Dienstag, 14. Dezember 2021

Wenn alle Stricke reißen, ist man zu fett für die Schaukel

© vousvoyez
Dieser Satz stammt von dem Kabarettisten und Stimmenimitator Alex Kristan, während er Frank Stronach parodierte - in diesem Zusammenhang fiel übrigens auch die Bemerkung "I can't get no desinfection", welche auf den Mangel an Schutzausrüstung zu beginn der Corona-Krise anspielte. Und dass heutzutage nicht mehr Ö3 den schnellsten Verkehrsservice hat, sondern Tinder. Eine App, die ich nie benutzt habe und wohl auch nie benutzen werde - tatsächlich habe ich keine einzige meiner Liebschaften je online kennengelernt. Denn obwohl ich durchaus Paare kenne, die sich so getroffen haben und bei denen es schon lange funktioniert, bin ich da wohl ein bisschen zu misstrauisch. Wobei ich natürlich auch nicht weiß, wie das aussähe, würde ich meinen Partner verlieren - was ich natürlich nicht hoffe.

Im letzten Artikel habe ich euch ja darauf hingewiesen, dass ich aus der Steinzeit komme - genauer gesagt aus der digitalen Steinzeit. Wobei der erste Vorläufer des Computers - die Analytical Engine - bereits aus dem 19. Jahrhundert stammt, während der des Internets, das Arpanet, bereits im Jahre 1969 erstmals angewendet wurde. Die kommerzielle Nutzung des Internets begann in den 1990er Jahren, ich persönlich kam jedoch erst im Gymnasium wirklich damit in Berührung. Und ich staune noch bis heute, wie schnell und nachhaltig sich unser Alltag dadurch verändert hat - so sehr, dass ich den Unterschied deutlich erkenne, wenn ich mich beispielsweise mit einer Person unterhalte, die nur etwa zehn Jahre jünger ist als ich. Ich vergleiche das gerne mit jener Generation, die zum ersten Mal mit dem Fernseher in Berührung kam: Wie man bei uns größtenteils das erste Mal in Bildungseinrichtungen anfing, das Internet zu nutzen, gingen in den 1950er Jahren die meisten Leute zum Nachbarn oder ins nächste Gasthaus, um sich eine ganz bestimmte Sendung im Fernsehen anzusehen. Entsprechend kann man das Gefühl, zum ersten Mal vernetzt zu sein, ebenso wenig erklären, wie uns die Jugend der 1950er Jahre begreiflich machen kann, wie es ist, wenn man zum ersten Mal vor einem Fernsehbildschirm sitzt. Und irgendwie war sie auch recht spannend, die Zeit, als sich das alles entwickelt und verändert hat. Diese Jahre waren geprägt von einer Mischung aus Nostalgie und Zukunftsoptimismus, bis der 11. September 2001 diese Naivität erstmals bröckeln ließ. Und nachdem wir ein paar Jahre lang unsere Jugend in vollen Zügen genossen hatten, mussten wir allmählich feststellen, dass die Zeiten nicht unbedingt besser werden - und dass die ältere Generation das immer noch nicht kapiert zu haben schien.

Eines der ersten digitalen Phänomene war ja dieses Baby, das zu dem Intro des 1970er-Songs Hooked on A Feeling von Blue Swede (diesen Song muss man als Tarantino-Fan einfach kennen) getanzt hat - ich sah es, wie viele andere auch, das erste Mal in der Serie Ally McBeal, wo es als Halluzination die gnadenlos tickende biologische Uhr einer Frau symbolisiert. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Testbeispiel für eine Animationssoftware, das für Werbe- und Demonstrationsvideos ausgewählt wurde und sich Ende der 1990er Jahre auf allen möglichen Websites verbreitete. Durch die Verwendung in Ally McBeal wurde es schließlich allen ein Begriff. Das war nicht lange, bevor ein simples Spiel, das eigentlich als Werbegag für die Whisky-Marke Johnny Walker gedacht war, die Bürocomputer eroberte. Ich spreche natürlich von der virtuellen Moorhuhnjagd, die damals mehr oder weniger in aller Munde war. Ursprünglich wurde es in ausgewählten Kneipen auf jeweils zwei Laptops zur Verfügung gestellt; von dort aus muss es irgendjemand es kopiert und ins Internet gestellt haben, jedenfalls verbreitete es sich im Jahr 2000 via E-Mail wie ein Lauffeuer und ist somit eines der ersten Beispiele für virales Marketing, immerhin war es ja immer noch ein Werbetool. Es hieß sogar, dass das Hühnchen mit den doofen Augen ganze Großraumbüros lahmgelegt hätte und so für Umsatzeinbußen verantwortlich sei. Grund für den Erfolg war aber wohl vor allem die simple Handhabung: Es ging in dem Spiel mehr oder weniger nur darum, so viele Moorhühner wie möglich abzuschießen. Da die Viecher eher langsam flogen, war das auch nicht allzu schwer, und im Nachhinein gesehen muss ich auch sagen, es sah wirklich lustig aus, wie sie mit ihren großen, runden Augen treudoof glotzend durch die schottischen Highlands flogen und nur darauf warteten, abgeknallt zu werden. Damals ging mir die Debatte eher auf die Nerven, und mit sechzehn Jahren waren Büros für mich noch so etwas wie ein fremder Planet. Außerdem habe ich dieses englisch-deutsch gemischte Eurodance-Trashlied Gimme Moorhuhn von Wigald Boning gehasst! Die weiteren Spiele sind gänzlich an mir vorbeigegangen, obwohl danach noch einige Sequels auf den Markt gehauen wurden. Ich erinnere mich nur an ein paar kurze, schlecht gezeichnete und kolossal unlustige Moorhuhn-Clips, die eine Zeitlang während der Werbepausen im deutschen Fernsehen gezeigt wurden.

