei ihnen hatten, setzte sich allmählich das Stereotyp des habgierigen Juden fest. Während der Kreuzzüge im 11. Jahrhundert wurden zahlreiche jüdische Gemeinden niedergemetzelt, als vermeintliche Verbündete mit dem Feind standen Juden auch im Inland unter Generalverdacht. Juden mussten Schutzsteuern zahlen und wurden in den meisten Städten in Ghettos verbannt, die mit Mauern abgetrennt waren. Etwa ab Mitte des 12. Jahrhunderts wurden Juden immer wieder verschiedener religiöser Vergehen beschuldigt; so dichtete man ihnen beispielsweise an, christliche Kinder zu schlachten und deren Blut in ihrem Passahbrot zu verarbeiten. Eine Behauptung, die schon angesichts dessen, dass der Verzehr von Blut laut jüdischer Speisevorschriften nicht gestattet ist, und des Sinns des Passahfestes, welches unter anderem die Ablösung von Menschen- durch Tieropfer thematisiert, erschreckend unterkomplex ist, aber zu Folterungen und Hinrichtungen führte. Neben Hostienschändung und Gotteslästerung wurden sie außerdem im Jahr der großen Pestepidemie der Brunnenvergiftung beschuldigt, obwohl ihre Ghettos genauso von der Pest betroffen waren wie die übrigen Städte. Im 13. und 14. Jahrhundert kam es vermehrt zu Pogromen gegen und Vertreibungen der Juden, wodurch gegen Mitte des 14. Jahrhunderts nur noch wenige von ihnen in Mitteleuropa lebten. Der Antisemitismus der damaligen Zeit wurde übrigens häufig auch mit Antifeminismus verknüpft, wodurch die Vorstellung von Hexensabbaten aufkam, in denen Hexen zusammen mit Juden aus christlichen Kindern angeblich eine "Hexensalbe" herstellten. Eine beliebte Darstellung des Hochmittelalters war das Bildmotiv der "Judensau", welche das Verbot des Verzehrs von Schweinefleisch für Juden aufgriff und diese damit verhöhnte.
Humanismus und Reformation versprachen zunächst mehr Toleranz gegenüber Juden, Bestrebungen, die von Inquisitoren torpediert wurden. Martin Luther warb zunächst für die respektvolle Behandlung und gesellschaftliche Integration von Juden, doch nach jüdischen Missionserfolgen machte er eine Kehrtwendung; jetzt unterstellte er Juden heimliche Raub- und Mordabsichten gegen Christen und rief Fürsten dazu auf, Synagogen, jüdische Schulen und Wohnungen zu zerstören und ihre jüdischen Untertanen zu internieren, vertreiben oder zu Zwangsarbeit zu verpflichten - was diese jedoch mehrheitlich nicht befolgten, da ihnen sonst deren Steuereinnahmen entgangen wären. Auch die Aufklärung übernahm antisemitische Stereotype, im 19. Jahrhundert gingen christlicher und rassistischer Judenhass ineinander über - so wurde etwa die mittelalterliche Ritualmordlegende wiederbelebt. Die Einschränkung beruflicher Möglichkeiten für Juden, die diese in den Handel und ins Geldwesen drängten, bediente bereits im Mittelalter das Vorurteil, alle Juden seien machthungrig und geldgierig. Daraus entwickelte sich allmählich die Vorstellung, die Juden hätten sich zusammengeschlossen, um die Weltherrschaft anzustreben - oder sie zögen in Wirklichkeit bereits im Hintergrund die Fäden. Auch irritierende Neuerungen im kulturellen Bereich wurden gern den Juden angelastet - etwa die von den Nationalsozialisten so bezeichnete "entartete Kunst". Aufklärerische Philosophen wie Voltaire und Hegel wiederum warfen den Juden die Erfindung einer Gottesfigur und des monotheistischen Glauben vor - ich wiederhole es noch einmal, der Prozess der Aufklärung ist noch lange nicht abgeschlossen und sollte trotz aller Errungenschaften auch kritisch betrachtet werden.
