Mittwoch, 12. August 2020

Heute kommst du mit Drogen nicht ins Q, früher bist du ohne Drogen nicht reingekommen

(c) vousvoyez
Mit Q ist natürlich nicht diese unsägliche QAnon-Bewegung gemeint, über die ich ja schon berichtet habe, sondern ein legendäres Nachtlokal aus meiner Heimatstadt, das früher vor allem Metalheads, Punks und Goths angezogen hat und das sogar bereits von Kurt Cobain besucht worden sein soll. Heute wird hier mitunter auch Techno gespielt, was ich nicht so toll finde, das Lokal selbst allerdings mag ich nach wie vor ganz gern, weil es praktisch jeder Stimmung ihren Platz lässt: Wer es ruhiger mag, setzt sich in den Barbereich, wer ein bisschen aufdrehen will, stürzt sich auf die Tanzfläche. Wobei Tanzlokale aktuell ja zu den Leidtragenden der Corona-Krise gehören - den Kulturbereich erwischt es momentan ganz allgemein am härtesten. Dafür haben nervige Leute gerade Hochkonjunktur. Und deswegen möchte ich heute meine Eierer-Liste wieder fortsetzen - auch wenn ich das Thema mit dem großen C nach Möglichkeit aussparen will. Das nervt mich nämlich gerade so sehr, dass ich nicht mal mehr Lust habe, darüber zu bloggen - und ich glaube, ihr seid auch froh, wenn ihr nicht überall davon hören müsst, immerhin ist es aktuell ja eh immer das gleicche. Es geht also vorwiegend um Eierer, denen man auch außerhalb der Corona-Krise immer wieder mal begegnet.

Top-Eierer Numero 13: I bims 1 Eierer

Die "Vong-Sprache" war ja vor allem Mitte des letzten Jahrzehnts bei Jugendlichen sehr beliebt - sprich, ich bin selbstverständlich schon zu alt dafür. Die Vong-Sprache parodiert vor allem die fehlende Schreibkompetenz mancher Internetnutzer plus die inflationäre Verwendung von Anglizismen - weshalb Sätze in diesem Idiom so wirken, als stammten sie von einer sehr jungen, minderbemittelten Person, die weder des Deutschen noch des Englischen wirklich mächtig ist. Ich gehöre jetzt nicht zu denen, die behaupten, die Sprache hätte die junge Generation verdummt - wer eine Sprache verfälschen will, muss sie bekanntlich erst mal beherrschen. Eigentlich fand ich die Idee an sich und ihre Stilblüten sogar recht lustig. 2017 wurde eine Phrase aus dieser Jugendsprache, nämlich "I bims", sogar zum "Jugendwort des Jahres" erklärt. Damit war die Vong-Sprache endgültig im Mainstream angekommen, und als dann auch noch Marketing-Betreiber anfingen, mittels Vong-Sprache Werbung zu machen, wurde sie für Jugendliche zunehmend uninteressant - was auch nicht weiter verwunderlich ist, da Jugendsprache ja der Abgrenzung von der Erwachsenenwelt ist, welche nicht mehr gegeben ist, wenn jeder x-beliebige Werbefritze sie schon verwendet.
Dennoch hat sich das Gespenst der Vong-Sprache nach wie vor auf Social Media niedergeschlagen - viele Leute können ganz offensichtlich nicht mehr richtig schreiben. Versteht mich nicht falsch - ich komme aus einer Familie mit einigen Legasthenikern, ich selbst hatte immer schon Anzeichen von Dyskalkulie, sprich, ich kann nachvollziehen, wie es ist, wenn man ständig das Gefühl bekommt, nicht gut genug zu sein, weil man nicht perfekt schreiben oder rechnen kann. Deswegen behalte ich es in der Regel auch für mich, wenn ich in einem Text Fehler entdecke. Zumal ich selbst auch nicht unfehlbar bin - zurzeit schaue ich etappenweise alte Artikel in diesem Blog noch einmal durch und finde ständig irgendwelche Tipp- und Flüchtigkeitsfehler. Was mich aber extrem ungeduldig macht, sind Leute, die einfach irgendwas (in ihrer Muttersprache, wohlgemerkt) hinrotzen und denen es augenscheinlich scheißegal ist, ob es für diejenigen, die das lesen sollen, auch verständlich ist. Noch schlimmer finde ich es, wenn man die Person so vorsichtig und respektvoll wie möglich darum bittet, ihr Anliegen doch bitte, bitte ein klein wenig verständlicher zu formulieren und dann ein Mob von zwanzig Leuten über einen herfällt, weil du angeblich überheblich agierst gegenüber einer Person mit Schreibproblemen. Und da muss ich ganz ehrlich sagen: Nein, den Schuh ziehe ich mir nicht an. Liebe Top-Eierer Numero 13: Ein Text muss nicht absolut perfekt und fehlerfrei sein, aber er sollte zumindest den Inhalt verständlich transportieren, aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich verbal so deutlich wie möglich artikuliere - das hat etwas mit Respekt dem Leser gegenüber zu tun.

