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Hallo, schön dass du hergefunden hast! Ich lade dich ein auf eine Reise. Eine Reise in die Welt pointierter Aussagen des alltäglichen Wahnsinns. Und durch die komplizierten Windungen meiner Gedanken dazu. Das Ziel kann ich nicht benennen; ich glaube, es ist für jeden anders. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!
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Dienstag, 14. Dezember 2021
Wenn alle Stricke reißen, ist man zu fett für die Schaukel
Donnerstag, 2. Dezember 2021
Bill Gates weiß, was er tut, denn er kämpft schon seit der Entwicklung von Windows gegen Viren
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Montag, 29. November 2021
Bill Gates ist schlimmer als Hitler, denn wegen Adolf ist mein Computer noch nie abgestürzt
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Auch die Geschichte um Herakles' Tod zeigt, dass sein Charakter im Gegensatz zu der glatt gebügelten Disney-Variante von hoher Ambivalenz ist: Durch einen Kampf mit dem Flussgott Acheloos, der sich in abgewandelter Form auch bei Disney wiederfindet, erlangt er die Gunst der schönen Königstochter Deïaneira, die seine zweite Frau wird. Diese wird beinahe von dem Zentauren Nessos entführt, der jedoch von Herkules' Pfeil niedergestreckt wird, welcher mit dem tödlichen Gift der Hydra von Lernos getränkt ist. Der sterbende Zentaur rät ihr, etwas von seinem Blut aufzufangen und aufzubewahren für den Fall, dass sie sich Herakles' Liebe nicht sicher sein kann - sie ahnt jedoch nicht, dass das Blut eines Zentauren kein Liebeselixier ist. Herakles beginnt das geregelte Familienleben bald zu langweilen, weshalb er sich aufmacht, um neue Abenteuer zu erleben - bei seiner Rückkehr erfährt Deïaneira jedoch, dass er eine Gefangene, die schöne Iole, mitbringen wird. Von Eifersucht geplagt, bestreicht sie seine Tunika mit dem Blut des Nessos in dem Glauben, dadurch seine Liebe zurückzugewinnen - doch stattdessen beschert das Gewand dem Helden unerträgliche Schmerzen, weshalb er einen Scheiterhaufen errichtet und sich von seinem Jugendfreund Philoktetes (der in der Sage kein Satyr ist) bei lebendigem Leib verbrennen lässt. Das Feuer verbrennt seinen sterblichen Leib; der unsterbliche Teil darf jedoch in den Olymp, wo er sich mit Hera versöhnt und deren Tochter Hebe, der Göttin der Jugend, heiratet - deren Vater Zeus ist, aber Inzestverhältnisse sind in der griechischen Götterwelt keineswegs eine Seltenheit. Beispielsweise sind Zeus und Hera nicht nur Eheleute, sondern auch Geschwister - beide sind direkte Nachkommen des Titanenpaares Kronos und Rhea, die wiederum die Kinder von Gaia und Uranos, dem Himmel und der Erde, sind. Und Uranos wiederum ist nicht nur der Ehemann, sondern auch der Sohn von Gaia.
Der Disney-Film weicht aber nicht nur bezüglich Hercules' Charakter und Geschichte stark von der mythologischen Vorlage ab - so wurden die neun Musen, die Schutzgöttinnen der Künste, auf fünf reduziert, und insgesamt kann man anmerken, dass verschiedene Elemente der gesamten Mythologe in dem Film wild durcheinandergemischt wurden. So erinnert die Darstellung der Moiren, also der Schicksalsgöttinnen, eher an die der Graien aus der Perseus-Geschichte, die hier keine Göttinnen sind, sondern mit den Gorgonen verwandt, mythologische Schreckgestalten mit Flügeln und Schlangenhaaren. Es handelt sich hierbei um drei alte Frauen, sozusagen um die Personifizierung des Alters, die schon als Greisinnen zur Welt kamen - sie besitzen zusammen nur ein einziges Auge und einen Zahn, die sie allerdings untereinander weiterreichen können, je nach Bedarf. Perseus sucht sie auf, als er nach der Gorgone Medusa sucht, und luchst ihnen Auge und Zahn ab, um von ihnen ihren Aufenthaltsort zu erfahren. Als er Medusa den Kopf abschlägt, wird aus ihrem Blut übrigens das geflügelte Pferd Pegasos geboren - das eigentlich ebenfalls nicht zur Herkules-Sage gehört, sondern zu der des Helden Bellerophon, welcher auf Pegasos' Rücken die Chimäras und die Amazonen besiegte. Das magische Pferd des mythologischen Herakles hieß Areion - es ging aus einer Verbindung des Meeresgottes Poseidon mit der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter hervor. Diese hatte auf den aufdringlichen Gott keine Lust, also verwandelte sie sich in eine Stute und versteckte sich in der Herde des Königs Onkios - was für Poseidon jedoch kein Hindernis war, denn er verwandelte sich in einen Hengst. Areion konnte sprechen und sehr schnell laufen - er gehörte erst Onkios, dann Herakles und später Adrastos, dem König von Argos.
