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Wie viele von euch wissen, lebe ich in der Steiermark - und hier spielt auch eines der frühesten literarischen Werke über einen Vampir, nämlich die Novelle Carmilla des irischen Schriftstellers Joseph Sheridan Le Fanu aus dem Jahre 1872. Die Geschichte hatte auch einen prägenden Einfluss auf Bram Stokers berühmten Roman Dracula - dieser sollte nämlich ursprünglich auch in der Steiermark spielen, ehe Stoker sich für Transsylvanien als Schauplatz entschied. Le Fanus Entscheidung, die Handlung von Carmilla in der Steiermark anzusiedeln, kam daher, dass er ein halbes Jahr hier verbrachte und die Bevölkerung als rückständig, dumpf und abergläubisch empfand. Während seine Figur Carmilla gerne als Symbol der sexuell selbstbestimmten Frau (und Lesbe) gesehen wird - und somit als Vorreiterin. Was meine eigene Stadt betrifft, so fallen mir spontan vor allem zwei gruselige Orte ein: die Blutgasse, durch die einst die Verurteilten zur Hinrichtung geführt wurden, die aber meistens abgesperrt ist - es handelt sich hierbei übrigens um eine sogenannte "Reiche", eine sehr enge Gasse, die angelegt wurde, damit das Regenwasser ungehindert abfließen konnte -, und die Bassgeige, ein Kellerverlies im Glockenturm auf dem Schloßberg (ja, den schreibt man auch heute noch so), das angeblich als Gefängnis diente, in Wirklichkeit aber als Gemüselager diente.
Ich habe euch ja bereits von der Legende der Blutgräfin erzählt - die ungarische Gräfin Erszébet Báthory, die unter anderem auf Burg Lockenhaus im Burgenland lebte, die das Blut jungfräulicher Mädchen getrunken und darin gebadet haben soll, um sich ihre ewige Jugend zu bewahren. Möglicherweise hat auch ihre Geschichte Bram Stoker inspiriert, obwohl das umstritten ist. Burg Lockenhaus soll übrigens ursprünglich eine Templerburg gewesen sein, auch wenn es Historiker gibt, die dies bestreiten - so gibt es dort die Bluthalle, so genannt, weil hier einst die Tempelritter überwältigt und niedergemetzelt wurden, nachdem es den Truppen des ungarischen Königs Karls I. durch den Verrat eines Knechts gelang, in die Burg einzudringen. Dem Burgvogt gelang es, zusammen mit seinen verbliebenen Leuten zu fliehen, wurde aber von den feindlichen Truppen verfolgt und samt seiner Getreuen auf einer Wiese, die heute noch Totenwiese heißt, niedergemetzelt. Angeblich sollen in der Bluthalle immer noch die Blutspuren der gefallenen Ritter zu sehen sein - ich kann es allerdings nicht beurteilen, denn als ich dort war, war ich erst fünf Jahre alt, und Fotos habe ich keine gefunden. Auch die Geister der gefallenen Ritter sollen hier immer noch spuken.
Eine weitere Burg aus dem Burgenland, um die sich allerlei Legenden ranken, ist die höchstgelegene des Bundeslandes über dem Tauchental, nämlich Burg Bernstein, die etwa zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert errichtet wurde. Diese märchenhaft wirkende Anlage inmitten eines romantischen Gartens befand sich während der ersten Jahrtausendwende am Knotenpunkt zwischen Österreich, Ungarn und Böhmen und war daher häufig Gegenstand von Machtkämpfen, außerdem wechselte sie häufig den Besitzer. Seit 1892 gehört sie der Familie Almásy, inzwischen fungiert das Gebäude als Hotel mit Restaurant, und das, obwohl hier Gespenster ihr Unwesen treiben sollen. Eines von ihnen soll der Geist des Ahnherrn Palatin Johann II. Ivan von Güssing sein, zu Lebzeiten der "Rote Ritter" genannt, ein gefürchteter Raubritter aus dem 13. Jahrhundert, der Kirchen plünderte und sogar Angehörige des Klerus niedermetzelte; er fiel in einem Kampf auf der Burg und soll seither dort als Geist herumgehen. Bekannt ist diese Erscheinung auch als der "Rote Ivan" oder einfach nur "Schlosshansl" - eine hagere, rothaarige Gestalt mit einem bösen Lachen, gekleidet in ein rotes Wams, der sowohl in als auch außerhalb der Burg gesehen wurde - so sagt man. Häufig soll er sich an den Betten von Kindern zeigen, manchmal macht er sich jedoch auch nur durch lautes Poltern, schwere Schritte und das Scheppern seiner Rüstung bemerkbar. Vielleicht sollte ihm mal jemand Schmieröl besorgen.