Top-Eierer Numero 14: Kindische Dummchen, die sich so unglaublich säääääcksi vorkommen

Ich habe in meinem Artikel über Britney Spears schon angesprochen, dass mir dieses Kleinmädchen-Getue unglaublich auf die Nerven geht. Aber Britney war auch erst siebzehn, als sie mit Liedern wie Baby One More Time den sexy Schulmädchen-Look etablierte - da ist es noch irgendwie okay. Viel anstrengender finde ich allerdings Frauen meines Alters oder gar noch älter, die sich immer noch wie Siebzehnjährige anziehen. Oder generell erwachsene Frauen, die sich absichtlich besonders dumm stellen - die nicht in der Lage sind, sich wie ein normaler Mensch zu artikulieren, sondern in so einer aufgesetzten Babysprache reden, Sachen wie Pipimann, Töff-Töff und Puddeling sagen, weil sie glauben, das sei wahnsinnig sääääcksi. Und diejenigen, die mit Anfang Vierzig noch mit selbst gehäkeltem Babydoll und Doppelzöpfchen herumlaufen und häufig auch noch einen Lolly bei sich haben, weil sie glauben, sie seien totaaaaal niedlich. Gerne sprechen sie auch in Verniedlichungen: Schoki statt Schokolade, Kindi statt Kindergarten, Männi statt Mann, Pullermann statt Penis. Immer, wenn ich solche Damen sehe, frage ich mich, ob das tatsächlich das ist, wofür die Feministinnen seit Beginn des vorigen Jahrhunderts gekämpft haben. Liebe Top-Eierer Numero 14: Werdet bitte endlich erwachsen!

Top-Eierer Numero 15: "Ich habe ja nichts gegen XY, aber ..."

