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vousvoyez |
Eine, wie ich finde, recht clevere Umschreibung dafür, dass manche Leute einem bestimmten Muster folgen, das man bei genauerer Betrachtung auch recht gut erkennen kann. Ich habe das etwa auf der Facebook-Seite von
mimikama schon sehr oft erlebt: Wird ein Fake aufgedeckt - aktuell sind vor allem die deutschen Grünen ein dankbares Opfer für Falschzitate und Unterstellungen -, wird sofort kommentiert, dass es ja egal sei, dass das Fake ist, weil schließlich die
Möglichkeit bestehe, dass etwas Ähnliches bereits geschehen sei oder erst geschehen werde. Und somit herzlich willkommen zu meinem dritten Teil der Serie "Doofe Kommentare und was sie bedeuten".
Inzwischen verändert sich ja wieder recht viel, und das gibt uns Grund zur Hoffnung: Die Durchimpfungsrate ist zwar immer noch zu niedrig, zeigt aber erste Wirkung; die Neuinfektionen sinken kontinuierlich; erste Öffnungsschritte wurden eingeleitet, die nächsten sollen in Bälde folgen; Leute in meinem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, die vor kurzem noch gegen die Impfung gewettert haben, haben sich jetzt doch dafür entschieden, weil sie gemerkt haben, dass es doch vieles erleichtert; und nicht zuletzt scheint sich auch "Querdenken" mehr oder weniger totzulaufen. Das sind durchaus erfreuliche Nachrichten, aber trotzdem rate ich dazu, mit dem Jubeln noch ein bisschen vorsichtig zu sein. Denn erstens wüsste ich gerne, ob an den Problemen, die die Pandemie zutage gefördert hat, auch wirklich gearbeitet wird oder ob man gedenkt, so weiterzumachen, als wäre nichts gewesen, nur dass man denjenigen, die sich nicht wehren können, die volle Last der Folgen aufbürdet, die diese Krise verursacht hat (die Anzeichen sprechen leider dafür); zweitens bereitet es mir mittlerweile ein mulmiges Gefühl, dass, wenn die Zahlen sinken, gleich wieder übers Ziel hinausgeschossen wird, immerhin ist ja noch nicht alles vorbei; drittens glaube ich nie und nimmer, dass wird die Querschwurbler endgültig los sind, auch wenn sie in der jetzigen Form wohl bald Geschichte sein werden. Wenn man sich die Kommentarspalten ansieht, dann bemerkt man zwei Tendenzen: Die einen fangen langsam an, unangenehme Fragen zu stellen - warum all das, was prophezeit wurde, nicht eingetreten ist; warum man mit der "Querdenkerei" so gut wie nichts erreicht hat; was mit dem ganzen Geld geschehen ist, das in die Taschen der Initiatoren geflossen ist, und ob die sich nicht eventuell damit im Ausland ein schönes Leben machen -, während die anderen, die nach wie vor daran festhalten, zunehmend mehr Aggression und Frustration an den Tag legen, aus Angst, in absehbarer Zeit in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Man wollte ein Held sein, ein Vordenker, und muss nun feststellen, dass man außerhalb der eigenen Blase nicht ernst genommen wird. Man hat eventuell sein soziales Umfeld eingebüßt und will sich nicht eingestehen, dass man möglicherweise den Lügen anderer geglaubt hat und falschen Idealen aufgesessen ist - weil man sonst gar nichts mehr hat. Bei vielen zeigt sich, dass ihre Haltung offensichtlich aus rein egozentrischem Kalkül heraus entstand - jetzt, wo die Gastronomie wieder aufsperrt, lässt man es sich lieber bei einem kühlen Bier im Gastgarten gut gehen, anstatt sich sinnlos bei einer Demo die Beine in den Bauch zu stehen. Was den Verdacht erhärtet, der sich mir aktuell aufdrängt, nämlich, dass viele nur demonstrieren gegangen sind, damit endlich mal wieder was los ist. Zu Pfingsten in Berlin hat man es gesehen: Von den einst so stolzen "Revolutionären" sind nur ein paar Hanseln übriggeblieben. Einige der mutigen Kämpfer haben sich inzwischen ins Ausland abgesetzt, von wo aus sie versuchen, ihre Anhänger weiterhin zu mobilisieren, damit diese ihnen weiterhin Geld schenken, um auf deren Kosten ein angenehmes Leben führen zu können.
