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Ich habe dazu schon mal was geschrieben, das ist aber doch schon wieder eine ganze Weile her, ihr könnt den Artikel hier finden, wenn ihr Lust habt, ihn zu lesen. Zur Erinnerung: Kryptozoologie bezeichnet im Prinzip eine Pseudowissenschaft, die bereits seit den 1980er Jahren um Anerkennung als seriöse Wissenschaft kämpft - da sie sich aber mit Lebewesen beschäftigt, für deren Existenz es keinerlei stichhaltige Beweise gibt, sind da die Chancen eher mau. Zudem wäre das auch paradox, denn würde man Yeti & Co. als möglicherweise tatsächlich existierende Lebewesen anerkennen, fielen sie in den Bereich der Zoologie, die ja durchaus eine seriöse Wissenschaft ist. Aber natürlich gibt es ab und zu auch Überschneidungen mit der Zoologie oder auch Paläozoologie - wie wir ja schon am Beispiel des Loch-Ness-Monsters und des Mokele-Mbembe gesehen haben. Gerne wird von Kryptozoologen auch der Quastenflosser, der lange als ausgestorben galt, bis man in den 1930er Jahren in Südafrika auf ein lebendes Exemplar stieß, als Beweis dafür herangezogen, dass es Nessie & Co. doch geben könnte - allerdings übersieht man da gerne mal die Logiklücken, etwa, dass es von einem solchen Tier mehrere Exemplare geben müsste und dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass ein See voller Plesiosaurier so lange nicht auffallen könnte. Aber gut - kommen wir also zu den Kryptiden, über die ich heute sprechen möchte.
Bestandteil vieler Mythologien ist den sogenannte Riesenkraken, die allerdings nicht verwechselt werden dürfen mit dem tatsächlich existierenden Enteroctopus, der im Indischen und Pazifischen Ozean sowie im südlichen Atlantik beheimatet ist. Der mythologische Riesenkrake ist dem Seemannsgarn zuzurechnen, also Geschichten vermeintlicher Erlebnisse auf Seefahrt, deren Glaubwürdigkeit eher zweifelhaft ist. Der Riesenkrake ist Bestandteil vieler Mythologien, besonders bekannt ist er allerdings im nordischen Raum. Es handelt sich hierbei um ein riesenhaftes Seeungeheuer, das in manchen Geschichten die Ausmaße ganzer Inseln hat und Schiffe in die Tiefe ziehen kann. Natürlich wissen wir, dass die unerforschten Tiefen des Meeres schon von jeher die menschliche Phantasie angeregt haben, was vor allem daran liegt, dass wir die Lebewesen der Tiefsee in lebendigem Zustand meist gar nicht zu Gesicht bekommen: Da sie den hohen Wasserdruck ihres natürlichen Lebensraums gewöhnt sind, gehen sie in seichteren Gewässern elend zugrunde. Dies erklärt natürlich, warum es gerade über die Fauna unter dem Meer so viele Geschichten und Legenden gibt - von denen die eine oder andere allerdings auch einen wahren Kern enthält. Geschichten über krankenähnliche Monster gibt es schon seit der Antike - in Homers Odyssee lesen wir beispielsweise über Skylla, ein Meeresungeheuer mit dem Oberkörper einer jungen Frau und einem aus sechs Hunden bestehenden Unterleib, und über Charybdis, deren Schlund einen riesigen Sog erzeugt, dem sich kein Objekt zu entziehen vermag. Plinius der Ältere wiederum erzählt von einem riesenhaften "Polypen" mit zehn Meter langen Armen, der die Fischteiche nahe der Küste im spanischen Carteia bedroht habe. Im 17. Jahrhundert schreibt der schwedische Bischof Olaus Magnus über einen etwa 16 Meter großen Kopffüßer, den er "den Kraken" nennt; er habe einen viereckigen Kopf mit langen Hörnern und sei von tiefroter Farbe. In seinem Roman 20.000 Meilen unter dem Meer schreibt Jules Vernes von einigen Begegnungen mit Riesenkalmaren, von denen manche heute ausgehen, dass diese mit den "Riesenkraken" gemeint sind - in der Geschichte kommt auch ein tatsächlicher Bericht über eine Begegnung mit einem etwa zwölf Meter langen Riesenkalmar vor. Allerdings ist anzumerken, dass bei Verne die Begriffe "Kalmar", "Krake" und "Polyp" synonym verwendet werden, obwohl es sich hier in Wirklichkeit um unterschiedliche Tiere handelt - und dass die Bezeichnung "Riesenkrake" auf einen Übersetzungsfehler zurückgeführt werden kann, das englische Wort kraken wird nämlich allgemein für große Kopffüßer verwendet. Häufig gehen Übersetzer englischsprachiger Internetseiten übrigens ähnlich nachlässig vor. Man muss allerdings auch sagen, dass man, obwohl Riesenkalmare seit gut 200 Jahren wissenschaftlich bekannt sind, niemals einen solchen in natürlicher Umgebung beobachtet hat - was bedeutet, dass wahrscheinlich nicht alle Legenden vom Riesenkraken mit dem Riesenkalmar zu tun haben.