Ein weiterer Film, dem ich mich heute widmen will, ist Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt aus dem Jahr 2001, bei dem Gary Trousdale und Kirk Wise Regie führten. Es handelt sich hierbei um ein technisch gut gemachtes Werk, der allerdings bei den Kinokassen nicht sehr erfolgreich war - wohl, weil ihm die Possierlichkeit fehlt, die bei den meisten Disney-Filmen das hervorstechendste Merkmal ist, und weil sich der handgezeichnete Film zu diesem Zeitpunkt außerhalb Japans eher auf dem absteigenden Ast befand. Ähnlich wie bei Pocahontas, wollte man wohl auch hier ein Werk kreieren, das auch ein erwachseneres Publikum ansprach, was wohl auch den eher kantigen Zeichenstil und die actionreiche Handlung erklärt. Ein wenig erinnert er an die klassischen Abenteuergeschichten à la Jules Verne - und wie damals üblich, so hat man auch hier auf die Anziehungskraft von Hollywood-Stars gesetzt, beispielsweise wird der Protagonist Milo Thatch im Original von Michael J. Fox synchronisiert, und in der deutschen Version wird der Song im Abspann von der damals bereits sehr populären Girlgroup No Angels zusammen mit Donovan gesungen.
Die Handlung spielt im Jahre 1914; der junge Wissenschaftler Milo Thatch ist einer der wenigen, die an die Existenz der versunkenen Stadt Atlantis glauben, weshalb er nur wenig Unterstützung von seinen Vorgesetzten erhält. Dies ändert sich, als er eines Abends Besuch von Helga Sinclair bekommt, die ihn mit dem milliardenschweren Unternehmer Mr. Whitman, einem alten Freund von Milos Großvater, bekannt macht. Dieser erklärt sich bereit, Milos Expedition nach Atlantis zu finanzieren, der von jenem Expertenteam begleitet wird, das auch schon Milos Großvater zur Seite stand, und übergibt ihm auf Anweisung des Großvaters das Tagebuch eines Hirten, das ihn zu der versunkenen Stadt führen soll. Also macht sich Milo mit seinem Team auf die gefahrvolle Reise in einem hochmodernen U-Boot, die damit endet, dass ihr Gefährt von einem Leviathan angegriffen wird, was dem Großteil der Besatzung das Leben kostet. Unter Milos Führung schaffen es die Überlebenden, nach Atlantis zu gelangen, dessen König sie gar nicht begeistert aufnimmt, während Milo sich in dessen Tochter Kida verliebt. Diese vertraut ihm an, dass Atlantis dem Untergang geweiht ist, weil ihre Bewohner verlernt haben, die alten Schriften zu lesen und die eigene Technologie zu nutzen. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach dem "Herz von Atlantis", einen Kristall, der für das Überleben der Atlanter essenziell ist - dabei stellt sich jedoch heraus, dass es sich bei dem übrigen Expeditionsteam um eine Söldnertruppe handelt, die den Kristall stehlen will. Als diesen es gelingt, ihn zu finden, reagiert er auf Kida, woraufhin diese mit ihm verschmilzt und selbst zum Kristall wird. Daraufhin sperren die Söldner sie in eine Transportkapsel und wollen mit ihr Atlantis verlassen; Milo kann zwar ein paar von ihnen überzeugen, dass das Leben der Atlanter wichtiger ist als der Kristall, aber zwei von ihnen verlassen Atlantis dennoch mit Kida. Der kurz vor dem Ableben stehende König erzählt den anderen, dass der Kristall bei Gefahr immer mit einem Wirt königlichen Geblüts verschmilzt, um Atlantis zu schützen; bleibt der Wirt jedoch zu lange mit ihm verschmolzen, wird er zu einem Teil von ihm. Also beschließt Milo, Kida und Atlantis zu retten; zusammen mit den zurückgebliebenen Expeditionsteilnehmern und den Atlantern zieht er in den Kampf, wobei die beiden, die den Kristall entführt haben, ihr Leben verlieren. Als vor den Toren der Stadt ein gewaltiger Vulkan ausbricht, der droht, sie zu zerstören, können sie die Transportkapsel gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen und die Stadt vor der Lava schützen. Danach gibt der Kristall Kida wieder frei, und während die anderen wieder zurückreisen, beschließt Milo, in Atlantis zu bleiben; Mr. Whitmore erhält als Beweis für die Existenz einen jener Kristalle, die die Bewohner von Atlantis um den Hals tragen. Was aber hat es mit diesem Atlantis auf sich, das in so vielen Geschichten eine Rolle spielt und um das sich so viele Verschwörungsmythen ranken?