Nun, ich war bei weitem nicht die einzige, für die es von Anfang an keinen Zweifel daran gab, dass diese Gurkentruppe keinerlei Glaubwürdigkeit besitzt - dafür wurde von Anfang an zu viel herumgeplärrt, ohne konstruktive Lösungen zu erarbeiten. Es wurden Dinge gefordert, die schlicht und einfach nicht realisierbar sind, Sachverhalte geleugnet, die offensichtlich sind und Aussagen getätigt, die hinten und vorne nicht zusammenpassten. Deswegen habe ich auch so viel darüber geschrieben - weil ich es sonst nicht richtig fassen konnte. Einen intellektuellen Diskurs hat diese Bewegung nicht angeregt, denn seit über einem Jahr werden immer wieder die gleichen Lügen wiederholt, und die Voraussagen, die allesamt nicht eingetreten sind, werden zeitlich immer weiter nach hinten verschoben. Auch die Aktion #allesdichtmachen konnte daran nichts ändern; viele der Künstler, die sich daran beteiligt haben, fühlen sich benutzt, wodurch auch der einzige kulturelle Anknüpfungspunkt sehr schnell wieder verlorenging. Auch haben die "Querdenker" relativ schnell an Glaubwürdigkeit im Kampf für Freiheit und Demokratie durch ihre offensichtliche Nähe zu rechtsextremen Gruppierungen verloren, auch wenn diese Verbindung bis heute hartnäckig geleugnet wird. Aber sowohl in Deutschland als auch hier in Österreich ist sie doch sehr offensichtlich: Bei unseren Nachbarn spätestens nach einem Treffen der "Querdenker"-Initiatoren mit bekannten Reichsbürgern im November 2020, bei uns nach Herbert Kickls Goebbels-Gedächtnisrede und dem offenen Auftreten von Identitären im März diesen Jahres. Auch die von Anfang an geschürte Medienfeindlichkeit innerhalb der Gruppierung offenbarte deren Extremismus relativ schnell, denn sie verhinderte einen kritischen Diskurs mit professionellen Journalisten, der allerdings für den längerfristigen Erfolg einer Protestbewegung absolut notwendig ist. Stattdessen wurde im digitalen Bereich eine Parallelwelt geschaffen, betrieben von Selbstdarstellern, die sich gegenseitig bis hin zu Bürgerkriegsphantasien aufschaukeln. Nicht zuletzt ist es die antidemokratische Grundhaltung, die die Behörden mehr und mehr auf den Plan ruft. Auch YouTube scheint inzwischen bemerkt zu haben, dass mit Querschwurblern keine Gewinne mehr zu erzielen sind - der Kanal Querdenken 711 wurde vor einer Woche gelöscht. Nun, dass eine Bewegung mit so vielen unterschiedlichen, sich teilweise gegenseitig widersprechenden Gruppierungen keine Zukunft hat, sobald der "gemeinsame Feind" schwächelt oder gar verschwindet, ist nicht überraschend - dies bedeutet jedoch nicht, dass wir das Problem an sich für immer los sind. Denn übrig bleibt der harte Kern, der in dieser Zeit zueinander gefunden hat - esoterische und christliche Fundamentalisten sowie Rechtsextreme. Und ich ahne schon, wohin die Reise in Zukunft geht - das werden nämlich diejenigen sein, mit denen wir uns herumschlagen müssen, wenn es um die Maßnahmen gegen den Klimawandel geht. Bereits jetzt zeichnet sich das ab, denn in diese Richtung werden bereits fleißig Lügen gestrickt.
Warum werden wir als Querdenker denunziert?
Gerade diejenigen, die die Narrative jener, die sich "Querdenker" nennen, glauben, verbreiten und nachplappern, beschweren sich häufig, wenn andere sie in die Nähe dieser Bewegung rücken und tun dabei so, als hätten deren Gegner diese Bezeichnung erfunden, um "Andersdenkende" zu denunzieren. Andersdenkende - auch so ein häufig bemühter Begriff, der suggerieren soll, dass alles nur von Meinungen abhängig sei. Und dabei hat sich die Querdenken-Bewegung diesen Namen selbst gegeben - er sollte suggerieren, dass es sich hier um Revolutionäre handle, um intellektuelle Vorreiter, um Leute, die in der Lage seien, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Und das, obwohl in Wirklichkeit eher das Gegenteil der Fall ist. Aber nicht umsonst wurde der Begriff "querdenken" ursprünglich synonym für laterales Denken verwendet - also die Fähigkeit, durch eine kreative Denkweise zu Lösungen zu kommen. Deswegen setze ich dieses Wort auch stets in Anführungszeichen, wenn ich von jenen spreche, die überhaupt keine Lösungen parat haben, sich aber häufig für verkannte Genies halten. Tatsächlich vergleichen sich manche gern mit Leuten wie Einstein und Galileo - obwohl das Wissenschaftler sind und Querdenker Wissenschaft doch eigentlich total blöd finden. Aber es ist ganz allgemein eine Strategie solcher Leute, ursprünglich positiv besetzte Begriffe für sich selbst zu okkupieren - deswegen war es für viele von ihnen auch kein Widerspruch, für Liebe und Frieden zu singen und zu klatschen, gleichzeitig aber all jene zu beschimpfen, die ihnen nicht nach dem Mund reden, und Leuten nachzulaufen, die alles mögliche im Sinn haben, aber sicher nicht den Frieden.