Eine weitaus bekanntere Geistererscheinung in Burg Bernstein ist die Weiße Frau, die seit dem 16. Jahrhundert erscheinen soll. Weiße Frauen sind in unseren Breiten ja recht weit verbreitet - außer in Burgen und Schlössern sind sie häufig an Straßenrändern zu finden. Dass weibliche Adelige zu Weißen Frauen werden, liegt wahrscheinlich daran, dass sie früher häufig in ihren Brautkleidern beerdigt wurden - oder in weißen Totenkleidern, die Brautkleidern sehr ähnlich sahen. Bei der Weißen Frau von Bernstein soll es sich um Catharina Frescobaldi handeln, die italienischen Ehefrau des früheren Burgherrn Lorenz Újlaki - auch wenn in Wirklichkeit keiner weiß, woher sie kommt. Der Sage nach zog Újlaki in den Krieg gegen die Türken und ließ die Gattin in der Obhut seines Knappen zurück. Nachdem er lange Zeit nicht zurückkehrte, hielt Catharina ihn für tot, ließ sich mit dem Knappen ein - und wurde von ihrem Ehemann mit ihm in flagranti im Bett erwischt. Dieser erstach den Nebenbuhler und mauerte die Untreue im schwarzen Turm ein - andere behaupten auch, er habe sie erstochen oder in den Brunnen geworfen. Jahre später war er der erste, dem Catharina Frescobaldi als Weiße Frau erschien; der Schreck brachte ihn um. Seitdem gibt es zahlreiche Berichte über ihre Erscheinung - die meisten um die Jahrhundertwende. Beschrieben wird sie als kleine, zierliche Frauengestalt mit langen, dichten Haaren und traurigem Blick, die ein wallendes weißes Gewand sowie eine párta, einen ungarischen Kopfschmuck ähnlich einem Diadem, trägt und von einem hellen Licht umgeben ist. Meine Großmutter erzählte immer, dass sie mit einer Hand eine Wunde an ihrem Hals verberge; andere wollen sogar den Griff eines Stiletts herausragen gesehen haben. Manche behaupten, sie bitte die Lebenden mit winkenden Gebärden, ihr zu folgen. Manche wollen sie vom Schlosshof aus an einem Saalfenster gesehen haben; andere behaupten, sie hätten sie über die Treppen schweben gesehen. Ihr Weg soll sie stets in die Kapelle führen, wo sie vor dem Altar niederkniet und dann verschwindet. Ihre Erscheinung häuft sich angeblich zu Kriegszeiten; so soll es aus der Zeit des Italienischen Unabhängigkeitskrieges um 1860 mehrere Berichte über ihre Erscheinung gegeben haben, die jedoch nur mündlich überliefert worden waren. Erste schriftliche Zeugnisse stammen aus der Zeit um 1899/1900; aus dem Jahr 1929 existiert eine parapsychologische Untersuchung, bei der unterschiedliche Berichte gesammelt wurden von Leuten, die die Weiße Frau gesehen haben wollen. Einer von ihnen erzählt von einem Fackelzug der Dorffeuerwehr aus dem Jahre 1912, bei dem sie der Familie des Burgherrn sowie vielen Bewohnern des Dorfes Bernstein erschienen sein soll. Manche hatten nachts auch nur Lichterscheinungen ohne Weiße Frau. Es gibt sogar ein paar alte Fotografien, die angeblich die Weiße Frau von Bernstein zeigen - eines habe ich sogar gesehen, und zwar in einem Buch, das meine Großmutter einmal aus der Universitätsbibliothek geholt hatte. Wenn ihr mich jedoch nach meiner Meinung fragt, hat jemand irgendetwas, vielleicht Seidenpapier, auf das Fotopapier gelegt, bevor er es belichtet hat, aber ich kann mich natürlich auch irren. Auf jeden Fall sind bis heute viele davon überzeugt, dass es die Weiße Frau wirklich gibt und dass sie bis heute in den alten Gemäuern zu finden ist.
Eine weitere Burg, die Gegenstand zahlreicher Sagen und Legenden ist, ist Schloss Moosham im Salzburger Lungau, und ich muss sagen, selbst wenn man nicht abergläubisch ist, hat dieses wuchtige Gemäuer, das vor der grünen Waldkulisse auf einem felsigen Hügel über dem Tal der Mur thront, durchaus etwas Einschüchterndes. Auf den Fundamenten eines römischen Kastells gebaut, wurde es im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück. Dieser Ort war der Schauplatz von zahlreichen Hexenprozessen, und insgesamt 66 Hinrichtungen wurden hier vollzogen. Kein Wunder also, dass viele davon überzeugt sind, dass hier die Geister Verstorbener umgehen sollen. Sowohl der Gerichtsraum als auch die Folterkammer sind heute noch zu besichtigen. Überliefert ist auch die Sage eines Gerichtsdieners namens Anton, genannt der "Schörgen-Toni". Dieser soll ein sehr brutaler Mensch gewesen sein, der mit Vorliebe andere quälte, dafür aber nie zur Rechenschaft gezogen wurde, so dass die Leute behaupteten, er habe seine Seele dem Teufel verkauft. Und so soll in einer stürmischen Nacht ein Wagen mit vier schwarzen Pferden nach Schloss Moosham gekommen sein, und ein Diener des Höllenfürsten holte den Schörgen-Toni heraus, der jämmerlich um sein Leben bat, und fuhr mit ihm über den sogenannten Schindergraben, einen holprigen Weg, der zwischen Wald und Wiesen Richtung Murtal führt, hinab in die Hölle. Eine andere Geschichte erzählt von zwei Brüdern, die einst auf Schloss Moosham lebten und ein liebevolles Verhältnis zueinander pflegen, bis sie sich eines Tages in dasselbe Mädchen verliebten. Von da an begannen sie sich zu hassen, noch mehr, als einer von ihnen bei einem Turnier einen goldenen Ring gewann, den das Mädchen gespendet hatte. Sie zogen in verschiedene Teile des Schlosses und waren von da an verfeindet, bis sie sich eines Tages, vom ergreifenden Lied eines Sängers, der vor das Schloss gekommen war, gerührt, wieder versöhnen wollten; als jedoch der eine Bruder den goldenen Ring an der Hand des anderen erblickte, kam der alte Hass wieder auf, und die beiden töteten einander in einem furchtbaren Schwertkampf. Noch Jahre später behaupteten Wanderer, sie hätten die beiden vor dem Schloss kämpfen sehen. Und auch im Schloss soll es zahlreiche Geistererscheinungen geben - es gibt Berichte über kalte Luftzüge, die aus Schränken kommen, über Möbelstücke, die sich von selbst bewegen und über Geisterhände, von denen man berührt werden kann. Die Besitzer selbst bestreiten diese Gerüchte, und ich konnte mich selbst auch noch nicht davon überzeugen, aber wer weiß - nur weil ich nicht an Gespenster glaube, muss ich nicht unbedingt Recht haben. *zwinker zwinker*
Aber bei uns zu Hause gibt es nicht nur Weiße Frauen - seit den 1980er Jahren soll in der Salzburger Region Pinzgau, aber auch im Pongau und im Bereich der Erzdiözese Salzburg, immer wieder eine "schwarze Frau" gesichtet worden sein. Der Legende zufolge handelt es sich dabei um den Geist einer 23jährigen Kellnerin aus St. Peitz, die vor Jahren mit ihrem Auto auf der Bundesstraße verunglückte. Sie kam mit dem Auto von der Straße ab und stürzte auf die daneben liegenden Bahngleise, wo sie von einem Zug erfasst und mehrere Meter mitgeschleift wurde. Der Gendarmerie zufolge sei die junge Frau nicht sofort gestorben, sondern hätte noch eine Zeitlang eingequetscht im Autowrack gellend um ihr Leben geschrien. Die Geschichte war damals Gesprächsthema Nummer eins in der Region. Seit damals gibt es immer wieder Berichte über eine unheimliche, schwarze Frau, die am Straßenrand umherwandelt und um Mitnahme bittet. Wer sie mitnimmt, dem offenbart sie im Auto, dass er einen Unfall gehabt hätte, wenn er nicht für sie angehalten hätte, und löst sich in Luft auf.
