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Nun sind ja auch Politiker sowie Medien - auch jene, die sich als seriös verstehen - nicht immer so akkurat, was ihre Berichterstattung angeht. Denn ja - dass Putin seinen Krieg mit der Ukraine auf das ganze Land ausdehnt, ist neu, aber im Grunde herrscht dort doch schon seit 2014 Krieg. Wir hier im Westen haben es bislang allerdings versäumt, ihn als solchen zu benennen - auch wenn Putin dort bereits seit damals, seit der Annexion der Halbinsel Krim, einen hybriden Krieg führt, in dem Bestreben, das Land immer weiter zu destabilisieren, um es am Ende Russland einverleiben zu können. Womit er dabei nicht gerechnet hat, war die Entschlossenheit der Ukrainer, ihre Unabhängigkeit zu bewahren - dafür gibt er dem Westen bzw. der NATO die Schuld. Und nicht nur, dass wir uns beinahe acht Jahre lang geweigert haben, einen Krieg Krieg zu nennen - es war sogar vom "ersten Krieg in Europa nach 1945" die Rede. Nun - meine Mutter war Ende des Zweiten Weltkriegs keine drei Jahre alt, mein Vater war noch gar nicht geboren. Trotzdem kann ich mich an Kriege in Europa erinnern - und zwar wirklich direkt vor unserer Haustür. Ich spreche natürlich vom Krieg in Jugoslawien, und das ist nicht der einzige, der hier unterschlagen wurde. Später wurde dann vom "ersten Angriffskrieg" gesprochen - was jenen Miloševićs gegen Bosnien im Jahre 1992 relativiert. Überhaupt frage ich mich, warum man auf Teufel komm raus reißerische Superlative finden muss - immerhin ist so ein Krieg per se schon eine Negierung der Menschenrechte, da muss man seine Narrative nicht noch weiter aufblähen. Auch dass aus falsch verstandener Neutralität die Schuld bei beiden Seiten gesucht wird, hat nichts mehr mit seriösem Journalismus zu tun - das ist das Wiederkäuen von Putins Propaganda. Zudem finde ich, dass die aktuellen Ereignisse zu wenig in historischen Kontext gesetzt werden, obwohl das wichtig wäre - ich bin einmal so frei und mache das, danach reden wir weiter.
Nach dem Zerfall der UdSSR im Jahre 1991 erklärte die Ukraine ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Sowjetunion - auch mit Zustimmung ihrer der russischsprachigen Bevölkerung, die im Donbas und auf der Krim zur Mehrheit gehört. Drei Jahre später gab die Ukraine im Zuge des Budapester Memorandum ihr Atomwaffenarsenal an Russland ab, das immerhin das drittgrößte der Welt war - im Gegenzug erkannten Russland, die USA und Großbritannien die Souveränität der eigenen Grenzen an, ein Versprechen, das bereits durch die Annexion der Krim und jetzt durch den offensiven Angriff gebrochen worden war. Doch wie viele ehemalige Sowjetstaaten, so kämpfte auch die Ukraine mit wirtschaftlichen Problemen und Korruption. Aus diesen Konflikten gingen einige wenige, aber umso einflussreichere Oligarchen als Sieger hervor. Noch schwieriger gestaltete sich jedoch die Suche nach der eigenen Identität des Landes, da die einzelnen Regionen unterschiedliche historische Erfahrungen hatten: Der Westen orientierte sich eher in Richtung Europa, während der Osten und die Krim sich mit Russland verbunden fühlten. Deshalb richtete die Ukraine ihre Außenpolitik meist in beide Richtungen aus, was jedoch nicht lange gut ging, da sowohl der Westen als auch Russland das Land als strategisch wichtigen Verbündeten wahrnahmen und entsprechend Einfluss auf dessen Wirtschaft und Politik nehmen wollten. Dies manifestierte sich 2004 in den ukrainischen Präsidentschaftswahlen zwischen dem westlich orientierten Wiktor Juschtschenko und dem russisch unterstützten Wiktor Janukowytsch. Der Wahlsieg des Letzteren mündete in den sogenannten Majdan, im Westen die "Orange Revolution" genannt, wochenlange Proteste, bei denen die Menschen orangefarbene Kleidung und Fahnen trugen - die Farbe von Juschtschenkos Wahlbündnis. Nachdem Juschtschenko jedoch in fünf Regierungsjahren keine grundlegende Umwälzung erwirken konnte, erhielt sein einziger Konkurrent Janukowytsch schließlich die Mehrheit der Stimmen. Die Zerrissenheit von Ost und West setzte sich fort: Die Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen zogen sich über Jahre und scheiterten 2013 buchstäblich in letzter Minute, woraufhin es neuerliche Proteste gab, deren Lager brutal aufgelöst wurden. So formierte sich 2014 die Massenbewegung des Euromaidan, in der auch gewaltbereite ukrainische Nationalisten kämpften - insgesamt starben bei den Protesten über hundert Demonstranten. Im selben Jahr marschierten russische Soldaten auf der Krim ein, nach einem international kaum anerkannten Referendum wurde die Halbinsel der Russischen Föderation angeschlossen. Währenddessen kam es im Donbas zum Krieg zwischen ukrainischen Soldaten und von Russland unterstützten Kämpfern, ein Konflikt, der nicht nur bis heute ungelöst ist, sondern sich bis zum Einmarsch von Putins Truppen in der letzten Woche auch dramatisch zuspitzte - und einen Beitritt der Ukraine zur NATO unmöglich machte. Dies ist in etwa eine sehr grobe Zusammenfassung der historischen Entwicklung der Ukraine, damit wir überhaupt einmal verstehen, wie die aktuelle Krise zustande kam.