Etwa um 360 v. Chr. beschrieb der Philosoph Platon das Inselreich Atlantis in seinen Dialogen Timaios und Kritias - Letzterer blieb unvollendet. Es handelt sich dabei um fiktive Dialoge zwischen jeweils zwei historischen Persönlichkeiten aus Politik und Philosophie - die ausführlichere Beschreibung befindet sich vor allem in der Kritias, in welcher der angebliche Untergang von Atlantis im Krieg gegen Athen erzählt wird. Dem Philosophen Kritias zufolge habe Atlantis große Teile Europas und Afrikas erobert und sei vor seinem Untergang auch im Begriff gewesen, sich auch Griechenland untertan zu machen, ehe es von Athen in einer siegreichen Schlacht geschlagen und kurz darauf durch ein Erdbeben und eine Flutwelle zerstört worden sei. Das Reich selbst wird sehr detailliert beschrieben, beherrscht worden sei es von den Nachfahren des Atlas, eines Sohnes des Meeresgottes Poseidon, der sowohl dem Inselstaat als auch dem Atlantischen Ozean seinen Namen verliehen hätte und nicht zu verwechseln ist mit jenem Titanen, der für seine Loyalität zu Kronos von Zeus damit bestraft wurde, für alle Ewigkeiten das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern zu tragen, bis er von Perseus mit dem abgeschlagenen Haupt der Medusa versteinert und zum Atlasgebirge wurde. Die Zerstörung von Atlantis erklärt Platon ebenfalls mit der Strafe der Götter, da die Bewohner des Reiches von Gier und Macht getrieben worden seien - nähere Ausführungen dazu gibt es allerdings nicht, da die Kritias, wie schon gesagt, unvollendet ist, und es nun mal in der Natur unvollendeter Werke liegt, dass Teile davon fehlen. Prinzipiell ist die Atlantis-Episode aber wohl eine jener Geschichten, die Platon gerne in seine Werke einbaute, um eine zuvor aufgestellte These zu veranschaulichen. In diesem Falle versuchte er damit, die praktische Bewährung eines idealen Staates zu veranschaulichen. Wobei hier nicht Atlantis, sondern Athen als Ideal dargestellt wurde - vielfach versteht man dies heute als politische Allegorie auf die expansive Seemachtspolitik des realen Athen.
Ob es sich bei Atlantis um ein real existierendes historisches Inselreich oder eine reine Erfindung Platons handelt, daran scheiden sich bis heute die Geister - bereits in der Antike wurde darüber gestritten. Die Fiktionalität der Geschichte ist allerdings bereits daran erkennbar, dass in der Kritias ein Athen geschildert wird, das es so nie gegeben hat, während das Bild von Atlantis aus verschiedenen Elementen realer Vorbilder zusammengestückelt und nach den Feindbildern des antiken Griechenlands gestaltet ist. Andere wiederum sind überzeugt davon, dass es sich bei dieser Erzählung um keine Erfindung Platons handelt - argumentiert wird dies damit, dass Platon die Atlantik-Geschichte, im Gegensatz zu seinen anderen Parabeln, nicht ausdrücklich als "Mythos" gekennzeichnet hat und dass es auffällige Ähnlichkeiten zu älteren Quellen aus Ägypten gäbe. Und dann gibt es eben diejenigen, die glauben, dass es Atlantis tatsächlich gegeben und sein Untergang wirklich stattgefunden hat. Sie sind überzeugt, dass Platons Erzählung auf einer wahren Begebenheit beruhe oder zumindest einen historischen Kern beinhalte. Die Versuche, ein historisches Atlantis zu lokalisieren, beschränken sich allerdings bis heute auf Hypothesen von einzelnen Personen - die meisten Philologen und Althistoriker halten die Geschichte allerdings für reine Fiktion und begründen das damit, dass all die Spekulationen letztendlich auf nur eine einzige Quelle - nämlich Platon - zurückzuführen ist.