Zur Moorhuhn-Zeit waren Handys noch weit davon entfernt, internetfähig zu sein. Eines kristallisierte sich jedoch bereits sehr schnell heraus: Sobald das Mobiltelefon zum Massenprodukt wurde, war auch der Wunsch da, sich von der Masse abzuheben. Denn wer will schon wie alle anderen sein (*zwinker*)? Mein erstes Handy, das Nokia 3210, war beispielsweise das erste mit austauschbaren Abdeckschalen, die das äußere Erscheinungsbild des Geräts individualisierten. Und natürlich mussten auch die Klingeltöne und Hintergrundbilder so unverkennbar wie möglich sein - wobei sich dadurch, dass Handys bald über Farbdisplays, Videofunktion sowie polyphone Klangdateien verfügten, ungeahnte Möglichkeiten auftaten. Und auf einmal witterte man mit den Klingeltönen das große Geschäft - was die Ära des Jamba-Sparabos einläutete (ich frage mich bis heute, was das mit Sparen zu tun haben soll). Und jener Werbespots, die bestimmt direkt aus der Hölle kamen und die über kurz oder lang auch zur Zerstörung von Musiksendern wie MTV und Viva beitrugen. Auf einmal wurde man dort ständig mit tanzenden lila Nilpferden, ekelhaft niedlichen gelben Küken, singenden Dinosauriern, Fröschen mit Penis (Penis, hihihihihi!) und diversen anderen 3D-animierten Tieren belästigt, dazu nervige Melodien sowie eine kreischige Männerstimme, die dir ins Ohr brüllt: "SCHICKE JETZT FROSCH 1 AN FÜNFMAL DIE DREI!!!" Und natürlich durften zu Weihnachten auch die beiden Tassen nicht fehlen, die sich gegenseitig beschimpften. Waren die nicht niedlich? NEIN, WAREN SIE NICHT! *heul* Ganz im Gegenteil: Diese in Dauerschleife laufenden Videos von niedlichen Kuschelhäschen, fetten Teufeln, die im Eis einbrechen und Maulwürfen, die dich lieben, obwohl du scheiße bist, machten auf Dauer aggressiv - ebenso wie sich ständig wiederholenden Ansagen: "JAMBA SUCHT DEN KLINGELTONSTAR! HEUTE AM START: SWEETY, DAS KÜKEN!" Raaaaaaaaah!

Was sich heutzutage wohl kaum noch jemand vorstellen kann: Hinter all diesen harmlosen Videos und lustigen Klingeltönen verbarg sich eine Abofalle, die am Ende des Monats die Telefonrechnung schon mal empfindlich in die Höhe treiben konnte. Noch dazu bestand die Zielgruppe durch die Präsenz der Dauerschleife-Werbespots auf den Musiksendern größtenteils aus jenen Menschen, die am leichtesten zu beeinflussen sind: Teenagern. Erschwerend kam noch hinzu, dass unter den voreingestellten Klingeltönen der Handys kaum etwas Vernünftiges zu finden war - ich habe sogar Lieder mit der Diktierfunktion aufgenommen und dann als Klingelton installiert, weil mir das, was auf den Handys zu finden war, häufig den letzten Nerv raubte. Und weil ich eben kein Teenager mehr war, der automatisch das tut, was ihm im Fernsehen gesagt wird. Aber so schnell, wie der Klingelton-Hype gekommen war, verschwand er auch wieder in der Versenkung - das Aufkommen der Handys mit USB-Kabel und schließlich der Smartphones mit direktem Internetzugang machte die teuren Abos endgültig obsolet. Aber natürlich war Jamba nicht bereit, so schnell aufzugeben - in den 2010ern stieg man auf so etwas wie Liebestest-Apps um, die allerdings kaum noch jemanden interessierten. Lustigerweise existiert die Jamba-Website immer noch - sie sieht aus, als wäre das Jahr 2005 nie zu Ende gegangen, und bietet immer noch diese Abos an! Für die anscheinend auch immer noch Leute bezahlen! Und als ob das nicht schlimm genug wäre, hat dieses unsägliche Crazy-Frog-Video mit der Beverly-Hills-Cop-Titelmelodie im Hintergrund mehr als eine Milliarde Aufrufe!

Tatsächlich war dieses komische Viech, das eigentlich gar kein Frosch ist - was man mit ein bisschen Kenntnis von Zoologie eigentlich auch selbst herausfinden könnte, denn Frösche haben keinen Penis - seinerzeit der Star der Jamba-Hölle, und das, obwohl anscheinend alle ihn leidenschaftlich gehasst haben. Und ja, auch ich kann nicht begreifen, was an diesem breitmäuligen Vieh mit seinem nervigen "Ding-ding" eigentlich so ansprechend sein soll. Jedenfalls geht die ganze Geschichte des Crazy Frog auf die Aufnahme eines sechzehnjährigen Schweden zurück, der die Geräusche seines Mopeds imitierte. Über einen seiner Freunde fand sie ihren Weg ins damals noch junge Internet, von wo aus sie für eine schwedische Fernsehsendung entdeckt und auf diversen Spaß-Websites hochgeladen wurde. Irgendwann geriet sie in Vergessenheit - bis sie 2003 von dem schwedischen Animator Erik Wernquist wiederentdeckt wurde. Dieser konstruierte für ein Bewerbungsvideo rund um das Geräusch eine Animation, welche er als "The Annoying Thing" bezeichnete - entsprechend der stimmlichen Wiedergabe des Zweitaktmotors eines Mopeds war auch das Gefährt der Figur, die er da kreierte, unsichtbar, während sie selbst Motorradhelm, Windschutzbrille und Lederjacke trägt (ihr Geschlechtsteil sollte später zensiert werden). Er bekam den Job, und nachdem er etwa ein Jahr lang bei Kaktus Film gearbeitet hatte, wurden externe Firmen auf die Animation aufmerksam - eine davon war Jamba. Diese machte die Figur, die den Namen "Crazy Frog" erhielt, zu einem ihrer populärsten Charaktere und bewarb mit ihr den Klingelton Axel F, jenes Instrumentalstück, das durch die Filmreihe Beverly Hills Cop bekannt geworden war. Ich hoffe nur, dass der arme Eddie Murphy nie davon erfahren hat. Jamba scheffelte Millionen mit diesem fürchterlichen Clip - die eigentlichen Schöpfer hinter dem nervigen Nicht-Frosch erhielten nur einen Bruchteil der Einnahmen. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, hat das Vieh auch noch Coldplay von der Spitze der Charts verdrängt! Insgesamt konnte man diesen einen Soundclip von 1997 zu sage und schreibe drei (!!!) CDs verwursten!

Die ständige Präsenz dieser fürchterlichen Animation sorgte jedoch dafür, dass die Leute sie bald zu hassen begannen - natürlich, denn kein normaler Mensch könnte über längere Zeit diese nervige Stimme hören, ohne psychische Schäden davonzutragen. Und du wirst sie auch nicht mehr los - ich werde nach Beendigung dieses Artikels einen halben Tag Barbie Girl hören müssen, um diesen fürchterlichen Eigentlich-nicht-Frosch aus dem Kopf zu bekommen. Entsprechend verkauften sich die Singles auch von Mal zu Mal schlechter, und zum Glück wurde weder aus der geplanten Serie noch aus dem Film etwas - dafür bekam der Crazy Frog ein eigenes Videospiel für PlayStation. Tragisch endete die Geschichte auch für Erik Wernquist, der bis heute sichtlich bestürzt darüber ist, dass es der Crazy Frog sein soll, den er einst der Welt als geistiges Vermächtnis hinterlassen wird. Umso seltsamer, dass dieser fürchterliche Nicht-Frosch mit seinem Axel-F-Clip im Jahre 2018 ein unverhofftes Revival erlebte - das Video klickte sich auf YouTube so gut wie sonst kaum eines, was dazu führte, dass in jüngster Zeit wieder neue Crazy-Frog-Clips produziert wurden. Wobei man sagen muss, dass viele absurd hohe View-Zahlen bestimmter YouTube-Videos wohl dadurch zustande kommen, dass manche Eltern ihre Sprösslinge gerne mal vor YouTube Kids parken - und diese nicht wissen, wie man einzelne Clips überspringt, weshalb sie oft einfach durchlaufen. Nicht die beste Idee, wenn ihr mich fragt, aber als Nicht-Mutter habe ich da nicht mitzureden. Ebenso seltsam finde ich die Wahl des Songs für den neuen Crazy-Frog-Clip, der sich stilistisch genauso nach 2000er-Clubsound anhört wie seine Vorgänger: It's Tricky von Run DMC, einer der wegweisenden Rap-Combos aus den 1980er Jahren. Mit anderen Worten - der Song passt nicht. Null. Und Run DMC haben das auch nicht verdient - deren Musik mag ich nämlich eigentlich ganz gerne.

Zur gleichen Zeit wie die Jamba-Klingeltöne eroberte auch ein weiteres Phänomen, verbunden mit einem weiteren schrecklichen Ohrwurm, das Internet: Schnappi, das kleine Krokodil. Ja, auch dieses Grauen wird von mir heute wieder gnadenlos ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt! Obwohl es sich ja eigentlich, im Gegensatz zu den fürchterlichen Abzocker-Melodien, lediglich um ein harmloses Kinderlied, gesungen von einer Neunjährigen, handelt. Genauer gesagt heißt die Sängerin Joy Gruttmann und ist die Nichte von Iris Gruttmann, Autorin, Komponistin und Musikproduzentin, die unter anderem Lieder für die beliebte Sendung mit der Maus schrieb. Joy sang in ihrem Kinderchor, und im Alter von fünf Jahren wünschte sie sich von ihrer Tante ein Lied ganz für sich alleine. Also schrieb Iris Gruttmann den von Rosita Blissenbach stammenden Text um und komponierte dazu eine Melodie. Das Lied erschien zunächst 2001 auf einer Musikkassette mit Kinderliedern, zwei Jahre später wurde es auf dem Sampler Großes und Kleines mit der Maus veröffentlicht. Von dort aus hat es 2004 wohl irgendeine Person auf eine MP3-Datei konvertiert und im Internet verbreitet - und erreichte innerhalb kürzester Zeit, ähnlich wie Crazy Frog und Moorhuhn, über diverse Foren und Tauschbörsen eine riesige Reichweite, bis es sogar im Radiosender SWR3 gespielt wurde. Es folgte eine CD, die sich massenhaft verkaufte - im Januar 2005 erreichte sie Platz 1 der deutschen Single-Charts und hielt sich da zehn Wochen. Für die Musiksender wurde es außerdem mit einem Zeichentrickvideo kombiniert - und war nicht nur im deutschsprachigen Raum erfolgreich: Unter anderem wurde das Lied ins Englische, Französische, Tschechische, Litauische und Japanische übersetzt. Bereits damals wurde befürchtet, dass der illegale Download urheberrechtlich geschützter musikalischer Werke zu Umsatzeinbußen im Tonträger-Geschäft führen könnten - bei Schnappi schien es jedoch umgekehrt zu sein. Joys zweite Single, Ein Lama aus Yokohama, lief übrigens auch einmal bei Libro in Dauerschleife, als ich gerade irgendwas gesucht habe, während ich irgendein anderes Lied von ihr frisch operiert im Krankenbett hören musste - wie ihr euch also vorstellen könnt, habe ich kein Interesse an weiteren Kostproben ihres musikalischen Talents. Aber zumindest versichert sie, dass sie keines dieser Kinder war, die von ihren Eltern gegen ihren Willen auf die Bühne gezerrt werden. Natürlich gab es von dem Lied auch zahlreiche Parodien, von denen nicht alle besonders schmeichelhaft waren - am bekanntesten ist mit Sicherheit Schri-Schra-Schrödi aus der Gerd-Show. Die Hauptschuld daran, dass das Lied irgendwann in Ungnade fiel, liegt aber sicherlich bei Jamba, die es ebenfalls für ihre Klingeltöne okkupiert haben. Und trotz allen Grolls tut es mir unheimlich leid, dass das Mädchen nach ihrem Erfolg in der Schule gemobbt wurde - anscheinend hatte sie aber genügend Rückhalt in der Familie, jedenfalls wirkt sie heute wie eine relativ gefestigte junge Frau. Von einer weiteren Karriere im Showbusiness träumt sie allerdings nicht - was wahrscheinlich ebenfalls ihr Glück ist, denn einen solchen Erfolg zu wiederholen, ist fast unmöglich.

Und jetzt will ich euch mal was verraten: Eigentlich wollte ich heute etwas Lustiges machen, weil die Themen in letzter Zeit so ernst gewesen sind. Stattdessen habe ich uns jetzt alle re-traumatisiert - es tut mir schrecklich leid! Ich fürchte, wir werden eine Selbsthilfegruppe gründen müssen, um all diese furchtbaren Erfahrungen adäquat verarbeiten zu können. Um den Schaden in Grenzen zu halten, werde ich euch aber zumindest die nervigen Lieder nicht verlinken - sondern im schlimmsten Fall nur die nicht so nervigen Originale. Und ich hoffe, dass ihr mir trotzdem treu bleibt und auch das nächste Mal wieder mit dabei seid! Bon voyage!

vousvoyez

Donnerstag, 2. Dezember 2021

Bill Gates weiß, was er tut, denn er kämpft schon seit der Entwicklung von Windows gegen Viren

© vousvoyez
Und bekanntlich ist Impfen das beste Anti-Virus-Programm - auch wenn manche es nicht glauben. Aber leider ist eine Impfung für Computer noch nicht erfunden worden, deswegen müssen wir uns mit Software herumschlagen. Und ich werde morgen bereits geboostert - und bin gespannt, ob ich nachher Superkräfte entwickle. Die schlimmste Entwicklung ist allerdings wohl nicht das so gefürchtete Omikron, sondern, dass seit Monaten eigentlich nur herumgeeiert wird - und zwar nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland. Dort sogar noch mehr - wer hätte das gedacht! Hallo, wir sind euer kleiner chaotischer kleiner Bruder! Das könnt ihr doch nicht machen!

Teilweise ist dieses Herumgeeiere wohl, wie gesagt, auch auf zu viel Rücksicht gegenüber jenen, die am lautesten schreien, zurückzuführen. Viele dieser Leute begründen ihre Verweigerungshaltung damit, dass der Impfstoff "experimentell" sei bzw. dass die derzeit stattfindenden Impfungen gegen Covid-19 ein "großes Menschenexperiment" seien - manche vergleichen gar Dr. Christian Drosten und die anderen Mediziner und Wissenschaftler, die ihnen nicht sagen, was sie hören wollen, mit Kriegsverbrechern wie Josef Mengele. Bisweilen wird auch die gesamte Pandemiesituation als großes soziales Experiment gesehen - wozu es gut sein soll, daran scheiden sich allerdings die Geister. Und keine Sorge, ich will hier nicht wieder endlos über die Schwurbels lamentieren - ich will mich nur von ihnen inspirieren lassen. Ich möchte heute nämlich tatsächlich über Experimente sprechen.

Auf die Idee kam ich, als ich kürzlich über die Geschichte von dem russischen Schlafexperiment gestolpert bin. Dieses soll in den 1940er Jahren in der Sowjetunion stattgefunden haben und von russischen Wissenschaftlern durchgeführt worden sein, welche testen wollten, was passiert, wenn man Menschen den Schlaf entzieht. Also schloss man fünf politische Gefangene, denen man hinterher die Freiheit versprochen hatte, in einen Raum ein, der über Luken und Mikrofone überwacht wurde - man stattete ihn mit allem aus, was für den täglichen Bedarf notwendig war, und leitete ein Gas hinein, das die Probanden wachhalten sollte. Die ersten Tage verliefen relativ ereignislos, die allgemeine Stimmung wurde jedoch immer pessimistischer; am fünften Tag hörten sie auf, miteinander zu reden und versuchten stattdessen, mit den Wissenschaftlern zu kommunizieren; am neunten Tag begann einer nach dem anderen, unkontrolliert zu schreien, bis die Stimmbänder rissen, bis auf zwei, die dafür Bücher auseinanderrissen, sie mit ihren Exkrementen beschmierten und damit die Luken verklebten. Die nächsten drei Tage hörte man nichts mehr von ihnen - nur der Verbrauch von Sauerstoff wies darauf hin, dass sie noch am Leben waren. Am 15. Tag des Experiments wurde der Raum entgegen der vorgesehenen Beschlüsse von den Wissenschaftlern und Militäreinheiten geöffnet, nachdem man aufgehört hatte, Gas ins Zimmer zu leiten. Der Anblick, der sich ihnen bot, sollte sie für den Rest ihres Lebens nicht mehr loslassen - vier der Probanden waren noch am Leben, sie hatten sich mit bloßen Händen Fleisch und Organe herausgerissen und sich teilweise auch selbst gegessen (die genauen Details erspare ich euch großmütig), vor allem aber wollten sie nicht, dass das Experiment abgebrochen wurde, und wehrten sich mit erstaunlicher Kraft dagegen, aus dem Raum entfernt zu werden, was einen der Soldaten und auch einem weiteren Probanden das Leben kostete. Da sie alle schwer verletzt war, brachte man sie in einen Operationsraum, wo man versuchte, sie zu betäuben, was kaum möglich war - einer von ihnen starb daran, die anderen beiden wurden letztlich ohne Betäubung operiert, aber obwohl die Prozedur mehrere Stunden dauerte, zeigte keiner von ihnen Anzeichen von Schmerz. Dies veranlasste den befehlshabenden Offizier, das Experiment fortsetzen zu wollen, woraufhin einer der Wissenschaftler ihm die Pistole entriss und ihn sowie die beiden übriggebliebenen Versuchspersonen erschoss.

Grauslich, nicht wahr? So richtig zum Fürchten - und diese Geschichte kursiert seit 2010 regelmäßig durchs Netz, immer mit dem Hinweis, dass sie tatsächlich so passiert sein soll. Nun, ich denke, ich kann euch beruhigen - es gibt keine einzige seriöse Quelle, die den Wahrheitsgehalt bestätigt, und auch ich habe dazu ausschließlich Internetseiten gefunden, die auf urbane Legenden und Creepypastas, also Internet-Gruselgeschichten, spezialisiert sind und keinerlei Anspruch auf Seriosität erheben. Natürlich wurde in den 1940er Jahren tatsächlich sehr viel an Menschen herumexperimentiert, egal ob in der Sowjetunion, den USA, Japan oder auch im nationalsozialistischen Deutschland. Und auch Schlafentzug wurde sowohl als Foltermethode als auch als Experiment angewendet. Allerdings gab es keinen bestätigten Fall, der auch nur annähernd so beschrieben wurde wie die angeführte Geschichte. Doch auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass sie frei erfunden ist, sind es andere leider nicht - etwa die grausamen medizinischen Experimente, die Josef Mengele an KZ-Häftlingen durchführte, oder auch die Erforschung von biologischen und chemischen Waffen, die die japanische Armee in den 1930er Jahren an chinesischen Kriegsgefangenen durchführte. Ich möchte euch allerdings von ein paar nicht ganz so grausamen sozialen Experimenten erzählen, die tatsächlich stattgefunden haben.

Ein Film, der in Schwurbelkreisen sehr beliebt ist, ist Die Welle von Dennis Gansel aus dem Jahre 2008. Er handelt von einem Sozialexperiment, das ein Lehrer mit seinen Schülern durchführt, um ihnen zu demonstrieren, auf  welche Weise eine autokratisches, faschistoides Gesellschaftssystem entstehen kann. Selbstverständlich sehen Verschwörungsgläubige sich in diesem Film als jene, die Widerstand geleistet hätten, während wir anderen die dummen Mitläufer gewesen wären. Wie auch immer, jedenfalls hat ein vergleichbares Experiment in den 1960er Jahren tatsächlich stattgefunden und wurde 1981 tatsächlich schon einmal unter dem Titel The Wave für das US-amerikanische Fernsehen verfilmt. Im selben Jahr schrieb Morton Rhue den gleichnamigen Roman, der vor allem in deutschsprachigen Schulen bis heute zur Pflichtlektüre gehört - auch mir ist er im Unterricht das erste Mal in die Hände gekommen, das Exemplar von damals besitze ich heute noch. Die deutsche Version finde ich prinzipiell gut - teilweise wird die Geschichte, vor allem das Ende, allerdings so sehr dramatisiert, dass nur die erstklassige Arbeit der Schauspieler ihn davor bewahrt, ins Lächerliche abzudriften.

Sowohl der amerikanische als auch der deutsche Film basieren auf dem Experiment The Third Wave des Geschichtslehrers und Basketballtrainers Ron Jones aus dem Jahre 1967. Dieser war gerade frisch von der Universität gekommen und unterrichtete an der Cubberley High School in Palo Alto, Kalifornien. Damals unterrichtete er eine zehnte Klasse und behandelte unter anderem auch den Nationalsozialismus; dabei kam die Frage auf, warum damals in der "normalen" Bevölkerung Deutschlands niemand etwas von der Judenverfolgung und den Gräueltaten in den Konzentrationslagern gewusst haben wollte - eine Frage, die Jones nicht beantworten konnte. Also beschloss er, die darauffolgende Woche für ein Experiment zu nutzen, dessen Abfolge er neun Jahre später in dem Buch No Substitute for Maness: A Teacher, His Kids and the Lessons of Real Life publizierte. Ursprünglich nahmen die drei Geschichtsklassen daran teil, die er unterrichtete, also etwa 90 Schüler; zum Ende hin wuchs die Zahl der Teilnehmer auf insgesamt 200 - das Experiment wurde "The Third Wave" ("Die dritte Welle") genannt. Er begann damit, neue Verhaltensregeln aufzustellen und mit großer Strenge durchzusetzen, verwundert, dass die Jugendlichen sie widerspruchslos akzeptierten. Dann kreierte er daraus eine Bewegung, die er "Die dritte Welle" nannte, betonte die Wichtigkeit von eiserner Disziplin und bedingungslosem Gemeinschaftssinn und teilte den Schülern verschiedene Rollen zu. Diese nahmen die neuen Strukturen positiv auf, zumal dadurch auch der harte Konkurrenzdruck untereinander abgemildert wurde; allerdings regten sich je länger das Experiment dauerte, auch immer mehr Zweifel, da die Dritte Welle zwar einerseits vormalige Außenseiter integrierte, andererseits aber auch Mobbing gegen Andersdenkende initiiert wurde. Zudem erkannte Jones, dass die Grenzen zwischen seiner gespielten Rolle als Diktator und seiner tatsächlichen Funktion als Lehrer immer mehr verschwammen. Und so berief er am fünften Tag eine Versammlung aller Mitglieder der Dritten Welle ein, in der er die Mechanismen auflöste, mit denen er sie manipuliert hatte und die Parallelen zum Verhalten der Schüler und dem der Bevölkerung Deutschlands im Dritten Reich aufzeigte.

Ein weiteres Experiment, das sich mit Folgsamkeit gegenüber Autoritäten beschäftigt, kennt sicherlich auch noch jeder von euch aus der Schulzeit - ich spreche natürlich vom Milgram-Experiment, das erstmals im Jahre 1961 in New Haven, Connecticut, durchgeführt wurde. Dieses von dem Psychologen Stanley Milgram entwickelte Projekt sollte die Bereitschaft des Durchschnittsmenschen untersuchen, auch dann noch den Anweisungen von Autoritäten zu folgen, wenn diese ihren eigenen ethischen Grundsätzen widersprachen. Vorbild war hierbei Jerome D. Franks Soda-Cracker-Experiment aus den 1930er Jahren, das die Gehorsamsbereitschaft untersuchte, indem Personen dazu gebracht wurden, unter verschiedenen Voraussetzungen zwölf ungesalzene, wenig schmackhafte Kekse zu essen. Der Ablauf ist allgemein bekannt. Versuchspersonen mussten nach Anweisung eines "Versuchsleiters" einem "Schüler" Fragen stellen und diesen bei jedem Fehler mit einem elektrischen Schlag bestrafen, wobei die Spannung jedes Mal erhöht wurde. Was die Probanden jedoch nicht wussten, war, dass sowohl die "Versuchsleiter" als auch die "Schüler" Schauspieler waren und es in Wirklichkeit gar keine Stromschläge gab - sie gingen also davon aus, dass sie den "Schülern" echte Schmerzen zufügten. Hier zeigt sich wieder, dass auch in der Schule nicht immer die Wahrheit gesagt wird: Uns hat man nämlich damals erzählt, dass alle "Lehrer" bis zum Ende mitgemacht und niemand sich widersetzt hätte. So schlimm war es dann aber doch nicht - zwar gingen erschreckend viele bis zur maximalen Spannung, aber es gab durchaus auch ein paar, die sich ab einem gewissen Level weigerten, weiter mitzumachen. Zudem wurde das Experiment nicht nur einmal durchgeführt und auch mehrfach variiert, beispielsweise wurde in einer Wiederholung im Jahre 2006 nach Geschlechtern differenziert - übrigens ohne signifikanten Unterschied. Lange Zeit wurden die Ergebnisse des Milgram-Experiments als Erklärungsmodell dafür herangezogen, warum Menschen etwa foltern oder Kriegsverbrechen begehen. Heute werden die Ergebnisse allerdings nicht mehr unbedingt als repräsentativ angesehen, da beeinflussende Faktoren häufig nicht berücksichtigt wurden. Auch war das Experiment für viele der Versuchspersonen nicht folgenlos; viele litten trotz nachfolgender psychologischer Betreuung noch Jahrzehnte später an posttraumatischen Belastungsstörungen.

Das Stanford-Prison-Experiment, das 1971 von den amerikanischen Psychologen Philip Zimbardo, Craig Haney und Curtis Banks an der Stanford University durchgeführt wurde, ist so populär, dass es mehrmals verfilmt wurde, etwa 2001 in Oliver Hirschbiegels Das Experiment, 2010 in Paul Scheurings The Experiment und 2014 in Kyle Patrick Alvarez' The Stanford Prison Experiment. Bis heute ist es Gegenstand kontroverser Diskussionen. Damals wurden mittels eines Persönlichkeitstests 24 freiwillige Stanford-Studenten aus der Mittelschicht ausgewählt, deren Ergebnisse dem Durchschnitt entsprachen. Per Münzwurf wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt - Wärter und Gefangene. Letztere mussten im Vorfeld Dokumente unterschreiben, in denen sie währen der Dauer des Experiments auf einige ihrer Grundrechte verzichteten. Einige Tage später wurden sie "festgenommen" und in Laborräume im Keller der Universität gesperrt, die für die Dauer des Experiments zu Gefängniszellen umgebaut worden waren. Sie bekamen schwere Fußketten, einen Kittel und eine eng anliegende Mütze und wurden mit Nummern versehen, die sie statt ihrer Namen zu verwenden hatten. Die Wärter wiederum wurden mit Gummiknüppeln, Uniformen und Sonnenbrillen ausgestattet - sie hatten die Befugnis, eigenständig Regeln zu bestimmen und nach ihrem Gutdünken für Ruhe und Ordnung zu sorgen, einige erzählten jedoch später, sie seien vom Studienleiter zu besonders strengem Vorgehen angehalten worden. Nun wurden die Gefangenen zu beliebigen Tag- und Nachtzeiten zu Zählappellen aufgerufen; bereits am Morgen des nächsten Tages begannen sie sich zu widersetzen, woraufhin die Wärter begannen, sie fortwährend zu demütigen. Diejenigen, die sich am wenigsten an dem Aufstand beteiligt hatten, wurden bevorzugt behandelt, wodurch die Solidarität untereinander gebrochen und weitere Revolten verhindert wurden. Bereits nach drei Tagen eskalierte die Situation; einige Gefangene erlitten emotionale Zusammenbrüche und mussten entlassen werden, und aufgrund der zunehmend sadistischen Verhaltensweisen der Wärter musste mehrmals eingeschritten werden, um Misshandlungen zu verhindern. Nach sechs Tage wurde das Experiment, das eigentlich für zwei Wochen angedacht gewesen war, abgebrochen werden. Bereits kurz nach seinem Ende geriet es in die Kritik - so wurde evaluiert, dass die Probanden sich keineswegs wie Wärter und Gefangene verhielten, sondern so, wie sie sich Wärter und Gefangene vorstellten. Auch konnte das Ergebnis nicht reproduziert werden, und darüber hinaus wurde auch Zimbargos Rolle innerhalb des Experiments ebenfalls kritisiert; eigentlich war er zur Neutralität und Objektivität verpflichtet, stattdessen beteiligte er sich als leitender Vollzugsbeamter aktiv daran.