Der Kampf der Ukraine um Autonomie reicht bereits weit zurück in die Vergangenheit und manifestiert sich im Grunde genommen schon in dem seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlichen Namen für dieses Gebiet - ukraina ist der altostslawische Begriff für "Grenzland". Im 8. Jahrhundert gründeten eingewanderte skandinavische Händler zusammen mit ansässigen slawischen Völkern auf dem Gebiet, auf dem sich heute die Ukraine, Belarus und Russland befinden, den ostslawischen Staat der Kiewer Rus, der bis ins 12. Jahrhundert bestand, ehe er in viele kleine Fürstentümer zerfiel. Der Streit um die "echten Erben" der Kiewer Rus zwischen Russland, der Ukraine und Belarus hat bis heute Tradition - so behauptet Putin, dass die Ukraine rechtmäßig zu Russland gehört, ganz in der Tradition des zaristischen Russland. Seit dem Zerfall der Kiewer Rus waren Teile der heutigen Ukraine immer wieder unter Fremdherrschaft, etwa Polen-Litauen, die Habsburgermonarchie und das russische Zarenreich. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine erste ukrainische Nationalbewegung, die jedoch von russischer Seite massiv unterdrückt wurde. 1869 begann der britische Unternehmer John James Hughes am unbesiedelten Nordufer des Asowschen Meeres, dem heutigen Donbas, vom Zaren unterstützt Abbaugebiete von Steinkohle zu erschließen. Um sein Werk herum entstand die Arbeitersiedlung Juskowa, das heutige Donezk, wordurch der Donbas zum Industriezentrum des russischen Zarenreichs und später der Sowjetunion wurde.
Nach der Russischen Revolution 1917 wurde die Ukrainische Volksrepublik gegründet, deren Territorium jedoch sukzessive von Nachbarstaaten annektiert wurde. 1922 wurde der Rest des Staates als ukrainische, sozialistische Sowjetrepublik (SSR) Teil der Sowjetunion. Tiefe Traumata, die bis heute anhalten, löste zum einen die verheerende Hungersnot 1932/33 (Holodomor), für die viele in Stalins Zwangskollektivierung der Landwirtschaft sowie die Enteignung wohlhabender Bauern und ihre Deportierung in Arbeitslager bzw. Ermordung als Ursache sehen, zum anderen der Zweite Weltkrieg und das Untergehen seiner Opfer in das Kollektiv der ehemaligen Sowjetunion aus. Selbst im eigenen Land überlagert die konfliktreiche Episode der Sowjetunion häufig die kollektive Erinnerung als eigenständiges Land. Auch nach 1945 blieb die Ukraine Teil der Sowjetunion - 1954 erhielt sie von Nikita Chruschtschow als symbolisches Geschenk zum 300jährigen Jubiläum der russisch-ukrainischen Einheit die Halbinsel Krim, die seit der Besetzung des Zaren im 18. Jahrhundert russisch war, zuvor aber ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches.