Wieviel bezahlt man dir dafür? Der größte Lump in diesem Land ist und bleibt der Denunziant!
Ja, ich gebe zu, ich als Mitglied der Antifa beziehe ein fürstliches Gehalt, und in Wirklichkeit habe ich mich schon lange in meine Villa auf den Bahamas zurückgezogen. Tut mir wirklich leid, dass ich euch immer vorgemacht habe, ich säße in einer Wohnsiedlung in einer südostösterreichischen Stadt, die als "sozialer Brennpunkt" wahrgenommen wird, aber ihr wisst ja, das Getratsche heutzutage, einfach unerhört ... James, bringen Sie mir noch eine Tasse Kaffee! Ich finde es ja immer recht amüsant, dass jeder, der eine andere Meinung vertritt, zwangsläufig von irgend jemandem bezahlt sein muss. Aber das passt ja zu dem Bild der großen Verschwörung, zu der jeder, der widerspricht, dazugehört. Ganz schön paranoid! Seit Beginn der Pandemie wird außerdem gerne ein Zitat bemüht, das fälschlicherweise dem Dichter und Germanistik-Professor August Heinrich Hoffmann von Fallersleben zugeschrieben wird - der nicht nur das Deutschlandlied schrieb, dessen dritte Strophe Text der deutschen Nationalhymne ist, sondern uns auch so hübsche Kinderlieder wie Alle Vögel sind schon da, Ein Männlein steht im Walde und Der Kuckuck und der Esel beschert hat. Nun, mir geht die "Blockwart-Mentalität" so mancher ebenfalls gehörig auf die Nerven, die sich anscheinend nur noch dafür interessieren, was andere tun, um bei jeder Gelegenheit die Polizei zu verständigen - allerdings muss man dazu sagen, dass viele von diesen schon vor Corona so waren. Und ich kann auch jene verstehen, die die DDR bewusst erlebt haben und daher dem Denunziantentum noch ablehnender gegenüberstehen, als ich es tue. Aber auch mir widerstrebt es gewaltig, mich in die Angelegenheiten anderer Leute zu mischen - ganz abgesehen davon, dass ich Verständnis dafür habe, dass man nicht ewig die Füße stillhalten und Kinder ins Haus sperren kann. Aber Leute, bei denen jenes Zitat besonders locker sitzt, wittern auch dort Denunziantentum, wo man gegen Verhaltensweisen vorgeht, die durchaus als gefährdend betrachtet werden können - häufig reicht da eine Meldung bei Facebook, nachdem derjenige welche minutenlang rassistischen, sexistischen, antidemokratischen oder sonst irgendeinen entsprechend gearteten Dreck von sich gegeben hat. Oder eine Anzeige gegen jene, die auf Demos wiederholt gegen die Auflagen verstoßen haben, während andere zu Hause sitzen mussten.
Ich fand euch früher mal wirklich gut, aber ... Neutrale Berichterstattung geht anders! Endlich mal einer, der sich traut, die Wahrheit zu sagen!