Vermutungen um ein historisches Atlantis gab es, wie schon erwähnt, bereits in der Antike, etwa bei Krantor von Soloi, Proklos und Tertullian. Im Mittelalter geriet der Mythos allmählich in Vergessenheit, um in der frühen Neuzeit im wahrsten Sinne des Wortes eine Renaissance zu erleben - natürlich durch die Rückbesinnung auf die griechisch-römische Antike, aber auch durch die Seereisen zu bisher unbekannten Teilen der Welt, allen voran natürlich Amerika. Viele damalige Philosophen machten sich das Stilmittel der Scheingeschichte, um Kritik an Geschehnissen der eigenen Gegenwart zu üben, zu eigen, so etwa Thomas Morus, Tommaso Campanella oder auch Francis Bacon. Im 16. und 17. Jahrhundert hielten manche Atlantis gar für den Ursprung der menschlichen Zivilisation, eine Idee, die sich im 19. Jahrhundert in Ignatius Donnellys Buch Atlantis - The antediluvian World wiederfindet, der sogar behauptete, Atlantis sei die Urheimat der Arier; er beschrieb Atlantis als eine Art Paradies, das jedoch moralisch korrumpiert worden sei, womit er dessen Untergang erklärte. Theosophen, Anthroposophen und Ariosophen hielten die "Atlantider" für die Repräsentanten einer der sieben Menschheitsepochen, während der Mythos in der Philosophie Cosmique als Ursprung okkulter Lehren genannt wird. Diese beiden Lehren fanden auch ihren Niederschlag in der Ideologie des Nationalsozialismus - hier soll Atlantis zur Urheimat der "arischen Herrenrasse" erklärt; lokalisiert wurde es in diesem Rahmen allerdings in der Nordsee oder gar am Nordpol. Diese Idee findet bis heute in rechtsextremen Kreisen großen Anklang, und zwar weit über den deutschsprachigen Raum hinaus. Aber natürlich werden auch die Außerirdischen mit der Atlantis-Geschichte in Verbindung gebracht - in dieser Geschichte wurde Atlantis als erste Zivilisation von Aliens gebaut. Nach seiner Zerstörung wurde das reichhaltige atlantische Wissen zwar gerettet, aber dummerweise in der Bibliothek von Alexandria aufbewahrt, die ja bekanntermaßen verschwunden ist.
Aber nicht nur in toxischen Ideologien und esoterischen Kreisen, auch in Kunst und Kultur wurde es immer wieder als Sujet benutzt - etwa in E. T. A. Hoffmanns Kunstmärchen Der goldne Topf oder in Pierre Benoits Fantasy-Roman L'Atlantide, aber auch in trivialen Werken wie der Perry-Rhodan-Reihe. Sowohl in Michael Endes Jim Knopf und die wilde 13 als auch in Thomas Manns Joseph und seine Brüder und in J. R. R. Tolkiens Silmarillion findet Atlantis ebenfalls Erwähnung. In Walter Moers' herrlich bekloppter Romanreihe, die er selbst als "Zamonien-Zyklus" beschreibt, ist Atlantis die Hauptstadt des fiktiven Kontinents Zamonien, und in einem der letzten Asterix-Bände, die noch von Albert Uderzo verfasst worden waren, Obelix auf Kreuzfahrt, fahren Asterix, Obelix und Miraculix mit einem gekaperten Schiff voller entflohener Sklaven nach Atlantis, um sich Rat bei den dort ansässigen Druiden zu holen. Ihr seht also, Atlantis bietet so viel Stoff für Mythen und Legenden, dass wir noch in hundert Jahren nicht damit fertig würden.
Wie ihr also seht, ist auch die griechische Antike ein Thema, über das ich ewig und drei Tage berichten könnte, aber wie ich merke, habe ich schon wieder einen viel zu langen Artikel geschrieben. Ich hoffe, dass wir uns bis zum nächsten Mal wiedersehen und dass ihr mir bis dahin gesund bleibt! Bon voyage!