Man trifft sie heutzutage überall: Leute, die Vorurteile haben, es aber nicht zugeben wollen, und deswegen behaupten, sie nicht zu haben, aber ... und dann folgen eben genau jene Klischees, von denen sie zuvor behauptet haben, sie nicht zu reproduzieren. Etwa über die Ausländer, die alle kriminell sind, nicht arbeiten wollen, dem Inländer aber gleichzeitig die Arbeit wegnehmen und sich überhaupt nicht integrieren wollen. Oder die Homosexuellen, die gegen ein vermeintliches Naturgesetz verstoßen, nur Aufmerksamkeit wollen, beziehungsunfähig sind und ständig Sex brauchen. Oder die Feministinnen, die Männer hassen, alle lesbisch und "Mannweiber" sind. Und hinterher kommt dann meist auch noch der Satz "Das wird man wohl doch noch sagen dürfen!" Natürlich will keiner als rassistisch, homophob oder sonst wie feindselig gegen Minderheiten wahrgenommen werden - nein, man versteht sich als "guter Bürger", der sich lediglich auszusprechen traut, was seiner Ansicht nach sowieso alle denken. Man reproduziert also Vorurteile, will sich dies jedoch im gleichen Zug nicht eingestehen. Viele von ihnen sind zudem noch mit Top-Eierer Numero 13 verwandt: Während sie von Ausländern vollständige Integration, wenn nicht gar totale Assimilation verlangen (am besten sollten sich Nicht-Weiße wahrscheinlich auch noch mit Schmirgelpapier abreiben, weil es geht ja  nicht, dass die eine andere Hautfarbe haben!), bringen sie es häufig nicht einmal zustande, einen einzigen Satz in ihrem geliebten Deutsch fehlerfrei zu schreiben. Zusammengefasst. So ein Satz ist eine Strategie, das Gewissen zu beruhigen, nur um hinterher umso ungehemmter über diejenigen, gegen die man ja angeblich nichts hat, herziehen zu können. Dabei spielen persönliche Befindlichkeiten in der Regel eine größere Rolle als tatsächliches Faktenwissen oder eigene Erfahrungen. Im Prinzip sind solche Leute ein exemplarisches Beispiel für unsere Maybe-Gesellschaft, in der man sich auf nichts festlegen will, zu nichts steht und keine Entscheidungen treffen kann - und Sachverhalte relativiert, die offensichtlich sind. 

Top-Eierer Numero 16: "...aber die anderen!"

Das sind die nächsten Verwandten von Top-Eierer Numero 15: Leute, die ein Problem relativeren wollen, indem sie erklären, dass andere auch so etwas oder zumindest sowas Ähnliches gemacht hätten. Häufig erlebte ich Top-Eierer Numero 16 im letzten Jahr nach dem Ibiza-Skandal, als Anhänger der blauen Partei verzweifelt versuchten, zu erklären, dass es in anderen Parteien schließlich auch Korruption gegeben hätte und dass man Herrn Strache und Herrn Gudenus deshalb nicht kritisieren dürfe. Man begegnet ihnen aber auch,wenn man über Rechtsradikalismus oder rechte Gewalt diskutiert; nach dem Argument "Linksradikalismus ist aber auch schlimm" oder "und was ist mit linker Gewalt?" kann man schon fast die Uhr stellen. Keine Buch- oder Filmrezension eines Werkes über rechte Gewalt, ohne dass darunter etliche Leute sich aufregen, dass man nicht über linke Gewalt schreibe. Das beste Beispiel ist die aktuelle Diskussion über Rassismus - diese ruft besonders viele Exemplare von Top-Eierer Numero 16 auf den Plan. "Black Lives Matter" wird zu "All Lives Matter", George Floyd soll angeblich ein Schwerverbrecher sein, jegliche Diskussion über rassistische Stereotype in älteren literarischen Werken ist Cancel Culture und jedes Mal, wenn es um Rassismus gegen Schwarze geht, kommt todsicher irgendjemand daher und jammert: "Aber was ist mit Rassismus gegen Weiße?"
Solche Argumente tragen natürlich nicht dazu bei, die Situation zu entspannen - im Gegenteil. Wer permanent die Diskussion über einen bestimmtes Problem torpediert mit dem Hinweis, dass es auch andere Probleme gibt (ob tatsächlich existent oder nicht, ist in erster Linie mal irrelevant), der hat kein Interesse an einer Lösung des diskutierten Problems. Ein Arzt kann einem Krebskranken schließlich nicht erklären, dass AIDS auch tödlich enden kann und damit dann entschuldigen, dass er ihn nicht behandelt. Mit solchen Scheinargumenten löst man kein Problem - stattdessen nimmt man anderen die Möglichkeit, eine Lösung zu finden, indem man versucht, das Thematisieren des Problems zu illegitimieren. Und so ganz nebenbei: Ja, es gab und gibt auch Verbrechen aus dem linken Spektrum, aktuell ist rechte Gewalt aber ganz offensichtlich das größere Problem. Und ja, es gibt auch Nicht-Weiße, die Weiße diskriminieren, da aber die Unterdrückungsmechanismen nicht die gleichen sind, hat das mit Rassismus, wie er seit Jahrhunderten vor allem gegen Schwarze praktiziert wird, nichts zu tun. Liebe Top-Eierer Numero 16: Keiner behauptet, dass ihr alle es immer ganz leicht gehabt hättet, aber bitte hört auf, in jede Diskussion, die euch nicht gefällt, reinzugrätschen!