All diese historischen Verwicklungen führen uns hin ins frühe 20. Jahrhundert; das Ende der Monarchien nach dem Ersten Weltkrieg stürzte sowohl Deutschland als auch Österreich in große Unsicherheit, mit dem Nationalismus erlebte auch der Antisemitismus neuen Auftrieb und richtete sich vor allem gegen jene Juden, die in Führungspositionen aufgestiegen waren. So wurden alle Krisenphänomene dem "Weltjudentum" angelastet; all diese Strömungen waren der perfekte Nährboden, auf denen die Ideologie des Nationalsozialismus prächtig gedeihen konnte. Entsprechend konnte die Kirche den judenfeindlichen Bestrebungen der NS-Propaganda nichts entgegensetzen, und es gab nur wenige Persönlichkeiten aus dem christlichen Lager, die sich aktiv gegen diese Vernichtungspolitik stellten, und diese konnten den Holocaust nicht aufhalten, der im Nachhinein wie die logische Konsequenz aus jahrhundertelang geschürtem Judenhass erscheint. Wie schon zuvor angemerkt, ist Antisemitismus allerdings kein rein abendländisches Phänomen; die Protokolle der Weisen von Zion, ein antisemitisches, auf fiktionalen Texten basierendes Pamphlet, das den antisemitischen Diskurs bereits vor der NS-Zeit bestimmt hatte, stammen aus dem Russischen Kaiserreich und sind heute auch in islamistischen Kreisen sehr angesehen. Allgemein war die Toleranz in muslimischen Gesellschaften gegenüber den Juden weitaus größer als in christlichen, die Expansion nach Europa etablierte jedoch teilweise auch unter Muslimen antisemitische Tendenzen, in größerem Ausmaß jedoch erst seit der Staatsgründung Israels. Dass Islam deswegen nicht gleichzusetzen ist mit Judenhass, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden, aber heutzutage kann man sich da bekanntlich nie sicher sein.
Nun halten wir uns ja alle für ausreichend aufgeklärt, um den Vorwurf des Antisemitismus weit von uns weisen zu können. Antisemiten, das sind immer die anderen. Und häufig glauben und verbreiten Leute antisemitische Verschwörungsmythen, während sie überzeugt sind, keine Antisemiten zu sein. Tatsächlich sind diese auch häufig nicht auf den ersten Blick als antisemitisch erkennbar - nicht selten werden sie durch Codes verschleiert, die bei näherem Hinsehen richtig erschreckend sein können. Ein beliebtes Kleidungsstück der Proud Boys, jener rechtsextremen Organisation, die an dem Sturm auf das Kapitol im Januar dieses Jahres beteiligt war, ist etwa ein gelb-schwarzes Poloshirt mit der Aufschrift 6MWE. Dies ist eine Chiffre für "Six millions were not enough" (sechs Millionen waren nicht genug), womit die Opfer des Holocaust gemeint sind. Auch Xavier Naidoo, die singende Beileidskarte, verbreitet in seinen Songs gerne mal antisemitische Codes; als er deswegen vor Gericht stand, kam er allerdings mit der Behauptung davon, dass er dies nicht gewusst habe und seine Texte falsch interpretiert worden seien. Irgendwie fängt man angesichts solcher Ausreden an, an der Wehrhaftigkeit des Rechtsstaates zu zweifeln.
Der heutige Antisemitismus ist, wie schon gesagt, in vieler Hinsicht eine Wiederholung dessen, was wir bereits seit dem Mittelalter kennen - nur geht es heutzutage nicht mehr um Brunnenvergiftung, sondern um Chemtrails, und die alte Ritualmordlegende findet sich in den QAnon-Geschichten wieder. Nach wie vor sind Leute geneigt, einen Schuldigen zu brauchen, um sich negative Entwicklungen zu erklären, und nach wie vor sind die Juden hier dankbare Opfer. Das haben wir vor allem jenen Verschwörungsmythen zu verdanken, die zwei wesentliche Urängste der Menschen ansprechen: Einerseits die Angst vor dem vermeintlich Fremden und Unbekannten, andererseits die vor Mächten, die uns manipulieren. Obwohl die meisten von uns kaum Kontakt zum jüdischen Leben haben, gehören antisemitische Ressentiments für Juden auch heutzutage zum Alltag. Aktuell ist Antisemitismus noch dazu schwer von Antizionismus zu unterscheiden, denn auch Juden, die keinen Bezug zum Nahen Osten haben, werden heutzutage gerne mit dem Staat Israel in Verbindung gebracht und für den Nahost-Konflikt verantwortlich gemacht. Auf diese Weise wird Antisemitismus gerne als Israel-Kritik getarnt. Dazu ist zu sagen - natürlich ist Kritik an der Politik Israels erlaubt, aber wer alle Juden pauschal dafür verantwortlich macht und ausschließlich Israel als Feindbild bemüht, ist gar nicht an einem offenen Diskurs interessiert, sondern nur daran, antisemitische Ressentiments zu steuern. Denn die Menschenrechte in anderen Ländern scheinen solchen Leuten nicht so wichtig zu sein. Um nicht in die Falle des Antisemitismus zu tappen, empfiehlt sich übrigens der sogenannte 3-D-Test.
