Besonders die, die selbst schreiben, können vielleicht nachvollziehen, dass meine Artikel auch ein gewisses Maß an Aufwand bedeuten - den ich sehr gerne erbringe (damit hier niemand behaupten kann, ich würde jammern). Und dass ich natürlich auch etwas von meinem Herzblut hineinstecke. Ich halte nichts von Leuten, die sagen: "Ich schreibe nur für mich selbst - was andere denken, ist mir egal." Bei solchen Leuten frage ich mich, warum publizierst du dann? Deswegen bemühe ich mich auch, ein bisschen Abwechslung hineinzubringen. Umso mehr freut es mich, euch mitteilen zu können, dass ich für keinen Artikel je so viel positives Feedback bekommen habe wie für meinen letzten über Rassismus. Dafür möchte ich euch noch einmal danken, denn es ermutigt mich, weiterzumachen und vor allem auch, mich Themen zu widmen, die für mich wichtig sind. Ich habe vielleicht keine große Reichweite, aber dafür wissen meine wenigen Leser das, was sie lesen, auch zu schätzen.
Okay, genug der Streicheleinheiten, es geht los:
Logikfehler, offene Fragen, Klischees und alles, was so dazugehört, in Filmen
1) Wenn ich mich auf Logikfehler in Filmen beziehe, so geht es natürlich meist um solche auf nicht ganz so hohem künstlerischem Niveau. Allerdings muss ich sagen, dass es auch in qualitativ hochwertigen Filmen ab und an zu solchen kommen kann. Ein prominentes Beispiel ist der zu Recht zu den Klassikern zählende Film Citizen Kane, dessen gesamte Handlung jedoch auf einem erstaunlich auffälligen Logikfehler beruht: Protagonist Charles Foster Kane stirbt alleine im Bett auf seinem privaten Schloss Xanadu, in der Hand eine Schneekugel, die er fallen lässt und die auf dem Boden zerbricht, nachdem ein letztes Wort, "Rosebud"(dt.: Rosenknospe), über seine Lippen kam. Kurz darauf findet einen Krankenschwester den Leichnam. Es folgt eine Rückblende, nachdem ein Reporter den Auftrag bekam, herauszufinden, was Kane mit seinem letzten Wort gemeint haben mag. Das Ding ist nur: Charles Foster Kane starb allein - außer ihm war zur Stunde seines Ablebens niemand ihm Raum, und das Wort "Rosebud" war eher ein Flüstern. Wie konnte man also wissen, dass gerade das sein letztes Wort war? Nun, die Bedeutung des Wortes "Rosebud" wird am Ende des Films aufgelöst - zumindest für den Rezipienten. Wie man überhaupt davon in Kenntnis gesetzt wurde, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben.
[edit: Nach einer neuerlichen Sichtung des Films bin ich zu dem Schluss gekommen, dass dieser Logikfehler möglicherweise beabsichtigt war.]
2) In Science-Fiction-Filmen sehen Außerirdische praktisch immer annähernd menschlich aus - Unterschiede gibt es größtenteils nur am Kopf. Wobei natürlich hier die meisterhaft nach H. R. Gigers biomechanischen Phantasiewesen gestalteten Figuren in den Alien-Filmen hervorstechen, die unsere Vorstellung von außerirdischem Leben mit Sicherheit mit geprägt haben. Dennoch finde ich es bemerkenswert, dass intelligentes Leben außerhalb unseres Planeten in der Vorstellung der meisten zumindest menschenähnlich ist. Auch die Körpergröße ist meist mit der von Menschen vergleichbar. Die Intelligenz ist der des Menschen jedoch meist überlegen. Was erklären würde, warum uns noch nie Außerirdische besucht haben - wobei die auch nicht eben den besten Eindruck von uns haben können, wenn die immer nur Vollidioten entführen.
3) Außerdem werden außerirdische Sprachen häufig sofort problemlos verstanden - und wenn nicht, leistet immer ein Übersetzungscomputer Abhilfe, der selbst mit der Sprache von Wesen zurechtkommt, die noch nie ein Mensch zu Gesicht bekommen hat. Und obgleich wir über die Komplexität von Sprachprogrammen Bescheid wissen, arbeitet er außerdem auch immer vollkommen fehlerfrei. Werden fremde Planeten betreten, ist deren Atmosphäre außerdem stets für Menschen verträglich.
4) Es sei hier noch zu erwähnen, dass das Weltall in Filmen meist aus Sternen von ein paar Metern Durchmesser besteht, die nur ein paar Kilometer voneinander entfernt sind. Dabei weiß man, wenn man sich nur ein wenig mit der Materie befasst, dass auch Sonnensystem-Modelle in Schulbüchern immer komplett ungenau sind, denn Sterne und Planeten schweben nicht nebeneinander aufgefädelt im Weltall, sondern sind Lichtjahre voneinander entfernt und haben Durchmesser von Millionen von Kilometern. Deswegen reicht ein Menschenleben ja auch nicht einmal aus, um unser Sonnensystem zu verlassen. Im übrigen können Raumschiffe auch erstaunlich nahe an Sterne herankommen, ohne je Schaden zu nehmen, obwohl Helligkeit und Strahlung Lebewesen, die auf viel weiter entfernten Planeten leben, Schaden zufügen kann. Interessant, nicht?