Nach dem Zerfall der UdSSR im Jahre 1991 erklärte die Ukraine ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Sowjetunion - auch mit Zustimmung ihrer der russischsprachigen Bevölkerung, die im Donbas und auf der Krim zur Mehrheit gehört. Drei Jahre später gab die Ukraine im Zuge des Budapester Memorandum ihr Atomwaffenarsenal an Russland ab, das immerhin das drittgrößte der Welt war - im Gegenzug erkannten Russland, die USA und Großbritannien die Souveränität der eigenen Grenzen an, ein Versprechen, das bereits durch die Annexion der Krim und jetzt durch den offensiven Angriff gebrochen worden war. Doch wie viele ehemalige Sowjetstaaten, so kämpfte auch die Ukraine mit wirtschaftlichen Problemen und Korruption. Aus diesen Konflikten gingen einige wenige, aber umso einflussreichere Oligarchen als Sieger hervor. Noch schwieriger gestaltete sich jedoch die Suche nach der eigenen Identität des Landes, da die einzelnen Regionen unterschiedliche historische Erfahrungen hatten: Der Westen orientierte sich eher in Richtung Europa, während der Osten und die Krim sich mit Russland verbunden fühlten. Deshalb richtete die Ukraine ihre Außenpolitik meist in beide Richtungen aus, was jedoch nicht lange gut ging, da sowohl der Westen als auch Russland das Land als strategisch wichtigen Verbündeten wahrnahmen und entsprechend Einfluss auf dessen Wirtschaft und Politik nehmen wollten. Dies manifestierte sich 2004 in den ukrainischen Präsidentschaftswahlen zwischen dem westlich orientierten Wiktor Juschtschenko und dem russisch unterstützten Wiktor Janukowytsch. Der Wahlsieg des Letzteren mündete in den sogenannten Majdan, im Westen die "Orange Revolution" genannt, wochenlange Proteste, bei denen die Menschen orangefarbene Kleidung und Fahnen trugen - die Farbe von Juschtschenkos Wahlbündnis. Nachdem Juschtschenko jedoch in fünf Regierungsjahren keine grundlegende Umwälzung erwirken konnte, erhielt sein einziger Konkurrent Janukowytsch schließlich die Mehrheit der Stimmen. Die Zerrissenheit von Ost und West setzte sich fort: Die Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen zogen sich über Jahre und scheiterten 2013 buchstäblich in letzter Minute, woraufhin es neuerliche Proteste gab, deren Lager brutal aufgelöst wurden. So formierte sich 2014 die Massenbewegung des Euromaidan, in der auch gewaltbereite ukrainische Nationalisten kämpften - insgesamt starben bei den Protesten über hundert Demonstranten. Im selben Jahr marschierten russische Soldaten auf der Krim ein, nach einem international kaum anerkannten Referendum wurde die Halbinsel der Russischen Föderation angeschlossen. Währenddessen kam es im Donbas zum Krieg zwischen ukrainischen Soldaten und von Russland unterstützten Kämpfern, ein Konflikt, der nicht nur bis heute ungelöst ist, sondern sich bis zum Einmarsch von Putins Truppen in der letzten Woche auch dramatisch zuspitzte - und einen Beitritt der Ukraine zur NATO unmöglich machte. Dies ist in etwa eine sehr grobe Zusammenfassung der historischen Entwicklung der Ukraine, damit wir überhaupt einmal verstehen, wie die aktuelle Krise zustande kam.
Die Reaktion des Westens auf die Annexion der Krim war 2014 eher zurückhaltend, und auch in den Wochen vor der Ausdehnung des Krieges auf die ganze Ukraine hatte man Putin, dessen Veision eines neuen russischen Imperiums sich allmählich zu manifestieren begann, wenig entgegenzusetzen. Leider wirft diese Zögerlichkeit kein sehr angenehmes Bild auf unsere Gesellschaft - denn wie zuvor durch die Pandemie, so treten ihre Probleme auch durch diesen Krieg deutlicher zutage. Nicht nur haben wir jahrelang so getan, als sei ein Krieg in Europa in der heutigen Zeit unmöglich - wir hielten es auch für unnötig, unserer Demokratie einen wie auch immer gearteten Schutz zu gewährleisten. Mich erschreckt beispielsweise, wie verroht unsere Gesellschaft teilweise schon ist - unter einem Spendenaufruf für die Opfer des Ukraine-Krieges wurde sich in den Kommentaren lang und breit darüber beschwert, dass man es wage, um Spenden zu bitten, wo es einem doch selbst so schlecht gehe. Dies ist offenbar das Resultat von jahrelanger Holocaust-Verharmlosung - jetzt vergleicht man sich schon mit Menschen, die in Bunkern ausharren, aus der Heimat flüchten und männliche Familienmitglieder zwischen 18 und 60 in einem Kriegsgebiet zurücklassen zu müssen, weil der Strom so teuer ist. Mit derselben Rohheit wird zugeschaut, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, wird in Katar die nächste Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen, gingen die Olympischen Spiele in Peking gerade zu Ende und wird der Abbau wichtiger Rohstoffe unter menschenfeindlichen Bedingungen geduldet - Hauptsache billig.