Ich habe ja bereits ausgeführt, dass Linkssein oder sich der politischen Mitte zuzuordnen keineswegs vor Antisemitismus schützt, ebenso wenig wie Bildung - die Corona-Proteste haben beispielsweise ein äußerst heterogenes Publikum, aber hier finden sich viele Verknüpfungen zum Antisemitismus. Hinzu kommt, dass sich die Grenzen des Sagbaren vor allem seit 2015 immer weiter verschoben haben. Auch die Präsidentschaft Donald Trumps führte zu einer Enthemmung der Bevölkerung, und mittlerweile ist es so, dass man schnell in der linksgrünversifften Ecke landet, wenn man Anstand fordert, weil andere sich dadurch in ihrer so hochgehaltenen Meinungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Fest steht jedoch, dass Antisemitismus immer noch da ist und in seiner Gesamtheit genauso grausam, wie er es auch früher schon war, auch wenn sich der Diskurs verschoben hat - und dass er selbst in Gesellschaften ohne jüdischen Anteil toxisch wirken kann. So wird Antisemitismus häufig auch zur Schuldabwehr genutzt - man wirft den Juden vor, durch die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust die eigene nationale Identität zu diffamieren. Geleugnet wird die Shoah mittlerweile nicht mehr so häufig, sieht man mal von alten Nazi-Tanten wie Ursula Haverbeck ab - heutzutage geht die Tendenz eher dahin, zu behaupten, die Juden bzw. die Rothschilds hätten den Holocaust ausgelöst, um den Staat Israel gründen zu können. Andere wiederum vergleichen sich selbst mit den Opfern, tragen Judensterne mit der Aufschrift "ungeimpft" - was man von den Dieselfahrern übernommen hat -, setzen die Impfung mit dem Holocaust gleich und halten sich für die neue Sophie Scholl. Bisher war die Justiz der Meinung, dass dies nicht strafbar ist - zumindest in Deutschland scheint sich das Bewusstsein jedoch inzwischen gewandelt zu haben. Und ja, auch ich werde immer wieder einmal mit antisemitischen Verschwörungsmythen konfrontiert - denn wenn man an eine Verschwörung glaubt, fängt man schnell einmal an, die Rothschilds dafür verantwortlich zu machen, auch wenn deren politische Macht längst nicht mehr so groß ist wie im 19. Jahrhundert, oder auch den amerikanischen Investor George Soros, der bereits seit Beginn der 1990er Jahre für weitaus mehr verantwortlich bemacht wird, als ein einzelner Mensch bewerkstelligen könnte.
Reflektieren wir also noch einmal: Antisemitismus ist seit Jahrtausenden in unserer Gesellschaft verankert, so dass er in jedem Zeitalter und jeder Generation wiederkehrt - weshalb er etwas ist, was uns nach wie vor alle angeht. Viele antisemitische Motive werden unwissentlich verbreitet, was einen allerdings nicht von Eigenverantwortung entbindet. Und noch einmal: Es geht nicht darum, dass wir bis zum Ende unserer Tage ein schlechtes Gewissen haben müssen - es geht darum, zu verhindern, dass sich Verbrechen wie die Shoah irgendwann wiederholen. Und dabei geht es nicht nur um die Juden, sondern um uns alle; es geht darum, Hass und Verschwörungsmythen weniger Platz in unserer Welt zu geben, damit wir endlich freier miteinander umgehen können. Es geht darum, dass Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern immer wieder aufs Neue erkämpft werden müssen. Es kommen Zeiten auf uns zu, die für uns alle sehr herausfordernd sein werden - und sie werden nicht leichter, wenn wir uns andauernd gegenseitig beschuldigen. Ich weiß, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema keinen Spaß macht, aber wir sehen doch bereits, dass sie notwendig ist - im Sommer wurde auf dem Hauptplatz in meiner Stadt ein jüdischer Gebetstempel aufgestellt, der von der Polizei bewacht werden musste. Und ganz allgemein sind jüdische Gebetshäuser heutzutage wieder vermehrt auf Polizeischutz angewiesen. Das Problem ist, dass man Juden in unserer Gesellschaft bis heute viel zu selten wahrnimmt - wahrscheinlich, weil es seit Ende des Zweiten Weltkriegs in unseren Breiten nicht mehr allzu viele gibt. Aus der Schulzeit verbindet man Juden größtenteils mit Leichenbergen und schlechtem Gewissen - Greifbarkeit sowie einen Abbau von Fremdheit gab es hier kaum, moralische Fragen wurden häufig nicht beantwortet. Mitleid reicht nicht aus, um dieses Thema aufzuarbeiten, denn dieses trennt uns mehr, als es uns verbindet. Wir müssen uns bewusst sein, dass jede Weltanschauung in Fanatismus umschlagen kann, weil immer die Gefahr besteht, sich die Welt durch Feindbilder einfacher zu gestalten - und dass Verschwörungsmythen eine Gefahr für die Demokratie Europas bedeuten.
vousvoyez