5) In älteren Filmen, in denen Computer vorkommen, ist es äußerst leicht, herauszufinden, ob eine Diskette oder CD-Rom von einem Virus befallen ist: Sobald sie vom Laufwerk erkannt wird, erscheint vor rotem Hintergrund über den gesamten Bildschirm das Wort "Virus". Interessant ist auch, dass die Bildschirme immer rattern müssen wie diese alten Anzeigetafeln an den Bahnhöfen, wenn sie einen Text darstellen. Außerdem ist die Leistung des Geräts auch völlig irrelevant - das Bild baut sich immer pixel- bzw. zeilenweise auf, wobei die wichtigsten Worte immer nur Buchstabe für Buchstabe sichtbar werden. Bei der Übertragung von Daten muss der Rechner außerdem immer pfeifende Geräusche von sich geben, und jede Hardware ist mit jedem Computer kompatibel. Fehlermeldungen werden immer mittels roten, den ganzen Bildschirm ausfüllenden Lettern angezeigt, die das Wort ERROR bilden. Eine Maus oder ein adäquates Eingabegerät ist vollkommen unbekannt, jegliche Handlung wird via Tastatur ausgeführt.
6) Interessant ist auch das Phänomen der Getränkeautomaten: Besonders auf Polizeirevieren funktionieren die nämlich nie, oder sie benötigen einen festen Tritt gegen das Gehäuse, damit sie das tun, was man von einem Getränkeautomaten erwartet. Wunderbar parodiert wird das in der österreichischen Fernsehserie Kottan ermittelt, in der der Polizeichef einen aussichtslosen Kampf gegen einen äußerst widerspenstigen Kaffeeautomaten führt. In den letzten fünfzehn Jahren haben die Automaten jedoch harte Konkurrenz durch den bis heute äußerst beliebten "Coffee to go" bekommen, der meist von hübschen jungen Damen in den obligatorischen Kunststoffbechern mit Deckel in einer Haltevorrichtung aus Karton kredenzt wird. Man hat ja genug Zeit, zwischendurch zu Starbucks um die Ecke zu gehen, nicht wahr? Überhaupt wird auf Umweltschutz wohl nicht so viel Wert gelegt, denn auch Einweggeschirr und -besteck aus Plastik ist äußerst beliebt.
7) Auch die billigsten Überwachungskameras haben in Filmen immer gestochen scharfe Qualität. Jedes Detail kann durch einfaches Zoomen vergrößert werden, und die Aufnahmen dieser Kameras beinhalten dramaturgische Schnitte und erstaunlich präzise Kamerabewegungen. Wenn die Person, die gefilmt wird, direkt in die Kamera starrt, zoomt diese automatisch auf ihr Gesicht. Schlösser können mittels eines Drahtstücks, beispielsweise einer Büroklammer, oder einer Scheckkarte spielend leicht geknackt werden - außer die Tür befindet sich in einem brennenden Gebäude, in dem Frauen und/oder Kinder eingeschlossen sind. Alternativ ist es auch möglich, die Tür mit der Schulter zu rammen oder das Schloss mit einem einzigen präzisen Schuss zu öffnen. Alarmsysteme sind bei ihrer Aktivierung immer so laut, dass die Einbrecher sofort gewarnt werden und in Ruhe Reißaus nehmen können.
8) Bei Verfolgungsjagden mit dem Auto in mediterranen Kleinstädten wird immer ein Obstkarren oder ein Obststand, manchmal sogar ein ganzer Obstmarkt zu Fall gebracht. In den USA werden gerne leere Pappkartons, die warum auch immer am Straßenrand gestapelt sind, umgefahren, und wenn ein Hydrant mit dem Auto erwischt wird, hinterlässt er immer eine Wasserfontäne. Bei Verfolgungsjagden schnallt man sich natürlich auch nicht an und bleibt trotzdem fest im Sitz, selbst bei scharfen Kurven, abrupten Bremsungen und sogar Überschlägen - auch schwere Unfälle werden stets ohne allzu gefährliche Verletzungen überstanden. Natürlich wird bei Verfolgungsjagden auch immer gekonnt gedriftet, auch wenn man ohne diesen Special Effect viel schneller vorankommen würde.