vousvoyez
Donnerstag, 25. November 2021
Manche Zeitungen sind so widerlich, dass man den toten Fisch beleidigt, wenn man ihn darin einwickelt
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Ich muss zugeben, ich bin bezüglich der Impfpflicht ebenfalls hin- und hergerissen. Einerseits frage ich mich, ob man die Impfquote nicht anders hätte steigern können und ob man wirklich alles getan hat, um die Leute zum Impfen zu überzeugen. Und hier muss ich ganz klar sagen: Nein - man hat praktisch gar nichts getan. Aktuell haben wir die niedrigste Impfquote im westlichen Europa; es war von Anfang an klar, dass zu wenig Leute sich impfen haben lassen, aber niemand fühlte sich dafür verantwortlich. Dafür hat Sebastian Kurz, als er noch Kanzler war, ständig damit geprahlt, wie toll wir die Pandemie doch meistern - noch als die Intensivstationen wieder anfingen, sich zu füllen, hat er das Ende der Pandemie verkündet. Und nachdem er seinen Platz räumen musste, ist die ÖVP in erster Linie mit sich selbst beschäftigt, Alexander Schallenberg ist mit seiner Rolle als Bundeskanzler sichtlich überfordert. Die ganze Zeit über hat es geheißen, es wird weder einen weiteren Lockdown noch eine Impfpflicht geben- jetzt haben wir beides. Da wundert es nicht, dass das Vertrauen in diese Regierung praktisch nicht mehr vorhanden ist. Man hätte die jetzige Situation verhindern können und hat es nicht getan - jetzt bleibt einem nichts anderes übrig, als die Reißleine zu ziehen und wieder einmal massive Eingriffe in die Grund- und Freiheitsrechte der Bevölkerung vorzunehmen. Aus diesem Grund fällt mir auch keine Alternative zu einer Impfpflicht ein - die Lage ist ernst, und es gibt nun mal einen harten Kern an Impfgegnern, die alles verweigern, was "die da oben" anordnen. Und nein - man soll nicht unhinterfragt alles tun, was von oben angeordnet wird, aber es ist auch nicht sehr zielführend, alles zu verweigern, nur weil es von oben kommt. So ein Verhalten erwartet man eigentlich eher von Zweijährigen.
Freitag, 5. November 2021
Trump hat etwas in seiner Jobbeschreibung nicht verstanden - er ist Präsident der Vereinigten Staaten, nicht Gott
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Ich muss zugeben - ich habe Clowns schon als Kind nicht gemocht. Allerdings wusste ich damals nicht, dass ich mit dieser Abneigung nicht allein war - es schien irgendwie Gesetz zu sein, dass alle Kinder Clowns mögen. So war die zentrale Figur im Kinderprogramm des ORF von den späten 1960ern bis hinein in die 1990er ebenfalls ein Clown - und tatsächlich hat Habakuk alias Arminio Rothstein das österreichische Kinderfernsehen geprägt wie kaum ein anderer, so sehr, dass sein Einfluss auch heute noch erkennbar ist. Doch trotz seiner enormen kreativen Kraft sind nicht alle seiner selbst kreierten Puppen in positiver Erinnerung - zum Teil wohl auch, weil sie immer irgendwie versifft aussahen, wie diese alten Teddybären in den Spielzeugmuseen, und weil sie mit ihrem dauerlustigen Gehabe einen so scharfen Kontrast zu dem traurigen Clown bildeten. Und tatsächlich war es wohl diese Traurigkeit, die Kinder zweier Generationen nachhaltig verstört hat - Michael Mittermeier, der als Bayer ja auch mit österreichischem Fernsehen vertraut ist, sagte einmal, dass es nur den Österreichern einfallen konnte, im Kinderfernsehen einen depressiven Clown zu zeigen. Und auch privat scheint Rothstein, der seine künstlerische Begabung entdeckte, als er sich als Sohn eines Juden im Keller vor den Nazis versteckte, und dessen extreme Wutanfälle berüchtigt waren, eine zutiefst tragische Figur gewesen zu sein, aber das war in seiner Generation verständlicherweise keine Seltenheit. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die künstlerisch innovativen Werke des frühen Kinderfernsehens nicht immer so kindgerecht waren, bisweilen stimmt das sogar wirklich - so wurde Rothsteins Adaption von Teja Aichers Zwerg Bumsti 1982 eingestellt, weil die Darstellung der Ehe zwischen einem Alkoholiker-Zwerg und einer Maus bereits für damalige Verhältnisse als zu frauenfeindlich galt. Einen auffälligen Kontrast zu dem immer etwas düster wirkenden Clown Habakuk bildete der noch lange nach Rothsteins Tod in der Kindersendung Am Dam Des auftretende, von Heinz Zuber dargestellte Clown Enrico, der mit seinem Blümchenhut, dem schwarz-grün karierten Mantel und dem italienischen Akzent weitaus freundlicher wirkte. Tatsächlich habe ich ich vor ihm nicht gefürchtet - allerdings fand ich ihn mit seiner überdrehten Art eher nervig.