Genauso hat man tatenlos zugesehen, wie Putins System durch die Inhaftierung und Ermordung unliebsamer Kritiker immer weiter expandieren konnte, während dieser jede Kritik an sich und seinem Regime als "westliche Propaganda" abkanzelte. Er bezeichnet die Ukraine als Bedrohung, weil sie Teil der EU sein wolle, spricht der ukrainischen Bevölkerung die eigene Identität ab und behauptet, er wolle den "Genozid an der russischen Bevölkerung" stoppen, der von einer Regierung aus "drogensüchtigen Nazis" ausgeübt wurde. Das ist schon angesichts dessen, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi selbst Jude und Nachkomme von Menschen ist, die vom Holocaust betroffen waren, mehr als nur ein bisschen lächerlich - es ist grotesk. Und dabei sind diese Behauptungen auch keineswegs neu - man hat sie nur bislang ignoriert. Ebenso, wie ignoriert wurde, dass Putin kein besonders enges Verhältnis zu Fakten hat - und das, obwohl es schon seit langem Beweise gibt, dass diese mit brutalen Mitteln auch außerhalb Russlands unterdrückt wurden. In seinen zwei Jahrzehnten Herrschaft schaltet Putin andere Meinungen aus, zerstört Pluralität und Kritik, lässt Journalisten inhaftieren und foltern sowie alle Medien ausschalten, die es wagen, ihn zu kritisieren. Gleichzeitig betreibt er durch seine Staatsmedien systematische Gehirnwäsche - und das weit über die Grenzen des Landes hinaus, so sehr, dass sie sogar bei ausländischen Wahlkämpfen eine Rolle spielt, sogar hier in Österreich. All dies war hinlänglich bekannt - aber erst jetzt wird darüber diskutiert, ob Medien wie Russia Today und Sputnik für die EU noch tragbar sind. All dies und noch vieles mehr zeigt unseren Unwillen, unsere Demokratie in einer Welt zunehmend erstarkender autokratischer Systeme zu verteidigen.
Ich verstehe auch nicht so ganz, dass jetzt Leute überrascht sind, dass gerade unter Querverrenkern und Rechtsextremen so viele Putinversteher zu finden sind. Dabei argumentieren sie doch genauso wie Putin - auch dieser berief sich in Bezug auf seine militärischen "Übungen" stets auf dieselbe Freiheit und Demokratie, die er in seinem eigenen Land brutal unterdrückt, und stellte alle, die diese Widersprüche benannt haben, als verrückt oder dar Zerstörer des Friedens hin. Genauso werfen jene ganz normalen Leute, die wissentlich mit Kind und Kegel hinter Leuten herlaufen, welche faschistisches Gedankengut verbreiten, jedem, der sie darauf anspricht, die Spaltung der Gesellschaft vor, weil ja auch die, die man nicht "Faschisten" nennen darf, ein Recht auf freie Meinungsäußerung hätten, selbst wenn sie das Gemeinwohl im Namen ihrer Ideologie mit Füßen treten. Entsprechend müssen wir uns auch nicht wundern, dass dieselben Leute Putins Propaganda eins zu eins nachplappern und den Einfall seiner Truppen in die Ukraine als "Selbstverteidigung" betrachten - eigentlich dachte ich immer, dass der Aggressor derjenige ist, der mit zigtausenden Panzern in ein fremdes Land einfällt, und zwar völlig unabhängig von der Vorgeschichte, aber ich bin ja auch nur ein dummes Schlafschaf. Ich habe ja schon in einem anderen Artikel angeführt, dass die großen "Querdenker"-Kanäle ja im Prinzip nichts anderes tun als russische Propaganda wiederzugeben - entsprechend finde ich es auch interessant, dass alle da mitmachen bis auf einen, nämlich Boris Reitschuster, eine der Galionsfiguren der Corona-Leugner. Dieser kritisiert nämlich diejenigen, die sich auf Putins Seite schlagen, und äußert Mitgefühl mit den Ukrainern. Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen - seine ach so treuen Fans sind verwirrt und wütend, weil er ihnen nicht mehr sagt, was sie hören wollen, sondern auf einmal die böse Mainstreammeinung teilt, und kanzeln ihn als "Russlandhasser" ab. Was die anderen betrifft, so bin ich mir nicht sicher, ob sie wirklich so dumm ist und selbst glauben, was sie da schreiben, oder ob sie einfach nur skrupellos sind und kapiert haben, dass man auf diese Weise Kohle aus dem Thema rausschlagen, kann. Was die Kommentatoren betrifft, so fürchte ich, dass sie wirklich dumm genug sind, das alles zu glauben - manche betteln ja sogar darum, dass Putin auch bei uns einmarschiert. Irgendwie scheinen sie nicht zu kapieren, dass es sich hier nicht um einen Egoshooter handelt, sondern um einen echten Krieg mit echten Toten - und dass sie in einem solchen Krieg keine Feldherren wären, sondern genauso Opfer wie alle anderen. Manche haben den Krieg ja anfangs auch geleugnet.