Den ersten Satz lese ich schon seit Jahren häufig in den Kommentarspalten der Faktenchecker-Seite mimikama. Die zwar auch Verschwörungsmärchen aufdeckt und Falschmeldungen berichtigt, sich gleichzeitig aber wohl am breitflächigsten vor Phising-Mails, Kettenbriefen, Spam-Meldungen, Hacker-Angriffen und Ähnlichem warnt. Leute, die vor allem deswegen diese Seite abonniert haben, fühlen sich meist verraten, wenn sie entdecken, dass mimikama mitunter auch ihrer Meinung widerspricht. Und behaupten dann, dass diese früher mal besser waren - obwohl sie auch früher immer wieder mal auch politische Fakes entlarvt haben. Es ist dort so ziemlich der beliebteste Post neben "Es hätte ja sein können ..." Der Satz mit der neutralen Berichterstattung erklärt sich relativ leicht: Manche Leute sprechen gern von "Neutralität" und meinen damit, dass ein Medium verpflichtet sei, ihre Meinung abzubilden. Weil sie diese für neutral halten, da sie die einzig richtige Wahrheit sei. Eine Wahrheit, die man - laut ihnen - eigentlich gar nicht mehr sagen darf. Deswegen sind Xavier Naidoo, Attila Hildmann, Michael Wendler & Co. auch mutige Helden - denn sie sind die einzigen, die sich trauen, "die Wahrheit" zu sagen. Obwohl der Reiskanzler sich inzwischen in die Türkei verdrückt hat und der König der Selbstdarsteller nach wie vor in Florida residiert - aber das ist eine andere Geschichte. Ganz allgemein wird es aber als besonders furchtlos honoriert, wenn jemand jenes unbelegte Geschwurbel von sich gibt, das Tag und Nacht hemmungslos und völlig ungestraft in alle verfügbaren Social-Media-Kanäle gerotzt wird.
Danke, Merkel! Das sind Stasi-Methoden! Jetzt weiß ich, wie es 1939 war! Das ist der Beginn vom "Great Reset"!
Seit der Flüchtlingswelle 2015 ist es ja nichts Neues mehr, dass die deutsche Bundeskanzlerin für nahezu alles verantwortlich gemacht wird. Am Absurdesten war dies bei der letzten Fußball-WM, als die deutsche Mannschaft bereits in den Vorrunden ausschied; dass in Deutschland Staatstrauer herrscht, wenn die Nationalmannschaft nicht gewinnt, sind wir ja gewöhnt, aber dass es tatsächlich Leute gibt, die die Kanzlerin persönlich dafür verantwortlich machen, war mir bis dato neu. (Viele erklären das damit, dass die so viele Flüchtlinge reingelassen hat - auch wenn keiner von denen in der Nationalmannschaft spielt, aber immerhin sind manche der Spieler schwarz! Think about it.) Und natürlich ist sie auch schuld an der Pandemie, die weltweit ausgebrochen ist und auch Länder betrifft, die mit Deutschland nicht unbedingt auf freundschaftlichem Fuß stehen. Aber auch jenen hat sie bei einer Tasse Kaffee erklärt, sie müssten jetzt so tun, als sei Pandemie. Damit sie ihre Stasi-Methoden durchsetzen kann - wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie, auch wenn man nicht alle für sinnvoll erachtet, nicht unbedingt mit den Methoden des Ministeriums für Staatssicherheit zu Zeiten der DDR vergleichbar ist, mit deren Hilfe Leute überwacht, eingeschüchtert, gesteuert und gegebenenfalls inhaftiert wurden. Wobei nicht unbedingt neu ist, dass etwa neugierige Nachbarn scherzhaft mit der Stasi verglichen werden - wenn auch weniger bei uns in Österreich, die wir kein landesinternes Trauma einer beinahe zwanzigjährigen physischen Spaltung erleiden mussten. Andere wiederum glauben, dass die aktuelle Zeit mit dem Jahr 1939 vergleichbar sei - damals, als der Zweite Weltkrieg begann. Nun - in den vierzehn Monaten, die wir nun die Pandemie-Situation haben, sind keine Leute spurlos verschwunden; jeder darf seine Meinung öffentlich frei äußern und tut es in der Regel auch ausgiebig; wir müssen weder Hunger leiden noch fürchten, dass unsere Wohnstatt in absehbarer Zeit von einer Bombe zerstört wird. Kurzum - wir haben nach wie vor keine Ahnung, wie sich meine Großeltern und viele andere, die dieses Jahr bewusst erlebt haben, damals gefühlt haben. Ich persönlich erinnere mich, wenn ich an die Anfangszeit der Pandemie zurückdenke, eher an die Erzählungen aus der Zeit des Reaktorunglücks in Tschernobyl (ich war erst zwei Jahre alt und erinnere mich daher nicht mehr daran), als bei strahlendem Sonnenschein kein Kind zum Spielen draußen war. Andere wiederum schwadronieren von einem "Great Reset". Hier muss ich etwas weiter ausholen - im Frühsommer letzten Jahres hat jemand, den ich eigentlich für intelligenter gehalten hätte, den Kanal von Ken Jebsen entdeckt und fing dann an, von einem "Great Reset" zu schwurbeln. Ich wusste erst nicht, was das ist - bei Google fand ich damals nur das gleichnamige Buch, das ich eigentlich nicht sonderlich dramatisch oder schockierend fand. Es geht darin um einen wirtschaftlichen Umbruch, über dessen Umsetzung nach Ende der Corona-Krise debattiert wird, da das derzeitige neoliberale Wirtschaftssystem durch die Krise an seine Grenzen stößt - das ist aber kein ganz geheimer Geheimplan, sondern er wird offen im Internet diskutiert und in einem Buch dargelegt, das in einem ganz normalen Verlag publiziert und weltweit vertrieben wird. Ken Jebsen phantasierte daraus eine künstlich herbeigeführte Gesundheitskrise mit dem Plan einer kleinen Elite, die Menschheit zu versklaven. Und viele glauben es und verbreiten es weiter, weshalb mittlerweile häufig von einem "Great Reset" schwadroniert wird, der angeblich jetzt beginnen wird, auch wenn ich noch nichts davon gesehen habe. Und natürlich haben da wieder einmal die pöhsen Juden ihre Finger im Spiel.