Eine weitere Clownsfigur, die mir in meiner Kindheit öfter begegnete, ist der Pierrot bzw. sein weibliches Pendant, die Pierrette, die in den 1980er Jahren aus irgendeinem Grund etliche Poster in Mädchenzimmern, aber auch Kleidung und andere Alltagsgegenstände zierte - deswegen habe ich ein solches Poster als Artikelbild gewählt. Ich erinnere da etwa an den Film La Boum - in der Szene, in der Protagonistin Vic auf ihre erste Party geht, trägt Sheila O'Connor, die ihre beste Freundin Pénélope verkörpert, ein Sweatshirt mit Pierrette-Motiv. Warum diese Figur ausgerechnet damals so beliebt war, konnte ich nicht herausfinden - dass Pierrot damals schon längst Eingang in die Popkultur gefunden hatte, wird aber beispielsweise in dem Video zu David Bowies Song Ashes To Ashes ersichtlich. Die melancholisch-poetische Figur des Pierrot etablierte sich zur Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert und fusionierte Einflüsse der Commedia dell'Arte mit denen des französischen Jahrmarkt-Theaters - der erste Pierrot-Darsteller war der böhmisch-französische Pantomime Jean-Baptiste Gaspard Debureau. Bis in die Gegenwart hinein tauchte die Figur immer wieder auf, etwa als Porzellanfigur in den Kaufhäusern der 1920er Jahre, wo erstmals auch die Pierrette zu sehen war, oder auf den Gemälden von Künstlern wie Henri Toulouse-Lautrec oder Pablo Picasso. Sie inspirierte das moderne Körpertheater eines Étienne Decroux und Marcel Marceau, die Kostüme von Balletts wie Igor Strawinskis Petruschka und Jean Cocteaus Parades, aber auch die von Madonnas Girlie-Show-Welttournee viele Jahre später. Vor allem aber diente diese Figur den Frauen der Moderne, die sich mehr und mehr die Selbstbestimmung erkämpften, als modische Inspiration. So verkleidete sich die Schriftstellerin Fanny zu Reventlow, die bereits in jungen Jahren gegen ihr adeliges Elternhaus rebellierte, als Pierrot, um in der Münchner Künstlerszene wilde Partys zu feiern - sie diente vielen Schriftstellern als Muse, darunter Heinrich und Thomas Mann, Rainer Maria Rilke sowie Frank Wedekind, der ihr in seinem Theaterstück Erdgeist mit der Figur der Lulu ein Denkmal setzte. Diese stand wiederum Pate für viele andere literarische und filmische Figuren, etwa Nabokows Lolita, die von Marlene Dietrich gespielte Lola Lola in Der blaue Engel sowie Gelsomina in Fellinis La Strada.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich erfahren, dass es für die Angst vor Clowns sogar einen Fachbegriff gibt, wie für alles im Leben: Coulrophobie. Warum manche von uns unter einer solchen leiden, ist einfach erklärt - Clowns verhalten sich außerhalb der üblichen gesellschaftlichen Norm, was in vielen Menschen Unsicherheit hervorruft. Hinzu kommt, dass durch die Schminke, vor allem durch das aufgemalte Lächeln, die Mimik verzerrt wird, was für viele von uns mit Unbehagen verknüpft ist, da wir Menschen genetisch darauf geeicht sind, Gesichter zu lesen. Es ist ja kein Zufall, dass die Killer bekannter Slasher-Filme wie Halloween oder Freitag der 13. meistens Masken tragen, oder, wie Freddy Kruger in Nightmare on Elm Street, verzerrte Gesichter haben. Bei Kindern ist es wohl die Kombination aus Vertrautem und Ungewohntem, die Abneigung hervorruft.