Ein weiteres Wesen, das es zumindest beinahe gibt, ist Sucuriju Gigante, die sagenhafte Riesenanakoda. Nun wissen wir ja, dass die Große Anakonda, eine südamerikanische Schlangenart aus der Familie der Boas, etwa zehn Meter lang werden kann. Die sagenhafte Riesenanakonda soll jedoch etwa viermal so lang sein, und die Spekulationen ihrer Existenz wurden durch Funde von bis zu vierzehn Meter langen Schlangenfossilien aus dem Eozän natürlich noch einmal angeheizt. Gesehen worden sein soll sie hauptsächlich im Amazonasgebiet, wo auch die tatsächlich existierende Große Anakonda beheimatet ist - wenn man Legenden glauben will, hat sie den Fluss sogar selbst erschaffen. Im Jahr 1907 behauptete Major Percy Fawcett, im Rio Negro eine 17 Meter lange Schlange getötet zu haben; Pater Hainz berichtete von einer Schlange, die er in der Nähe der Stadt Óbidos gesehen haben wollte und die angeblich über 24 Meter lang gewesen sein soll, woraufhin er anfing, Geschichten über vermeintliche Sichtungen zu sammeln - die Größe der Schlange variierte hier zwischen 15 und 300 Meter. Wie man also sieht, sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt - sowieso scheint die Kryptozoologie ein außerordentliches Faible für Riesenwuchs zu haben, jedenfalls fällt auf, dass viele Kryptide um ein Vielfaches größer sind als überhaupt möglich, denken wir nur etwa an den Riesenwurm, über den ich in meinem letzten Artikel schon geschrieben habe.
Ein anderer Fall ist da der sogenannte Marozi oder Fleckenlöwe, der in den Bergregionen Ostafrikas vermutet wird. Es soll sich hierbei um eine kleine Löwenart handeln, deren Fell gefleckt ist wie das eines Leoparden - anders als bei Löwen oder Leoparden üblich, sollen sie jedoch meistens paarweise auftreten. Erste Berichte von Europäern über die Sichtung dieser Tiere stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert; die einheimischen Kikuyu sollen schon länger mit ihnen vertraut gewesen sein. Angeblich wurden die sagenhaften Fleckenlöwen nur in schattigen Bergregionen gesehen, was ihre geringe Größe, das fleckige Fell und die fehlende Mähne erklären würde - diese deutet auf natürliche Anpassung hin. Gesicherte Erkenntnisse gibt es jedoch nicht, ebenso wenig wie Fotografien oder Filmmaterial, weshalb die meisten Experten davon ausgehen, dass es sich um keine neue Löwenart handelt, die sich an die Bergwelt angepasst hat. Manche gehen bei den Sichtungen von optischen Täuschungen aus; andere wiederum glauben, dass es sich um eine Mutation handeln könnte und die erwachsenen Löwen die Flecken, die normalerweise nur bei Jungtieren zu finden sind, einfach nicht verloren haben; wieder andere glaubten, es könnte sich um Leoponen gehandelt haben, Hybride aus Löwe und Leopard, die in Zoos durchaus vorkommen; eine abenteuerlichere Hypothese ist, dass der Fleckenlöwe ein Hybrid aus Löwe und Hyäne sein könnte, was jedoch aufgrund der sehr unterschiedlichen genetischen Zusammensetzung nicht möglich ist. Der einzige Beweis sind die Überreste zweier von einem Bauern geschossener Exemplare, die jedoch nur aus einem Fell und Teilen der Schädel bestehen - aber selbst das wird nicht als sicherer Beweis für die Existenz einer unentdeckten Löwenart gewertet. Ich fürchte, wir müssen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass es auch keine Fleckenlöwen gibt - selbst wenn mir die Existenz dieser Tiere von allen Kryptiden bisher am Plausibelsten scheint.