Du hast bestimmt keine Kinder! Die armen Kinder müssen aus den Tunneln befreit werden vs. Warum sollen wir Flüchtlingskinder aufnehmen; das sind doch sowieso keine Kinder mehr! Die armen Kinder ersticken an ihren Masken und werden wegen der Tests total traumatisiert vs. Geht bei den Demos mit euren Kindern in die erste Reihe!
Damit wären wir bei einem der Themen angekommen, mit denen man Leute am leichtesten triggern kann. Was auch verständlich ist: Hier werden sehr starke Emotionen angesprochen, denn Kinder können noch nicht für sich selbst entscheiden und sind daher auf den Schutz der Erwachsenen angewiesen. Und der sehr weit überwiegende Teil aller Eltern wünscht sich für seine Kinder nur das Beste - auch wenn ihre Vorstellungen von dem, was das Beste ist, deswegen nicht zwangsläufig richtig sind, aber trotzdem ist es sehr wichtig, das anzuerkennen. Weil nämlich gerade jene, die sich "Querdenker" nennen, sehr häufig mit diesen sehr starken Emotionen arbeiten, um Menschen zu überzeugen. Die dann häufig nicht einmal mehr erkennen, wenn gerade dadurch Kindswohlgefährdung stattfindet. Deswegen gerät man, wenn man bestimmten Thesen widerspricht, etwa dass es keine Beweise dafür gibt, dass Kinder in Tunneln gefangen gehalten würden, schnell mal in den Verdacht der totalen Kinderfeindlichkeit. "Du hast bestimmt keine Kinder!", bekommt man dann oft zu hören. Aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man oft die Doppelmoral, die dahinter steckt und die sehr an die der Abtreibungsgegner erinnert, denen das Leben Ungeborener wichtiger ist als das Wohl Geborener: Man sorgt sich um das Wohl von Kindern, die ein anonymer Typ im Internet erfunden hat, während man gleichzeitig gegen tatsächlich existierende Kinder hetzt, die in Flüchtlingslagern unter unmenschlichen Bedingungen leben müssen, weil die EU lieber wegsieht. Und man glaubt völlig unhinterfragt Leuten, die heulend Märchen erzählen von Kindern, die an ihren Masken erstickt sein sollen, und von der Schädlichkeit der PCR-Tests, die aber gleichzeitig bei Demos dazu auffordern, Kinder als Schutzschild vor polizeilichen Übergriffen zu verwenden. Dass dieser Widerspruch so vielen nicht auffällt, ist schon bezeichnend.
Ja klar, jetzt kommt wieder die Nazi-Keule! Die Deutschen sollen ausgerottet werden! Ich bin kein Nazi und die AfD/FPÖ ist nicht rechts. Die Antifa ist das Problem! Die Linken sind genauso schlimm/noch viel schlimmer! Wenn die Grünen in die Regierung kommen, wandere ich aus!
