Montag, 28. August 2017

Ist's zu Silvester hell und klar, ist am nächsten Tag Neujahr

(c) vousvoyez
Nun ja, nicht alle Silvester, die ich erlebt habe, waren hell und klar, und das neue Jahr ist trotzdem immer wieder gekommen. Das nächste Silvester erlebe ich schon zum 34. Mal. Manchmal mag ich nicht daran denken. Dann sage ich mir wieder, was soll's, willst du wirklich wieder 20 sein? Oder 15? Oder 12?

Seien wir uns doch ehrlich, die Pubertät ist eigentlich eine bescheuerte Zeit. Kein eigenes Geld, irgendwelche lächerlichen Moden mitmachen und gemein sein zu denen, die dir Kost und Logis gewähren. Und kein Interesse an dem, was für viele andere ein unerfüllbarer Traum ist: Bildung.

Ja, ich habe die Schule gehasst. Aber heute bin ich froh und dankbar, hingegangen zu sein - und dass diese Möglichkeit auch nie in Frage gestellt worden ist. Denn die Alternative ist nicht sehr rosig. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass unser System veraltet ist und dringend einer Reform bedarf - denn die preußische Methode des Eintrichterns ohne zu hinterfragen ist nicht nur nicht mehr zeitgemäß, sie hätte es auch nie sein sollen. Denn wer keine Fragen stellt, bekommt auch keine Antworten. Und wer nicht offen ist, lässt sich irgendwann von kryptischen Ängsten leiten. Und am Ende sind wir wieder da, wo wir eigentlich gar nicht hinwollten: in einer Welt, in der es gefährlich ist, eine eigene Meinung zu haben. Weil wir nur nachplappern können.

Zum Glück lebe ich nicht im Mittelalter, sondern im 21. Jahrhundert. Zum Glück muss ich nicht hungern und bin auch nicht obdachlos. Ich habe Menschen, die mir etwas bedeuten, ich habe eine Familie, die ich liebe, ich habe genug, für das ich dankbar sein kann. Auch wenn das manchmal nicht so leicht ist. Manchmal sehen wir, dass unser Nächster etwas hat, was wir nicht haben, und wollen es auch. Ich habe gelernt, mich erst einmal zu fragen: Brauche ich das überhaupt? Und es liegt mir fern, jemand anders deswegen etwas wegzunehmen. Ich fühle mich doch sowieso nicht besser, nur weil es dem anderen schlechter geht. Ich wundere mich manchmal, dass es Menschen gibt, die so etwas glauben. Wahrscheinlich sind das diejenigen, die sich immer an einem anderen messen mussten. Oder die, denen man vermittelt, dass man sich alles erst verdienen muss. Sogar die Liebe der Eltern.
Es stimmt, wenn man sich sein Leben selbst gestalten will, bekommt man nichts geschenkt. Und die, die mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden, sind nicht automatisch glücklicher. Aber man kann auch nicht alles an Bedingungen knüpfen. Besonders nicht, wenn man sich dafür entscheidet, für ein anderes Leben zu sorgen, ein hilfloses Wesen zu einem selbstbewussten Erwachsenen zu machen. Ich bin froh, dass ich ein liebevolles Elternhaus hatte. Und das auch meine Geschwister ihren Kindern ein schönes Zuhause schenken können. Das hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit Liebe. Und nichts ist schöner, als die Fähigkeit zu lieben.

vousvoyez

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