9) Natürlich müssen auch die handelnden Personen stets bestimmten Klischees entsprechen: So sind Hacker immer Klischee-Stubenhocker, häufig übergewichtig, nicht selten pickelig und haben oft auch lange, zerzauste Haare, die manchmal im Nacken zusammengebunden werden. Kommt in Horrorfilmen ein Wissenschaftler vor, so ist dieser grundsätzlich immer verrückt und wird meist selbst Opfer eines seiner Experimente. Psychokiller wohnen häufig noch bei ihrer Mutter, die meistens fett ist und ständig schrill kreischt - vom Treiben ihres Kindes hat sie allerdings keinen Schimmer. In diesen Tagen besonders ironisch: Polizeichefs und Richter sind häufig Schwarze, der Richter kann zusätzlich gerne auch weiblich sein. Spielt ein Polizist die Hauptperson, ist er häufig wortkarg oder zynisch und neigt zum Außenseitertum, was daran liegt, dass er in der Vergangenheit ein Familienmitglied - Bruder, Ehefrau oder Kind - bei einem Anschlag oder einem Unfall verloren hat. Meist erklärt er, dass er grundsätzlich ohne Partner arbeitet, bekommt aber gegen seinen Willen einen zugeteilt, den er anfangs nicht ausstehen kann. Asiaten sind grundsätzlich von Geburt an mit allen fernöstlichen Kampfstilen vertraut.
10) Unglückliche Liebe ist in vielen Filmen vorprogrammiert: Das Herumzeigen des Fotos der Geliebten ist beispielsweise der Garant dafür, dass man den Krieg nicht überleben wird. Wenn der Ermittler in einer Krimiserie sich in eine Tatverdächtige verliebt, ist diese meist entweder das Opfer oder gar die Täterin. Auch die Ehefrau eines Polizisten fällt häufig einem Anschlag des Täters zum Opfer - was dem Cop gleich einmal einen Freifahrtsschein für das Ignorieren jeglicher Regeln ausstellt, um Rache zu üben.
11) Wenn der Partner von der Freundin oder Ehefrau in flagranti erwischt wird, muss er ihr nachlaufen und rufen: "Es ist nicht so, wie du denkst!" Alternativ auch: "Ich werde dir alles erklären!" Wenn eine Frau ihren völlig aufgelösten Freund oder ihr weinendes Kind im Arm hält, muss sie sagen: "Es ist okay..." Die im deutschen Sprachraum völlig unbekannte Methode, einen Streit mit "Sag du es mir" zu beginnen, wurde auch erst durch englischsprachige Filme bekannt: "Warum hast du das gemacht?" - "Ich weiß nicht, sag du es mir!" Wenn eine Frau ihrem (Sex)Partner eröffnet, dass sie schwanger ist, muss dieser ganz verblüfft fragen: "Wie ist denn das passiert?" Da hat wohl jemand im Biologie-Unterricht nicht aufgepasst...
12) In Familienfilmen und -serien ist die Mutter ständig am Kochen, man sieht aber nur selten jemanden essen und wenn, dann sind es nur ein paar Bissen. Der Teller wird auch oft halbvoll wieder abgeräumt. Außerdem gehört in jedes amerikanische Haus besser betuchter Familien ein Flügel, auch wenn keiner der Bewohner Klavier spielt. Orangensaft wird immer in Glaskaraffen und niemals direkt aus dem Tetrapak gereicht. Reiche Darsteller trinken immer braunen, hochprozentigen Alkohol, den sie aus dicken Flaschen mit gläsernem Stöpsel in dickwandige Gläser, sogenannte Tumbler, gießen. Vervollständigt wird das oft durch einen gut sitzenden Anzug oder eine kleidsame Hausjacke, richtig stilecht auch noch durch eine fette Zigarre. Wenn eine wichtige Meldung im Fernsehen kommt, genügt es, das Gerät einzuschalten, um die erwartete Information zu bekommen. Sitzt die Person bereits vor dem eingeschalteten Fernseher, kommt die Meldung immer genau in dem Augenblick, in dem sie sich auf den Bildschirm konzentriert. Als kleines Kind habe ich auch nie verstanden, wie man so viele Kanäle haben kann, bis ich irgendwann einmal kapiert habe, dass es nicht überall nur die beiden ORF-Programme gibt.
13) In amerikanischen Filmen mit Vater-Sohn-Konflikt ist es außerdem obligatorisch, dass es immer eine Szene geben muss, in der Vater und Sohn im Garten einen Baseball hin- und herschießen, oder sie werfen ein paar Körbe in der Garageneinfahrt des Einfamilienhauses. Ein gestörtes Eltern-Kind-Verhältnis nimmt häufig dadurch seinen Anfang, dass Vater, Mutter oder gar beide Eltern die Schultheateraufführung oder auch einen wichtigen Sportwettkampf ihres Kindes verpassen.
Okay, das war eine weitere Liste äußerst wichtiger Filmklischees. Diesmal habe ich es sogar geschafft, mich bezüglich technischer Logikfehler ein wenig schlau zu machen. Ob und wann ich eine sechste Liste mache, kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall werden wir aber noch weiterhin unseren Spaß haben!
vousvoyez
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