Generell ist ein Clown ja eigentlich zur Belustigung da - trotzdem hat sich in der Popkultur das Bild es bösen Clowns bzw. Horrorclowns etabliert, der die liebenswerten Eigenschaften des klassischen Spaßmachers konterkariert. Der Schweizer Autor Richard Weihe, der hauptsächlich für seine biographischen Werke über Künstler bekannt wurde, bezeichnete ihn als "Schwarzclown" - in Anlehnung an das klassische Artisten-Duo des seriösen, intellektuellen Weißclowns und des sympathischen, tölpelhaften Rotclowns ("dummer August"). Den meisten professionellen Clowns ist er jedoch eher ein Ärgernis, da sie ihn als Gefahr für das Ansehen ihres Berufsstandes betrachten - und das, obwohl böse Clowns keineswegs eine Erfindung der neueren Geschichte sind. Tatsächlich hat das Erscheinungsbild des Clowns Ähnlichkeit mit den Darstellungen von Dämonen und anderen höllischen Kreaturen. Als Vorläufer der heutigen bösen Clowns kann etwa der Harlekin betrachtet werden, einer derben Spaßmacherfigur, die mit der Commedia dell'Arte in Verbindung gebracht wird, die aber bereits im 11. Jahrhundert erwähnt wurde. Auch den Hofnarren des Mittelalters und der frühen Neuzeit wurde eine Nähe zum Teufel nachgesagt, da sie innerhalb der Gesellschaft eine Sonderstellung einnahmen, beispielsweise als einzige Kritik an herrschenden Verhältnissen üben durften, und daher oft ein zwielichtiges Image hatten. Häufig waren sie nicht einfach Menschen mit komischem Talent, sondern hatten eine Behinderung, waren kleinwüchsig oder psychisch auffällig, also Menschen, die zur damaligen Zeit gesellschaftlich geächtet waren. Ein weiteres Beispiel ist der Pulcinella, eine Figur aus dem süditalienischen und neapolitanischen Volkstheater, die ebenfalls Eingang in die Commedia dell'Arte fand - eine bucklige Gestalt, meist mit langer Nase, später war ihr Erkennungszeichen ein weites, weißes Gewand, eine schwarze Halbmaske und ein spitzer Hut. Er verbreitete Klatsch und Tratsch und hatte allgemein keinen besonders guten Ruf in der Gesellschaft. In der Literatur finden sich Motive des bösen Clowns etwa in Edgar Allen Poes Erzählung Hop-Frog von 1849 und in Catulle Mendès' Theaterstück La femme de Tabarin von 1887. Ruggero Leoncavallos Oper Pagliacci (dt. Bajazzo) von 1892 weist große Ähnlichkeit zu Mendes' Stück auf; die Figur des Canio, der am Ende seine Frau und deren Geliebten mit dem Dolch ermordet, weckt Assoziationen zu den modernen Killerclowns.
Einer der ersten bösen Clowns in der Popkultur ist zweifellos der Joker aus der Batman-Reihe mit seiner weißen Haut, den grünen Haaren und den grinsenden roten Lippen, der meistens als sadistischer Psychopath dargestellt wird, auch wenn er zwischen den 1940er und den 1970er Jahren eher als weitgehend harmloser, infantiler Spaßmacher etabliert war. Auch Michael Myers im Film Halloween von 1978 trägt, als er im Kindesalter seinen ersten Mord begeht, ein Clownskostüm, und in Tobe Hoppers Poltergeist von 1982 wird einer der Protagonisten beinahe von einer von einem Dämon besessenen Clownspuppe erwürgt. Und auch in der Popmusik kommen böse Clowns vor: In ihrem Song Alptraum droht Nina Hagen der angesprochenen Person damit, ihr in Gestalt eines Clowns zu erscheinen und sie zu misshandeln, der Perkussionist der Metal-Band Slipknot trägt eine Clownsmaske und das Rap-Duo Insane Clown Posse tritt gleich als böse Clowns geschminkt auf. Der bekannteste Horrorclown ist aber wohl Pennywise aus Stephen Kings Roman Es, 1990 von Tim Curry und in der Neuverfilmung 2017 von Bill Skarsgård dargestellt. Ich erinnere mich daran, wie wir diesen Film einen ganzen Sommerurlaub lang diskutierten, ohne dass ich ihn je gesehen hätte - als ich ihn dann schließlich doch zu Gesicht bekam, war ich heftig enttäuscht: Ich hatte ihn mir viel gruseliger vorgestellt! Tatsächlich fand ich John Carroll Lynch als Twisty, der Clown aus der vierten (2014) und siebten (2016) Staffel der Fernsehserie American Horror Story weitaus angsteinflößender - so sehr, dass ich mir die Folge nicht zu Ende anschauen konnte, obwohl ich schon Filme ausgehalten hatte, die weitaus schlimmer waren. Was zeigt, wie individuell die Schmerzgrenze bei Horrorfilmen ist. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch Stephen Ciodos völlig bekloppte Science-Fiction-Horror-Komödie Killer Klowns from Outer Space aus dem Jahre 1988, in der bösartige Killerclown-Aliens über eine Kleinstadt herfallen, die Doctor-Who-Folgen mit den Robot Clowns aus den Jahren 1988/89 und die völlig abgedrehte Kunst von R. K. Sloane, in der auch immer wieder alle möglichen gruseligen Clownsfiguren zu sehen sind.