Top-Eierer Numero 17: Leute, die sooooooo cresi sind

Sie sind eng verwandt mit Top-Eierer Numero 10, und man trifft sie ebenfalls praktisch überall: Leute, die ständig betonen müssen, wie verrückt und crazy sie doch sind, obwohl meist genau das Gegenteil der Fall ist. Erlebt man auch oft in Casting-Shows: Gerade diejenigen, die ständig erzählen, wie crazy und ausgeflippt sie sind, sind am Ende so ziemlich die Langweiligsten von allen. Oder sie benutzen ihre vermeintliche "Crazyness", um sich wie die Axt im Walde aufzuführen und permanent zu beweisen, dass sie im Grunde genommen nur Arschlöcher sind, mit denen eigentlich niemand was zu tun haben will. Im Grunde genommen ist diese "Crazyness" jedoch vor allem eines, nämlich Gier nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, der eigenen Biederkeit zu entkommen. Deswegen hält man sich auch für total crazy, wenn man mal ein bisschen Farbe in sein Leben bringt - und nachdem Renate aus Attnang-Puchheim ihr Essen mit Lebensmittelfarbe behandelt und hinterher auf Facebook gepostet hat, fährt sie nach Völcklabruck zu ihrem lustigen schwulen Friseur Pietro, um sich freche Strähnchen in Knallrot ins Haar machen zu lassen. Und währenddessen postet der Gerald aus Leibnitz ein Foto auf Facebook, auf dem er ganz cool mit Joint zwischen den Lippen abgebildet ist - und während die einen Kommentatoren ihn ganz empört in der Luft zerreißen, wird er von den anderen dafür gelobt, so als hätte noch nie zuvor jemals jemand gekifft. Und Määäändi aus Mistelbach schüttet sich gerade aus vor lauter Lachen über ein wahnsinnig witziges Erlebnis, das sie gerade der Social-Media-Gemeinde erzählt hat, die gerade darüber rätselt, was denn daran so witzig sein soll. Inzwischen plaudert Irene aus Hollabrunn gerade über ein Erlebnis, das ihr wahnsinnig peinlich ist - so peinlich, dass sie es gleich überall herumerzählen muss, bevorzugt wildfremden Leuten. Sprich - solche Leute sind so crazy unkonventionell, wie wenn Oma Edeltraud für einen Tag die Kreuzstichdeckerl im Wohnzimmer abgehängt hat. Aber wage es ja nicht, die Crazyness solcher Leute zu kritisieren oder gar anzuzweifeln - denn ansonsten musst du dir natürlich Ewigkeiten lang anhören, wie spießig, verklemmt und frustriert du doch bist. Weil man ja natürlich nur dann voll crazy ist, wenn andere es nicht sind. Der Schreibfehler im Titel ist übrigens beabsichtigt - er stammt ursprünglich von einer dieser cresi Personen, die des Schreibens offensichtlich nur rudimentär mächtig war. Liebe Top-Eierer Numero 17: Man ist nicht voll cresi, nur weil man es ständig behauptet!

Ich muss euch sagen - es tut ab und zu ganz gut, über nervige Leute mal so richtig Dampf abzulassen! Und keine Sorge - ich weiß, dass ich auch schon Leuten auf die Nerven gegangen bin. Sehr vielen Leuten sogar! Falls irgendwer mich persönlich also in seine Eierer-Liste aufnehmen will - nur zu! Ich schicke euch sogar noch Blumen - ich gehe mir nämlich mitunter selbst auch ganz ordentlich auf den Keks.

vousvoyez

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