Auch das Konformitätsexperiment des Gestaltpsychologen Solomon Asch, dessen Ergebnisse 1951 veröffentlicht wurden, untersuchte die Wirkung von Gruppenzwang auf Einzelpersonen, indem es versuchte, zu reflektieren, inwieweit diese bereit ist, aufgrund dessen offensichtlich falsche Aussagen für richtig zu erklären. Hierzu wurden eine Reihe von Personen an einen Konferenztisch gesetzt, zu denen dann eine Versuchsperson geschickt wurde, welche nicht wusste, dass die anderen eingeweiht waren. Dieser Gruppe wurde auf einer Karte eine Linie gezeigt, die Referenzlinie, und auf einer zweiten drei Vergleichslinie; Aufgabe war es, zu entscheiden, welche der Vergleichslinien gleich lang war wie die Referenzlinie. In der Kontrollgruppe sollte die richtige Einschätzung abgegeben werden, natürlich machte die Versuchsperson in dieser Gruppe auch eher selten Fehler. In der Experimentalgruppe wiederum fanden jeweils achtzehn Schätzungen statt, wobei sechs davon richtig und die restlichen falsch sein sollten. Trotz der Offensichtlichkeit der Fehlurteile passte sich die Versuchsperson bei etwa einem Drittel der Durchgänge der Mehrheit an. Das Experiment wurde mehrfach repliziert, wobei sich herausstellte, dass die erzeugte Konformität umso höher ist, je größer die Gruppe ist. wird die Konformität der Vertrauten aufgebrochen, ist die Fehlerquote der Probanden geringer, ebenso wie wenn einer der Vertrauten sich auf deren Seite stellt. Kritiker wiesen allerdings darauf hin, dass die teilnehmenden Studenten möglicherweise wenig Interesse hatten, sich in einem Konflikt um eine richtige Antwort zu bemühen.

Im vorigen Jahr wurde für den ORF ein Experiment wiederholt, das bereits in den 1970er Jahren für Aufsehen sorgte - und zwar das Blue-Eyes/Brown-Eyes"-Experiment der US-amerikanischen Lehrerin und Anti-Rassismus-Aktivistin Jane Elliot. Diese versuchte, ihren Schülern im Jahre 1970 Rassismus zu erklären, indem sie die Erlebniswelt Betroffener durch die Einteilung in zwei Gruppen simulierte - sie schrieb den Kindern mit braunen Augen positive und denen mit blauen Augen negative Eigenschaften zu, räumte den Braunäugigen Privilegien ein und ermutigte sie, nur miteinander zu spielen und die anderen zu ignorieren. Schon bald wirkte sich das Experiment auf die schulischen Leistungen aus: die der Privilegierten wurden besser, die der Benachteiligten schlechter. In der Woche darauf kehrte Elliot die Verhältnisse um, erhob die Kinder mit blauen Augen in die privilegierte und die mit braunen Augen in die benachteiligte Position. Die Berichte der Schüler wurden in einer Zeitung veröffentlicht, das Experiment erlangte dadurch Bekanntheit. Elliots Ziel war es, anderen Erfahrungen von Personen näherzubringen, die diskriminierten Minderheiten angehören, um auf diese Weise Stigmatisierungen bewusst zu machen und Menschen zu sensibilisieren - aber auch, um zu veranschaulichen, dass man Vorurteile nicht mit Nichtstun bekämpft. Sie wurde zur Aktivistin und hält heute Workshops und Vorträge in aller Welt; 2001 wurde das Experiment in dem Dokumentarfilm The Angry Eye endgültig bekannt. Der häufigste Kritikpunkt an dem Experiment ist, dass Elliot Machtmissbrauch betreibe; ich verstehe diesen Einwand jedoch nicht, da es ja genau das ist, worum es geht. Leider leben wir momentan in einer Zeit, in der sich manche Leute sofort persönlich angegriffen fühlen, wenn man über Diskriminierung von Minderheiten spricht - ein untrügliches Zeichen, dass dieses Problem noch lange nicht gelöst ist.

Nun gut, aber dafür ist die Frage gelöst, was sie sich wohl für diesen Artikel ausgedacht haben mag. Mir jedenfalls war es ein Vergnügen, mich wieder mal auf ein neues Thema zu stürzen und auch ein bisschen etwas zu lernen. Ich hoffe, es hat euch ebenso viel Spaß gemacht wie mir und freue mich schon auf das nächste Mal. Bon voyage!

vousvoyez