Ganz anders sieht es da mit dem Man-Eating Tree, dem Menschenfressenden Baum, aus - auch wenn man den wohl wahrscheinlich eher im Bereich der Kryptobotanik verzeichnet, aber ich erwähne ihn hier trotzdem. Nun wissen wir ja, dass es durchaus fleischfressende Pflanzen gibt - ein paar Prachtexemplare gibt es bei uns im Botanischen Garten, ewa die Venusfliegenfalle, die ich als Profilbild gewählt habe -, aber bekanntlich stehen bei denen eher Einzeller, Insekten oder höchstens Amphibien auf dem Speiseplan. Selbst die Nephentes Rajah auf Borneo, die größte bekannte fleischfressende Pflanze, ist nicht groß genug, um einen ganzen Menschen zu verzehren. Trotzdem hält sich hartnäckig der Glaube, es könnte zumindest in der Vergangenheit eine Pflanze gegeben haben, die dazu in der Lage war. So findet sich in Polynesien der Mythos, dass der Papiermaulbeerbaum ursprünglich eine menschenfressende Pflanze gewesen sei, die jedoch vom Gott Maui bezwungen und den Menschen zur Domestizierung geschenkt worden sei. Am bekanntesten ist jedoch der menschenfressende Baum auf Madagaskar, über den es aus dem 19. Jahrhundert zahlreiche Erzählungen gab: 1881 schrieb der Entdecker Carl Liche, er habe beobachtet, wie indigene Völker dieser Pflanze ein Menschenopfer dargebracht hätten. Diese Geschichte wurde wenig später aufgegriffen und verbreitet - angeblich sollen sowohl Missionare als auch Indigene sie bestätigt haben, aber Beweise gibt es dafür wieder einmal nicht. In Teilen Mittel- und Südamerikas, aber auch in Afrika und am Rande des Indischen Ozeans soll außerdem die Ya-te-veo-Pflanze existieren, die sich von großen Insekten ernähren, aber auch schon versucht haben soll, Menschen zu fangen. Sie habe einen kurzen, dicken Stamm und lange Ranken, mit deren Hilfe sie ihre Beute fängt - manche behaupten sogar, sie hätte ein Auge, mit dem sie ihre Beute lokalisieren kann. Und im Jahre 2007 kursierte eine Geschichte aus Indien, laut derer ein Baum versucht habe, eine Kuh zu verschlingen, die aber von dem Hirten und einigen Dorfbewohnern mit Stöcken befreit werden konnte. Es gab damals wohl mehrere solcher Geschichten, aber außer ein paar zerborstener Äste konnte nichts gefunden werden, was nur irgendwie für einen Beweis getaugt hätte.
Einer der bekanntesten Kryptiden in den USA ist der Mothman, der auch häufig in der Popkultur, etwa Romanen oder Videospielen, vertreten ist. Beschrieben wird er als etwa zwei Meter große menschenähnliche Gestalt, die trotz des Namens eher einer Eule als einer Motte ähnelt; sie hat Flügel von etwa 15 Metern Spannweite auf dem Rücke. Die Farbe divergiert von Braun über Grau bis hin zu Schwarz, die Augen sind leuchtend oder reflektierend. Die Begegnung mit dem Wesen soll monate- oder gar jahrelange psychische Probleme hervorrufen, die sich meist in extremen Angstattacken äußern.
