Sonntag, 13. Januar 2019

Man soll nicht immer jammern, was alles nicht möglich ist, sondern ausloten, was möglich ist

(c) vousvoyez
Ja, so ist es. Ein neues Jahr hat begonnen, und ich bin auch wieder ein Jahr älter geworden. Und das heißt, vor uns liegen ein Haufen Möglichkeiten. Da wir Österreicher sind, raunzen wir natürlich gerne, aber wir sollten darüber nicht vergessen, dass ein Stück weit auch jeder selbst seines Glückes Schmied ist. Sicherlich sind nicht nur die Österreicher Weltmeister im Raunzen - da gibt es viele andere auch. Und wer sich der eigenen Verantwortung nicht stellen will, wälzt sie eben auf andere ab - und glaubt an die Verschwörung der Eliten.

Jaja, ich weiß, ich beiße mich mal wieder an den Schwurbels fest. Heute möchte ich mich aber nur auf ein Thema beschränken - nämlich die tollen Geschichten, die es um Hitler und die Nazis gibt. Dazu passt ganz gut, dass ich mir kürzlich den - nach wie vor eindrucksvollen - Film Schindlers Liste angesehen habe. Ganz allgemein habe ich mich seit meiner Gymnasienzeit mit dem Thema Holocaust eigentlich schon zur Genüge auseinandergesetzt - aber anscheinend ist das ja heutzutage bereits wieder notwendig, zumal die politische Stimmung ganz allgemein wieder heißer wird und die Zeitzeugen von damals nach und nach aussterben. Es gibt ja auch wieder einige Schwurbelgeschichten zur Weltverschwörung des Judentums. Ob ich mich damit nochmal explizit auseinandersetzen werde, weiß ich nicht. Heute jedenfalls nicht.

Natürlich wissen wir alle über das Ende von Nazi-Deutschland und den Freitod Hitlers Bescheid - das haben wir alles schon in der Schule gelernt. Aber wie so oft, gibt es auch hier Menschen, die sich mit der offiziellen Erklärung nicht zufriedengeben. Und um die phantastischen Geschichten unumstößlichen Wahrheiten dieser Personen soll es hier jetzt gehen.

Einer dieser Theorien liegt tatsächlich eine wahre Geschichte zugrunde - nämlich die Geschichte von Neuschwabenland. Am 17. 12. 1938 brach ein deutsches Schiff namens Schwabenland auf eine geheime Expedition zu einem unerschlossenen Landstrich in der Antarktis auf. Dieses Stück Land wurde kartographiert und unter dem Namen Neuschwabenland in Besitz genommen. Heute ist es unter dem Namen Königin-Maud-Land bekannt. Vermutlich plante man, dort eine deutsche Basis für den Walfang zu errichten, da Wal-Tran einen wichtigen Bestandteil des Sprengstoffs Nitroglycerin darstellt, aber auch für Öl, Schmierstoffe oder Margarine benötigt wurde. Da damals weite Teile des Atlantiks von den Engländern kontrolliert wurden, suchten sich die Deutschen wohl dieses entlegene Gebiet aus, um jenen Rohstoff zu gewinnen.
Zwischen Dezember 1946 und Jänner 1947 fand dann die so genannte "Operation Highjump" der USA statt, ein Einsatz der US-Navy in der Antarktis, eine Mission, die offiziell Forschungszwecken diente, zumal die antarktische Küste und Teile des Landesinneren kartographiert wurden.

Beide Missionen legten den Grundstein für die großartigsten Verschwörungstheorien alternativen Fakten. Natürlich war dieser Stützpunkt nicht für den Walfang gedacht, sondern diente natürlich dem Zweck, sich vor dem Zugriff des Feindes zu verstecken. Und die Operation Highjump diente natürlich nicht Forschungszwecken, sondern war dazu gedacht, um Hitlers Eis-Festung anzugreifen. Kurz nach Kriegsende wurden die Insassen zweier deutscher U-Boote an der argentinischen Küste festgenommen und verhört. Schon damals stellte die Presse die haarsträubende Theorie auf, diese beiden U-Boote seien Teile eines größeren Konvois, der Adolf Hitler, Eva Braun und ihre Nazi-Schergen zu einer geheimen Festung in der Antarktis bringen sollte.

