Dienstag, 13. März 2018

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht: Die gute, ich hab den Tennisball wieder gefunden; die schlechte, ich blutte!

(c) vousvoyez
Nein, das ist kein Schreibfehler, dieser Satz lautet genau so. Er stammt von einem Jungen, der fünf Jahre jünger ist als ich. Als ich ihn kennen lernte, waren wir noch Kinder. Mittlerweile ist er mir über den Kopf gewachsen. So wie die meisten Jungs, die ich schon von Kindesbeinen an kannte. Man spielt miteinander in der Sandkiste, man schaukelt bis zur völligen Erschöpfung, man pubertiert und hat sich nichts mehr zu sagen, man verliebt sich mehrere Male und immer ist es die große Liebe, und irgendwann ist man dann erwachsen und fragt sich, wo die Zeit hin ist. Das glatzköpfige Baby, das mich das erste Mal zur Tante machte, ist mittlerweile bald siebzehn. Viele aus meiner alten Klasse haben schon selbst Kinder. Und der Sohn meines Partners ist gerade volljährig geworden.

Ich erinnere mich gern an meine Kindheit. Auch wenn ich nicht finde, dass früher alles besser war. Die heutige Nostalgiewelle vergleiche ich gern mit der des frühen 20. Jahrhunderts, als man sich die Monarchie zurückwünschte. Verständlich, dass die Jugend in den fünfziger und sechziger Jahren nach neuen Wegen suchte - sie hatte ja nichts, woran sie sich orientieren konnte, außer der Heimatfilm-Nostalgie der Erwachsenen. Das wird irgendwann auch fad. Heute hingegen ist das Leben viel unsicherer, wir haben den Optimismus der damaligen Zeit nicht mehr. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum sich viele dorthin zurückwünschen. Aus der Ferne gesehen ist alles schön. Vieles vergisst man wohl auch mit der Zeit.

Auch ich erwische mich beizeiten dabei, wie ich einer Zeit nachtrauere, die inzwischen vorbei ist. Und dabei vieles außer Acht lasse, was damals nicht so schön war. Wenn ich darüber nachdenke, war meine beste Zeit wohl die zwischen 17 und 21. Und selbst damals war nicht alles eitel Wonne.
Aber ich bin froh, dass ich eine schöne Kindheit hatte, und dass ich so viele alte Lieder kennen gelernt habe, die sich alle großartig umtexten lassen. Hier eine Auswahl (mit Variationen):

Schlaf, Kindlein, schlaf,
dein Vater ist ein Schaf,
die Mutter ist ein Trampeltier,
was kannst du armes Kind dafür?
Schlaf, Kindlein, schlaf.

Alle meine Entchen
schwimmen im Klosett,
wenn man dann die Spülung drückt,
sind sie alle weg.

Alle meine Entchen
schwimmen im Spinat,
rutschen übers Spiegelei,
landen im Salat.

Leise rieselt die Vier
auf das Zeugnispapier,
hört nur wie lieblich es schallt
wenn Vaters Ohrfeige knallt.

Leise rieselt der Schnee,
Albert sitzt am WC,
hört nur wie lieblich er flucht
weil er das Klopapier sucht.

O Gaslatern, o Gaslatern,
wie haben dich die Hunde gern.
Sie heben hoch das rechte Bein
und flößen dir Petrolum ein.
O Gaslatern, o Gaslatern,
wie haben dich die Hunde gern.

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
mir geht beim Oasch die Haut net zamm.
Ich schieb sie hin, ich schieb sie her,
die Haut beim Oasch, sie wird nicht mehr.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
mir geht beim Oasch die Haut net zamm.

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
der Opa sitzt im Kofferraum.
Die Oma klescht den Deckel zu,
der Opa schreit: "Du blöde Kuh!"
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
der Opa sitzt im Kofferraum.

O Tannenbaum, o Tannenbaum,
die Oma hängt am Gartenzaun.
Der Opa ruft die Feuerwehr,
die Oma schreit: "Ich kann nicht mehr!"
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
die Oma hängt am Gartenzaun.

Happy Birthday to you,
Marmelade im Schuh,
Coca-Cola im Pullover,
Zucchini im Bikini.

Happy Birthday to you,
Marmelade im Schuh,
Aprikosen in der Hosen
und ein Arschtritt dazu.

Hoch soll er leben,
an der Decke kleben,
runterfallen, Popschi knallen,
ja, so ist das Leben!

Frère Jacques, halt die Klappe,
dormez-vous, blöde Kuh,
sonnez les matines, alte Waschmaschine,
ding dang dong, Luftballon.

Hänschen klein ging allein
in den Wiener Sportverein,
schießt ein Tor übers Ohr
bis der Tormann nackert war.

Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling.
Macht mir auf das Fenster, draußen sind Gespenster,
drinnen sind Soldaten, schießen mit Tomaten!
Kling, Glöckchen, klingelingeling,
kling, Glöckchen, kling.

Von den blauen Bergen kommen wir,
und der Lehrer ist genauso blöd wie wir!
Mit der Brille auf der Nase sieht er aus wie ein Osterhase,
von den blauen Bergen kommen wir!

Und falls mich jetzt jemand für kindisch hält: Nur zu! Auch unser inneres Kind braucht ab und zu mal Zeit. Also verliert bloß euren Humor nicht!

vousvoyez

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen