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Ja, die Unmöglichkeit, mit Burka in die Sauna zu gehen, ist tatsächlich ein sehr gravierendes Problem, das unbedingt angesprochen gehört. Wie ihr wahrscheinlich schon festgestellt habt, kommt diese Weisheit aus derselben Zeit wie die vorangegangene - damals wurde zusätzlich zum allgemeinen Verhüllungsverbot ja auch über Burkini-Verbot in Schwimmbädern diskutiert, das inzwischen aufgehoben werden soll. Denn wenn man nicht alles verbietet, dann werden wir in Bälde vom Islam überrollt werden, und dann müssen wir Frauen in Zukunft alle Burkas tragen und dürfen das Haus nicht mehr verlassen - so zumindest die Logik der Rechtspopulisten, die gleichzeitig gar nicht so begeistert davon sind, dass Frauen heutzutage so selbstständig und selbstbewusst sind. Diese Argumentation erinnert an die Sprüche, mit denen wir alle aufgewachsen sind und die ich insgeheim als "Kindheitsmythen" bezeichne.
Ein klassischer "Kindheitsmythos" ist die Geschichte von Weihnachtsmann und Osterhase - wobei bei uns in Österreich ja nicht der Weihnachtsmann, sondern das Christkind kommt. Das darf man ja nicht unerwähnt lassen! Hier ist die Konsequenz ganz einfach: Wenn du nicht brav bist, bringt der Osterhase bzw. das Christkind/der Weihnachtsmann keine Geschenke. Bei uns zu Hause wurde immer ein bis zwei Tage vor dem 24. Dezember das Wohnzimmer zugesperrt, und man erzählte mir, das Christkind sei dabei, alles für die Bescherung vorzubereiten. Ich dürfe bis zum großen Moment nicht durchs Schlüsselloch schauen, weil das Christkind sonst alle Geschenke und den Baum wieder mitnimmt. In Deutschland und Österreich kommt Anfang Dezember auch noch zusätzlich der Nikolaus, der im Ostalpenraum vom Krampus begleitet wird. Auch diese Kausalität ist schnell erzählt: Wenn du brav bist, bekommst du Geschenke vom Nikolaus; wenn du schlimm bist, nimmt dich der Krampus mit. Wohin er die vielen schlimmen Kinder bringt, war allerdings nie ganz klar - manche behaupteten, in die Hölle, da der Krampus vom Aussehen her oft wie der Satan dargestellt wird. Ich habe als kleines Kind tatsächlich geglaubt, der Krampus sei gleichzeitig der Teufel. Als ich klein war, kam schwarze Pädagogik allerdings langsam aus der Mode, und die Strafe fürs Schlimmsein beschränkte sich darauf, dass der Nikolaus bei seinem jährlichen Besuch aus einem großen Buch sowohl die guten Taten als auch die Verfehlungen eines Kindes vorlas. Was ich persönlich schon peinlich genug fand - aber immer noch besser, als wenn der Krampus mitgekommen wäre. Was den betraf, so beschränkte sich meine Mutter auf Drohungen - indem sie mir erklärte, wenn ich nicht brav sei, käme nicht nur der Nikolaus, sondern auch der Krampus. Passiert ist das allerdings nie - außer in der Pfadfindergruppe, aber da war ich schon fast acht und wusste, dass die beiden Krampusse in Wirklichkeit verkleidete Pfadfinderführer waren. Außerdem gibt es ja auch noch die Zahnmaus, in manchen Familien auch die Zahnfee - da geht es aber nur darum, dass man seine ausgefallenen Milchzähne gegen kleine Geschenke eintauscht.
Und es gibt Mythen, die auf bestimmte Situationen bezogen sind - manche verschwinden mit der Zeit, andere entwickeln sich neu. Wie der Krampus, so sind auch andere Gestalten, die früher durch Kinderphantasien geisterten, Produkte der schwarzen Pädagogik. Vielleicht schreibe ich zu dieser noch mal etwas - wir werden sehen. Wir kennen ja alle das alte Kinderlied vom
Bi-Ba-Butzemann aus der Volksliedsammlung
Des Knaben Wunderhorn, die im frühen 19. Jahrhundert von Achim von Arnim und Clemens Brentano herausgegeben wurde. In diesem Lied wird er allerdings als harmlose Figur dargestellt, die den Kindern Äpfel bringt - ursprünglich aber war der Butzemann ein böser Dämon, mit dem Kindern gedroht wurde, die nicht brav sein wollten, ähnlich wie der "schwarze Mann", der nicht, wie heute behauptet, dazu gedacht war, um Kindern vor Afrikanern Angst zu machen; den schwarzen Mann gab es schon im Mittelalter, als die meisten Menschen in Europa noch gar nicht wussten, dass es auch dunkelhäutige Menschen gibt. Mir war er nur von dem beliebten Kinderlied "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?", in manchen Regionen auch "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?", bekannt; ich habe mir da auch nie einen Afrikaner vorgestellt. Auch der Sandmann war ursprünglich nicht das niedliche Sandmännchen aus der deutschen Kindersendung; in E. T. A. Hoffmanns Novelle
Der Sandmann wird erzählt, dass er den Kindern Sand in die Augen streut, bis diese herausspringen, dann packt er sie in seinen Sack und fliegt damit zur Mondsichel, wo sich sein Nest befindet, und verfüttert sie an seine Kinder, die in der Erzählung scharfe, krumme Schnäbel haben. Die gruselige Sandmann-Geschichte ist in der Novelle der schauerliche Gegensatz zu der netten Kindergeschichte vom Sandmann, der den Kindern Sand in die Augen streut, damit sie einschlafen, und dessen Rückstände man sich morgens aus den Augen reibt. Die ältere Version des bösen Sandmannes wurde übrigens im frühen 19. Jahrhundert durch Hans-Christian Andersen abgemildert. In Österreich gab es außerdem noch das Pechmandl, das den Kindern mit ein wenig Zirbenpech die Augen verschließt.
Außerdem gibt es noch zahlreiche "Wenn-Dann"-Geschichten, die man uns Kindern aufgetischt hat und von denen manche die Generationen überdauert haben. Andere sind inzwischen nur noch Erinnerung - meine Mutter hat mir beispielsweise erzählt, dass man sie als Kind davor gewarnt hat, Kirschkerne zu essen, da diese im Blinddarm stecken blieben und dieser dann herausoperiert werden müssten. Der Kabarettist Lukas Resitarits erzählte einmal, er habe sich den Blinddarm immer als eine Art Sack vorgestellt, in dem sich die Kirschkerne dann sammeln würden, bis der Arzt ihn herausholte und ausleerte - dieser Mythos war also ziemlich weit verbreitet und kam auch in der Verfilmung des Erich-Kästner-Kinderromans
Pünktchen und Anton von 1953 vor. Eine weitere Drohung war: "Wenn du schielst, bleiben die Augen stecken!" Ich glaubte als Kind tatsächlich, dass Kinder, die eine Fehlstellung der Augen aufwiesen, zu viel geschielt hätten, weshalb ihre Augen steckengeblieben sind. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich heute nicht schielen kann - manche sind ja Meister im Augenverdrehen. Auch die Behauptung, vom vielen Fernsehen bekomme man viereckige Augen, habe ich geglaubt, obwohl ich nie jemanden gesehen habe, dem das passiert ist - außer, man zählt diejenigen mit, die heute Brillenträger sind, aber bekanntlich gibt es ja auch runde Brillenfassungen, und ich habe mir das auch nicht so vorgestellt. Außerdem wurde uns immer erzählt, dass man "Magenverpickung" (österreichisch für einen verklebten Magen) bekommt, wenn man den Kaugummi schluckt, was ich als Kind mit größter Freude getan habe. Was im Falle so einer "Magenverpickung" passiert, habe ich allerdings nie erfahren - ich habe mir lediglich eine Art Hohlraum im Bauch vorgestellt, dessen Wände mit Kaugummi vollgeklebt sind, ähnlich wie die Unterseite von Schulbänken.
Der Fortschritt der Zeit warf also auch schon im späten 20. Jahrhundert einige bisher nie dagewesene Probleme auf - beispielsweise sind die kulinarischen Vorlieben von Kindern nicht immer gesund. In meiner Kindheit war Coca-Cola ein sehr beliebtes Getränk, das die meisten von uns jedoch nur zu besonderen Anlässen trinken durften. Ich durfte Abends eine Zeit lang kein Cola trinken, weil meine Mutter Angst hatte, dass ich dann nicht schlafen konnte - andere erzählten mir jedoch, dass man ihnen sagte, sie bekämen schwarze Füße oder Läuse im Bauch, wenn sie zu viel Cola tränken. Ich glaube, zumindest die schwarzen Füße hätten mir Eindruck gemacht.
Kinder haben bisweilen auch ein paar unappetitliche Vorlieben - manche betreiben diese bis ins Erwachsenenalter hinein. So bohren viele von ihnen gerne in der Nase. Ich wurde ja lediglich darauf hingewiesen, ich solle das nur tun, wenn ich unbeobachtet wäre - beispielsweise auf der Toilette. Andere erzählten mir jedoch, man habe ihnen gesagt, beim Nasenbohren breche der Finger ab - bei uns hieß es nur "Wenn du im Hirn bist, schick mir eine Ansichtskarte!" Für den österreichischen Kabarettisten Josef Hader die Inspiration für einen fiktiven Ausflug ins eigene Hirn. Manchen erzählte man allerdings auch, sie zögen durch das Popeln das eigene Hirn mit raus.
Nicht jedes Kind mag Obst und Gemüse - bei mir war zumindest Gemüse nie ein Problem. Im Herbst war die Zeit, als die Äpfel reif wurden, die man dank des globalen Handels mittlerweile das ganze Jahr über bekommt; im Sommer waren Wassermelonen aus den südeuropäischen Regionen außerdem eine beliebte Erfrischungsquelle, besonders wenn man in Griechenland oder Spanien Urlaub machte. Heute werden diese Melonen ja größtenteils ohne Kerne gezüchtet - was ich persönlich ein bisschen schade finde. Bei Wassermelonen gibt es drei Fraktionen - die, die vorher die Kerne mit dem Messer rausholen; die, die die Kerne ausspucken; und die, die die Kerne mitessen. Letztere Gruppe ist eher selten, ich gehörte aber schon von klein auf dazu. Auch vom Apfel aß ich die Kerne gern - das mache ich auch heute noch. In meiner Familie war das auch nie ein Problem, aber von anderen erfuhr ich, dass man ihnen erzählte, wenn sie die Kerne von Äpfeln oder Melonen äßen, wüchse ihnen im Bauch ein Apfel- bzw. Melonenbaum. Wobei Melonen Kürbisgewächse sind und eigentlich gar nicht auf Bäumen wachsen - also wieder Fake-News! Außerdem wurden wir davor gewarnt, nach dem Genuss von Kirschen und Äpfeln Wasser zu trinken, weil man dann Bauchschmerzen bekäme - ich habe es immer getan und mir ist das nie passiert. Aber ich muss dazu sagen, dass ich immer schon einen relativ guten Magen hatte.
Ein Kinderbuch, das nachhaltigen Einfluss auf ganze Generationen von Kindern hatte, war Carlo Collodis Pinocchio aus dem späten 19. Jahrhundert, auch wenn die vielen unterschiedlichen Verfilmungen heutzutage wohl bekannter sind als das Original - die Geschichte der Holzpuppe, die lernen soll, sich den Erwachsenen gefällig zu verhalten, um am Ende ein richtiger Junge zu werden. Das wohl markanteste Motiv in diesem Buch ist, dass Pinocchios Nase immer länger wird, wenn er lügt - was viele Eltern dazu veranlasst hat, ihren Sprösslingen zu erklären, dass sie vom Lügen eine lange Nase bekämen. Mein Partner hat das mit seinem Sohn auch so gemacht. Noch heute wird "Pinocchio" gerne als Synonym für einen leicht durchschaubaren Lügner verwendet - namentlich für Politiker.
Außerdem achteten wir peinlich genau darauf, nicht unmittelbar nach dem Essen schwimmen zu gehen, weil uns die Erwachsenen davor warnten, dass wir dann zu schwer wären und das Risiko, zu ertrinken, erhöht sei. Bis heute warnen Kinderärzte davor, kürzer als eine halbe Stunde nach dem Essen mit dem Schwimmen zu warten, da es dadurch zu Kreislaufproblemen kommen könnte. Wissenschaftlich belegt ist diese Behauptung jedoch nicht. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich sie bis heute ernst nehme - man kann ja nie wissen (hihi). Übrigens war Schwimmen schon als Kind mein Lieblingssport, und ich blieb meist im Wasser, bis meine Eltern mir sagten, wenn ich nicht rauskäme, würden mir irgendwann Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen.
Wie schon öfter angemerkt, hatte ich als Kind mit dem Essen von Gemüse kein Problem - beispielsweise habe ich immer fleißig Karotten gegessen. Immerhin sei das ja gut für die Augen, wie es hieß. Trotzdem bin ich heute Brillenträgerin. So kann's gehen! Ein Klassiker der Kindheitsmythen ist außerdem die Warnung "Wenn du deinen Teller nicht leer isst, kommt morgen schlechtes Wetter!" Nun ja - heute haben wir Klimaerwärmung und dicke Kinder. Dieser Spruch kommt wohl aus der Nachkriegszeit, als man sich nicht immer darauf verlassen konnte, dass die Kinder auch satt würden - in einer Zeit in einem Land, in dem es eher zu viel als zu wenig zu essen gibt, ist das aber wohl eher kontraproduktiv, denn wer als Kind kein Sättigungsgefühl entwickelt, neigt eher zu Gewichtsproblemen.
Ein wichtiger Punkt in der Kindererziehung ist natürlich auch die sexuelle Aufklärung. In der heutigen Zeit übernimmt das bereits die Volksschule - in meiner Schulzeit begann der Sexualkunde-Unterricht erst im ersten Gymnasial- oder Hauptschuljahr, aber die meisten von uns wussten schon vorher Bescheid. Ein Klassiker der Kindheitsmythen ist natürlich die Geschichte vom Storch, der die kleinen Kinder bringt. Die kannte ich aus dem Disney-Film Dumbo, aber ich wusste schon mit etwa drei Jahren, dass Babys aus dem Bauch der Mutter herauskommen. Wie sie da reinkommen, erfuhr ich allerdings erst später. Ein beliebter Zeitvertreib in der Pubertät, teilweise sogar schon in der Kindheit, ist natürlich die Masturbation. Heute eine anerkannte Methode, die eigene Sexualität zu erkunden, war sie früher geächtet und verpönt - besonders Jungen erzählte man, Onanieren mache blind, oder davon wüchsen Haare auf den Handflächen. Besonders Letzteres entbehrt jeder Logik, wenn man bedenkt, dass nicht einmal Pelztiere Haare auf den Fußsohlen haben.
Als ich etwa im Volksschulalter war, entwickelte ich eine Vorliebe für dicke Bücher. Unter anderem erbte ich eine Sammlung deutscher Balladen. Eine dieser Balladen, die mich am meisten faszinierten, war Die wandelnde Glocke von Johann Wolfgang von Goethe. Darin geht es um ein Kind, das am Sonntag nicht in die Kirche gehen will und deshalb von einer riesigen Kirchenglocke verfolgt wird, bis es endlich tut, was man von einem artigen Kind verlangt. Besonders die Zeichnung von der Glocke, die das Kind verfolgt, machte mir Eindruck - große Glocken sind ja tatsächlich sehr eindrucksvolle Gebilde. Letztens habe ich in meiner Stadt wieder einmal den berühmten Glockenturm besichtigt - die Glocke dort ist die drittgrößte unseres Bundeslandes, und obgleich sie in meiner Wahrnehmung mittlerweile geschrumpft ist (wohl auch, weil ich gewachsen bin), muss ich bei ihrem Anblick immer noch an die wandelnde Glocke denken.
Im Gegensatz zu mir essen die meisten Kinder nicht allzu gern Spinat - wobei sich mir manchmal der Gedanke aufdrängt, das liegt eher an den Kochkünsten der Mutter als am Spinat selbst. Ich denke, ich habe schon einmal davon erzählt, dass es in der Nachkriegszeit fälschlicherweise hieß, Spinat enthalte besonders viel Eisen, weshalb so viel wie möglich in die Kinder reingequält werden müsste. Dieser Mythos entstand allerdings bereits vor dem Zweiten Weltkrieg; um den Kindern den Spinat schmackhaft zu machen, war dieser in der 1933 erstmals ausgestrahlten Zeichentrickserie Popeye ein tragendes Element. Der Popeye-Comic existierte schon seit 1919 - bei der Verfilmung wurde die außergewöhnliche Stärke des Seemannes Popeye dem Dosenspinat zugeschrieben, nach dessen Verzehr seine Muskeln stets auf das Doppelte anschwollen. Auf diese Weise gelang es, den Eltern das passende Werkzeug in die Hand zu geben - diese erzählten ihren Kindern nämlich fortan, dass das Essen von Spinat sie stark mache.
In manchen Haushalten wurde davor gewarnt, sein Essen in der Toilette zu entsorgen - angeblich würden sonst Ratten aus dem Klo kommen. In manchen deutschsprachigen Regionen wurden die Kinder außerdem dazu angehalten, bei Dunkelheit zu Hause zu sein, weil sie sonst der Nachtkrapp holen würde, ein vogelartiges Wesen, das einen dann auffressen würde. Im Burgenland gibt es allerdings auch die Geschichte des guten Nachtkrapps, eine Art Rabe, der die Kinder zudeckt und sanft in den Schlaf wiegt. Anderen wurde auch einfach erzählt, dass sie dann die Ratten beißen würden. Es gab eine Zeit, da behauptete man, dass die Kinder andernfalls von den "Zigeunern", wie die Roma und Sinti früher abwertend genannt wurden, geholt würden. Der Stiefvater meiner Mutter behauptete sein Leben lang, ihm sei das tatsächlich einmal passiert. Anderen Kindern drohte man damit, sie an die "Zigeuner" abzugeben, wenn sie nicht brav seien.
Früher wurde ein bestimmtes Verhalten außerdem bei Jungen geduldet, bei Mädchen aber nicht. Meine Mutter erzählte mir, dass man Mädchen verbot, sich auf der Straße umzudrehen. Außerdem war Mädchen das Pfeifen nicht erlaubt - von jemand anderem hörte ich, dass man sagte, wenn ein Mädchen pfeift, weinen die Engel im Himmel. Singen und Pfeifen beim Essen war wiederum für beide Geschlechter verboten - eine Deutsche hat mir erzählt, ihre Eltern haben behauptet, wer beim Essen singt, bekommt einen besoffenen Mann.
In Österreich und Deutschland werden Kinder zumeist im 6. Lebensjahr eingeschult. Ein Satz vor dem ersten Schultag ist uns wohl allen im Gedächtnis geblieben: "Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!" Vielleicht war das mit ein Grund, warum ich mich auf die Schule nicht so richtig freuen konnte. Der Komiker Michael Mittermeier schreibt in seinem Buch Die Welt für Anfänger, er hätte immer versucht, sich diesen Ernst vorzustellen. Als wir dann älter wurden und zu rauchen anfingen, wurde uns erzählt, vom Rauchen bekäme man kurze Beine - ich habe trotzdem geraucht und bin 1.73 cm groß geworden. Also wieder Fake News! Damals gab's auch den dummen Spruch "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" - der in Walter Wippersbergs Buch Konstantin wird berühmt allerdings abgewandelt wurde zu "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans immer noch".
Sehr unangenehm ist ja bekanntlich auch der Schluckauf - laut Asterix und die Normannen im europäischen Norden, wo man angeblich die Angst nicht kennt, eine schier unheilbare Krankheit. Bei uns heißt es, wenn du Schluckauf hast, denkt jemand an dich. Und wenn das Essen versalzen ist, ist der Koch verliebt.
Ich habe herausgefunden, dass viele dieser "Mythen" in praktisch allen Regionen der Welt gleich sind. Andere wiederum variieren je nach Land. In Westafrika erzählte man mir, dass man den Kindern sagte, wenn sie nicht genug äßen, seien sie zu leicht, und dann käme ein großer Vogel und nähme sie mit. Natürlich werden wir irgendwann einmal erwachsen und wissen, dass das alles gelogen ist. Häufig lacht man darüber - und manchmal wird man auch zum Atheisten. Ihr kennt bestimmt auch noch andere Mythen aus eurer Kindheit, die ich hier nicht angeführt habe. Fallen euch welche ein? Viel Spaß beim Gedankenspiel!
vousvoyez