Die Neuschwabenland-Verschwörungstheorie bekam neuen Zündstoff, als die USA im Rahmen der Operation Argus drei Atombomben in der südlichen Hemisphäre hochgehen ließ - für die Schwurbels ein Beweis dafür, dass der letzte Widerstand der Nazis im Ewigen Eis gebrochen werden sollte. Die Sache ist die - besagte Atombomben wurden 1760 km südwestlich von Kapstadt gezündet, mehrere tausend Kilometer von dem vermeintlichen Nazi-Stützpunkt entfernt.

Trotz dieser harten Fakten haben sich bis heute die phantastischsten Theorien über die angebliche Nazi-Festung in der Antarktis gehalten - und wie ich schon erwähnt habe, stehen "alternative Fakten" in Zeiten des World Wide Web hoch im Kurs. Man behauptet, es gäbe an den Polkappen Eingänge ins Erdinnere; auch die Theorie der Nazi-Ufos, genannt "Reichsflugscheiben", ist allgemein bekannt, und auch, dass die Nazis Kontakt mit freundlich gesinnten Außerirdischen pflegen. Jedenfalls sollen bis heute Nazis in der Antarktis leben, die planen, erneut die Welt zu erobern.

Und als sei das nicht alles schon schwurbelig genug, gibt es bis heute immer noch Leute, die glauben, dass Adolf Hitler noch am Leben sei. Nach eingehender Untersuchung seines in Moskau aufbewahrten Gebisses sowie einiger Schädelfragmente haben französische Wissenschaftler 2017 festgestellt, dass Hitler tatsächlich schon 1945 gestorben ist, und zwar durch einen Kopfschuss, aber bekanntlich hält das einen echten Schwurbler ja nicht auf - denn wer an stichhaltige Fakten glaubt, gehört bekanntlich zum Establishment, und überhaupt und sowieso wollen die uns eh nur manipulieren und so weiter. Und ebenso auch derjenige, der seinen gesunden Menschenverstand einschaltet - Hitler wurde am 20. April 1889 geboren, würde dieses Jahr also bereits seinen 130. Geburtstag feiern. Nun beträgt das höchste bislang verifizierte Alter eines Menschen nur 122 Jahre, während der aktuell älteste Mensch der Welt sich über blutjunge 116 Jahre freuen kann - was die Geschichte wohl doch ein kleines bisschen unglaubwürdig macht. Aber selbst das hält einen echten Verschwörungstheoretiker Wahrheitssuchenden natürlich nicht auf!

Nein, denn es gibt die Theorie, dass die Nazis sich nicht in der Antarktis aufhalten, sondern nach dem Krieg mit ihren Reichsflugscheiben auf den Mond geflogen seien und nun auf der der Erde abgewandten, der so genannten "dunklen" Seite des Mondes leben - und mit ihnen auch Hitler. Wobei sich natürlich die Frage stellt, was er mit annähernd 130 Jahren noch anstellen soll und vor allem, warum er in all der Zeit auf diesem öden Erdtrabanten hocken soll (und vor allem, wie er dort überleben will, denn viel mehr als ein Mensch ist er wohl trotzdem nicht). Die Geschichte der Mond-Nazis wurde kürzlich in der Science-Fiction-Komödie Iron Sky thematisiert - da mich das Genre aber ehrlich gesagt nicht besonders interessiert und der Film auch in keiner Kritik allzu gut wegkommt, werde ich mir den wohl eher sparen. Es ist halt so wie bei vielen anderen Verschwörungstheorien auch - du kannst sie weder beweisen noch widerlegen, was ja zumindest für die Schwurbels ja auch äußerst praktisch ist, denn sonst müsste man ja zugeben, dass man unrecht hat.