Im November 1966 behaupteten fünf Männer, in einem Baum auf einem Friedhof in Virginia eine braune Kreatur mit großen Flügeln gesehen zu haben, die allerdings mehr einem Menschen als einem Vogel geähnelt haben soll. Anschließend gab es zahlreiche Leute, die den "Mottenmann" gesehen haben wollen - am häufigsten in einem alten Munitionslager, das als TNT AREA bekannt ist, in dem früher Munition und Dynamit hergestellt worden waren und in dessen Nähe sich ein bewaldetes Naturschutzgebiet befindet. 1979 wurde bekannt, dass Chemikalien aus dem Lager in die Gewässer gelangt waren, so dass dieses Areal in den 1980er Jahren als das am meisten verschmutzte Naturschutzgebiet des Landes galt. Bereits drei Tage nach der ersten Sichtung sollen zwei junge Pärchen dort um Mitternacht den Mothman gesehen haben: Eines der Mädchen habe riesige leuchtende Augen im Dunkel gesehen; ihr Schrei machte die anderen auf eine etwa zwei Meter große menschliche Gestalt mit riesigen, auf dem Rücken zusammengefalteten Flügeln aufmerksam. Die vier Jugendlichen, die im Auto unterwegs waren, seien schleunigst Richtung Stadt geflohen und von der Kreatur bis dorthin verfolgt worden, wo sich jedoch jede Spur von ihr verloren haben soll. Anscheinend waren sie ungefähr gleich dumm wie die Protagonisten in Slasher-Filmen, jedenfalls wollen sie noch einmal zurückgefahren sein, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht getäuscht hatten - tatsächlich sollen sie das Wesen dort wieder gesehen haben, aber sobald der Scheinwerfer es traf, soll es in die Bäume geflogen sein. Diesmal fuhren sie zum Sheriff und berichteten, was sie gesehen hatten - dieser rief daraufhin aus unerfindlichen Gründen nicht in der Psychiatrie an, sondern schickte die Polizei aus, um das Gebiet abzusuchen. Diese konnte aber natürlich nichts finden - dafür erreichte die Geschichte die Medien, und auf einmal wollten alle möglichen Leute den Mottenmann gesehen haben. Aber solche Geschichten gibt es nicht nur in den USA - auch anderswo sollen solche Kreaturen vor allem kurz vor dem Eintreten einer Katastrophe gesichtet worden sein. So sollen in einer Mine Bergleute von einer mottenähnlichen Kreatur aus dem Stollen gescheucht worden sein, ehe dieser zusammenstürzte, und vor der Kernschmelze in Tschernobyl soll auf dem Gelände des Atomkraftwerks ein solches Wesen herumgeflattert sein. Vor dem Einsturz der beiden Türme des World Trade Center wurden in New York zwei angebliche Fotos vom Mothman geschossen, woraufhin die Leute überzeugt waren, dass er die Leute vor Katastrophen warnen wollte. Wie ihr euch allerdings denken könnt, gibt es auch für die Existenz dieses ominösen Mottenmannes keinen Beweis - alle angeblichen Bildbeweise stellten sich im Nachhinein als falsch heraus. Manche vermuten, dass es sich bei angeblichen Sichtungen um einen großen Reiher oder einen Kranich gehandelt haben könnte, andere gingen aufgrund der leuchtenden Augen von einer Eule aus. Wieder andere behaupten, es könnte sich auch um einen Dämon oder Engel gehandelt haben. Seit 2002 findet außerdem am dritten Wochenende im September in West Virginia das Mothman Festival statt, auf dem sich die Hauptperson allerdings nie blicken hat lassen - wie unhöflich!