Ich denke, die meisten von uns sind sich einig, dass man den Nazis wohl kaum was Positives abgewinnen kann. Entsprechend wird auch keiner gerne mit diesen in einen Topf geworfen. Es gibt halt verschiedene Möglichkeiten, das zu vermeiden: Da gibt es Leute, die es bewusst vermeiden, rechtsextreme Narrative wiederzugeben, Leuten nachzulaufen, die sich offen zu rechtsextremen Gruppierungen bekennen und rechtsextremistische Propaganda zu verbreiten. Und dann gibt es die anderen, die zwar all das tun, dann aber beleidigt sind, wenn man sie damit konfrontiert. Häufig muss man diese gar nicht "Nazi" nennen, damit sie sich über die Nazi-Keule beschweren. Man kann natürlich nur vermuten, warum solche Leute hinter jeder Kritik die Nazi-Keule wittern, aber wie Bob Marley einst zu sagen pflegte: "Who the cap fits, let them wear it." Zu den häufigsten Befürchtungen solcher Leute gehört beispielsweise die, dass "die Deutschen" ausgerottet werden sollen. Nun - da sollte man sich zuerst einmal fragen, wie man "die Deutschen" definiert. Vor allem aber frage ich mich, warum es mich interessieren sollte, ob Leute, die nach meinem Ableben in Deutschland - oder in meinem Fall in Österreich - leben, noch immer genauso aussehen wie zu meinen Lebzeiten. Oder glaubt ihr etwa, die Menschen, die hier leben, hätten zu allen Zeiten immer komplett gleich ausgesehen? Und ich weiß, dass man Menschen eigentlich nicht nach dem Aussehen bewerten soll, aber ich muss zugeben - wenn ich mir die ganzen Leute ansehe, die bei Pegida & Co. mitmarschieren, drängen sich mir mitunter Gedanken auf wie: "Und das soll die 'Rasse' sein, die unbedingt erhalten werden muss?" Aber ja, klar - der Bevölkerungsaustausch hat längst stattgefunden! Die Bevölkerung von vor 150 Jahren lebt heute nicht mehr! Think about it! Aber klar - das Problem sind nicht die Rechtsparteien, die selbstverständlich nicht rechts sind, sondern die Antifa. Wer solche Behauptungen aufstellt, ist entweder besonders dumm, oder er versucht mit aller Gewalt, sich die eigene Ideologie schönzureden. Zuallererst sollte man einmal festhalten, dass "die Antifa" keine homogene Gruppierung ist, sondern eine Abkürzung für Antifaschismus: Wer also behauptet, gegen "die Antifa" zu sein, befürwortet - wissentlich oder unwissentlich - Faschismus. Jaja, ich weiß - ich hab auch schon mitgekriegt, dass viele das nicht schnallen. Bei dem Wort "Antifa" haben die meisten die autonomen Antifa-Grüppchen der 1970er und 1980er Jahre vor Augen, den sagenumwobenen "Schwarzen Block", der vor allem durch fliegende Steine und brennende Autos von sich reden machte. Viele erinnern, wenn über rechte Gewalt berichtet wird, auch gerne an den G20-Gipfel 2017 in Hamburg, als es zu linksextrem motivierten Ausschreitungen kam. Wie überhaupt gerne zu Whataboutism gegriffen wird, wenn es um von rechter Seite verursachter Gewalt kommt - selbst unter dem Trailer zu einem Film, der erklären soll, warum Leute mit dem Nationalsozialismus sympathisieren, waren die Kommentarspalten voll von Jammerlappen, die herumlamentiert haben, wann denn endlich ein Film über linke Gewalt herauskommt. Vielleicht sollte ich auch unter einem Trailer vom Baader-Meinhof-Komplex herumjammern - Moment, ist das nicht ein Film über LINKE GEWALT? Sowas aber auch! Nun - ich glaube, ich habe schon angemerkt, dass allein die Geschichte uns lehrt, dass linke Gruppierungen oft alles andere als friedfertig und gewaltfrei sind. Aktuell sehe ich allerdings die größere Gefahr tatsächlich von rechts, auch wenn es vielleicht bei weitem nicht so viele sind, wie sie scheinen - sie sind nur leider sehr, sehr laut, und die "Querdenker"-Demos haben gezeigt, dass es genügend Leute gibt, die nichts dabei finden, mitzulaufen. Aktuell werden ja in Deutschland gerade Horrorszenarien heraufbeschworen angesichts dessen, dass die Grünen es tatsächlich geschafft haben, eine starke Kandidatin an ihre Spitze zu setzen - viele drohen auch damit, auszuwandern, sollte diese Partei tatsächlich die meisten Stimmen bekommen. Nun, da kann ich ja nur sagen - gute Reise! Aber bitte kommt nicht zu uns nach Österreich, wir haben schon selbst genug Irre hier!