Natürlich sind nicht alle diese Geschichten nur lustig. Bedenklich finde ich die Theorie, dass Hitler lediglich als Sündenbock missbraucht worden sei, um die Deutschen klein halten zu können. Ich habe hierzu ein Interview mit dem US-Historiker Hoggan aus dem Jahr 1964 gefunden. Dieser behauptete, dass Hitler in Wirklichkeit gar nichts für den Zweiten Weltkrieg gekonnt hätte, sondern dass im Gegenteil die anderen Nationen sich gegen Deutschland verschworen hätten. Er versucht zwar im Laufe des Interviews, zu revidieren, dass er Hitler als freundlichen Pazifisten darstellen wolle, aber wie soll man das denn sonst verstehen, und außerdem entlarvt er sich im Laufe des Interviews auch mehrmals selbst. Ich habe den Text mal unten angehängt, da kann sich jeder selbst ein Urteil bilden. Nicht alles, was im "Spiegel" steht, ist schlecht - besonders, wenn es um ältere Beiträge geht.
Am schlimmsten aber finde ich die Holocaust-Leugner, die den gezielten Völkermord an sechs Millionen Juden sowie einer unbekannten Zahl an Roma zu einer Lüge erklären und parallel dazu auch noch häufig Hasspropaganda gegen die Opfer und deren Nachfahren betreiben. In allen deutschsprachigen Ländern ist die Holocaust-Leugnung eine strafbare Handlung.

Heutzutage hat der allergrößte Teil der Leute, die Hitler als supernetten Kerl darstellen und den Holocaust leugnet, diese Zeit natürlich überhaupt nicht erlebt. Viele sympathisieren mit der Idee des Nationalsozialismus und/oder verfolgen ähnliche Ziele, was nur durch Antisemitismus und extremen Nationalismus zu erklären ist. Es gibt aber auch andere - der neueste Streich der Aluhutträger und Freunde rechter Parolen ist es, den Nationalsozialismus für "links" zu erklären, weil darin das Wort "Sozialismus" stecke und so das doch relativ paradoxe Wort "Linksfaschismus" zu prägen. Denen kann ich nur sagen:

1. Nein, es ist nicht alles gut, was die Linke macht bzw. gemacht hat und das behauptet auch nicht jeder, der gegen rechts ist

2. Ein hervorstechendes Ziel der Nationalsozialisten war es, die so genannte deutsche "Herrenrasse" zu etablieren und über alle anderen ethnischen Gruppen zu stellen. Parallel dazu sollten alle anderen unterdrückt oder gar ausgerottet werden. Ein hervorstechendes Ziel der Linken ist die soziale Gleichheit ohne Ansehung der Person bezüglich ihrer ethnischen oder geographischen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts oder ihres religiösen Glaubens. Man kann und darf die Linke durchaus kritisieren, aber doch bitte mit Fakten und nicht, indem man einfach Tatsachen verdreht!

3. Und nun zu mir: Nein, ich bin nicht rechts. Das dürfte wohl jedem klar sein. Ich bin nicht rechts, weil ich die Ideologien dieser politischen Richtung nicht vertreten kann und will. Und nein, ich bin auch nicht links, auch wenn meine Ansichten ziemlich links klingen. Ich bin nicht links, weil die Linke unter dem Deckmantel der Toleranz mitunter auch eindeutige Menschenrechtsverletzungen durch andere ethnische Gruppen einfach so unter den Teppich kehrt. Und nein, solange Frauen in Ländern wie dem Iran oder Pakistan bestraft werden, wenn sie sich nicht verhüllen, bin ich nicht bereit, das Kopftuch als "Symbol des Feminismus" zu akzeptieren! Und nein, ich bin auch nicht Mitte - denn die politische Mitte rückt immer mehr nach rechts, und zudem bin ich auch nicht bereit, mich von einer Ideologie, egal in welche Richtung, vereinnahmen zu lassen. Ich will meine Meinung nicht abhängig machen von irgendwelchen Parteien oder Ideologien, nur um dazugehören zu dürfen - ich will denken und sagen dürfen, was ich will, und solange man das hierzulande noch darf, werde ich das auch tun.

So, ich hoffe, ihr könnt meinen Standpunkt ein Stück weit nachvollziehen. Da ich jetzt technisch wieder besser ausgerüstet bin und auch einige Themen bereitliegen habe, werden wir uns jetzt wohl auch öfter sehen.

vousvoyez

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