Eine weitere Mensch-Tier-Kombination soll am häufigsten in Louisiana, Texas und Maryland in Erscheinung getreten sein - ein Wesen mit dem Kopf einer Ziege und der Gestalt eines Menschen, weshalb es "Goatman" genannt wird. Dieser "Ziegenmann" soll ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse sein - so wird darüber berichtet, dass er Menschen vergewaltigt und Haustiere und junge Paare tötet. Manche behaupten, beim Goatman handle es sich um einen verrückt gewordenen Ziegenhirten, andere gehen von einem missglückten Experiment aus einer Forschungseinrichtung in Beltsville, Maryland, aus - Geschichten über solche Fabelwesen lassen sich aber schon seit der Antike zurückverfolgen. Berichte über den Goatman lassen sind bis in die späten 1950er Jahre bekannt - damals soll er in Prince George's County, Maryland sein Unwesen getrieben haben. Manche Leute glaubten, er lebe in einer Höhle nahe der Stadt Bowie, andere behaupteten, er hause an einer Brücke in Beltsville oder in der Nähe von Davidson. Aber nicht nur in Maryland, auch in Alabama, Texas und Kentucky soll der Goatman gesehen worden sein - sogar aus Kanada gab es Augenzeugenberichte. Ähnliche Wesen sind etwa der Waterford Sheepman, der 1970 in Pennsylvania eine Kleinstadt terrorisiert haben soll; das Pope Lick Monster, das nicht nur einen Ziegenkopf, sondern auch Ziegenbeine haben soll; und das Proctor Valley Monster, das über sieben Meter groß sein soll. Als "Beweise" gelten vor allem verstümmelte Tiere und Gipsabdrücke angeblicher Fußspuren - ansonsten kann die Existenz von Mensch-Ziegen-Hybriden nicht bestätigt werden, und darüber sollten wir eigentlich auch froh sein, denn besonders sympathisch finde ich die Beschreibung eines mordenden, vergewaltigenden Ziegenmonsters ehrlich gesagt nicht.
Das nächste Wesen ist nichts für Arachnophobiker - es handelt sich nämlich um J'ba Fofi, eine Riesenspinne, die im kongolesischen Urwald hausen soll. Angeblich gräbt sie unter den Bäumen Tunnel, tarnt ihn mit Blättern und webt ein nahezu unsichtbares Netz zwischen ihrem Versteck und den umliegenden Gewächsen. Ihre Eier sollen hellgelb bis weiß sein und wie Erdnüsse geformt sein; sie kommt sie hellgelb violettem Bauch zur Welt, mit dem Alter wird sie dunkler werden bis ins Bräunliche. Früher soll die J'ba Fofi sehr verbreitet gewesen sein, in jüngster Zeit sei aber selten geworden. Es wird behauptet, dass sich in den 1890er Jahren eine Gruppe britischer Missionare in einem Netz verfangen habe, woraufhin sie von zwei Riesenspinnen angegriffen worden sei. Einer von ihnen sei von einer gebissen worden, habe sich aber retten können, indem er sie erschoss. In der Folge habe er Grippesymptome und eine Schwellung um die Bisswunde entwickelt; er habe deliriert, sei bewusstlos geworden und am Ende seiner Verletzung erlegen. Der Kryptozoologe George M. Eberhard schrieb über ein englisches Paar, das 1938 in den belgisch kolonisierten Kongo reiste, wo ihnen die J'ba Fofi über den Weg lief - die sie zunächst für eine Raubkatze oder einen Affen gehalten haben sollen. Ein anderer Kryptozoologe namens William J. Gibbons hörte, als er gerade auf der Suche nach dem von mir schon behandelten Mokele Mbembe war, von Indigenen Geschichten über braun gefärbte Riesenspinnen mit violetter Zeichnung am Bauch, deren Beinspannweite 1,5 Meter betrüge - sie jagten Waldantilopen, Vögel und anderes Kleinwild, ihr Gift sei jedoch auch für den Menschen gefährlich. 2013 tauchte ein YouTube-Video von einer Nachtsichtkamera bei einem Wasserloch auf, das eine J'ba Fofi zeigte - die Echtheit wird jedoch angezweifelt. Einen wissenschaftlichen Nachweis der Riesenspinne zu erbringen, ist bis jetzt noch nicht gelungen, und ich fürchte, dass das auch so bleiben wird.