"Mutti Merkel"; "Basti-Spasti"; "van der Wauwau"; "Spahnferkel"; "Angstschober"; "Flintenuschi"; "Greta Thunfisch"; "die Klima-Gretel"
Zu guter Letzt will ich euch noch die erwachsensten Kommentare aller Zeiten vorstellen. Als ich ein Kind war, hat man meinen Nachnamen gerne mit einem Putzutensil verglichen; bis heute finden sich manche besonders witzig und originell, wenn sie auf die entfernte Ähnlichkeit mit dem Namen eines C-Promis verweisen. Nun, dass kleine Kinder sich über die Namen anderer lustig machen, ist normal - ich finde halt, ab einem gewissen Alter sollte man das langsam mal hinter sich lassen. Ja, ich weiß, ich mache auch manchmal doofe Witze. Aber wenn man nicht mehr zu sagen hat als das, wird man es schwer haben, ernst genommen zu werden. Seit 2015 hat es sich ja eingebürgert, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als "Mutti" zu bezeichnen - was vor allem darauf hindeuten soll, dass sie sich rührend um die Flüchtlinge kümmert, während der arme Deutsche am Hungertuch nagen muss. Dass Asylwerbern weniger zusteht als der Hartz-IV-Satz und man wahrscheinlich eher nicht mit einem Haufen Fremden in einem Zimmer hausen will, kann da getrost vernachlässigt werden. Bei uns in Österreich wiederum greift man auf eine Dichtkunst zurück, auf die jeder Vorschüler neidisch wäre, und verbindet sie mit Ableismus. Und ja, ich weiß, ich gebe Herrn Kurz auch gerne doofe Spitznamen, wenn ich mich ärgere - aber ich schaffe das zumindest, ohne Menschen zu beleidigen, die an seiner Art, Politik zu machen, nicht schuld sind. Ebenso originell waren hartgesottene FPÖ-Fans nach der Ibiza-Affäre, als sich gezeigt hat, dass die Funktion des Bundespräsidenten doch weitaus mehr Aufgaben umfasst, als zu repräsentieren - und wie kann man am besten zeigen, dass man Alexander van der Bellen doof findet? Richtig, indem man daran erinnert, dass ein Teil seines Namens an die Bezeichnung von Hundelauten erinnert! Wow, wie kreativ! Ebenso kreativ ist es natürlich, aus dem Namen des deutschen Gesundheitsministers die Bezeichnung eines beliebten Fleischgerichts zu basteln! Oder mit äußerst subtilem Humor darauf hinzuweisen, dass der vor kurzem zurückgetretene österreichische Gesundheitsminister ja nur Angstmacherei betreibe! Die Präsidentin der Europäischen Kommission war zuvor deutsche Verteidigungsministerin, und da ihr Vorname Ursula lautet, bietet es sich natürlich an, sie "Flintenuschi" oder "Panzeruschi" zu nennen. Während Greta Thunberg vor allem in ihrer sehr aktiven Zeit vor Corona gerne als "Greta Thunfisch", "Thunfisch-Gretel" oder "Klima-Gretel" bezeichnet wurde. Hahahahaha, ich lach mich tot!
Das war ein Auszug aus einer Fülle an Posts, mit denen man konfrontiert wird, wenn man es mit Verschwörungsgläubigen Wahrheitsfindenden zu tun bekommt. Und meine persönliche Art, mit all diesem verbalen Dünnschiss fertigzuwerden, der tagtäglich in den Äther geblasen wird. Außerdem hege ich immer noch die Hoffnung, dass vielleicht irgendjemand mal hier vorbeischaut und sich überlegt, wie sehr sich hier die Banalität des Dummen offenbart. Gerade deshalb, weil nicht alle, die sich im Nebel der Verschwörungsideologien verlaufen, dumm sind - im Grunde ist keiner davor gefeit, auch ich nicht. Ich hatte nur ein bisschen mehr Glück als manch andere. Das ist mir klargeworden, als ich den YouTube-Kanal Ascendancer kennenlernte - was dessen Betreiber passiert ist, hätte mir möglicherweise auch passieren können. Vielleicht schreibe ich irgendwann noch einmal was darüber. Wir werden sehen.