Nun ist es so, dass wir schon über eine Woche mit Kriegsberichten überschüttet werden, und ich fühle mich hilflos und wütend, wenn ich all die jungen Leute sehe, die noch nie eine Waffe in der Hand hatten und die jetzt bereit sind, zu kämpfen. Und ich empfinde Unverständnis, wenn ich mir ansehe, dass hierzulande immer noch Leute gegen eine herbeiphantasierte Diktatur auf die Straße gehen, während in Russland Menschen verhaftet werden, weil sie gegen einen Krieg, den sie nicht wollten, demonstrieren, während es dort verboten ist, ihn überhaupt als Krieg zu bezeichnen. Und deswegen möchte ich auch eines klar machen: Macht nicht die Russen kollektiv für das verantwortlich, was gerade in der Ukraine geschieht - es ist kein "Krieg der Russen", es ist ein Machtspiel Putins. Behandelt eure russischen Mitmenschen also mit demselben Respekt, mit dem ihr auch behandelt werden wollt. Und noch etwas: Obwohl die Lage in der Ukraine katastrophal ist, flaut das Interesse hierzulande langsam ab - und das darf auch sein! Das Leben nimmt nun mal selten Rücksicht darauf, dass man irgendwelche Leute aus einem anderen Land bedauert - irgendwann muss man auch irgendwie weitermachen. Und wahrscheinlich reichen unsere seelischen und geistigen Ressourcen auch gar nicht aus, um all das Leid und Elend dieser Welt angemessen zu betrauern. Ich deute es schon als ein gutes Zeichen, dass viele Menschen aktuell bemüht sind, den ukrainischen Flüchtlingen zu helfen - alles, was ich hoffe, ist, dass nicht die Rechten das Thema irgendwann wieder an sich reißen, wie sie es schon 2015 getan haben.
Was wir gerade erleben, ist absolut irrwitzig, und doch ist es Realität - eine Situation wie diese haben die meisten noch nie unmittelbar erlebt, und das Schlimmste ist, dass man sich ihr völlig ausgeliefert fühlt. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Welt jetzt zum zweiten Mal für immer verändert - und das, nachdem wir endlich hoffen durften, dass wir wieder so etwas wie Normalität erfahren dürfen. Auf die Pandemiesituation konnte man sich noch irgendwie einstellen - das ist jetzt vorbei. Diese Situation hat keiner von uns in der Hand - man kann nur irgendwie weiterwurschteln und hoffen, nicht unterzugehen. Deswegen ist es nur allzu verständlich, dass viele sich dem Thema ganz und gar verschließen - ich persönlich bin da halt anders, ich muss mich damit auseinandersetzen und versuchen, irgendwie zu verstehen, um nicht völlig davon erschlagen zu werden. Gleichzeitig bin ich persönlich gerade in einer Situation, in der ich mich nicht hängen lassen darf, weil es um das Wohl des wichtigsten Menschen in meinem Leben geht - und vielleicht hilft mir das auch dabei, einen klaren Kopf zu behalten. Deswegen nutze ich diesen Blog heute dazu, mir ein wenig Luft zu machen, möchte aber in Zukunft auch versuchen, mich weniger unerfreulichen Themen zu widmen - einfach, damit wir alle mal ein paar Minuten durchatmen können. Es ist vollkommen okay, wenn man Angst hat und sich Hilfe holt - es ist aber auch okay, zu sagen, dass man gerade keine Kraft hat für dieses Thema und Ablenkung braucht. Alles Gute und passt auf euch auf! Und passt vor allem auch auf, welche Nachrichten ihr zu dem Thema teilt - es kursieren zurzeit sehr viele Falschmeldungen. Falls euch das Thema weiterhin interessiert, hänge ich unten noch ein paar Links an. Courage!
vousvoyez
Mr. Wissen2Go: https://www.youtube.com/watch?v=X2vtshF6xF0
Der dunkle Parabelritter: https://www.youtube.com/playlist?list=PLEBMzWir- qdCJc0yfpSz0pvEdjDUC3txm
Falls jemand helfen möchte: https://nachbarinnot.orf.at/nin/2022-hilfe-ukraine100.html
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