Der letzte Spukort, von dem ich euch heute erzählen will, liegt in Wien - genauer gesagt in Albern im 11. Wiener Gemeindebezirk. Hier liegt seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Friedhof der Namenlosen, so genannt, weil dort zwischen 1840 und 1940 Leichen aus der Donau bestattet wurden, die zu stark verwest waren, als dass man ihre Identität hätte feststellen können. Aber auch Unfallopfer und Opfer ungeklärter Kriminalfälle fanden hier ihre letzte Ruhe, ebenso wie Leute, die Suizid begangen hatten und denen die Beisetzung auf konfessionellen Friedhöfen nicht erlaubt worden war. Mit dem Bau des Alberner Hafens und den Getreidesilos wurden durch die geänderten Strömungsverhältnisse kaum noch Wasserleichen angespült - seither ist der kleine Friedhof mit seinen schlichten schmiedeeisernen Kreuzen stillgelegt, wird aber als Kulturdenkmal weitergeführt, und am ersten Sonntag nach Allerheiligen gibt es immer noch eine Gedenkfeier zu Ehren der namenlosen Toten. Aber nicht nur das - der Friedhof der Namenlosen soll einer der spukintensivsten Orte Europas sein. Immer wieder gibt es Berichte von Nebelgestalten, die Besucher hier gesehen haben wollen - sogar im Internet kursieren zahlreiche Fotos irgendwelcher Geister, an deren Echtheit ich aber, ehrlich gesagt, zweifle. Aber wie gesagt - ich bin nicht allwissend.
Ein Ort, an dem es zwar nicht spukt, der aber durchaus als gruselig bezeichnet werden kann, ist das Beinhaus im oberösterreichischen Hallstatt, das die größte Schädelsammlung Europas beherbergt. Es befindet sich an der Nordseite der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt und wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Hier werden die Gebeine ganzer Generationen vollständig aufbewahrt; insgesamt liegen 1200 Schädel in dem Karner, von dem 610 bemalt sind. Das Beinhaus entstand, da der Friedhof sehr klein ist, keine Erweiterungsmöglichkeit besteht und früher noch keine Feuerbestattungen erlaubt waren - deshalb wurden die Schädel und die Röhrenknochen nach etwa zehn bis fünfzehn Jahren wieder exhumiert; man stapelte die Knochen im Karner, reinigte die Schädel, bleichte sie in der Sonne und bemalte sie sie mit Blumenkränzen, außerdem versah man sie mit Namen, Geburts- und Sterbedaten. Ich war als Jugendliche zweimal in dem Beinhaus - es ist gruselig, aber zugleich auch spannend, sich dort aufzuhalten.
Wie ihr seht, gibt es gruselige Orte betreffend wieder einmal viel, worüber ich schreiben und recherchieren kann. Und wie häufig, so ist es mir auch diesmal nicht gelungen, alles, worüber ich berichten will, in einem einzigen Artikel abzuhandeln. Es ist also keineswegs ausgeschlossen, dass auch dieses Thema uns auch in Zukunft begleiten wird - vielleicht wage ich auch einen Blick ins Ausland, wenn ihr brav seid! *grins* Ich hoffe sehr, dass das Lesen euch ebenso viel Spaß gemacht hat wie mir, und wir lesen uns sehr bald wieder. Ein paar weiterführende Links habe ich euch unten noch aufgelistet - falls ihr euch ein Bild von den Orten machen wollt -, und oben habe ich euch noch ein Bild von einem selbst gebastelten Geist dagelassen. Bis zum nächsten Mal!
vousvoyez
https://www.diepresse.com/1550349/vor-transsylvanien-die-steirischen-wurzeln-des-vampirmythos
http://www.burgbernstein.at/Geschichte.html
https://www.schlossmoosham.at/sagen-schloss-moosham-unternberg-lungau.html
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