Einer der bekanntesten Kryptiden ist mit Sicherheit das Ungeheuer von Loch Ness, über das ich ja bereits berichtet habe - in einem anderen schottischen See, und zwar Loch Morar, soll allerdings ebenfalls ein Monster leben. Auf Schottisch wird es Mhorag, auf Gälisch Mòrag genannt - ein Kofferwort, der sich aus dem Namen des Sees und dem in Schottland üblichen weiblichen Vornamen Morag zusammensetzt -, manche sagen aber auch Maggie. Ähnlich wie bei Nessie, so soll es sich auch bei Mhorag um ein Wesen handeln, das einem Plesiosaurier ähnelt. Erste Augenzeugenberichte stammen aus dem 19. Jahrhundert; 1958 erstellte ein Dr. George Cooper eine Zeichnung von dem Monster, nachdem er es angeblich gesehen hatte. Am bekanntesten ist die Geschichte zweier Fischer aus dem Jahr 1969, die in ihrem Boot mit Mhorag kollidiert sein sollen, woraufhin das Monster angriff und sie sich mit Messer und Schusswaffen zur Wehr setzten, bis es sich entfernte und im Wasser verschwand. Ab den 1970er Jahren werden immer wieder Expeditionen unternommen, um Mhorag zu suchen, aber bisher ohne Erfolg - 1996 stieß ein Taucher auf der Suche nach dem Monster auf das Skelett eines Hirsches auf dem Seegrund, welches er für Mhorags Beute hielt. Fotografische "Beweise" sind selten, gefunden habe ich nur eine Aufnahme eines privaten Blogs, auf der man jedoch nur mit sehr viel Phantasie etwas erkennen kann. Wenn ihr mich fragt, ist Mhorag genauso real wie Nessie, nämlich gar nicht - aber natürlich kann ich mich auch irren. *zwinker zwinker*
Aber nicht nur vermeintliche Fotos, auch archäologische Funde geben mitunter Rätsel auf - so etwa die Zwergenmumie von Wyoming. 1932 fanden zwei Goldgräber in den San Pedro Mountains eine knapp 40 Zentimeter kleine mumifizierte Leiche, sitzend, mit gekreuzten Armen und Beinen in einer Höhle, den Schädel eingeschlagen oder offen. Die bald als "Pedro" bekannte Mumie wurde von verschiedenen Wissenschaftlern untersucht, die bestätigten, dass es sich tatsächlich um einen Menschenkörper handelte, man fertigte auch Röntgenbilder an - die Kreatur verschwand jedoch, ehe die wesentlichen Fragen beantwortet waren, nachdem sie in den Besitz eines amerikanischen Unternehmers überging, dem sie in New York gestohlen worden sein soll.
Experten sind sich uneinig, ob es sich um einen zwergwüchsigen Erwachsenen oder ein deformiertes Kind handelt - manche glauben an eine ausgestorbene kleinwüchsige Ethnie amerikanischer Ureinwohner. Da "Pedro" jedoch unwiederbringlich verloren ist, kann man sich nur auf Berichte der damaligen Zeit stützen: Bekannt ist, dass die Mumifizierung der Gestalt aufgrund der Witterung natürlich erfolgte; sowohl die Haut als auch die Fingernägel sowie das Gebiss waren intakt, die Gesichtszüge jedoch ungewöhnlich, mit flacher Nase und Schädel, dicken Augenlidern und dünnen Lippen. Eine Theorie besagt, dass es sich bei "Pedro" um einen Säugling gehandelt habe, der mit einer Behinderung auf die Welt kam, aufgrund derer er nur wenige Stunden überlebte - dazu würde auch passen, dass Teile des Schädels fehlen, allerdings nicht das vollständige Gebiss. Leider werden wir es wohl nie erfahren, da der wichtigste Teil des Puzzles, die Mumie selbst, nie wieder aufgetaucht ist.
Wie ihr also seht, gibt es haufenweise Geschichten über Lebewesen, die angeblich existieren oder die uns zumindest Rätsel aufgeben. Ich denke, dass es Leute gibt, die daran glauben, hat mit unserer Sehnsucht nach Geheimnissen zu tun, die durch die immer neuen Erkenntnisse der Wissenschaft nach und nach verschwinden - obwohl in Wirklichkeit ja jede gewonnene Erkenntnis wieder tausend neue Fragen aufwirft, aber das scheint wohl manchen zu kompliziert zu sein. Ich hoffe, ich konnte euch für ein paar Minuten von den eher düsteren Nachrichten dieser Zeit ablenken, und dass ihr beim nächsten Mal wieder dabei seit. Bon voyage!
vousvoyez
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