Aber böse Clowns begegnen uns nicht nur in künstlerischen Werken, sondern auch in den von mir schon häufig erzählten Wandersagen. So kursierte im Jahre 1981 die Geschichte, dass in Brookline, Massachusetts als Clowns verkleidete Männer versucht hätten, Kinder in ihren Van zu locken, woraufhin sich im Mittleren Westen und Nordosten der USA die Angst vor "Phantom Clowns", wie sie genannt wurden, verbreitete. 1985 wurde dasselbe in Phoenix, Arizona erzählt, 1991 wanderte die Geschichte nach West Orange, New Jersey, vier Jahre später tauchte sie sogar in Honduras auf und 2008 in Chicago, Illinois. Die zeitliche Einordnung legt nahe, dass sich hier die Geschichten über böse Clowns mit der Satanic Panic, über die ich ja schon berichtet habe, vermischten - Beweise für böse Clowns, die Kinder entführen, gibt es bis heute nicht. Dafür gibt es das schon erwähnte Horrorclown-Phänomen - reale Sichtungen von Personen, die als gruselige Clowns herumspazieren, um andere zu erschrecken. Dieses existiert im Großen und Ganzen bereits seit den 1980er Jahren - ursprünglich waren es jedoch nur Einzelfälle. Die meisten Sichtungen gibt es in den USA, das Phänomen tritt jedoch auch in Kanada, Großbritannien, Frankreich und selbst in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer wieder, besonders um Halloween, auf. Im Jahr 2013 erregte ein Student aus Großbritannien mediale Aufmerksamkeit, als er sich an verschiedenen Orten in Northampton als böser Clown verkleidet zeigte. 2014 tauchten in Frankreich vermehrt gruselige Clowns in der Öffentlichkeit auf, die unechte, aber auch echte Waffen mit sich führten - manche von ihnen wurden auch gewalttätig. 2016, nachdem eine Person mit Clownsmaske in Greenville, South Carolina aufgetaucht war, kam es vor allem in den USA zu den meisten angeblichen oder tatsächlichen Sichtungen von Horrorclowns - dies ging so weit, dass Hunderte Studenten von der Pennsylvania State University im Oktober dieses Jahres auf Clownsjagd gingen, allerdings ohne Erfolg. Mitte Oktober wurde ein Jugendlicher in Schweden von einer Person mit Clownsmaske niedergestochen, und auch in Deutschland häuften sich die Angriffe von als Horrorclowns verkleideten Tätern, was eine umfangreiche mediale Berichterstattung zur Folge hatte - insgesamt sind 415 Fälle registriert. Seit damals gibt es vor allem um Halloween immer wieder mal Leute, die behaupten, Horrorclowns gesehen zu haben - bei den meisten im Netz kursierenden Sichtungen handelt es sich aber wohl um Falschmeldungen.
Reale Killerclowns sind im Vergleich zu all den Geschichten und Legenden natürlich nicht so verbreitet, aber es gibt durchaus Mordfälle, die mit Clowns in Zusammenhang stehen. So wurde im Mai 1990 eine Frau namens Marlene Warren in Wellington, Florida vor ihrer Haustür von einem Clown ins Gesicht geschossen. Der Mord konnte erst 27 Jahre später aufgeklärt werden - bei der Täterin soll es sich um die Geliebte von Warrens Ehemann gehandelt haben. Der bekannteste "Killerclown" ist aber wohl John Wayne Gacy, ein Serienmörder aus Chicago, der in den 1970er Jahren insgesamt 33 Jungen und junge Männer tötete, nachdem er sie gefoltert und vergewaltigt hatte. Ansonsten trat er häufig als Pogo der Clown in einem selbst genähten Kostüm auf Straßenfesten auf, um Kinder zu unterhalten - einer jener netten Familienväter, denen man so etwas niemals zugetraut hätte. Ende 1978 wurde er gefasst, nachdem bereits zuvor zwei überlebende Opfer gegen ihn ausgesagt hatten, und gestand die Taten - 1994 wurde er im Stateville Correctional Center in Illinois mittels Injektion hingerichtet.
Alles in allem kann man wohl sagen, dass Clowns nicht immer unbedingt die sympathischsten Wesen sind - auch wenn die bösen Clowns, soweit ich es sehe, in der Minderheit sind. Die meisten sind tatsächlich freundliche Menschen, die einfach nur Kinder zum Lachen bringen wollen, und manche von ihnen leisten auch durchaus wertvolle Arbeit - etwa die Roten Nasen, die schwerkranken Menschen den Alltag für ein paar Stunden ein wenig schöner gestalten. Entsprechend möchte ich euch, ob Coulrophobiker oder nicht, darum bitten, nicht alle Clowns in einen Topf zu werfen. Und dass ihr auf euch aufpasst und nicht mit Fremden redet, die wie Horrorclowns aussehen. Stattdessen hoffe ich, dass ihr gut durch die neue Corona-Welle kommt und hoffe, dass wir uns bald wieder lesen. Bon voyage!
vousvoyez