Wie schon angemerkt, ist aktuell die irrationale Angst vor dem Kontakt mit Geimpften die neueste Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass der (selbst auferlegte) psychische Stress tatsächlich körperliche Symptome hervorrufen kann - mir geht es, wenn auch in einem anderen Kontext, manchmal genauso. Vor Jahren hat man angenommen, dass mit dem erleichterten Zugang zu Information auch das Wissen in der Gesellschaft zunimmt - weil man die Macht der Desinformation unterschätzt hat. Menschen neigen nun mal dazu, am ehesten das zu glauben, was sie auch glauben wollen - es gibt in der Geschichte genügend Beispiele dazu. Das ist auch der Grund, warum ich mich lieber an den wissenschaftlichen Konsens halte als an irgendwelche Kanäle und Blogs, von denen ich keine Ahnung habe, woher sie ihre Informationen beziehen. Das Problem ist halt leider, dass die Presse im letzten Jahr die Aussagen von Experten in einen reißerischen Kontext gesetzt hat - und somit das Vertrauen vieler untergraben hat. Deshalb sehen auch viele Mai Thi Nguyen-Kims Aussage, dass Wissenschaft keine Demokratie sei, als "Beweis" dafür, dass sie eine "Wisssenschaftsdiktatur" errichten wolle - dabei hat sie doch Recht: Wissenschaft ist keine Demokratie, weil es hier nicht um Meinungen geht, sondern um Fakten und Ergebnisse. Es geht nicht darum, möglichst alle glücklich zu machen, sondern darum, der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. Was viele aktuell nicht mehr unterscheiden - ich bin mir nur bei vielen nicht sicher, ob sie das absichtlich machen oder ob sie es wirklich nicht kapieren. Wobei ich denke, dass da vor allem Leute mit durchaus wissenschaftlichem Hintergrund, die absichtlich Desinformation verbreiten, nicht unschuldig daran sind. Ein Bhakdi oder Wodrag bezieht sich nicht auf einen Konsens, sondern pickt sich einzelne Studien heraus, um so bestimmte Meinungen zu bestätigen - das klingt dann auch "wissenschaftlich" und führt gleichzeitig jene hinters Licht, die sich da nicht wirklich auskennen (was nichts mit Dummheit zu tun hat - denn das ist wirklich kompliziert, und auch mein Wissen darüber ist nur oberflächlich), hat aber letztendlich kein richtiges Fundament. Das macht es auch so schwierig, mit Verschwörungsgläubigen zu diskutieren - denn wenn eine Partei die Basis ablehnt, auf der eine Diskussion stattfinden sollte, hat man mit Redlichkeit immer das Nachsehen. Es ist, als wolle jemand in einem Spiel mitspielen, ohne dessen Regeln zu akzeptieren. Andererseits habe ich auch Schwierigkeiten mit Formulierungen, die Wissenschaft mit dem Wort "Glauben" in Verbindung bringen - denn obwohl manche das behaupten, ist Wissenschaft keine Religion. In einer Religion ist eine einmal aufgestellte Behauptung ein fixes Dogma, das für alle Zeiten besteht - das sieht man besonders deutlich am Fundamentalismus, der uns in eine Zeit zurückführen will, die schon längst vorbei ist. Eine wissenschaftliche Erkenntnis ist niemals unangreifbar - sie kann jederzeit widerlegt und durch eine bessere ersetzt werden. Das Lustige ist ja, dass diese Leute permanent alle möglichen Arten von Computer benutzen, die es ohne Wissenschaft nicht geben würde, dieselbe aber dennoch ablehnen.
Aber wie ich schon am Anfang dieses Artikels schrieb, scheinen viele sich aktuell von Querdenkern und Konsorten abzuwenden. Dennoch ist weiterhin Vorsicht geboten - denn jede Bewegung, die sich in der Phase der Auflösung befindet, ist besonders gefährlich, da sie mehr oder weniger ums Überleben kämpft. Vor allem aber sollten wir uns bemühen, diejenigen, die wieder in die Realität zurückkehren, nach Möglichkeit aufzufangen - denn es ist leichter, sich von einer Ideologie abzuwenden, an die man sowieso nie geglaubt haben, als zu erkennen, dass man monatelang das Falsche geglaubt hat. Auch wenn es uns noch so schwer fällt - wir sollten versuchen, nicht nachtragend zu sein und stattdessen dabei helfen, zu verstehen. Denn niemand hat immer recht.
vousvoyez
P.S.: Ich wollte eigentlich noch was zu Xavier Naidoos neuester Heldentat schreiben, finde aber, dass Jan Skudlareks großartiger Analyse nichts hinzuzufügen ist: https://www.volksverpetzer.de/hintergrund/xavier-naidoo-analysiert/